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Negative Studien bleiben oft im Giftschrank

Mira Ross-Büttgen
03.08.2021

Sehr viele medizinische Studien werden der Öffentlichkeit vorenthalten – mit teils gravierenden Folgen für die Patienten. Der Grund hat mit dem Markt der Aufmerksamkeit zu tun, dessen Gesetze die Wissenschaft oft sehr träge werden lassen. Zum Nachteil von uns allen.

Über negative Ergebnisse wird ungern gesprochen

Im Wesen einer wissenschaftlichen Studie liegt die Aufgabe, die Ergebnisse der Öffentlichkeit mitzuteilen. Viele Menschen gehen deswegen davon aus, dass alle Studien generell mit uns allen geteilt werden. Dem ist aber nicht so. Der Grund dafür liegt in den Regeln der Ökonomie der Aufmerksamkeit begründet: Fachzeitschriften, aber auch sonstigen Medien, berichten vor allem über Studien mit positiven Ergebnissen. Also z. B. wenn ein Medikament gefunden wurde, dass gegen ein menschliches Leiden weiterhilft. Studien mit negativem Ausgang bekommen dagegen wenig Aufmerksamkeit. Die Motivation, die Studienergebnisse zu veröffentlichen, ist also bei vielen Wissenschaftlern schon während der Studie eher gering, wenn sie merken, dass das Ergebnis negativ sein wird.

Viele Patienten sind auf dieses Wissen angewiesen

Was auf den ersten Blick zumindest aus Sicht der Wissenschaftler nachvollziehbar erscheint, hat in der Praxis für viele Menschen drastische Konsequenzen. So können unheilbar erkrankte Menschen ihre Hoffnung auf noch nicht veröffentlichte Studien setzen. Dabei wissen diese nicht, dass die Ergebnisse bereits eine negative Wirksamkeit belegt haben. Und selbst durch direktes Nachfragen ist es mehr als nur schwierig, irgendwie an diese wertvollen Ergebnisse zu kommen.

Eine weitere Problematik ist, dass andere Forschungsteams aus dem gleichen Fachbereich gleiche oder sehr ähnliche Studien durchführen. Leider ohne zu wissen, dass bereits zu dem Forschungsgegenstand aussagekräftige Daten vorliegen. Hierdurch entstehen vermeidbare Kosten, die an anderer Stelle in der Forschung fehlen.

Die EU bemüht sich um mehr Transparenz

Die Zurückhaltung bei der Veröffentlichung von Studiendaten ist kein deutsches Problem. Das Problem ist in ganz Europa, aber auch in Amerika anzutreffen. Großbritannien gilt in Europa als Musterschüler, der sich um eine konsequente Veröffentlichung bemüht. Europaweit versucht man mit einem EU-Studienregister den öffentlichen Zugang zu erleichtern. Das soll zur Transparenz beitragen und die Entwicklung geeigneter Therapien beschleunigen. Doch auch hier werden negative Studienergebnisse zurückgehalten.

Fast alle klinischen Studien der Universität Leipzig sind bereits in einer EU-Datenbank erfasst.

Universität Leipzig mit positivem Beispiel

Dass es aber auch sehr gute Ansätze gibt, zeigt die Universität Leipzig. So hat diese bereits 92 Prozent ihrer klinischen Studien in einer EU-Datenbank erfasst. Durch die gezielte Auseinandersetzung mit der angesprochenen Problematik verändert sich das Bewusstsein in der Forschungsumgebung allmählich. Weiterhin unterstützt eine bald gültige EU-Verordnung zu klinischen Prüfungen mit Arzneimitteln diesen Trend.

Denn dann soll die Übermittlung in ein dafür eigens kreiertes EU-Portal für alle EU-Staaten verpflichtend sein. Bis das Defizit aufgearbeitet ist und eine zeitnahe Veröffentlichung stattfindet, bedarf es Geduld bei der Recherche nach geeigneten Ergebnissen. Eine Aufgabe, die uns so schnell wie möglich die Wissenschaft abnehmen sollte.

Bild 1: ©iStock / Antonio_Diaz; Bild 2: ©iStock / TommL

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