Medizin-Azubis: Die Hälfte ist ungeeignet

Vertragspraxen: überdurchschnittliche Ausbildungsquote

Medizin-Azubis: Die Ausbildungsquote setzt die Anzahl der Menschen, die sich in Ausbildung befinden, ins Verhältnis zur Gesamtzahl aller Beschäftigten. So waren in Deutschland im Jahr 2019 rund 4,8 % der Menschen, die gearbeitet haben, in Ausbildung. Im gleichen Zeitraum lag die Ausbildungsquote bei den medizinischen Dienstleistungen bei 7,1 Prozent. Mit einem Blick auf die Arbeitgeber zeigt sich, dass 42 % der Praxen und Medizinischen Versorgungszentren in Deutschland ausbilden, wie eine Studie des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung in der Bundesrepublik Deutschland zeigt.

Medizin-Azubis in Vrtragspraxen

Medizin-Azubis: Hälfte der Bewerber ungeeignet

Die Umfrage des Zentralinstituts zum Schwerpunktthema Ausbildung, an der 4.535 Praxen in Deutschland teilnahmen, deckt auf, dass es erhebliche Schwierigkeiten bei den Bewerbern gibt: In fast der Hälfte der Praxen und Medizinischen Versorgungszentren waren im Schnitt nicht einmal 50 % der Bewerbungen je Ausbildungsstelle geeignet. In fast einem Drittel hatten die Azubis in der Regel einen geringeren als den erwarteten Schulabschluss Mittlere Reife. Dazu zeigten sich deutliche Lücken bei den sogenannten Soft-Skills-Faktoren, wie Sozialkompetenz und Belastbarkeit, die im Rahmen der Ausbildung geschlossen werden müssten. Und: Häufige Ausbildungsabbrüche verschärften den Personalmangel und erhöhen den Aufwand in den Praxen zusätzlich. So waren etwa ein Drittel der Praxen und Medizinischen Versorgungszentren in den Jahren 2017 bis 2021 von Ausbildungsabbrüchen betroffen. Aber es gibt auch gute Nachrichten: Die in den Praxen und MVZ verbleibenden Auszubildenden zeigen sich sehr engagiert.

Medizin-Azubis: Praxisbetrieb leidet an fehlenden Grundlagenkenntnissen

Der Vorstandsvorsitzende des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung, Dr. Dominik von Stillfried, fasste die Studie seines Hauses so zusammen: „Unsere Umfrageergebnisse zeigen eines sehr deutlich: Die derzeitige Ausbildungsordnung erscheint vielen Praxisinhabern nicht mehr an die modernen Arbeitsplatzerfordernisse angepasst. Grundlagenkenntnisse und Soft Skills müssen stärker vermittelt werden, damit die Bewerber besser auf die Tätigkeit als Medizinische Fachangestellte vorbereitet sind. Qualifikations- und Ausbildungsdefizite später ausgleichen zu müssen, belastet den Workflow in den Arzt- und Psychotherapiepraxen.“

Gute Azubis mit Fortbildungen belohnen

Um die Wettbewerbsposition der vertragsärztlichen Einrichtungen im Ausbildungsmarkt zu verbessern, sollte nach von Stillfrieds Meinung bei der Überarbeitung der Ausbildungsordnung eine anspruchsvollere Ausrichtung angestrebt werden: „Eine modulare Ausrichtung der MFA-Ausbildung könnte helfen, das dafür notwendige Qualifikationsniveau breiter und schneller zu erreichen. Grundlagenkenntnisse sollten gezielt vertieft und in Teilen mit wählbaren Schwerpunkten kombiniert werden können, z. B. im Bereich der Praxisorganisation und Digitalisierung. Auf diesen könnten attraktive Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten für die besten Kandidatinnen und Kandidaten aufsetzen.“

Medizin-Azubis: Wenig überraschend: mehr Geld, bessere Bewerber

Um Ausbildungsberufe attraktiver zu machen und dadurch dem medizinischen Fachkräftemangel entgegenzuwirken, sei aber auch die monetäre und nicht-monetäre Unterstützung durch Staat und Gesellschaft notwendig, so der Vorstandsvorsitzende weiter. Um qualifiziertere Bewerber zu erhalten, müssen die Aus- und Weiterbildung angemessener bezahlt werden können. Die Kassenärztlichen Vereinigungen könnten z. B. einen Zuschuss zur Aus- und Weiterbildung zahlen, wenn die Krankenkassen dies in Summe, etwa als Fonds einer Qualifizierungsinitiative gegenfinanzieren würden, erklärte von Stillfried.

„Geld ist viel – aber nicht alles“

„Geld ist viel – aber nicht alles“, sagt Anne Hätty in diesem Zusammenhang. Als erfahrene Headhunterin bei mediorbis weiß sie, dass es mehr benötigt, um gute Auszubildende für die vertragsärztlichen Versorgung zu gewinnen: „Essenziell ist, dass in der gesamten Bevölkerung ein besseres Gefühl dafür entsteht, wie wichtig die Arbeit der Mitarbeiter in den Praxen ist. Hier könnten entsprechende Kampagnen sicher helfen. Oder anders gesagt: Wenn das Image wächst, dann wächst auch die Zahl der guten Bewerber.“

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Onboarding: neue Mitarbeiter erfolgreich integrieren

Wer kennt es nicht, das Gefühl am ersten Tag

Es ist eine Erkenntnis, die wohl die meisten schon gesammelt haben: Die ersten Tage im neuen Job sind entscheidend. Ob Ärztin, medizinisch-technischer Radiologieassistent oder Zahnmedizinische Fachangestellte – jeder Mensch will sich willkommen fühlen. Deshalb spielt das „An-Bord-Kommen“ neuer Mitarbeiter in sozialer und fachlicher Sicht eine große Rolle. Das gilt vor allem in Zeiten des Fachkräftemangels, wie Anne Hätty, Headhunterin bei mediorbis, weiß: „Neue Mitarbeiter zu finden, kostet Zeit, Geld und nicht zuletzt auch Nerven. Dabei ist die beste Voraussetzung für ein gutes Onboarding immer, sich einfach in die Lage der „Neuen“ hinzuversetzen: Was wollen sie wissen? Was wollen sie sehen? Welche Atmosphäre passt?“

Kleinigkeiten – aber wichtige

Zum erfolgreichen Onboarding gehören aber selbstverständlich auch die Formalitäten – zum Beispiel das Aushändigen von Namensschildern, der Dienstkleidung, den Zutrittskontrollen und Schlüsseln oder die Übergabe von Passwörtern. Schön, wenn hier alles in einem Paket vorbereitet ist und die ersten Minuten und Stunden nicht mit Suchen und Zusammentragen beginnen.

