Was sind Ärzteversicherungen?

Ärzteversicherungen lassen sich unterteilen in obligate und optionale Versicherungen. Die Berufshaftpflichtversicherung für Ärzte beispielsweise ist von der Ärztekammer vorgeschrieben und damit Pflicht für jeden Arzt. Praxisversicherungen schützen speziell niedergelassene Ärzte.

Nach einer Praxisübernahme oder bei Praxisgründung ergibt sich für Ärzte schnell die Frage nach den passenden Ärzteversicherungen. Die Ärzteberater Sebastian Hütter und Mario Ammer erklären Ihnen,

  • welche Ärzteversicherungen es gibt und
  • was sie beinhalten.

Erfahren Sie alles über die verschiedenen Leistungen und die Höhe der Prämien.

Ist es sinnvoll, die Ärzteversicherungen vom Vorgänger zu übernehmen?

Die meisten Ärzteversicherungen sollten eher nicht vom Vorgänger übernommen werden.
Die meisten Ärzteversicherungen sollten eher nicht vom Vorgänger übernommen werden.

Für einen jungen Arzt ist es durchaus sinnvoll, medizinische Geräte von seinem Vorgänger zu übernehmen. Vorausgesetzt, diese sind auf dem neusten Stand der Technik und weisen keine Verschleißerscheinungen auf. Oftmals lässt sich so eine Menge Geld sparen.

Davon, bei der Praxisübernahme auch die Versicherungen vom Vorgänger zu übernehmen, rät Ärzteberater Sebastian Hütter allerdings ab. Eine Versicherungsübernahme sei vor allem deshalb nicht wirtschaftlich, da Praxen i. d. R. aus Altersgründen abgegeben werden und die Versicherungsverträge somit schon sehr alt sind. Sebastian Hütter sagt:

„Nur, weil der Vorgänger die Ärzteversicherung hatte, ist sie nicht unbedingt gut. Zum Teil handelt es sich um jahrzehntealte Versicherungen, die überhaupt nicht mehr zeitgemäß sind. Gerade in alten Versicherungen fehlen viele Leistungen, die heute selbstverständlich sind. Eine Cyberversicherung, die heute essenziell ist, um sich vor Datendiebstahl zu schützen, ist zum Beispiel bei einer zwanzig Jahre alten Versicherung nicht enthalten.“

Welche Ärzteversicherungen sind am wichtigsten?

Erstellen Sie Ihre persönliche Rangliste für die wichtigsten Versicherungen.

Die eigene Praxis ist Ihr Arbeitsplatz und Ihre Existenzgrundlage, in die Sie sehr viel Herzblut investiert haben. Nun gilt es diese Errungenschaft effektiv zu schützen. Jeder Versicherer lockt mit unterschiedlichen Policen und den vermeintlich günstigsten Prämien. In diesem Dschungel den Überblick zu behalten, ist gar nicht so einfach. Trotzdem ist es wichtig, dass Ärzte Versicherung ernst nehmen und sich frühzeitig darum kümmern, um Risiken vorzubeugen.

Damit Sie herausfinden, welche Versicherungen Sie brauchen, haben wir die Experten Mario Ammer und Sebastian Hütter um Rat gebeten. Sie haben uns neun Versicherungen für Ärzte genannt, die Sie bei Praxisgründung oder Praxisübernahme brauchen – die wichtigste Versicherung zu Anfang, absteigend bis zu Versicherungen, die lediglich ratsam sind.

  1. Berufshaftpflicht (inkl. Cyberversicherung)
  2. Inventarversicherung (inkl. Betriebsunterbrechungsversicherung)
  3. Elektronikversicherung
  4. Rechtsschutzversicherung
  5. Praxisausfallversicherung
  6. Krankentagegeldversicherung
  7. Berufsunfähigkeitsversicherung
  8. Todesfallabsicherung
  9. Absicherung Altersvorsorge / Rentenversicherung

Welche Krankenversicherung für Ärzte?

Privat oder gesetzlich: Die Frage welche Kankenversicherung für Ärzte.

