Der Praxistest für digitale Anwendungen
Bei der Befragung geht es um Erfahrungen und Erwartungen, um Potenziale und Hemmnisse der Praxen an die Digitalisierung. Mit diesem PraxisBarometer fragt die Kassenärztliche Bundesvereinigung bereits zum fünften Mal den Stand der Digitalisierung in den Praxen ab. Dazu werden die Vertragsärzte und -psychotherapeuten vom IGES Institut angeschrieben, das die Erhebung seit 2018 im Auftrag der KBV jährlich umsetzt und wissenschaftlich begleitet. Dabei sollen sich die Ärzte und Psychotherapeuten auch dazu äußern, wie bereits vorhandene digitale Anwendungen im Praxisalltag funktionieren.
Erkenntnisse sind essentiell für Forderungen an Politik und Industrie
Die Befragungsergebnisse sollen die KBV dabei unterstützen, die Digitalisierung im Sinne der niedergelassenen Ärzte zu gestalten. KBV-Vorstandsmitglied Dr. Thomas Kriedel appellierte deshalb an die angeschriebenen Ärzte und Psychotherapeuten, sich auch an der Befragung zu beteiligen. „Die Erkenntnisse helfen dabei, digitale Anwendungen weiterzuentwickeln. Auch für die Forderungen an die Politik und an die Industrie sind sie essenziell“, betonte er und fügte hinzu: „Digitale Angebote müssen auf die Bedürfnisse der Praxen zugeschnitten sein.“
Fragebogen bis zum 2. Oktober ausfüllen
Die vom IGES Institut angeschriebenen Praxen können den Fragebogen bis zum 2. Oktober online ausfüllen. Wenn gewünscht, kann die angeschriebene Praxis den Fragebogen auch in Papierform anfordern und beantworten. Die Ergebnisse werden voraussichtlich Anfang 2023 anonymisiert veröffentlicht. Aber: Teilnehmer der Befragung können auf Wunsch ihre Kontaktdaten hinterlassen, um im Anschluss an vertiefenden Fokusgruppeninterviews teilzunehmen. Ärzte und Psychotherapeuten, die jetzt nicht angeschrieben wurden, erhalten voraussichtlich ab Anfang Oktober in der zweiten Runde ebenfalls die Möglichkeit, online an der Befragung teilzunehmen.
Digitale Prozesse laufen immer noch nicht rund
An der vergangenen Umfrage beteiligten sich rund 2.800 Praxen in Deutschland. Das Ergebnis: Zwar zeigten sich die niedergelassenen Ärzte und Psychotherapeuten der Digitalisierung offen gegenüber, dennoch zeigten sie sich zunehmend enttäuscht angesichts unreifer und wenig praxistauglicher Anwendungen. Dr. Thomas Kriedel, Mitglied des Vorstands der KBV, sagte bei der damaligen Vorstellung zur Haltung der Ärzteschaft zur Digitalisierung: „Voraussetzung für die Akzeptanz ist aber, dass neue Anwendungen den Praxisalltag erleichtern und die Patientenversorgung verbessern. Der Nutzen ist entscheidend.“
Dieser Nutzen sei aber im vergangenen Jahr immer seltener erkennbar gewesen. Nabil Khayat, Founder mediorbis, geht bei der jetzt angelaufen Umfrage davon aus, dass sich die Einstellung zur Digitalisierung im Gesundheitswesen nicht grundsätzlich geändert haben wird: „Es läuft in Summe immer noch nicht rund genug, wenn wir einen Blick auf digitale Prozesse in den deutschen Praxen werfen. Beispiele sind das Konnektoren-Chaos oder die Schwierigkeiten mit dem E-Rezept. Das kostet Vertrauen und bremst die Motivation der Ärztinnen und Ärzte. Das wird sich wohl auch im PraxisBarometer 2022 spiegeln.“
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