Und: Eine kleine Aufmerksamkeit zur Begrüßung ist nie verkehrt. Blumen oder die eigene Kaffeetasse schaffen Bindung schnell und ohne großen Aufwand. Der nächste Schritt ist die Vorstellung im Team, die nicht unter Zeitdruck passieren sollte. Gut ist auch, wenn sich nicht alle selbst vorstellen müssen, sondern vorgestellt und dabei gleich die Arbeitsstrukturen erläutert werden: „Marion arbeitet schon seit vielen Jahren bei uns als ZFA und niemand weiß besser als sie, wie …“ Und: In großen Praxen sind Paten für die „Neuen“ hilfreich.

Onboarding endet nicht am ersten Tag

Ebenfalls sehr wichtig ist aus der Sicht von Anne Hätty, dass so früh wie möglich konkrete Vorstellungen beider Seiten zum Start formuliert werden. So kann im Lauf der Zeit geprüft werden, ob die Einarbeitung wie gewünscht funktioniert. In diesem Zusammenhang verläuft ein guter Onboarding-Prozess am besten in Stufen, die alle wichtig und – gut gemacht – auch nachhaltig sind. Hätty: „Am ersten Tag, nach dem Ende der ersten Woche, dem ersten Monat und zum Ende der Probezeit sollte das Gespräch gesucht werden: Welche Fragen gibt es? Was läuft gut? Was läuft vielleicht nicht so gut und wie es soll es weitergehen?“ Die Antworten auf diese Fragen sind ihrer Meinung nach nicht nur im individuellen Fall wichtig, sie können auch gute Hinweise für kommende Onboardings sein.

Wer sich wohlfühlt, ist schneller produktiv

Eine faire Bezahlung ist wichtig, doch neben der finanziellen Honorierung hatten viele der befragten MFAs durchaus noch andere Wünsche. Für Anne Hätty ist deswegen klar: „Wer sagt, dass das vielleicht alles ein bisschen viel des Kümmerns ist, darf nicht vergessen, dass Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die sich gut aufgenommen fühlen, wesentlich schneller selbstständig und vor allem produktiv arbeiten.“ Dazu sollte jede Praxisleitung immer eine Zahl aus einer Umfrage im Kopf haben, die im Frühjahr vom PKV-Institut veröffentlicht wurde: Unter 200 Medizinischen und Zahnmedizinischen Fachangestellten waren 45 Prozent unzufrieden mit ihrem Arbeitsplatz. Ein zu geringes Gehalt und fehlende Wertschätzung waren die wichtigsten Gründe. Ein Umstand, den Anne Hätty mit den Worten „Wertschätzung beginnt am ersten Arbeitstag“ kommentiert.

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Getrübte Stimmung

Studie „Inside Heilberufe“

Bereits zum dritten Mal hat die Deutsche Apotheker- und Ärztebank Ärzte, Zahnärzte und Apotheker sowie Studenten der Heilberufe zu ihren Prioritäten mit Blick auf den eigenen privaten und beruflichen Alltag befragt. Den höchsten Stellenwert hat danach wieder das Familienleben. Das geben 92 Prozent der Befragten an. Doch in den vergangenen Jahren wurde die finanzielle Sicherheit zunehmend wichtiger: 2016 waren es 85 Prozent, sechs Jahre später schon 91 Prozent. 

Die Autoren der Studie vermuten, dass für die steigende Bedeutung der finanziellen Sicherheit nicht nur die Coronakrise verantwortlich ist. Dazu zeigt sich, dass vor allem das Privatleben gelitten hat: Die Befragten sehen sich nicht nur beim Reisen (80 Prozent), sondern vor allem in ihrer Freizeit (60 Prozent), bei der gesunden Lebensweise und Fitness (37 Prozent) sowie beim Familienleben (31 Prozent) und ihrem gesellschaftlichen Engagement (28 Prozent) beeinträchtigt.

Jeder 5. Angestellte plant eine Niederlassung

Nach den Vorhaben für die nächsten drei Jahre gefragt, antworten 22 Prozent der angestellten Heilberufler der eigenen Niederlassung oder Selbständigkeit. In Summe planen 32 Prozent einen Karrieresprung, aber für ein Drittel spielt auch die Kindererziehung eine wichtige Rolle. Die Pläne der Älteren sehen (naturgmäß) anders aus: 29 Prozent bereiten sich auf den Ruhestand vor.

Bürokratie, Digitalisierung, Fachkräftemangel 

Der Wunsch nach weniger Dokumentation und Verwaltungsarbeit bleibt weiterhin ganz oben auf der Liste – vor allem für selbständige Heilberufler (91 Prozent). Dazu sind weniger staatliche Regulierung und mehr Unabhängigkeit für die beruflichen Entscheidungen gefragt.

Digitales Datenmanagement und innovative Gesundheitsleistungen werden für immer mehr Medizinschaffende notwendig. Im Vergleich zu 2019 ist der Anteil der Befragten, die sich mehr davon wünschen, um 9 Prozentpunkte gestiegen. Und: Der Fachkräftemangel bleibt weiterhin ein Riesenthema. 67 Prozent der Befragten zählen ihn zu den größten Herausforderungen im Gesundheitssystem.