Nicht Teil der vorangegangenen Liste ist die Krankenversicherung für Ärzte, die natürlich ein absolutes Muss ist. Die Entscheidung, wo und wie man sich krankenversichern lässt, wird aber häufig schon während der Facharztausbildung getroffen und nicht erst bei Praxisübernahme.

Die häufigste Frage, die sich Ärzte diesbezüglich stellen, ist meist: Weshalb ist eine private Krankenversicherung für Ärzte oft kostengünstig? Die Antwort ist ähnlich wie bei vielen anderen Berufen, die eine bestimmte Einkommensgrenze überschreiten: Die gesetzlichen Krankenkassenbeiträge bemessen sich prozentual am Einkommen, private werden pauschal berechnet.

Gerade junge Ärzte ohne Vorerkrankungen, die gerade die Einkommensgrenze überschreiten, können sich so kostengünstige Tarife sichern, die gleichzeitig mehr Leistungen umfassen, als die gesetzliche Krankenkasse.

Was ist eine Berufshaftpflicht für Ärzte?

Die Berufshaftpflicht ist die absolut wichtigste Ärzteversicherung.
Die Berufshaftpflicht ist die absolut wichtigste Ärzteversicherung.

Ohne Berufshaftpflichtversicherung läuft im Arztberuf gar nichts! Denn wer Verantwortung für die Gesundheit und Heilung von Menschen übernimmt, der ist gleichzeitig auch großen Risiken ausgesetzt. Die Berufshaftpflicht schützt Sie z. B. vor den finanziellen Folgen eines Behandlungsfehlers. Für deutsche Ärzte ist eine Berufshaftpflichtversicherung daher obligatorisch. 

„Ohne Berufshaftpflicht darf man gar nicht praktizieren. Sie ist gesetzlich vorgeschrieben, bei den Ärztekammern muss man außerdem einen Versicherungsnachweis vorlegen“, erklärt Ärzteberater Sebastian Hütter. Er fügt hinzu: „Was viele übrigens nicht wissen: Ärzte können bis zu dreißig Jahre lang haftbar gemacht werden für ihre Fehler!“ Das macht nochmal deutlich, dass das Thema Haftpflichtversicherung Ärzte ernsthaft beschäftigen und nicht einfach die erstbeste Berufshaftpflicht-Versicherung gewählt werden sollte.

Sie möchten herausfinden, ob Sie die am besten für Sie geeignete Berufshaftpflicht-Versicherung haben? Die mediorbis-Experten vom Team Unternehmensberatung für Ärzte unterstützen Sie gerne: Jetzt Kontakt aufnehmen!

Was darf eine Arzthaftpflichtversicherung kosten?

Die Kosten der Arzthaftpflichtversicherung richten sich nach Fachrichtung und individuellem Risiko.
Die Kosten der Arzthaftpflichtversicherung richten sich nach Fachrichtung und individuellem Risiko.

Die Höhe der Prämie einer Ärztehaftpflichtversicherung ist von der jeweiligen Fachrichtung abhängig und wird durch Risikofragebögen individuell geprüft. Deswegen kann man hier nur schwer Pauschalen nennen, was eine Berufshaftpflichtversicherung kosten kann. „Gerade bei Chirurgen gibt es große Unterschiede. Je nachdem, wie oft bestimmte Eingriffe stattfinden und wie risikobehaftet diese sind, verändert sich die Prämie“, erläutert Ärzteberater Mario Ammer.

„Bei einem Allgemeinmediziner ist die Prämie deutlich günstiger und liegt in einer Größenordnung von 400 Euro im Jahr. Am anderen Ende des Spektrums liegt ein Gynäkologe, der Geburtshilfe anbietet. Dieser ist fast nicht versicherbar. Es gibt nur wenige Versicherer, die eine Berufshaftplicht für Gynäkologen anbieten. Die Prämie beträgt dabei 25.000 bis 30.000 Euro.“ Für einen Zahnarzt seien 600 bis 700 Euro durchschnittlich, für einen Augenarzt rund 1.500 Euro.  

Und inwieweit können Ärztehaftpflichtversicherung-Kosten abgesetzt werden? Das ist wie bei jeder anderen Berufshaftpflichtversicherung: Als Angestellter können Sie die Kosten bei den Werbungskosten, als Selbstständiger bei den Betriebsausgaben absetzen.

