Vitamin-D-Day in Konstanz

Vitamin-D-Mangel: 60 bis 90 Prozent der Deutschen betroffen

Der Tag steht in keinem Kalender, hat aber eine wichtige Bedeutung für unsere Gesundheit. Strahlt die Sonne nicht mindestens in einem Winkel von 45 Grad vom Himmel, wird die für die Vitamin-D-Produktion wichtige UV-B-Strahlung zu stark gefiltert, um sich für das Sonnenvitamin nützlich machen zu können. Dieser Winkel wird in Konstanz am 28. März um 13 Uhr Sommerzeit zum ersten Mal erreicht. Flensburg hoch im Norden muss dagegen noch bis zum 16. April ausharren.

Der Norden muss warten: Während die Sonne in Konstanz schon am 28. März mittags auf über 45 Grad klettert, dauert es in Flensburg bis zum 16. April – und dann auch nur bis zum 27. August.

Je nach zitierter Studie leiden 60 bis 90 Prozent der Deutschen zumindest im Winter unter chronischem Vitamin-D-Mangel. Ein dauerhaft niedriger Vitamin-D-Spiegel im Blut kann aber schwerwiegende Folgen haben: „Früher dachte man, Vitamin D spielt nur für die Gesundheit der Knochen eine Rolle“, sagt Professor Clemens von Schacky, Leiter der präventiven Kardiologie an der Ludwig-Maximilians-Universität München und Geschäftsführer der Omegametrix® GmbH. „Heute wissen wir aber, dass es im Körper an sehr, sehr vielen Prozessen beteiligt ist. Das bedeutet, bekommen wir nicht genug Vitamin D, steigt das Risiko für zahlreiche gesundheitliche Beschwerden stark an.“

Vitamin-D-Mangel: dreifach erhöhtes Brustkrebsrisiko

Studien, wie die des Deutschen Krebsforschungszentrums, belegen zum Beispiel ein dreifach erhöhtes Risiko für Brustkrebs. „Die Gefahr, an Darmkrebs zu erkranken, verdoppelt sich. Auch das Risiko für Demenz, Multipler Sklerose, Herz- Kreislauf-Erkrankungen, Bluthochdruck, Diabetes und Osteoporose nimmt nachweislich erheblich zu“, sagt Professor Jörg Spitz, Facharzt für Nuklear-, Ernährungs- und Präventionsmedizin („Krebszellen mögen keine Sonne. Vitamin D – der Schutzschild gegen Krebs, Diabetes und Herzerkrankungen“).

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Die Halbwertzeit des aktiven Vitamin D im Körper beträgt nur etwa zwei bis drei Wochen. Das heißt, in diesem Zeitraum halbiert sich der Vitamin-D-Spiegel im Blut. Im Sommer ist das kein Problem, es reicht in der Regel, entblößte Arme und Gesicht 20 bis 30 Minuten zu exponieren, also direktem Sonnenlicht auszusetzen. Sonnenschutzcreme ist dabei nur in Maßen erlaubt: ab Lichtschutzfaktor 15 wird die UV-B-Strahlung aus dem Sonnenschein herausgefiltert.

Ist der Schatten kürzer als der Mensch, produziert der Körper Vitamin D

In der Zeit zwischen 16. September und 28. März aber gibt’s in ganz Deutschland keinen Ort, an dem die Sonne mittags hoch genug steht, um die Vitamin-D-Produktion anzukurbeln – nicht einmal, wenn man sich bei strahlendem Winterwetter nackt in den Schnee legt.

Es gibt übrigens einen einfachen Trick, um zu bestimmen, ob die Sonne hoch genug am Firmament steht, also in einem Winkel von mehr als 45 Grad auf den Körper scheint: ist der Schatten höchstens genauso lang, wie das Objekt, das den Schatten wirft, können die Ärmel hochgekrempelt werden.

Eine Vitamin-D-Überdosierung muss niemand befürchten, wenn er seinen Körper lange der Sonne aussetzt. Der Körper stoppt die Vitamin-D-Produktion dann einfach. Problematischer ist dann die Haut. Die bekommt bekanntlich schnell eine Überdosis Sonne.

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Cannabis gegen Menopause-Beschwerden

Genutzt von Menschen in der Lebensmitte

In Kanada ist Cannabis seit 2018 legalisiert und wird vor allem von Menschen in der Lebensmitte bei gesundheitlichen Problemen genutzt. Eine Studie der University of Alberta in Edmonton kam in diesem Zusammenhang zu dem Schluss, dass heute eine von drei Frauen in den Wechseljahren Cannabis einsetzt, um Symptome der Menopause zu lindern. Obwohl das Konzept der Verwendung von Cannabis zur Behandlung verschiedener Wechseljahrs-Beschwerden nicht neu ist, gab es bisher nur wenige Untersuchungen, die genau dokumentieren, wie viele Frauen darauf zurückgreifen.

