„Bruce Willis stirbt langsam“

Zweithäufigste präsenile Demenz-Form

Frontotemporale Demenz (FTD) ist ein eigenes Krankheitsbild und nicht zu verwechseln mit der Alzheimerkrankheit. Charakteristisch für die FTD ist ein früher Krankheitsbeginn, im Schnitt schon zwischen dem 40. und 60. Lebensjahr. Einige wenige Patienten erkranken bereits im dritten Lebensjahrzehnt. Die Medizin spricht deswegen von „early onset dementias“. Neben der präsenilen Alzheimer-Demenz sind die relativ seltenen Fälle von FTD die zweithäufigste Form von Demenz bei Menschen unter 65 Jahren. Bruce Willis musste seine Filmkarriere deswegen im März 2022 beenden.

In der Medizin wird zwischen vier verschiedenen Formen von Frontotemporaler Demenz unterschieden. Wichtigste Unterformen sind Morbus Pick und die primär-progressive Aphasie. 

Neuronensterben im frontalen und seitlichen Hirnlappen

Aus weitgehend ungeklärter Ursache sterben Nervenzellen (Neuronen) im Stirn- und Schläfenbereich ab, medizinisch: frontaler und temporaler Lappen. Das ist der Bereich des Gehirns, der unter anderem Emotionen und Sozialverhalten kontrolliert. Möglich ist, dass – wie bei anderen früh beginnenden Demenzen – eine genetische Disposition oder ein Stoffwechselfehler Gründe für das Neuronensterben sind.

Die Diagnose einer Frontotemporalen Demenz gilt als schwierig. Bei fast allen Erkrankten treten als erste Symptome Persönlichkeitsveränderungen auf, die leicht mit anderen psychischen Störungen wie Depressionen, Burn-out-Syndrom, Schizophrenie oder Manie verwechselt werden können.

Schaubild zur frontotemporalen Demenz von CAT PRODUCTION
Frontotemporale Demenz: Betroffen sind Stirn- und Seitenlappen des Gehirns. Hier sterben die Neuronen.
©CAT PRODUCTION GmbH

Erhöhte Reizbarkeit und sexuelle Enthemmung

Zu den wichtigsten Frühsymptomen gehören gerade bei Morbus Pick erhöhte Reizbarkeit und Taktlosigkeit, die sich bis zu Distanzlosigkeit und sexueller Enthemmung steigern kann. Beeinträchtigungen des Gedächtnisses treten oft erst später und dann meistens nicht so ausgeprägt wie bei der Alzheimerkrankheit auf.

Das veränderte Sozialverhalten macht das Leben mit einem an Frontotemporaler Demenz erkrankten Menschen oft sehr schwer, zumal die Betroffenen in der Regel nur wenig Krankheitseinsicht zeigen können und eine Therapie deswegen äußerst schwierig ist.

Therapien sind wegen der unbekannten Ursache und den bereits manifestierten Schädigungen ohnehin schwierig und zielen meistens darauf ab, die Schwere der Verhaltensauffälligkeiten abzumildern. Mäßigen Erfolg haben Behandlungen mit Antidepressiva, die den Patienten mehr Ausgeglichenheit verschaffen sollen. Alzheimer-Medikamente, sogenannte Antidementiva, zeigen dagegen überhaupt keine Wirkung.

Lebenserwartung: im Mittel acht Jahre

Im Verlauf der Erkrankung werden die Patienten immer pflegebedürftiger. Kranke mit primär-progressiver Aphasie können völlig verstummen. Parkinson-ähnliche Bewegungsstörungen gehören oft zum späteren Krankheitsbild wie Inkontinenz.

Die Lebenserwartung mit Frontotemporaler Demenz reicht von zwei bis 16 Jahren. Im Mittel sind es acht Jahre.

Demi Moore soll ihrem Ex-Mann Willis empfohlen haben, seine alten Filme im Kreis seiner Lieben anzuschauen. Ob das hilft? Unklar. Aber beste Hollywood-Unterhaltung sind sie in jedem Fall.