Wovor muss eine Berufshaftpflichtversicherung Ärzte noch schützen?

Der Schutz der Patientendaten sollte unbedingt in die Berufshaftpflichtversicherung mit eingeschlossen werden.
Der Schutz der Patientendaten sollte unbedingt in die Berufshaftpflichtversicherung mit eingeschlossen werden.

Seit einigen Jahren ist auch das Thema „digitale Daten“ immer relevanter für Ärzte mit eigener Praxis geworden und es braucht dafür eine eigene Ärzteversicherung: Die meisten hochsensiblen Patientendaten werden heute digital verwaltet – daher sollte eine gute Berufshaftpflicht auch vor Cyberschäden oder -angriffen schützen.

Ärzteberater Sebastian Hütter rät: „Dass bei Berufshaftpflicht Ärzte darauf achten, dass auch eine Cyberversicherung Bestandteil ist, ist heute extrem wichtig. Viel zu leicht kann es durch Unachtsamkeit zu Datendiebstahl kommen, etwa wenn ein Mitarbeiter eine Spam-Mail öffnet und versehentlich einen Trojaner installiert.

Wenn ein Arzt Haftpflichtversicherung hört, denkt er vermutlich erstmal nicht an solche Szenarien. Doch Arzthaftpflicht schließt Datenversicherung heute genauso ein wie Behandlungs- oder Diagnosefehler.

Was ist eine Praxisinventarversicherung?

Die Praxisinventarversicherung erstattet die gesamte kaufmännische und Technische Betriebseinrichtung im Notfall.
Die Praxisinventarversicherung erstattet die gesamte kaufmännische und technische Betriebseinrichtung im Notfall.

Die Praxisinventarversicherung sichert die Ausstattung Ihrer Praxis ab. Neben der Büroeinrichtung besitzen Sie als Arzt ggf. jede Menge medizinische Geräte. In einem Schadensfall erstattet die Praxisinventarversicherung die gesamte kaufmännische und technische Betriebseinrichtung. Als Schadensfall gelten i. d. R.:

  • Einbruch
  • Diebstahl
  • Sturm
  • Feuer
  • Leitungswasser
  • Hagel

Wie viel darf eine Praxisinventarversicherung kosten?

Die Prämie der Praxisinventarversicherung fällt bei jedem Arzt unterschiedlich aus.
Die Prämie der Praxisinventarversicherung fällt bei jedem Arzt unterschiedlich aus.

Die Prämien bei Praxisinventarversicherungen berechnen sich nach dem Wert der Praxiseinrichtung. Da jeder Arzt jedoch ein anderes Inventar benötigt, sind die Prämien sehr individuell, erklärt Ärzteberater Mario Ammer:

„Ein Allgemeinmediziner ist bei der Inventarversicherung deutlich günstiger versichert, weil er in der Regel keine allzu teuren Geräte braucht. Die Kosten der Einrichtung belaufen sich hier auf rund 100.000 Euro. Bei einem Zahnarzt liegt das Inventarvolumen schon zwischen 300.000 bis 400.000 Euro. Und ein Radiologe muss sogar mit Einrichtungskosten von zwei bis drei Millionen Euro rechnen. Der Prozentsatz, der an Versicherungsprämie anfällt, ist jedoch für alle Fachrichtungen gleich.“

Wie hoch sollte die Versicherungsumme für das Praxisinventar sein?

Ärzteversicherungen - Achten Sie bei Abschluß der Praxisinventarversicherung auf eine angemessene Versicherungssumme.
Achten Sie bei Abschluss der Praxisinventarversicherung auf eine angemessene Versicherungssumme.

Eine Praxisinventarversicherung sei analog zu einer klassischen Hausratversicherung zu sehen, erklärt Ärzteberater Sebastian Hütter: „Stellen Sie sich vor, Sie nehmen die Praxis und drehen sie einmal auf den Kopf – alles, was dabei herausfällt, ist von der Praxisinventarversicherung abgedeckt.“

Achten Sie bei Vertragsabschluss darauf, dass der Versicherungswert mit der Versicherungssumme übereinstimmt. Wenn der Inventarwert beispielsweise bei 100.000 Euro liegt und die Versicherungssumme aber nur 50.000 Euro beträgt, sind Sie unterversichert. In einem Schadensfall müssen Sie dann die restlichen 50.000 Euro aus der eigenen Tasche bezahlen.