Für Studenten steht der Patient im Mittelpunkt

Auf die Frage nach Wünschen für die berufliche Zukunft nennen die meisten Studenten (75 Prozent) genug Zeit für die Patienten. An zweiter Stelle steht die Weiterbildung gefolgt vom Wunsch nach freier und flexibler Arbeitszeitgestaltung. Doch zunächst muss das Studium bewältigt werden und das scheint in den vergangenen Jahren immer frustrierender zu sein: Die Zufriedenheitswerte mit der Ausbildungssituation sind seit 2016 von 71 Prozent auf 44 Prozent drastisch zurückgegangen. Dabei sind 22 Prozent der Studenten sogar ausdrücklich unzufrieden. Zuletzt war es vor allem die Pandemie, die das Studieren erheblich erschwert hat, wie 62 Prozent der angehenden Akademiker sagen.

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„Die Zahlen machen deutlich, dass es vielfach darauf ankommt, die guten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu halten und dafür zu sorgen, dass die geleistete Arbeit geschätzt, unterstützt und honoriert wird“, sagt Anne Hätty, die als Headhunterin im medizinischen Bereich bei mediorbis arbeitet. Einen Blick in die Studie der apoBank legt sie allen Personalverantwortlichen an Herz: „Zu wissen, was die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bewegt, ist die zentrale Grundlage für eine gute Zusammenarbeit und eine hohe Zufriedenheit. Wenn es einen häufigen Wechsel gibt, dann wird das mit hoher Wahrscheinlichkeit auch an individuellen Problemen einer Praxis liegen. Die lassen sich in der Regel sehr gut durch ein Coaching identifizieren.“

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Mehr Wertschätzung gewünscht!

Achtung: Fachkräftemangel voraus!

Medizinische Fachangestellte ist der beliebteste Ausbildungsberuf bei jungen Frauen in Deutschland. Auf Platz 3 folgt – fast auf dem Fuße – der Beruf der Zahnmedizinischen Fachangestellten. Trotzdem: Den Arzt- und Zahnarztpraxen droht der Fachkräftemangel. Die Auszubildenden wechseln nach Abschluss lieber ins Krankenhaus oder orientieren sich gleich ganz neu. Die, die schon länger im „Job“ sind, hält es vielfach auch nicht mehr. Sie wechseln in andere Praxen oder ins Krankenhaus, wo die Bezahlung besser ist. Das PKV Institut, ein Anbieter von Online-Seminaren und Fernlehrgängen für Medizinische und Zahnmedizinische Fachangestellte in Deutschland, hat nachgefragt: Wie attraktiv ist der Beruf derzeit? Und was können Praxen tun, um gute MFAs und ZFAs zu halten?

Kündigungen gehören vielfach zum Alltag

45 % der im Rahmen der Studie befragten MFAs und ZFAs haben in den vergangenen zwölf Monaten Kündigungen von Teamkolleginnen miterlebt. 45 % der Befragten gaben außerdem an, selbst unzufrieden im Job zu sein. Warum das so ist, beantwortete eine der Befragten aus einer Praxis für Strahlentherapie und Radioonkologie in Hildesheim so: „Unser Beruf war schon immer stressig. Aber seit Beginn der Pandemie arbeiten MFAs und auch ZFAs an der Grenze der Belastbarkeit. Dafür wünsche ich mir mehr Wertschätzung aus der Politik und auch innerhalb der Gesellschaft.“

Ein Problem: das liebe Geld

Die Bezahlung von Medizinischen und Zahnmedizinischen Fachangestellten bei niedergelassenen Ärzten und Zahnärzten ist dabei ein zentrales Problem: MFAs und ZFAs in Kliniken verdienen oft mehr. Und: Auch Verwaltungsberufe im Gesundheitswesen werden allgemein höher vergütet. Damit nicht genug, tritt ab September 2022 der neue Mindestlohn für qualifizierte Pflegehilfskräfte mit einjähriger Ausbildung in Kraft. Auch diese Absolventen werden ein besseres Einstiegsgehalt haben als manche MFA.

Ein weiteres Problem: die Patienten

Eine faire Bezahlung ist wichtig, doch neben der finanziellen Honorierung wünschen sich viele der befragten MFAs und ZFAs – wie beschrieben – vor allem mehr Wertschätzung. Während 52 % der Befragten angaben, Wertschätzung innerhalb ihres Teams zu erfahren, erleben mit 35 % deutlich weniger der Befragten auch ihre Praxisleitung als wertschätzend. Viele MFAs und ZFAs berichten im Rahmen der Umfrage auch von zunehmend respektlosem Verhalten durch Patienten.

Und was können die Praxisleitungen tun?

Etwa die Hälfte der Befragten gaben an, Zusatzleistungen in Form von betrieblicher Altersvorsorge, Gesundheitsförderung, Fahrtkostenzuschüssen und Ähnlichem zu erhalten. Nur 35 % arbeiten laut Umfrage in Praxen, die mit flexiblen Arbeitszeitmodellen die Vereinbarkeit von Beruf und Familie fördern. 37 % der Befragten haben eine Praxisleitung, die sie in ihrer gezielten individuellen Fort- und Weiterbildung unterstützt.

Für kaum ein Drittel der Befragten stehen regelmäßige Teamevents auf dem Plan. „Zusätzliche Leistungen, Work-Life-Balance und mehr Geld sind wichtig, aber bei weitem nicht alles: Es kommt vor allem auch auf den guten und respektvollen Umgang miteinander an“, sagt Anne Hätty. Die Headhunterin im medizinischen Bereich bei mediorbis weiß, dass es auch gelebte Loyalität ist, die Mitarbeiterbindung schafft. Und: „Wenn die Fluktuation hoch ist, sollte zuerst eine Analyse der IST-Situation in der Praxis erfolgen, denn ein häufiger Wechsel weist zumeist auf strukturelle Probleme hin. Sollte sich hier Handlungsbedarf ergeben, dann helfen professionelle Coaches gezielt weiter.“

Ein Tipp zum Schluss: In diesem thematischen Zusammenhang lohnt auch ein Blick in die Auswertung der Mitglieder-Umfrage der Kassenärztlichen Vereinigung Berlin: „2 Jahre Corona-Pandemie in den Berliner Praxen„.