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Weltweites Klinik-Ranking: Scholz-Klinikum nicht dabei

Mehr als 2.300 Kliniken im Check

Klinik der Zukunft“, unter diesem Claim investierte das Universitätsklinikum Schleswig-Holstein an seinen beiden Standorten in Kiel und Lübeck fast 1 Milliarde Euro für Neubauten und Renovierungen. Bis zur Eröffnung 2019 war das UKSH die größte Medizin-Baustelle Europas. Ins Ranking der besten 250 Kliniken weltweit hat es die „Klinik der Zukunft“ unter ihrem Vorstandsvorsitzenden Prof. Dr. Jens Scholz (in Personalunion seit 1. Juli 2021 auch Vorsitzender der Universitätsklinika Deutschland e. V.) trotzdem nicht geschafft.

Das Ranking der besten Kliniken weltweit wurde jetzt vom angesehenen US-amerikanischen Nachrichten-Magazin „Newsweek“ in Zusammenarbeit mit dem globalen Datenunternehmen Statista zum fünften Mal veröffentlicht. Bewertet wurden mehr als 2.300 Kliniken in 28 Ländern.

Neue Qualitätskriterien aus Israel und Dänemark

Prof. Dr. Jens Scholz ist Vorstandsvorsitzender des Universitätsklinikum Schleswig-Holstein (UKSH).
Prof. Dr. Jens Scholz, seit 2009 Vorstandsvorsitzender des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein (UKSH). © UKSH

Newsweek schreibt: „Ziel dieser Studie ist es, einen datengestützten Vergleich der Reputation und Leistung von Krankenhäusern in verschiedenen Ländern zu ermöglichen. Wir hoffen, dass dies für Patienten und Familien, die die beste Pflege für sich selbst und ihre Angehörigen suchen, sowie für Krankenhäuser, die sich mit anderen Krankenhäusern vergleichen wollen, von Nutzen sein wird.“

2023 wurden deswegen weitere Qualitäts-Indikatoren für Krankenhäuser wie das Israeli National Program for Quality Indicators (INPQ) und das Danish Clinical Quality Program bei dem Vergleich berücksichtigt.

Seriensieger Mayo Clinic in Rochester (USA)

Sieger, wie schon in den Vorjahren, wurde die berühmte Mayo Clinic in Rochester im Bundesstaat New York. Beste deutsche Klinik ist die Berliner Charité auf Platz 7 und damit zwei Plätze unter der Vorjahresplatzierung. Die Berliner sind auch die am besten bewertete europäische Klinik vor dem Hôpital Universitaire Pitié Salpêtrière in Paris. Zweitbestes deutsches Klinikum ist das Universitätsklinikum Heidelberg auf Platz 13 und damit im Vergleich zum Vorjahr um drei Plätze besser.

Schwacher Trotz für den gelernten Anästhesisten Scholz: In der Gesamtwertung nicht in den Top 250 gelistet zu sein, bedeutet nicht, dass in einzelnen Kliniken des UKSH keine herausragende medizinische Arbeit geleistet wird. Es hat nur in der Gesamtnote nicht gereicht.

Deutsche Kliniken im Ranking

Die Platzierungen deutscher Kliniken unter den Newsweek Top 250

7. Charité – Universitätsmedizin Berlin

13. Universitätsklinikum Heidelberg

20. Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München

31. LMU Klinikum

32. Medizinische Hochschule Hannover

43. Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf

70. Uniklinik Köln

76. Universitätsklinikum Freiburg

87. Universitätsklinikum Essen

88. Universitätsklinikum Tübingen

94. Universitätsklinikum Erlangen

100. Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden

129. Universitätsklinikum Bonn

131. Universitätsklinikum Düsseldorf

145. Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz

148. Universitätsklinikum Würzburg

167. Universitätsklinikum Ulm

172. Universitätsklinikum Münster

183. Universitätsklinikum Leipzig

197. Universitätsklinikum Frankfurt

204. Universitätsmedizin Göttingen

213. Universitätsklinikum Jena

226. Universitätsklinikum Regensburg

240. Robert-Bosch-Krankenhaus Stuttart

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Bild: © UKSH

Von Manhattan bis Ostfriesland: mediorbis produziert in sieben Sprachen

Informationsbedarf ist international

Medizin ist international. Die Bürokraft in Manhattan plagen die gleichen Rückenschmerzen wie das mittlere Management einer Großmolkerei in Ostfriesland. Deshalb haben le Frison oriental (französisch für: der Ostfriese) und das New Yorker Pendant ähnlichen Informationsbedarf über Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten der rückseitigen Beschwerden.