„Zusammen mit der Praxisinventarversicherung wird immer auch eine Betriebsunterbrechungsversicherung abgeschlossen“, erklärt Sebastian Hütter.

Was ist eine Betriebsunterbrechungsversicherung?

Für die Prämie der Betribesunterbrechungsversicherung ist der Honorarumsatz entscheidend.
Für die Prämie der Betriebsunterbrechungsversicherung ist der Honorarumsatz entscheidend.

Die Betriebsunterbrechungsversicherung sichert Sie gegen Umsatzeinbußen ab, wenn Sie Ihre Praxis aufgrund von einem der oben aufgeführten Schadensfälle nicht öffnen können. „Wegen eines Leitungswasserschadens kann es vorkommen, dass Ihre Praxis einige Zeit geschlossen bleiben muss. Sie haben aber laufende Kosten durch die Miete und müssen Ihre Mitarbeiter bezahlen. Die Umsatzausfälle werden in so einem Fall von der Versicherung getragen“, erläutert Ärzteberater Sebastian Hütter.

Für die Berechnung der Prämie sei der Honorarumsatz der Praxis ausschlaggebend. Versicherungen werden i. d. R. geschlossen, bevor und kurz nachdem die Praxis in Betrieb genommen wird. Dementsprechend kann der Inhaber noch keinen oder nur wenig Umsatz vorweisen. In dieser Phase unterstellt man den Umsatz des Vorgängers und sichert diesen ab, weiß Ärzteberater Mario Ammer: „Sollte dieser so gering oder zu hoch sein, dass es nahezu ausgeschlossen ist, dass der Übernehmer diesen erwirtschaftet, dann greift man auf Erfahrungs- beziehungsweise Durchschnittswerte zurück. Nach einem Jahr werden diese überprüft und an die tatsächlichen Zahlen angepasst. Dies sollte sowieso im regelmäßigen Umfang erfolgen und gehört deswegen zur laufenden Betreuung.“

Hinzu komme, dass in den meisten Verträgen dieser Ärzteversicherung eine sogenannte Vorsorgeversicherung enthalten ist: „Das heißt, dass bis zu 20 Prozent Umsatzabweichung automatisch bis zur nächsten Hauptfälligkeit mit abgesichert sind – sprich für maximal ein Jahr.“ Dies sei aber nur wichtig bei einer zu geringen Absicherungssumme. Des Weiteren sei zu bedenken, dass die Betriebsunterbrechungsversicherung nur gegen Sachgefahren absichert. Eine Praxisausfallversicherung decke zusätzlich persönliche Risiken wie den Krankheitsfall ab, dazu weiter unten.

Was ist eine Elektronikversicherung für Ärzte?

Die Elektronikversicherung deckt auch Bedienungsfehler und Unachtsamkeit ab.
Die Elektronikversicherung deckt auch Bedienungsfehler und Unachtsamkeit ab.

Als niedergelassener Arzt haben Sie zusätzlich die Option der Elektronikversicherung. Büro-, Informations- und Kommunikationsgeräte lassen sich darin genauso absichern wie elektronische und elektrotechnische Anlagen. Die Elektronikversicherung deckt die Kosten durch plötzliche und unvorhergesehene Beschädigung oder Zerstörung. Dies umfasst:

  • Wasserschäden
  • Brandschäden
  • Bedienungsfehler
  • Unachtsamkeit
  • Vandalismus
  • Über- und Unterspannungsschäden
  • Diebstahl
  • Kurzschluss

Man könnte meinen, wer eine Praxisinventarversicherung hat, braucht nicht zusätzlich eine Elektronikversicherung – doch entscheidend sind hier die Leistungspunkte „Bedienungsfehler“ und „Unachtsamkeit“.

Warum empfiehlt sich neben der Praxisinventarversicherung auch eine Elektronikversicherung?