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Guter Zuverdienst als Gutachter

Tausende von Gutachten – Jahr für Jahr 

Nur durch den Medizinischen Dienst der Kassen wurden allein 2020 mehr als 14.000 fachärztliche Gutachten zu vermuteten Behandlungsfehlern erstellt. Da ging es um falsche Medikamente, unnötige Operationen oder vertauschte Ergebnisse. In rund einem Drittel wurden Behandlungsfehler festgestellt. Von Gutachtern.

Medizinische Gutachter oder medizinische Sachverständige

Medizinische Gutachter sind Mediziner, die im Auftrag von Gerichten, Versicherungsunternehmen oder Berufsgenossenschaften – um nur drei Beispiele zu nennen – eine Begutachtung abgeben. Anlässe können der Gesundheitszustand eines Menschen sein, die Abklärung einer Krankheit oder auch Behandlungsfehler. Ein weiteres wichtiges Feld sind Honorargutachten, die von medizinischen Sachverständigen erstellt werden.

Wie wird man Gutachter? 

Das Wichtigste vorweg: Die Tätigkeit als praktizierender Arzt reicht nicht für die Arbeit als medizinischer Sachverständiger. Dazu braucht es mehr, zum Beispiel versicherungsrechtliche Grundkenntnisse. Das notwendige Wissen wird dabei zumeist postgradual und berufsbegleitend in Form von Kursen vermittelt. In Basel wird sogar ein postgraduales Masterstudium in Versicherungsmedizin angeboten, das interdisziplinär ist. Konzipiert für die Schweiz, Deutschland und Österreich. Kurz: Medizinischer Gutachter wird man nicht nebenbei.

Außerdem müssen noch weitere Bedingungen erfüllt werden, damit medizinische Gutachter in das Gutachterverzeichnis ihrer zuständigen Ärztekammer aufgenommen werden können. Dazu zählen in Berlin zum Beispiel die Facharztqualifikation, drei Jahre Berufserfahrung seit Erlangen dieser Qualifikation – sowie keine relevanten berufsrechtlichen Verstöße bei der Ärztekammer Berlin. Näheres findet sich auf den Seiten der Ärztekammern.

Es gibt aber eine wichtige Ausnahme, bei der Ärzte auch ohne jede weitere Qualifikation von Gerichten zu Rate gezogen werden können: Nach dem § 407 der Zivilprozessordnung können Ärzte von Gerichten verpflichtet werden, ein medizinisches Gutachten zu erstellen. Ein Weigerungsrecht gibt es nur für wenige Ausnahmen. Zum Beispiel bei verwandtschaftlichen Beziehungen zwischen dem Sachverständigen und Verfahrensbeteiligten.

Thema Honorar: Zu einer ersten Orientierung lohnt ein Blick auf die entsprechende Webseite des Berufsverbands für Orthopädie und Unfallchirurgie e.V. Berufsverband für Orthopädie und Unfallchirurgie e.V..

Ausnahme: Die vertragszahnärztlichen Gutachter

Die vertragszahnärztlichen Gutachter werden für vier Jahre durch die Kassenzahnärztliche Vereinigung und die Krankenkassen bestellt – einvernehmlich. Aber: Wird der Gutachter zum ersten Mal eingesetzt, kann das von einer der beiden bestellenden Seiten wieder rückgängig gemacht werden. Für die Begutachtungen müssen die Krankenkassen aufkommen. Für die Patienten sind sie kostenlos. Eine Broschüre für Bewerber kann bei der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung heruntergeladen werden.

Medizinischer Gutachter – sinnvoll für die Karriere?

Die Gutachter-Tätigkeit kann also finanzielle Vorteile haben, aber hilft sie auch der Karriere auf die Sprünge? Eine Frage, auf die der Co-Founder von mediorbis, Fabian Engelhardt, eine Antwort weiß. Als Ärzteberater und Mitglied im Bundesverband Freier Sachverständiger e.V. ist er unter anderem für die Beratungsgemeinschaft für Ärzte und Zahnärzte (BAZ) tätig. „Die Arbeit als medizinischer Gutachter stellt eine sinnvolle und logische Ergänzung der täglichen Arbeit für Medizinerinnen oder Mediziner dar. Die Tätigkeit ist abwechslungsreich, anspruchsvoll und im Hinblick des Ausbaus der eigenen Reputation absolut empfehlenswert.“ 

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Die Rente naht – wohin mit der Praxis?

Das Generationsmodell ist Vergangenheit

Der Anteil der berufstätigen Mediziner, die das 60. Lebensjahr bereits vollendet haben, steigt kontinuierlich an. Knapp 52.000 waren es im letzten Jahr. Weitere ca. 34.000 Ärzte erreichten mit 66 Jahren das Renteneintrittsalter. Doch längst nicht alle können sich entspannt zurücklehnen und beruhigt in den Ruhestand gehen.

Noch vor ein paar Jahren wurde in vielen Fällen eine Praxis von Generation zu Generation innerhalb der Familie weitergegeben. Die Nachfolge stand lange vor dem Ruhestand fest. Die Finanzen waren gesichert.

Das ist längst nicht mehr die Regel: Es fehlt Mediziner-Nachwuchs an jeder Ecke und viele, die ihr Studium erfolgreich beendet haben, bleiben lieber im Angestelltenverhältnis in einer Klinik oder einem MVZ.
Die Folge: Viele Arztpraxen, allen voran Allgemeinarztpraxen, suchen vergeblich nach einem Nachfolger. Beschränkt sich die Suche dabei auf eine Anzeige in einer Praxisbörse oder auf das persönliche Netzwerk, dauert die Suche nicht selten mehrere Jahre.

Der bürokratische Aufwand darf nicht unterschätzt werden

Ärzte, die mit dem Gedanken spielen, in den Ruhestand zu gehen, unterschätzen oft den langwierigen Prozess der Praxisübergabe. Allein der bürokratische Aufwand mit Praxisüberschreibung und Kaufvertrag beträgt mehrere Monate. Der Nachfolger sollte daher mindestens ein halbes Jahr vor der eigentlichen Übergabe oder dem Vertragsabschluss feststehen.