mediorbis erstellt und produziert multimedialen Content zu medizinischen Fragen, die das Internet stellt, und hat den Platz, in die Tiefe zu gehen, Zusammenhänge herauszuarbeiten, die helfen, den eigenen Körper besser zu verstehen und ihn bestmöglich zu unterstützen. In der mediorbis-Medizinwelt ist Platz für klassische Medizin, Naturheilverfahren und Phytopharmaka wie Medizinalcannabis.

Übergreifende, aber länderspezifische Infos

Mit der neu installierten und weiter wachsenden internationalen Medizin-Redaktion sollen der englische, französische, spanische, portugiesische, italienische und niederländische Sprachraum übergreifend und doch länderspezifisch bedient werden.

Sebastian Pötzsch: „Wir sind sehr zufrieden mit unseren Fortschritten bei der Internationalisierung. Mit unserer aktuellen Ausrichtung erreichen wir etwa ein Drittel des Sprachraums weltweit. Es ist eine elementare Grundlage auf unserem Weg zum international positionierten Gesundheitsportal.“

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Neuer mediorbis-CEO: Unternehmensberater Sebastian Pötzsch

Neu gedachte Produkte für exponentiell wachsende Teilmärkte

„Die Nachfrage nach Produkten und Services im Gesundheitssektor wird in manchen Teilbereichen exponentiell zunehmen“, sagt Sebastian Pötzsch. Der 37-jährige Münchner Unternehmensberater ist besonders optimistisch für die Bereiche Telemedizin und medizinisches Cannabis. Beste Voraussetzungen, um mit neu gedachten Produkten und Dienstleistungen, Geschäftsfelder zu betreten, die es vorher noch nicht gab.

Sebastian Pötzsch hat sich an der renommierten European Business School im Schnelldurchlauf mit Master-Abschluss die fachlichen Grundlagen für seine unternehmerischen Aktivitäten angeeignet. Die begannen 2015 mit der Gründung der Praetorius Capital GmbH, mit der Pötzsch drei Business-Sektionen bedient: Finanzierungen aller Art, Immobilien und Transaktionsberatung.

Sebastian Pötzsch, neuer Geschäftsführer der mediorbis GmbH.
Sebastian Pötzsch: Neuer Geschäftsführer der mediorbis GmbH.

Ausbau zum digitalen Verlag

Die mediorbis GmbH soll unter Führung von Sebastian Pötzsch zu einem digitalen Verlag ausgebaut werden. Geschäftszweck: „Redaktionelle Herstellung und Herausgabe von Online-Publikationen auf dem Gebiet des Gesundheitswesens; Planung, Entwicklung und Vermarktung von digitalen Anwendungen im medizinischen Bereich; Online-Nachrichten aus den Sektoren Gesundheitswesen und Forschung.“

Relevante Inhalte für gezielte Telemedizin. Weltweit.

„Wir platzieren die Telemedizin nicht nur dort, wo sich Patienten Informationen zu Symptomen und Krankheiten suchen.“, erklärt Sebastian Pötzsch und ergänzt: „Wir bilden auch das Umfeld für Ernährungs-Coaches und weitere Spezialisten, die Ihre Dienstleistung über die Videosprechstunde anbieten möchten.“ Dazu starten wir 2023 mit einem Verzeichnis für Ärzte, die Ihre telemedizinische Dienstleistung in einem relevanten Umfeld auf mediorbis einbetten möchten.