Elektronische Geräte in der Arztpraxis sind teils besonders kostspielig und sollten auch gegen Fehlbedienung abgesichert werden.
Elektronische Geräte in der Arztpraxis sind teils besonders kostspielig und sollten auch gegen Fehlbedienung abgesichert werden.

Sehr häufig entstehen Schäden an Behandlungsgeräten von mehreren tausend Euro durch Mitarbeiter: Fehlbedienung oder eine schusselige Handbewegung und plötzlich geht das EKG nicht mehr! Die normale Inventarversicherung greift hier nicht, nur eine Elektronikversicherung sichert das ab“, weiß Ärzteberater Sebastian Hütter. Er empfiehlt sie für alle Ärzte, die über umfangreiches elektronisches Inventar verfügen.

Ob Sie die Geräte, die Sie über die Elektronikversicherung abgesichert haben, aus der Inventarversicherung herausrechnen können, muss mit dem Versicherer individuell geklärt werden.

„Im Gegensatz zur Inventarversicherung sichert die Elektronikversicherung übrigens auch Schmorschäden ab. Deswegen ist sie auch deutlich teurer als eine Inventarversicherung“, ergänzt Sebastian Hütter.

Was ist eine Praxisausfallversicherung?

Arbeitsunfähigkeit ist ein hohes Risiko und sollte abgesichert sein.
Arbeitsunfähigkeit ist ein hohes Risiko und sollte abgesichert sein.

Nun sind also Ihre gesamten Sachrisiken abgedeckt – doch was ist, wenn die Praxis geschlossen bleiben muss, weil Sie selbst krank werden? Im Falle Ihrer Arbeitsunfähigkeit, sei es durch eine Krankheit, einen Unfall oder behördlich angeordneter Quarantänemaßnahmen (was ja gerade in den letzten Monaten hochaktuell war), sichert die Praxisausfallversicherung ab. So müssen Sie sich auch bei längerem Ausfall keine Sorgen machen, wie Sie Ihre Mitarbeiter, Mietkosten oder andere laufende Kosten bezahlen. Wichtig ist, dass die Versicherungssumme (und somit auch die Prämie) so gewählt wird, dass diese Kosten auch wirklich abgedeckt sind.

Erste Besonderheit der Praxisausfallversicherung

Ärzteversicherungen - Achtung Steuerfalle: Sind Sachrisiken und persönliche Risiken zusammengefasst, sind die Leistungen steuerpflichtig.
Achtung Steuerfalle: Sind Sachrisiken und persönliche Risiken zusammengefasst, sind die Leistungen steuerpflichtig.

Die Experten weisen allerdings auf zwei wichtige Besonderheiten bei der Praxisausfallversicherung hin. Erstens: „Wenn man die Sachrisiken und die persönlichen Risiken in einer Versicherung zusammenfasst, erreicht man in der Regel eine steuerliche Absetzbarkeit der Beiträge. Die Leistungen sind allerdings komplett steuerpflichtig. Deswegen empfehlen wir eine Betriebsunterbrechungsversicherung gegen Sachrisiken abzuschließen und das Krankheitsrisiko besser über eine Krankentagegeldversicherung abzusichern. Der Beitrag ist dabei nicht steuerlich absetzbar, dafür sind die Leistungen aber steuerfrei.“

Zweite Besonderheit der Praxisausfallversicherung

Der Kündigungsschutz spielt bei Abschluss einer Versicherung auch eine Rolle.
Der Kündigungsschutz spielt bei Abschluss einer Versicherung auch eine Rolle.

Zweitens ist es nachteilig, dass die Praxisausfallversicherung nach einem Schadensfall gekündigt werden darf. Eine Personenversicherung wie die Krankentagegeldversicherung kann im Schadensfall nicht gekündigt werden.

Ärzteversicherungen – Was ist eine Krankentagegeldversicherung für Ärzte?

Die Krankentagegeldversicherung deckt Ihre privaten und die laufenden Kosten.
Die Krankentagegeldversicherung deckt Ihre privaten und die laufenden Kosten.