Fabian Engelhardt, Ärzteberater der Beratungsgemeinschaft für Ärzte und Zahnärzte GmbH, meint dazu: „Wir empfehlen, bereits fünf Jahre vor Eintritt in den Ruhestand mit der Planung der Praxisabgabe zu beginnen“.
Das klingt lang, aber durch die dramatische Situation hinsichtlich des Ärztemangels ist diese Spanne realistisch.

Headhunter finden schneller eine gute Lösung

Für die meisten ist der Erlös aus dem Praxisverkauf fest für die Altersvorsorge eingeplant. Um diesen wichtigen Schritt in den Ruhestand erfolgreich zu meistern, kann die Praxisabgabe mit der Unterstützung eines Medical Headhunters unter Umständen schneller zum Ziel führen.

Professionelle Headhunter verfügen über ein größeres Netzwerk als Privatpersonen. Zudem erreichen sie durch den Einsatz moderner technologischer Unterstützung eine größere Zielgruppe, haben Zugang zu verschienenen Plattformen und sind aktiv in den sozialen Netzwerken.

Praxisabgabe neu gedacht

Anstatt von einem auf den anderen Tag der Praxis den Rücken zu kehren, kann der Ausstieg auch fließend durch schrittweises Reduzieren der Sprechstunden erfolgen. In der gewonnenen Zeit kann parallel die Praxisabgabe vorbereitet werden.

Eine mögliche Strategie kann auch darin bestehen, sich zuerst über einen Headhunter einen Juniorpartner auf Basis eines Angestelltenverhältnisses in die Praxis zu holen. Während der Übergangsphase können der neue Kollege oder die neue Kollegin hinreichend eingearbeitet und langsam auf eine Übernahme vorbereitet werden.

„Das hat zusätzlich den Vorteil, dass die Zulassung des Praxisinhabers ohne Probleme nach drei Jahren an den Praxisnachfolger übertragen werden kann“, so Experte Engelhardt.

Die Wahrscheinlichkeit, dass der eingearbeitete Kollege den Sprung in die Selbstständigkeit wagt und bereit ist, die Verantwortung für eine eigene Praxis zu führen, ist so viel höher.

Ist er bereits mit den Arbeitsabläufen bestens vertraut, hat das Praxispersonal kennengelernt und eine Bindung zu den Patienten aufgebaut, steht einer reibungslosen Übergabe nichts mehr im Weg. Das entstandene Vertrauensverhältnis zwischen dem scheidenden Praxisinhaber und seinem Nachfolger kann auch den Abschied leichter machen. Dann sind der Vertragsabschluss und das Überschreiben nur noch formale Akte.

Sie möchten Ihre Praxis abgeben und suchen vergebens nach einem Nachfolger? Das Expertenteam von mediorbis berät Sie gern.

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Ärztinnen verdienen weniger als die männlichen Kollegen

Über die Hälfte finden ihre Bezahlung unfair

Über 57 Prozent der Befragten verschafft es die größte Zufriedenheit im Job, dass sie gut darin sind, Diagnosen und Lösungen zu finden. Die gute Tat an sich und viel Gehalt stehen laut Gehaltsreport weit unten auf der Prioritätenliste. Dennoch verneinen 57 Prozent die Frage, ob sie sich fair bezahlt fühlen.

Gehaltliche Diskrepanzen je nach Arbeitsort und Alter

Laut Gehaltsreport lag 2020 das ärztliche Jahresgehalt durchschnittlich bei 150.000 Euro. „Nur an dieser Durchschnittssumme sollte sich die Gehaltsfindung von Ärzten aber nicht orientieren“, betont Matthias Draschka, Experte im Bereich Medical Headhunting und Gehaltsfragen. „Entscheidend ist doch für den einzelnen Arzt das Gehalt, das er aufgrund seiner Fachgruppe, Berufserfahrung, Einsatzbereitschaft etc. in seiner Region realisieren kann. Und dann ist sicher noch entscheidend, ob er in eine große Klinik oder eine kleine persönliche Praxis möchte.“

Gerade beim Thema Klinik oder Praxis unterscheiden sich Zufriedenheit und Verdienst laut Medscape Gehaltsreport: Mediziner in Praxen sind trotz eines Jahresgehalts von 169.000 Euro unzufriedener als die Kollegen in Kliniken. Wobei ein Klinikarzt mit 141.000 Euro laut Bericht unterdurchschnittlich verdient.
Bei jungen Ärzten unter 45 Jahren ist die Unzufriedenheit mit 71 Prozent am größten. Laut Umfrage liegen sie mit 102.000 Euro pro Jahr auch deutlich unter dem ermittelten Durchschnittswert. Die Altersgruppe Ü45 ist mit 160.000 Euro deutlich besser aufgestellt. Infolge des deutlichen Gehaltssprungs sinkt die Unzufriedenheit auf 55 Prozent.

Gender Pay Gap und Pandemie-Auswirkungen auch im Medizin-Bereich

Während 45 Prozent der Männer die eigene Bezahlung als fair einstufen, sagen das nur 35 Prozent der Frauen. Die Zahlen scheinen zu bestätigen, dass Ärztinnen für gleiche Leistung weniger Gehalt bekommen als ihre männlichen Kollegen. Männer verdienen durchschnittlich 161.000 Euro pro Jahr, Frauen nur 114.000 Euro. Hier besteht nach den altersbedingten Gehaltunterschieden die größte Diskrepanz.

Als Gründe für Einkommenseinbußen im Pandemie-Jahr 2020 nennen zwar 89 Prozent die COVID19-Pandemie, aber knapp die Hälfte gibt an, gleich viel zu verdienen wie vor der Pandemie. Bei 17 Prozent ist das Gehalt sogar angestiegen; bei 35 Prozent gefallen. Davon verzeichneten 9 Prozent sogar mehr als ein Viertel Gehaltseinbußen.