„Unsere redaktionellen Inhalte werden bereits in sieben Sprachen entwickelt und decken einen Sprachraum von ca. einem Drittel der Erdbevölkerung ab. Darunter Englisch, Französisch, Spanisch, Portugiesisch, Italienisch und Holländisch.“, setzt Sebastian Pötzsch nach.

Medizinisches Cannabis bringt starkes Wachstum

Medizinalcannabis wird mit Pinzette aus Glas gehol

„Medizinalcannabis und CBD-Produkte spielen in der Medizin eine immer größere Rolle“, sagt Sebastian Pötzsch, der Gesundheitsthemen quasi mit der Muttermilch aufgenommen hat: Beide Eltern sind Mediziner. „Trotzdem gibt es gerade vonseiten der amerikanischen Großkonzerne große Vorbehalte gegen diesen Markt. Google, Facebook, Instagram & Co. platzieren keine Werbung für Hanfprodukte. Mit mediorbis wollen wir das redaktionelle Umfeld dafür schaffen und können so Cannabis-Unternehmen direkt in eine dafür affine Zielgruppe bringen. Schon jetzt erreichen wir mit unseren medizinischen Ratgebern bei relevanten Keywords wie Dronabinol Top-Platzierungen bei Google. mediorbis ist jetzt schon die Nummer 1 auf der Informationsseite des Cannabis-Sektors.“

Apothekenfinder für bessere Sichtbarkeit bei Cannabis-Patienten

mediorbis versteht sich auch als Dienstleister für medizinische Einrichtungen. Dazu gehören auch Ärzte und Apotheker. „Mit unserem neuen Apothekenfinder bieten wir Cannabis-Apotheken die Möglichkeit, sich auffindbar und sichtbar zu machen“, sagt der mediorbis-Geschäftsführer. „Gleichzeitig haben sie die Möglichkeit, als Einkaufgemeinschaft auf der B2B-Plattform cannorbis.de gemeinsam als Käufer aufzutreten und so Mengenrabatte bei Herstellern zu bekommen, die sie als Einzelabnehmer nicht erreichen würden.“

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Preisgebundene Arzneien: Rabatt-Bons nicht zulässig

50 Cent als Treue-Dankeschön

Das System war pfiffig und gut um die Ecke gedacht – auch wenn es jetzt verboten wurde: Ein niedersächsischer Apotheker hatte an seine Kunden Bonus-Bons im Wert von 50 Cent als Treue-Dankeschön ausgegeben. Die Gutscheine konnten beim Kauf nicht preisgebundener Medikamente eingelöst werden. Dagegen wäre nichts einzuwenden. Problematisch wurde es aber, weil Kunden die Bonus-Cent auch bekamen, wenn sie verschreibungspflichtige, also preisgebundene Medikamente kauften.

2017 verbot die Apothekenkammer Niedersachsen dem Apotheker mit einer Untersagungsverfügung die Abgabe der Bons beim Verkauf rezeptpflichtiger Arzneimittel. Der Apotheker wehrte sich mit einer Klage beim Verwaltungsgericht Lüneburg und scheiterte. Der Rechtsstreit zog sich bis zu einem Urteil im Juni 2022. Mit ihm lehnte das Oberverwaltungsgericht den Antrag des Apothekers ab, eine Berufung zuzulassen.

„Die Gerichte haben die Arzneimittelpreisbindung mit ihren Urteilen gegen Versuche verteidigt, sie mit Wertbonsystemen auszuhöhlen“, urteilt Christian Wagner, Mitgründer von mediorbis, Fachanwalt für Medizinrecht und Vorsitzender der SGB V-Kommission beim Deutschen Sozialgerichtstag. „Allerdings festigen die Urteile auch einen Nachteil der Apotheken mit Sitz in Deutschland in der Konkurrenz zu Versandapotheken aus dem EU-Ausland.“

In Deutschland verboten, im EU-Ausland nicht

Der EuGH und die Arzneimittelpreisbindung: Flaggen der Europäischen Union.

