Female doctor working on computer at desk

KBV: Gravierende Fehlerquote bei der digitalen Praxis

Marc Dannenbaum
25.01.2022

Das PraxisBarometer Digitalisierung 2021 der Kassenärztlichen Bundesvereinigung liegt frisch auf dem Tisch. Zusammenfassend lässt sich sagen: Es gibt zunehmenden Frust in den Praxen wegen unreifer und wenig praxistauglicher Anwendungen.

Desillusionierung in den Praxen

Einerseits sind laut PraxisBarometer vor allem die jungen Ärzte offen gegenüber digitalen Anwendungen. Ganze 94 Prozent der Unter-50-Jährigen sind mittlerweile an die Telematikinfrastruktur angeschlossen. Dann folgt auf der anderen Seite gleich das große Aber: Im Vergleich zum Vorjahr berichten immer mehr niedergelassene Ärzten von der Fehleranfälligkeit der Telematikinfrastruktur. Die Hälfte der befragten Praxen hat mindestens einmal pro Woche mit Fehlern zu kämpfen. Der Anteil der Praxen, die sich täglich mit Störungen rumplagen, hat sich mit 18 Prozent sogar verdoppelt.

Es wundert also nicht, dass fast zwei Drittel der Befragten diese Fehleranfälligkeit als kräftige Bremse für die Digitalisierung im Gesundheitswesen sehen. Dazu kommt für 65 Prozent auch ein ungünstiges Kosten-Nutzen-Verhältnis der digitalen Anwendungen. Und: Etwas mehr als die Hälfte der Praxen kritisiert die fehlende Nutzerfreundlichkeit – im Vergleich zu 2020 ganze 14 Prozent mehr.

Die „Ausfälle und technische Mängel sorgen nicht nur für Frust und Mehraufwand, sie setzen auch die generelle Akzeptanz der Digitalisierung aufs Spiel“, kommentiert KBV-Vorstandsmitglied Thomas Kriedel die Zahlen und ergänzt: „Ich hoffe, dass sich Politik, gematik und Industrie darüber im Klaren sind.“

Deutliche Kritik von der KBV

Entsprechend bewertet auch Stephan Hofmeister, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der KBV die zusammengetragenen Daten: „Die Ergebnisse des Praxisbarometers Digitalisierung lassen sich mit einem Wort zusammenfassen: Ernüchterung. Das ist besonders deshalb tragisch, weil der Großteil der Ärzteschaft der Digitalisierung gegenüber eigentlich positiv eingestellt ist und sich durch sie Vorteile für die Versorgung erhofft“. Sein Kollege Thomas Kriedel stößt auch hier ins gleiche Horn: „Voraussetzung für die Akzeptanz ist aber, dass neue Anwendungen den Praxisalltag erleichtern und die Patientenversorgung verbessern. Der Nutzen ist entscheidend“. Seiner Ansicht nach sei dieser Nutzen im letzten Jahr aber immer seltener erkennbar gewesen.

Kurswechsel erforderlich 

Um den Frust in den Praxen abzubauen, fordern die KBV-Vertreter einen Kurswechsel der neuen Bundesregierung und die Umsetzung des im Koalitionsvertrag versprochenen Ausbaus der Digitalisierung, bei der der praktische Nutzen im Vordergrund steht. Was dazu außerdem nötig ist, beschreibt Kriedel so: „Grundlage dafür wird sein, die neuen Anwendungen ausgiebig und mit genügend Vorlauf zu testen.“

Paradebeispiel Videosprechstunde

Immerhin finden die Vertreter der Kassenärztlichen Bundesvereinigung auch positive Entwicklungen wie die Videosprechstunde. Sie habe deutlich gemacht, dass die Digitalisierung mit klarem Nutzen auch schnell Anwendung im Versorgungsalltag finden kann. Allerdings folgt auch hier vom KBV-Vize Hofmeister die Einschränkung auf dem Fuß: „Die Videosprechstunde hat während der Pandemie geholfen, Kontakte zu reduzieren und trotzdem die Versorgung aufrechtzuerhalten. Entsprechend stark wurde sie auch angeboten und nachgefragt. Sie ist aber nicht der berühmte Gamechanger, der alles ändert. Dazu ist ihr Einsatzgebiet zu begrenzt. Der persönliche Arzt-Patienten-Kontakt ist und bleibt der Goldstandard.“

Eine Einschätzung, die Nabil Khayat, Founder mediorbis, teilt: „Die Videosprechstunde ist gerade in diesen pandemischen Zeiten ein Segen für alle Risikopatienten. Deshalb sollte keine Praxis ohne ein entsprechendes Angebot sein. Und: Sie lässt sich mit dem richtigen Sachverstand schnell, einfach und sicher einrichten – das gilt auch aus Sicht des Datenschutzes.“ Sich zu den Chancen und zum praktischen Einsatz einen schnellen Überblick zu verschaffen, sei Dank zahlreichen Ratgebern wie dem „Praxisratgeber Videosprechstunde – was müssen Ärzte wissen?“ mittlerweile sehr einfach, so Nabil Khayat.

Zum Hintergrund …

Die Daten zum PraxisBarometer Digitalisierung 2021 wurden im Auftrag der KBV vom IGES Institut online erhoben. Dazu wurden 2.836 Ärzte und Psychotherapeuten befragt. Das PraxisBarometer gilt damit als die umfassendste repräsentative Befragung von Ärzten und Psychotherapeuten zum Stand der Digitalisierung in den deutschen Arztpraxen. Der Kurzbericht zum PraxisBarometer Digitalisierung lässt sich kostenfrei laden.

Bild 1: ©iStock / Nomad, Bild 2: ©iStock / SolStock

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