Arztbrief

Arztbrief für Laien übersetzt – per Software

Marc Dannenbaum
07.04.2022

Die Sprache der Medizin ist komplex und von den Patienten oft noch nicht einmal im Ansatz nachvollziehbar – z. B. beim Arztbrief. Das schafft kein gutes Gefühl, wenn es mit dem eigenen Wohlbefinden vielleicht sowieso nicht zum Besten bestellt ist. Eine Software ändert das jetzt.

Sogar Ärzte verstehen Arztbriefe nicht

Bekanntlich ist der Arztbrief in seinem eigentlichen Sinn ein sogenanntes „Transferdokument“ für die Kommunikation zwischen verschiedenen Ärzten über einen Patienten – und nicht für die Patienten. Tatsächlich gibt diese Urkunde (ja, das ist sie tatsächlich) den Berufskollegen einen Überblick über den Status des Patienten: Krankheitsverlauf, Therapien und andere wichtige Informationen. Gelesen werden sie von den Patienten aber selbstverständlich auch.


Dass es um die Verständlichkeit von Arztbriefen gerade aus den Kliniken nicht immer gut bestellt ist, zeigt eine Studie, die u. a. feststellt: „Demnach gaben fast alle befragten Hausärzte (98,5 Prozent) an, Arztbriefe manchmal nicht auf Anhieb zu verstehen. Und fast alle Befragten hatten auch schon einmal Papiere mit falschen Informationen erhalten. 88 Prozent waren der Meinung, dass unverständliche oder fehlerhafte Arztbriefe zu Behandlungsfehlern führen können. Häufig müssten die Ärzte beim Verfasser dann noch einmal nachhaken.“ Dazu kämen laut der Umfrage noch inhaltliche und fachliche Fehler, Widersprüche, Floskeln und fehlende Informationen.

Artbriefe für Laien vom Computer übersetzt

Das Projekt „Was hab ich“

Wenn also Ärzte schon Ärzte nicht immer verstehen, wie sollen das die Patienten tun? Genau diesem Problem hat sich seit längerem das Projekt „Was hab ich“ angenommen. Dahinter steht eine Initiative, bei der Ehrenamtliche Mitarbeiter Diagnosen und Therapien nachträglich für den Patienten verständlich formulieren. Mittlerweile haben die „Übersetzer“ mehr als 50.000 Befunde für Patienten in eine verständliche Form übertragen. Die Patienten senden dabei ihre Unterlagen per Mail und müssen sich dann ein paar Tage gedulden, bis sie ihren Befund in leicht verständlicher Sprache bekommen. Für ihre Arbeit hat die Initiative mittlerweile 25 Preise gewonnen. Und: Das „händische“ Übersetzen übernimmt jetzt eine Software, die auf die bereits ärztlich erstellten Textbausteine zurückgreift. Ein Beispiel ist online einzusehen.

Praxistest in Sachsen 

Ob die automatisch übersetzten Arztbriefe in Form von Patientenbriefen einen Nutzen für die Patienten haben, wurde in einer Studie am Herzzentrum Dresden untersucht. Dabei bekamen mehr als 700 Patienten des Herzzentrums nach ihrem Krankenhausaufenthalt zusätzlich zum Arztbrief auch den Patientenbrief mit Angaben zu Diagnosen, Untersuchungen und Therapien. Eine entsprechende Kontrollgruppe bekam nur den üblichen Arztbrief. Axel Linke, Ärztlicher Direktor des Herzzentrums Dresden, kam in der Auswertung zu einem klaren Urteil: „In unserem Klinikalltag merken wir, dass Patientinnen und Patienten, die den Laien-Arztbrief erhalten, beispielsweise ein größeres Verständnis hinsichtlich notwendiger Änderungen des eigenen Lebensstils haben, wie etwa bei Ernährung oder körperlicher Aktivität. Sie wissen besser über die Zusammenhänge Bescheid.“ 

Der Schritt in die Regelversorgung ist das Ziel

Das Ergebnis ermutige auch die Macher hinter Plattform und Software, so Ansgar Jonietz, Mitgründer und Geschäftsführer der „Was hab‘ ich?“ GmbH. Er sagt: „Jetzt werden wir alles dafür tun, dass diese Empfehlung umgesetzt wird und Patientenbriefe zukünftig im Rahmen der Regelversorgung allen Patienten zugutekommen.“ Auch auf der Praxisseite könnte so ein Angebot Vorteile schaffen, meint der Co-Founder von mediorbis, Fabian Engelhardt. Als Ärzteberater und Mitglied im Bundesverband Freier Sachverständiger e. V. ist er unter anderem Geschäftsführer für die Beratungsgemeinschaft für Ärzte und Zahnärzte. Er erläutert: „Eine gute Kommunikation mit den Patienten ist grundlegend für die Gesundheit der Patienten, das Image einer Praxis und den wirtschaftlichen Erfolg und ich kann mir gut vorstellen, dass ein Patientenbrief, wie er vorgeschlagen wird, ohne Mehraufwand einen großen Nutzen für alle erzeugen kann.“

Bild 1: ©iStock / Cecilie_Arcurs, Bild 2: ©iStock / PeopleImages

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