Die Urteile aus dem Jahr 2017 fielen in eine Zeit, in der Versandapotheken aus dem EU-Ausland etwas durften, was deutschen Apothekern verboten war: Preisnachlässe auf verschreibungspfichtige Arzneimittel gewähren. Für deutsche Apotheken galt damals das Arzneimittelgesetz, das in Paragraph 78 die Möglichkeit einer Arzneimittelpreisbindung regelt. Für Versandapotheken, die ihren Sitz außerhalb von Deutschland im EU-Ausland haben, gelte die Arzneimittelpreisbindung aber nicht. So urteilte der Europäische Gerichtshof (EuGH) am 19. Oktober 2016 in einem vielbeachteten Urteil (Aktenzeichen: C-148/15). Die Arzneimittelpreisbindung erschwere ausländischen Versandapotheken den Zugang zum deutschen Markt und sei nicht durch Gründe des Gesundheitsschutzes gerechtfertigt, argumentierte der EuGH damals. Im preislichen Wettbewerb sah er die einzige Möglichkeit für ausländische Anbieter, mit deutschen Apotheken zu konkurrieren.

Höhe des Rabatts spielt keine Rolle

Deutsche Apotheken und Versandapotheken aus dem EU-Ausland werden ungleich behandelt. Das sahen auch die deutschen Gerichte in ihren Urteilen. Sie verneinten jedoch eine unrechtmäßige Diskriminierung und urteilten, dass die Arzneimittelpreisbildung Apotheken mit Sitz in Deutschland auch indirekte Preisnachlässe über Wertbons verbietet. Bedeutungslos ist dabei der Name der Bons. Dass sie zwischenzeitlich Wege-Bons genannt wurden, war der gescheiterte Versuch, sie als legale Belohnung für den Weg des Kunden zur Apotheke zu etablieren. Auch ihr vergleichsweise geringer Wert von 50 Cent spielte bei den Urteilen keine Rolle.

Heute einheitlicher Preis für alle

Der deutschen Politik blieb die Ungleichbehandlung von deutschen Apotheken und Apotheken aus dem EU-Ausland ein Dorn im Auge. Sie reagierte 2020 mit dem Gesetz zur Stärkung der Vor-Ort-Apotheken. Es verankerte die Arzneimittelpreisbindung mit einem Zusatz zu Paragraph 129 im Fünften Sozialgesetzbuch und etablierte verbindliche Preise erneut für alle Apotheken: auch für Versandapotheken aus dem EU-Ausland. Unklar blieb jedoch, wie die Europäische Union darauf reagiert, jedenfalls bis zum September 2021. Damals stellte sie das gegen Deutschland wegen der Arzneimittelpreisbindung laufende Vertragsverletzungsverfahren ein. Sie habe damit Jens Spahns Trick akzeptiert, die „Preisbindung für verschreibungspflichtige Arzneimittel nicht mehr im Arzneimittelrecht, sondern im Sozialrecht zu verankern“, urteilt die Deutsche Apotheker Zeitung (DAZ).

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Das ändert sich 2022

Rechnungszinsänderung

Ab 1. Januar 2022 fällt der Rechnungszins von 0,9 auf 0,2 Prozent. Einen solchen Sprung gab es das letzte Mal im Jahr 1942. Einige Versicherungs- und Finanzprodukte wie zum Beispiel die private Altersvorsorge oder die Absicherung bei Berufsunfähigkeit werden dadurch teurer.

Beitragsbemessungsgrenze

Die Beitragsbemessungsgrenze ist die gehaltliche Mindestsumme, ab der es Angestellten freisteht, sich für eine private Krankenversicherung (PKV) zu entscheiden. Die Vorteile der PKV für Ärzte sind dabei nicht unerheblich.
Im Vergleich zu den vergangenen Jahren ist die Änderung 2022, dass es keine Erhöhung der Beitragsbemessungsgrenze gibt. Genau wie 2021 liegt sie bei einem jährlichen Bruttoeinkommen von 64.350 Euro.