Die Krankentagegeldversicherung springt ab dem ersten Krankheitstag ein und begleicht das ausgefallene Einkommen. Auch bei dieser Ärzteversicherung ist es wichtig, den Satz so zu wählen, dass tatsächlich auch das Einkommen in voller Höhe erstattet wird – gerade wenn Sie wie oben beschrieben nur eine Krankentagegeldversicherung und keine Praxisausfallversicherung abschließen.

Damit sind Sie in der Lage auch während Ihrer Krankheit nicht nur ihre privaten Kosten zu decken, sondern auch die laufenden Praxiskosten.

Aber Vorsicht: Die Krankentagegeldversicherung gilt tatsächlich nur im Falle einer Krankheit. Bei Quarantänemaßnahmen aufgrund Kontakt mit einem infektiösen Patienten greift sie nicht – dafür wäre die Praxisausfallversicherung dann geeignet.

Nach einem durchgängigen Krankheitsausfall von über sechs Wochen fällt der Versicherungsanspruch aus – dann ist es wichtig, eine Berufsunfähigkeitsversicherung zu haben. An einem konkreten Beispiel: Bei einem Skiunfall erleiden Sie einen komplizierten Handgelenkbruch und können Ihrer Tätigkeit als HNO-Arzt für acht Wochen nicht mehr nachgehen. Die ersten sechs Wochen sichert Ihnen die Krankentagegeldversicherung das Einkommen ab, die letzten zwei Wochen gelten Sie als „berufsunfähig“ und die Berufsunfähigkeitsversicherung greift – genaueres dazu, im Kapitel Arbeitsunfähigkeitsversicherung und Berufsunfähigkeitsversicherung.

Ärzteversicherungen – Was ist eine Rechtsschutzversicherung für Ärzte?

Ärzteversicherungen - Die Rechtschutzversicherung vertritt Ihre Belange.
Die Rechtschutzversicherung greift, wenn ein eigener Rechtsanspruch geltend gemacht werden soll.

Im Gegensatz zur Berufshaftpflichtversicherung, die greift, wenn ein anderer Sie für etwas haftbar macht, also sein Recht einfordert, greift die Rechtsschutzversicherung, wenn Sie selbst einen Rechtsanspruch geltend machen möchten“, erläutert Ärzteberater Sebastian Hütter. Das können Mietsachen in Bezug auf die Praxisräume sein, arbeitsrechtliche Streitigkeiten mit Mitarbeitern oder Zahlungsstreitigkeiten mit Krankenkassen oder Patienten.

Inwieweit ist beim Medizinrecht eine Rechtsschutzversicherung vonnöten?

Ärzteversicherungen - Mit einer Rechtschutzversocherung können Sie auch gegen Reputationsschäden vorgehen.
Mit einer Rechtschutzversicherung können Sie auch gegen Reputationsschäden vorgehen.

Doch auch in Bezug auf Behandlungs- und Diagnosefehler ist eine Rechtsschutzversicherung ratsam: Zwar sichert sie eine Berufshaftpflichtversicherung bereits gegen etwaige Haftkosten und Schadensansprüche ab, jedoch ist es sinnvoll, sich bereits bei der Beschuldigung durch einen Patienten einen Anwalt zu nehmen, um zu erzielen, dass ein Strafverfahren oder gar eine Verurteilung vermieden wird und Sie so jahrelange Reputationsschäden oder gar Berufsverbot verhindern. In jedem Fall macht also in Bezug auf Medizinrecht Rechtsschutzversicherung Sinn und steht daher auf unserer Empfehlungsliste für Ärzteversicherungen.

Was ist eine Berufsunfähigkeitsversicherung für Ärzte?

Ärzte sind von den Risiken für Berufsunfähigkeit besonders betroffen.
Ärzte sind von den Risiken für Berufsunfähigkeit besonders betroffen.

Berufsunfähigkeit kann jeden treffen. Gerade Ärzte sind beruflich einem höheren Risiko ausgesetzt: Zum einen durch den Kontakt mit infektiösen Patienten, zum anderen durch psychische Belastung und Stress.