Die Schwächen des Medscape Gehaltsreports

An der Umfrage haben 707 Ärzte teilgenommen, die Hälfte davon arbeitet im Krankenhaus.
„Der Gehaltsreport geht aber leider nicht auf regionale Unterschiede ein, auf Fachgruppen ebenfalls nicht. Damit sind die 150.000 Euro im Schnitt zwar eine schöne reißerische Zahl, helfen dem einzelnen Arzt aber bei seiner Gehaltsfindung exakt 0,0“, erklärt Draschka.

Ein passendes Gesamtpaket ist gefragt

Eine realistische Gehaltsspanne lässt sich nicht über Umfragen herausfinden. Hierzu braucht es regionales Wissen und Branchenkenntnis. „Außerdem schadet es nicht, den ein oder anderen Arzt persönlich zu kennen. Manche zahlen irrsinnige Gehälter und finden trotzdem nur schwer Personal, weil es in der Praxis einfach nicht nett zugeht“, ergänzt Draschka.

Auch im Medizin-Bereich gilt: Nicht von einer stattlichen Summe blenden lassen, sondern das Gesamtpaket im Blick behalten. Individuelle Bedürfnisse brauchen individuelle Lösungen. Das bestätigt Matthias Draschka: „Als Assistenzarzt in eine coole Praxis zu kommen und später dort Partner zu werden, ist auch eine Option. Wer auf maximales Gehalt aus ist, wird aber auch seinen Platz finden.“

Medical Headhunter die Arbeit machen lassen

Genau bei diesem „seinen Platz finden“ können Medical Headhunter unterstützen. Diese suchen nämlich nicht nur geeignete Kandidaten für offene Stellen, sondern auch passende Jobangebote für interessierte Mediziner. Praktisch: Der Arzt muss sich nicht selbst bemühen und Stellenanzeigen vergleichen. Medizinisches Personal ist dringend gesucht, was eine wunderbare Verhandlungsposition ermöglicht. Der Headhunter kennt – dank Spezialisierung auf den Medizin-Bereich – die Branche sowie die Gehaltsstrukturen, verfügt über Vitamin B und langjährige Erfahrung. Daher unterstützen Sie zum Beispiel die mediorbis-Experten für Medical Headhunting gerne dabei, eine neue Stelle zu finden – passend zu Ihren individuellen Erwartungen und mit fairem Gehalt!

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Klein, aber mein, oder Karriere in der Klinik?

Den Sprung in die Selbstständigkeit wagen oder lieber die Vorteile eines Angestellten-Verhältnisses genießen.

mediorbis hat darüber mit Fabian Engelhardt gesprochen. Engelhardt ist als Ärzteberater für die Beratungsgemeinschaft für Ärzte und Zahnärzte GmbH (BAZ) tätig. Als Mitglied im Bundesverband Freier Sachverständiger e.V. wird er täglich mit der Bewertung von Arzt- und Zahnarztpraxen konfrontiert.

Neugründung oder Praxisübernahme?

Wie kommt es, dass so viele Ärzte den Sprung in die Selbstständigkeit scheuen und ein Angestelltenverhältnis vorziehen?

Ärzte werden im Grunde nie mit der Selbstständigkeit konfrontiert, weder während des Studiums noch danach als Assistenzarzt. Niemand erklärt Ihnen, was es heißt, selbstständig zu sein. Sie müssen sich dieses Wissen selbst aneignen. Daraus ist damals auch die Geschäftsidee der BAZ entstanden.

Zudem findet die Ausbildung vorrangig in Kliniken oder mit Kliniken statt. So lernen die Ärzte zunächst nur diese Strukturen kennen.

Ein weiterer Umstand ist dem demographischen Wandel und der „Verweiblichung in der Medizin“ geschuldet. Es gibt nicht nur im Allgemeinen immer weniger Medizinstudenten. Mittlerweile sind fast zwei Drittel der Studienanfänger weiblich. Das ist natürlich nicht schlimm, aber damit ändern sich die Rahmenbedingungen. Im Angestelltenverhältnis ist es für Frauen einfacher, für eine gewisse Zeit in Teilzeit zu gehen. Der ausschlaggebende Punkt ist hierbei die Vereinbarkeit von Beruf und Familie.

Arzthelferin empfängt Patienten

Mit Glück ist die neue Praxis schon am ersten Tag voll

Können Sie jeweils ein paar Vor- und Nachteile für die Neugründung oder Praxisübernahme nennen?

Beginnen wir mit der Neugründung: Der Vorteil liegt hier vor allem bei der freien Wahl und Gestaltung der Räumlichkeiten, vorausgesetzt der Sitz ist bei der KV verfügbar. Ein bedeutender Nachteil ist aber, dass die Einnahmen anfangs nicht sicher sind. Denn der Patientenstamm muss im Gegensatz zur Praxisübernahme erst aufgebaut werden. Dafür muss einiges ins Praxismarketing investiert werden. Aber dafür gibt es ja mediorbis.

Gibt es in einem Planungsbereich hingegen einen Mangel innerhalb einer bestimmten Fachrichtung, sieht die Welt gleich anders aus. Dann kann es Ihnen als Arzt passieren, dass Ihre Patienten schon am ersten Tag vor der Tür Schlange stehen. Das ist zum Beispiel einer meiner Mandantinnen als Kinderärztin im wunderschönen Sachsen passiert. In diesem Fall sprach es sich schon Monate vor der Eröffnung herum, sodass keinerlei Marketing nötig war, um Patienten zu gewinnen. Das ist aber eher die Ausnahme.

In der Regel überwiegen die Vorteile bei einer Praxisübernahme, da die Patienten und das Personal mit übernommen werden, d. h. ab dem ersten Tag werden Einnahmen generiert. Hier muss man anfangs eventuell die in die Jahre gekommene Praxiseinrichtung und -ausstattung in Kauf nehmen. Aber diese lässt sich mithilfe einiger Investitionen im Nachhinein erneuern. Ist der Sitz bei der KV gerade gesperrt, müssen noch Kosten eingeplant werden, um diesen vom Vorgänger abzukaufen.

Personen geben sich die Hand nach Geschäftsabschluss

Kein Kauf ohne Sachverständigen-Gutachten

Was sollten Ärzte bei der Übernahme einer Praxis beachten?