Erhöhung des Mindestlohns

2022 gibt es die letzten zwei Stufen des vierstufigen Plans zur Mindestlohnerhöhung. Am 1.1.22 steigt der gesetzliche Mindestlohn auf 9,82 Euro pro Stunde. Im Juli 2022 gibt es eine erneute Steigerung auf 10,45 Euro. Die Höhe des gesetzlichen Mindestlohns für 2023 und 2024 steht noch nicht fest.

2022 steigt der Mindestlohn.

Mindestausbildungsvergütung steigt

Für Lehrverträge ab 1. Januar 2022 gelten jeweils für das erste Ausbildungsjahr 585 Euro als gesetzliche Mindestausbildungsvergütung. Für die folgenden Ausbildungsjahre gibt es Aufschläge: Auszubildende erhalten 18 Prozent, 35 Prozent oder 40 Prozent über den Einstiegsbetrag des erste Ausbildungsjahres.

Pflegereform

Ab Januar 2022 treten es bereits einige Regelungen der neuen Pflegereform in Kraft: finanzielle Entlastung von Heimbewohnern und Kostenerhöhung von Pflegesachleistung.
Ab 1.9.2022 sollen Pflegekräfte bundesweit einheitlich bezahlt werden. Ab dann werden nur noch Pflegeeinrichtungen zur Versorgung zugelassen, die ihre Betreuungs- und Pflegekräfte nach Tarif bezahlen.
Außerdem bekommt die Pflegeversicherung ab dem neuen Jahr einen Bundeszuschuss von einer Milliarde Euro pro Jahr. Der Beitragszuschlag für Kinderlose steigt um 0,1 Prozentpunkte auf 0,35 Prozent.

Änderung Medizin-Studium

Ab 2022 ist die Übergangsphase beendet und Wartesemester werden nicht mehr berücksichtigt. Das heißt, Wartezeiten werden bei der Studienplatzvergabe in Medizin, Pharmazie, Zahnmedizin oder Tiermedizin nicht mehr angerechnet.


Bei der Studienplatzvergabe werden keine Wartesemester mehr anerkannt.

Elektronische AU-Bescheinigung

Die elektronische Vermittlung von „gelben Scheinen“ (AU) an die Arbeitgeber ist ab 1. Juli 2022 geplant. Ursprünglich war der Jahresbeginn angedacht, aber ab 1.1 beginnt zunächst eine Pilotphase. Das heißt, dass Vertragsärzte zwischen Januar und Juni die AU-Daten digital an die Krankenkassen übermitteln und eine Papierbescheinigung ausstellen, die der Patient seinem Arbeitsgeber übergibt. Ab Juli gilt dann nur noch das digitale Übermittlungsverfahren, sodass sich der Patient nicht mehr um die Meldung kümmern muss.

E-Rezept

Zum Jahreswechsel sind Kassenärzte verpflichtet, bei der Verordnung verschreibungspflichtiger Medikamente das E-Rezept zu verwenden.

ePA-Pflicht in Krankenhäusern

Ab 1. Januar ist die Option „elektronische Patientenakte“ auch in Krankenhäusern Pflicht. Für Arztpraxen gilt dies bereits seit 2021.

Orientierungswert

Der bundesweite Orientierungswert steigt per 1. Januar um 1,275 Prozent auf 11,2662 Cent pro Punkt. Das Honorar wurde im September zwischen KBV und GKV-Spitzenverband ausgehandelt.

Die Digitalisierung des Gesundheitswesens wird im neuen Jahr weiter voranschreiten.

Kodierhilfe für Praxen

Ab Januar 2022 erhalten Arztpraxen zusätzliche Unterstützung bei der Verschlüsselung von Patienten-Diagnosen. Die praxisnahe Kodierunterstützung ist direkt in das Praxisverwaltungssystem integriert. Dadurch führt die KVB verbindliche Kodier-Vorgaben ein, womit das Faxen von Patientendaten der Vergangenheit angehört.

Pflegepersonaluntergrenzen in Krankenhäusern

Bereits seit 2019 gelten Untergrenzen, die angeben, wie viel Pflegepersonal auf bestimmten Stationen mindestens anwesend sein muss. Ab 1. Januar 2022 gibt es erstmalig auch Untergrenzen in der Orthopädie, der Gynäkologie und Geburtshilfe. Ebenso soll es fachspezifische Ausdifferenzierungen in der allgemeinen Pädiatrie, der speziellen Pädiatrie und der neonatologischen Pädiatrie geben.