Wenn Berufsunfähigkeit Ärzte trifft, bedeutet das: Sie fallen länger als sechs Wochen krankheitsbedingt aus (bis hierhin greift die Krankentagegeldversicherung) und sind weiterhin nicht fähig, Ihren Beruf auszuüben. Im Gegensatz zur Erwerbsunfähigkeit bedeutet berufsunfähig lediglich, dass Sie Ihren Beruf nicht mehr ausführen können, einen anderen aber sehr wohl.

Wählen Sie also eine Arbeitsunfähigkeitsversicherung, die nur Ihre Erwerbsfähigkeit absichert, greift die erst, wenn Sie wirklich gar nicht mehr arbeiten können. Gerade bei dauerhafter Arbeitsunfähigkeit kann das fatal sein“, warnt Ärzteberater Sebastian Hütter. Es gibt Ärzte, die mit Arbeitsunfähigkeitsversicherung Erfahrungen gemacht haben, die etwa so aussehen: Obwohl ein Chirurg unter ständigem Zittern in den Händen leidet und somit dauerhafte Arbeitsunfähigkeit besteht, verweigert die Versicherung die Zahlung und verweist darauf, dass er ja auch einen Job ausüben kann, der weniger Feinmotorik erfordert. Der Grund: Es handelte sich nur um Erwerbsunfähigkeitsabsicherung.

Wählen Sie hingegen eine Berufsunfähigkeitsversicherung, ist exakt Ihr aktueller Beruf abgesichert – d. h. in dem Beispiel: Können Sie nicht mehr als Chirurg arbeiten, zahlt Ihnen die Versicherung anteilig Ihren Arbeitsausfall.

Ärzteversicherungen – Inwieweit ist in puncto Arbeitsunfähigkeit die Versicherung ein Muss?

Die Berufsunfähigkeitsversicherung deckt Ihr Einkommen ab und ist unbedingt empfehlenswert.

Die Berufsunfähigkeitsversicherung ist mit Sicherheit nicht so ein klares Muss wie die Berufshaftpflicht, die Krankenversicherung oder die Praxisinventarversicherung. Doch sollten Sie sich bewusst sein, dass Sie als Selbstständiger mit eigener Praxis bei Berufsunfähigkeit ohne Versicherung keine Einkommensabsicherung haben – Sie müssen dann von Ihrem Ersparten leben, laufende Kosten decken oder gar Schulden abbezahlen und rutschen längerfristig im Worst Case in Hartz IV. Insofern ist die Absicherung Ihres Berufs zwar kein Muss, aber sehr empfehlenswert.

Welche Aussagekraft haben Berufsunfähigkeitsversicherung-Tests?

Leider ist die Aussagekraft von Tests aufgrund der individuellen Thematik sehr begrenzt.

Googeln Sie nach „Berufsunfähigkeitsversicherung Ärzte Vergleich“, „Arbeitsunfähigkeitsversicherung Test“ oder „Arbeitsunfähigkeitsversicherung Vergleich“ werden Sie viele Vergleichsportale, Erfahrungsberichte und Bewertungen finden. Diese sind zwar gut, um sich einen ersten Überblick zu verschaffen. Die Aussagekraft von Berufsunfähigkeitsversicherung-Test ist aber begrenzt.

Wir raten Ihnen, sich bei einem so wichtigen Thema lieber individuell und objektiv beraten zu lassen – denn welche Versicherung für Ihren konkreten Fall die beste Wahl ist, können erfahrene Ärzteberater besser beantworten als Vergleichsportale.

Sie möchten herausfinden, welche Berufsunfähigkeitsversicherung für Ärzte die besten Konditionen für Sie bietet? Die mediorbis-Experten vom Team Unternehmensberatung für Ärzte unterstützen Sie gerne: Jetzt Kontakt aufnehmen!

Was ist eine Todesfallabsicherung für Ärzte?

Eine Todesfallabsicherung schützt die Hinterbliebenen vor finantiellen Forderungen.
Eine Todesfallabsicherung schützt die Hinterbliebenen vor finanziellen Forderungen.