Grundsätzlich empfehlen wir, diesen Schritt niemals ohne einen Sachverständigen und Rechtsanwalt zu tätigen.

Bei den Praxisräumlichkeiten gibt es Auflagen der Gewerbeaufsicht zu beachten. Daher sollte bei der ersten Begehung ein professioneller Praxiseinrichter mitgenommen werden.

Um sicherzugehen, dass der angegebene Verkaufspreis auch dem Wert der Praxis entspricht, sollte ein Sachverständiger hinzugezogen werden, der eine Praxisbewertung durchführt.

Geht es an die Finanzierung, findet ein unabhängiger Berater am Ende eine Bank, die meist bessere Konditionen als die eigene Hausbank anbietet.

Genauso verhält es sich mit dem Abschluss des Kaufvertrags. Dieser sollte nicht ohne Anwalt unterschrieben werden. Insbesondere die Haftungsklauseln kann ein Anwalt genau prüfen.

Darüber hinaus sollte das gesamte Praxispersonal so früh wie möglich über die Veränderungen informiert und eingebunden werden, damit es sich auch nach der Übernahme unter der neuen Praxisleitung wohl fühlt.

Kostenlose Praxisbörsen helfen bei der Suche

Wo finden angehende Ärzte Praxen, die Nachfolger suchen?

Eine Praxisbörse finden sie z. B. auf der Website unserer Beratungsgemeinschaft, der BAZ-Finanzen. Und natürlich auf der Website von mediorbis. Auch auf den Seiten der Kassen-(zahn-)ärztlichen Vereinigungen in den jeweiligen Bundesländern gibt es Praxisbörsen.

Wird etwas unternommen, um die Selbständigkeit für Ärzte attraktiver zu machen?

Dass dieses spezielle Wissen fehlt und nicht aktiv gefördert wird, hat man mittlerweile gemerkt. Daher wird beispielsweise durch Förderprogramme versucht, angehende Ärzte für den ambulanten Bereich zu motivieren. So möchte man unter anderem die Landarztquote steigern. Mittlerweile hat fast jede KV ein eigenes Förderprogramm. Hier wurde die letzten Jahre ganz klar versäumt zu handeln.

Sie sind auf der Suche nach einer Praxis? Besuchen Sie die Praxisbörse von mediorbis.

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Ein Alptraum: Bohren ohne Stuhl-Assistenz

Platz 3 im Beliebtheits-Ranking junger Frauen

Im Beliebts-Ranking junger Frauen rangiert die zahnmedizinische Assistenz noch immer auf einem Top-Platz. Laut Angaben des Statistischen Bundesamtes lag sie 2020 auf Rang 3. Beliebter sind nur kaufmännische Berufe und medizinische Fachangestellte. Kein Grund zur Sorge, möchte man meinen, aber das ist zu kurz gedacht.

Im vergangenen Jahr wurden knapp zehn Prozent weniger Ausbildungsverträge mit Zahnarzt-Praxen geschlossen als noch im Vorjahr. Die Bundeszahnärztekammer und der Verband medizinischer Fachberufe raten Zahnärzten deshalb, mehr ZFA-Ausbildungsplätze anzubieten und möglichst viele Jugendliche für den Beruf zu begeistern. Denn wenn der Trend anhält, ist es nur eine Frage der Zeit, bis qualifizierte Stuhl-Assistenzen auf dem Arbeitsmarkt schwer zu finden sind.

Knapp jede 6. Stelle kann nicht besetzt werden

Knapp jede 6. Stelle kann nicht besetzt werden

Laut Sylvia Gabel vom Verband medizinischer Fachberufe kann schon jetzt nicht jede freie Stelle besetzt werden:

„Rein theoretisch standen im Juni für 100 bei der Arbeitsagentur gemeldete freie Stellen nur 86 arbeitslose ZFA zur Verfügung“. Fast jede sechste Stelle kann also nicht besetzt werden.

Das bedeutet für betroffene Praxen, das bestehende Team muss permanent Überstunden machen, Expansionspläne können nicht verwirklicht werden. Ein Teufelskreis. Denn Überstunden führen wiederum zu mehr Unlust am Job. Erst recht, wenn sie finanziell nicht honoriert, sondern einfach eingefordert werden. In Ballungsgebieten wie Hamburg und München klagen viele Zahnärzte schon heute, dass kaum noch qualifizierte Mitarbeiter zu bekommen sind.

Das Team muss stärker in den Mittelpunkt rücken

Ärzteberater Sebastian Hütter rät Praxisinhabern deswegen zu einer kritischen Analyse. Lässt sich die Arbeitssituation für Auszubildende und Fachkräfte optimieren? „Das Team“, so Hütter, „muss stärker als bisher in den Mittelpunkt rücken. Das bedeutet nicht zuletzt, allen Angestellten ein gesundes Verhältnis von Arbeit und Privatleben zu ermöglichen. Wenn junge Zahnmedizinische Fachangestellte immer wieder viele Überstunden machen, verlieren sie irgendwann die Lust am Job.“

Auf der anderen Seite muss ihre Arbeit aber stets auch Herausforderungen und Weiterbildungsmöglichleiten bieten. Zahnärzte sollten ihren Teammitgliedern oft einfach nur mehr zutrauen. Dafür eignen sich auch Sonderaufgaben, wie etwa im Qualitätsmanagement.  

Fitnessstudio Gutschein zur Motivation der ZFA

Boni und Gutscheine erhöhen die Motivation

Eine kritische Analyse der eigenen Praxissituation hält auch Ärzteberater Mario Ammer für unabdingbar. Er sieht Unzufriedenheit über die Bezahlung und mangelnde Tarifbindung als eine weitere mögliche Ursache für Fachkräftemangel bei den ZFA.

Gehaltserhöhungen sind aus Sicht von Mario Ammer trotzdem keineswegs immer der Gold-Standard: „Bei jeder Gehaltserhöhung zahlen Zahnärzte zusätzlich hohe Lohnnebenkosten. Und für die Angestellten bleibt zugleich oft relativ wenig Netto vom Brutto“. Lohnersatzleistungen wie Benzin- oder Essensgutscheine, Dienstfahrräder, Zuschüsse für private Internetanschlüsse oder Kinderbetreuung sind aus seiner Sicht häufig die bessere Variante. Viele Angestellte empfinden solche Boni als ebenso attraktiv. Steuerlich sind sie ohnehin für beide Seiten günstiger.