NIPT wird Kassenleistung

Der pränatale Trisomie-Test wird ab 2022 von den Krankenkassen übernommen. Das gilt allerdings nur „in begründeten Einzelfällen“.

Steigende Porto-Preise

Mit dem neuen Jahr steigen die Kosten für Briefversand um 5 Cent. Der Postkarten-Versand steigt um 10 Cent, während Einschreiben gleich 15 Cent teurer werden.

Die Portopreise steigen im neuen Jahr.

Minijob-Änderung

Ab Jahresbeginn 2022 muss bei der Anmeldung eines Minijobbers angegeben werden, wie dieser für die Beschäftigungsdauer krankenversichert ist.

Steuerliche Entlastung für Familien

Der Grundfreibetrag für Familien steigt 2022 und die Eckwerte des Einkommenssteuertarifs verschieben sich: Der Spitzensteuersatz von 45 Prozent wird erst dann fällig, wenn das zu versteuernde Einkommen 274.613 Euro im Veranlagungszeitraum 2021 beträgt oder ab 270.501 Euro im Jahr 2022.

Corona-Bonus verlängert

Arbeitgeber können ihren Angestellten steuerfrei maximal 1500 Euro Corona-Bonus zahlen. Die Frist, in der das möglich ist, wurde bis Ende März 2022 verlängert.

Wenn es weitere Änderungen gibt, werden wir sie hier ergänzen.

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Krankenhausreform: Wie viele Kliniken brauchen wir?

Einspar-Potenzial: 700 Kliniken

Krankenhausreform: „Wir haben zurzeit 1900 Krankenhäuser, 1200 wären genug“, so Josef Hecken, Vorsitzender des Gemeinsamen Bundesausschusses von Krankenkassen, Ärzten und Kliniken (G-BA) in einem Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung. Es komme seiner Meinung nach nur darauf an, dass die verbleibenden Kliniken die Arbeit gut untereinander aufteilen. Das bringe nicht nur eine bessere Wirtschaftlichkeit für das Gesundheitswesen, es würde auch die medizinische Qualität steigern.

Heckens Vorschläge sind nicht exotisch, sondern folgen einem Trend, der sich schon länger abzeichnet: Einfache Eingriffe können kleinere Krankenhäuser übernehmen, anspruchsvolle bleiben zertifizierten Zentren vorbehalten.

Klinik-übergreifende Zusammenarbeit auf höchstem Niveau

Wie das funktionieren kann, lässt sich gut am Beispiel des Asklepios Tumorzentrum Hamburg (ATZHH) veranschaulichen. „Alle Patienten, egal über welche der angeschlossenen Kliniken sie zu uns kommen, werden in einem von wöchentlich im gesamten Tumorzentrum etwa 20 Tumorboards mit interdisziplinärer Besetzung besprochen, um so die individuell bestmöglichen Behandlungsschritte festzulegen“, sagt Prof. Dr. Dirk Arnold, Ärztlicher Direktor des ATZHH. In welcher Klinik die Behandlung dann erfolgt, ist abhängig vom Spezialisierungs-Grad der erforderlichen Therapie. Arnold: „Bei einer wöchentlichen Chemo-Therapie kann und sollte das Wohnort-nah geschehen. Wer Hochleistungs-Medizin benötigt, wird in den dafür spezialisierten Zentren behandelt.“

Die Diskussion um eine Krankenhausreform und die damit verbundene Reduzierung von Krankenhausbetten ist nicht neu. 2019 veröffentlichte die Bertelsmann Stiftung eine Studie, in der von damals von 1.400 Krankenhäusern in Deutschland ausgegangen wurde. Die Stiftung sprach sich für eine Reduzierung der Häuser auf deutlich unter 600 aus. Auch hier das Argument einer verbesserten Qualität bei der Patienten-Versorgung. Außerdem könnten so Engpässe bei Ärzten und Pflegepersonal abgemildert werden.