Eine Todesfallabsicherung sichert vor allem Ihre Hinterbliebenen ab: „Wenn Sie durch die Praxisgründung Schulden aufgenommen haben, kann eine Todesfallabsicherung verhindern, dass Ihre Erben im plötzlichen Todesfall mit einem Schuldberg zurückbleiben“, erklärt Mario Ammer. Eine Versicherung mit fallender Summe funktioniert dabei so, dass die Versicherungssumme fällt, je mehr Sie von Ihrem Kredit abbezahlt haben, und endet, sobald der Kredit vollständig abbezahlt ist.

Eine Todesfallabsicherung kann aber auch ohne Schulden von Vorteil sein, etwa wenn Sie eine Familie haben, die auf Ihr Ankommen angewiesen ist. In dem Fall handelt es sich um eine Lebensversicherung, die Ihrer Familie eine gewisse Summe nach Ihrem Ableben garantiert.

Ärzteversicherungen – Welche Rentenversicherung und Altersvorsorge benötigen Ärzte?

Wer von Anfang an an seine Altervorsorge denkt, muss sich später um die Rente keine Sorgen machen.

Das Schlusslicht in unserer Versicherungsliste stellt hier die Rentenversicherung dar, aber Achtung: Das macht sie nicht weniger relevant für Sie – ganz im Gegenteil! Dass Rentenversicherung Ärzte ernst nehmen und ihre Altersvorsorge nicht auf die lange Bank schieben, ist gerade für Selbstständige mit eigener Praxis sehr wichtig.

Wir stellen sie hier ans Ende, da sie nicht direkt mit der Praxisgründung oder Praxisübernahme korreliert und auch nur zu einem Teil durch Versicherungen abgedeckt werden kann. Sicher haben Sie bereits während Ihrer Facharztausbildung in die gesetzliche Rentenversicherung eingezahlt. Hier ist es wichtig, sich zu informieren, ob und inwiefern eine freiwillige Fortzahlung Sinn machen könnte.

Eine private Rentenversicherung für Ärzte kann eine sinnvolle Ergänzung sein. Doch neben Versicherungen besteht eine gute Altersvorsorge natürlich auch aus anderen Pfeilern, zum Beispiel der Vermögensaufbau durch Wertpapieranlage und Fondssparpläne oder die Investition in Immobilien. Wichtig ist dabei immer das individuelle Gleichgewicht aus Sicherheit und Risikobereitschaft zu finden“, rät Ärzteberater Mario Ammer.

Die deutsche Rentenversicherung bietet hier Infos zum Thema Altersvorsorge.

Die wichtigsten Ärzteversicherungen im Überblick

BerufshaftpflichtIst für jeden praktizierenden Arzt gesetzlich verpflichtend und sichert gegen Haftansprüche Dritter ab, z. B. bei Behandlungsfehlern
PraxisinventarversicherungSichert das gesamte Inventar der Praxis gegen Sachschäden z. B. durch Wasserschaden, Brand oder Diebstahl ab
Elektronikversicherungsichert teure elektronische Geräte gegen Sachschäden, z. B. durch Unachtsamkeit und Fehlbedienung ab
Praxisausfallversicherungsichert die Deckung laufender Kosten bei Praxisausfall durch eigene Krankheit, Unfall oder Quarantäne ab
Krankentagegeldversicherungsichert das eigene Einkommen bis zu 6 Wochen ab im Fall von Krankheit und Unfall
Berufsunfähigkeitsversicherungsichert das Einkommen bei Arbeitsunfähigkeit im eigenen Beruf über 6 Wochen ab
Rechtsschutzversicherungdeckt alle Rechtskosten ab, die entstehen, wenn Sie Ihr Recht gegenüber Dritten geltend machen
Todesfallabsicherungsichert Ihre Hinterbliebenen ab und verhindert das Vererben von Schulden
Altersvorsorgesichert Ihre Versorgung im Alter ab und sollte auf verschiedenen Pfeilern basieren, etwa Rentenversicherung, Wertpapiere oder Immobilien
Die wichtigsten neun Ärzteversicherungen auf einen Blick.

Weitere Infos zu Versicherungen bei Praxisübernahme gibt Mario Ammer auch auf dieser Ärzteberater-Website.


Bildquellen zum Ratgeber „2 Experten klären auf: Diese Ärzteversicherungen brauchen Sie wirklich“

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