Mehr Ausbildungsplätze, bessere Work-Life-Balance, attraktive Lohnersatzleistungen: Alle Einzelmaßnahmen haben ihren Wert. Am Ende gewinnt dann jedoch vielleicht doch der optimale Mix. Wie der in einzelnen Praxen aussehen kann, muss jeder Zahnarzt individuell herausfinden, um als Arbeitgeber zu überzeugen. Er kann sich dabei aber von Fachkräften wie Steuerberatern und Experten für Teambildung unterstützen lassen. Darüber hinaus helfen ihm Headhunter bei der Suche nach guten ZFA. Gemeinsam ist man oftmals stärker.

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Employer Branding: Krieg um Mediziner

War for Talents“: Längst auch in der Medizin. Wer Top-Kräfte will, muss was bieten.

Der Nachwuchs fehlt, die Fluktuation ist hoch und überdurchschnittlich viele Mediziner stehen vor dem Ruhestand. Es wird für Kliniken, Ärztehäuser und niedergelassene Mediziner zunehmend schwer, qualifiziertes Personal zu finden. Employer Branding, auf Deutsch etwas sperrig Arbeitgebermarkenbildung, ist der Weg aus dem Personal-Engpass. Die eigene Marke stärken, um sich von der Konkurrenz abzuheben.

Bis zum Jahr 2035 werden 30.000 Hausärzte in den Ruhestand gehen

Der Gesundheitssektor zählt zu den wachstumsstärksten Wirtschaftszweigen in Deutschland. Neben den herkömmlichen Gesundheitsdienstleistungen entwickelt sich auch der zweite Gesundheitsmarkt mit seinen zunehmend digitalen Produkten und Dienstleistungen. Bedeutet: der Bedarf an qualifiziertem Personal nimmt weiter zu, doch die Besetzung offener Stellen gestaltet sich mehr als schwierig. Der demografische Wandel tut sein Übriges. Bis zum Jahr 2035 werden allein rund 30.000 Hausärzte in den Ruhestand gehen.

Klassisch lief die Suche nach Fachkräften so: Es gab ausgefeilte Texte für Stellenbeschreibungen auf verschiedenen Jobportalen, Inserate wurden aufwendig gestaltet und dann musste man hoffen, dass der oder die Richtige schon dabei sein wird. „Diese fast schon passive Suche nach geeigneten Mitarbeitern ist reine Glückssache und wenig effizient“, sagt Nabil Khayat, Gründer von mediorbis, einem Ärzteportal, das auch Spezialisten für das Medical Headhunting vorhält.

Tu Gutes und sprich darüber

Khayat empfiehlt stattdessen: „Tu Gutes und sprich darüber. Stellen Sie sich nach außen hin als guter Arbeitgeber dar.“ Und das fängt schon in der kleinsten Zahnarztpraxis mit ganz einfachen Maßnahmen an. Wer guten Arbeitseinsatz mit kleinen Aufmerksamkeiten wie einem Tank- oder Amazon-Gutschein würdigt, hat zufriedenere Mitarbeiter.

Solche kleinen Give-aways sorgen für zufriedene Mitarbeiter, sprechen sich in der lokalen Assistenten-Szene schnell rum und das Ergebnis kann dann auch ganz offensiv beworben werden. Zum Beispiel: „Unsere Mitarbeiter sind im Schnitt schon seit zehn Jahren in der Praxis.“ Kein Mensch bleibt zehn Jahre in einer Praxis, wenn Herr oder Frau Doktor sich aufführen wie Sklavenhalter.

Drittmeinungen aus den Sozialen Netzen

Der Erstkontakt mit einem Unternehmen erfolgt heutzutage nicht nur über die Stellenanzeige allein. Um einen Eindruck vom potenziellen Arbeitgeber zu erhalten, checken potenzielle Kandidaten nicht nur die Unternehmenswebsite. Vielmehr holen sie Drittmeinungen über das Unternehmen ein – auf Unternehmensprofilen wie LinkedIn oder Xing, Bewertungsportalen, zum Beispiel Kununu oder anderen sozialen Netzwerken

„Wer nachhaltig denkt, entwickelt Alleinstellungsmerkmale, die für künftige Mitarbeiter ein Anreiz sein können, sich gegen einen Mitbewerber zu entscheiden“, sagt Nabil Khayat. Und das ist nicht zwingend das Gehalt.

„Ein gutes Betriebsklima oder auch gute Angebote für kostenlose Weiterbildungen sind, das ist unsere Erfahrung, im Zweifel ausschlaggebend, für welchen Arbeitgeber ein Bewerber sich entscheidet. Ein inspirierendes Betriebsklima ist auf jeden Fall mehr wert als ein paar Euro mehr im Monat.“

Bewerber prüfen Arbeitgeber auf Herz und Nieren

„Gerade weil sich qualifizierte Fachkräfte die Stellen aussuchen können, prüfen sie neue Arbeitgeber auf Herz und Nieren“, sagt mediorbis-Founder Khayat. Neben dem Gehalt spielen noch weitere Faktoren eine Rolle bei der Jobwahl:

  • Wie ist die Unternehmenskultur?
  • Was sind die Werte?
  • Wie zufrieden sind die Mitarbeiter?
  • Wie ist die Stimmung untereinander?
  • Welche Benefits oder Weiterbildungsmöglichkeiten gibt es?

Auch die Work-Life-Balance spielt bei angehenden Ärztinnen und Ärzten sowie Pflegefachkräften eine immer größere Rolle. Employer Branding ist kein Kann, es ist ein Muss.

Wussten Sie, dass mediorbis der Profi in der digitalen Vermarktung im Gesundheitswesen ist? Nehmen Sie Kontakt mit uns auf lassen Sie uns über die Möglichkeiten sprechen.

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