Intensivbetten sind unantastbar

Egal, wie groß die empfohlene Reduzierung ausfällt, die Intensivbetten sind ein Tabu. Wie wichtig die sein können, hat Corona eindrucksvoll vor Augen geführt. Aber eben auch: Die ganz schweren Beatmungsfälle können nur auf hochspezialisierten Intensivstationen versorgt werden.

Zu den Gegnern einer Reduzierung der Krankenhäuser gehört unter anderem der Deutsche Landkreistag, der im Juli 2021 davor gewarnt hat, dass sich die Krankenhäuser nicht aus der Fläche zurückziehen dürfen. Problematisch sei schon jetzt die Versorgungslage in einigen abgelegenen Landkreisen und Gemeinden. Dort finde ein kassenärztlicher Notdienst mitunter kaum noch statt: „Diese Löcher müssen zunächst gestopft werden“, fordert der Landkreistag und betont damit eine wichtige Herausforderung, an der sich jede Krankenhausreform messen lassen muss.

Gesundheit gehört zur Daseinsvorge

Krankenschwester mit Patientin, beide lächelnd.

Der Zugang zu einem Krankenhaus gehört in Deutschland zur Daseinsvorsorge, die die Bundesregierung als eine „Versorgung der Menschen mit Dienstleistungen und Gütern des täglichen Bedarfs“ definiert. Im medizinischen Bereich ist damit einerseits eine Grundversorgung bei einfacheren gesundheitlichen Problemen gemeint. Bei komplizierteren Problemen muss andererseits eine rechtzeitige Spezialversorgung möglich sein.

Die gesundheitliche Daseinsvorsorge darf durch eine Krankenhausreform nicht angetastet werden. Heißt: Auch nach einer Reform sollte möglichst jeder Mensch in Deutschland jede für ihn notwendige medizinische Behandlung in ausreichend schneller Zeit erhalten. Es bedeutet aber auch: Ausnahmesituationen wie eine Pandemie mit einer Spitzenauslastung von Intensivbetten dürfen nicht dazu führen, dass Ärzte darüber entscheiden müssen, wen sie behandeln können und wen nicht.

Krankenhausreform: Optimale Vernetzung für mehr Effizienz

Für Christian Wagner, den Vorsitzenden der SGB V-Kommission beim Deutschen Sozialgerichtstag (DSGT), lassen sich solche Herausforderungen mit einer planvollen und intelligenten Vorgehensweise durchaus mit einer deutlich reduzierten Anzahl an Kliniken meistern.

Dazu gehört aus Wagners Sicht unter anderem, die verbleibenden Kliniken für eine effizientere Zusammenarbeit miteinander und mit weiteren Akteuren optimal zu vernetzen. Christian Wagner kann sich als solche Akteure in der Grundversorgung zum Beispiel eine steigende Anzahl von Gesundheitszentren vorstellen. Ebenfalls möglich wäre eine (falls nötig) stationäre Versorgung in größeren Praxen, die dafür wenige Betten bereithalten. Für die Intensivpflege in Spitzenlastzeiten verweist er auf REHA-Kliniken, die bereits während der Pandemie kurzfristig Intensivbetten aufgebaut hatten.

Digitalisierung schafft neue Möglichkeiten

Eine tragende Rolle für eine Krankenhausreform mit weniger Kliniken ohne eine verschlechterte Daseinsvorsorge nimmt die Digitalisierung ein. Möglichkeiten wie eine Videobehandlung und Instrumente wie die elektronische Patientenakte helfen dabei, Kosten zu senken, ohne medizinische Leistungen zu verschlechtern. Es sind Akteure wie mediorbis mit ihrem Angebot für Praxismarketing, die solch eine Digitalisierung in die Praxis umsetzen. Und das kann ein wichtiger Beitrag dafür sein, nach einer Krankenhausreform mit weniger Kliniken mehr zu erreichen.

Beitragsbild: ©iStock / franckreporter, Bild 1: ©iStock / jeffbergen

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