1.500 Frauen befragt

Katherine Babyn, Master of Science-Studentin der University of Alberta, erhob in diesem Zusammenhang eine quantitative Phase-1- und qualitative Phase-2-Studie, die zwischen Oktober und Dezember 2020 Einzelinterviews mit 1.500 Frauen ab 35 Jahren umfasste. Rund 18 Prozent der Frauen befanden sich in der Prämenopause, 33 Prozent gaben an, sich in den Perimenopausen zu befinden und etwa 35 Prozent befanden sich in der Postmenopause. Ein Drittel gab an, Cannabis innerhalb des vergangenen Monats verwendet zu haben. Etwas mehr als die Hälfte der Frauen (ca. 52 Prozent) gaben an, Cannabis seit mehr als drei Jahren zu konsumieren.

Linderung durch Cannabis 

Fast die Hälfte der Frauen gab an, Informationen über den Cannabis und Menopause durch Internet-Recherche erhalten zu haben. Die andere Hälfte bekam Hinweise von ärztlicher Seite. Von den 499 Frauen, die berichteten, Cannabis zu verwenden, nahmen es drei Viertel aus medizinischen Gründen. Sie berichteten, dass z. B. Schlafschwierigkeiten, Angstzustände, Muskelschmerzen oder Reizbarkeit durch medizinisches Cannabis gelindert wurden.

Verschiedene Einnahmeformen

Esswaren und Öle waren mit 52 Prozent oder 47 Prozent die am häufigsten verwendeten Einnahmeformen von medizinischem Cannabis. 41 Prozent der Frauen gaben an, Cannabis zu rauchen, 25 Prozent gaben an, es zu verdampfen, und 16 Prozent verwendeten Kapseln. „Unsere Studie bestätigt, dass ein großer Prozentsatz der Frauen in der Lebensmitte Cannabis gegen Symptome konsumiert, die sich mit den Wechseljahren überschneiden, insbesondere die Frauen, die über mehr Symptome berichten“, sagte Katherine Babyn. Dazu sagt Babyn, dass zukünftig weitere Untersuchungen notwendig seien, um die Wirksamkeit von medizinischem Cannabis bei Menopause-Symptomen grundsätzlich zu beleuchten.

Zahlen: cannabinoidhaltige Fertigarzneimittel in Deutschland

Auch mit dieser Studie zeigt sich, dass das Interesse an der Behandlung mit medizinischem Cannabis zulegt. Dazu kommt, dass Hanf in Deutschland mittlerweile auch in den Arztpraxen und Apotheken angekommen ist: Im Jahr 2020 wurden mit cannabinoidhaltigen Fertigarzneimitteln über die Gesetzlichen Krankenversicherungen etwa 165,3 Millionen Euro umgesetzt. Eine Zahl, die sich im Zeitraum von zwei Jahren mehr als verdoppelt hat. Die Anwendungsgebiete reichen dabei von Patienten mit Angst- und Schlafstörungen über HIV bis Krebs. „Der Blick auf den Markt und die zunehmende Zahl der wissenschaftlichen Studien zeigt, dass Cannabis ein Thema ist und sicher auch bleiben wird“, sagt Nabil Khayat, Founder des Ärzteportals mediorbis. Sein Lektüre-Tipp ist der zurzeit größte Ratgeber im Web zum Thema medizinisches Cannabis.

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Bewegung und körpereigenes Cannabis

Körpereigene cannabisähnliche Substanzen

Mittels einer Studie, die in „Gut Microbes“ veröffentlicht wurde, fanden Wissenschaftler der University of Nottingham heraus, dass Bewegung bei Menschen mit Arthritis nicht nur Schmerzen senkt, sondern auch den Anteil an entzündlichen Substanzen, den Zytokinen. Dazu erhöht es die Menge an cannabisähnlichen Substanzen, die vom Körper selbst produziert werden. Sie werden Endocannabinoide genannt. Interessanterweise führt wohl die Bewegung zu diesen Veränderungen, indem sie die Darmflora verändert.

Das Läuferhoch

Es ist bekannt, dass Bewegung ein Gefühl von Euphorie hervorruft, das als „Läuferhoch“ bezeichnet wird. Neuere Studien deuten darauf hin, dass es das Ergebnis der Aktivierung des Endocannabinoidsystems ist. Und: Ebenfalls bekannt ist, dass Bewegung chronische Entzündungen verringert, die im Verdacht stehen, viele Krankheiten wie Krebs, Arthritis oder Herzerkrankungen zu verursachen. Aber: Es ist wenig darüber bekannt, auf welchem Weg die Entzündungen dabei reduziert werden.

In diesem Zusammenhang testete eine Gruppe von Wissenschaftlern unter Leitung von Prof. Ana Valdes von der School of Medicine der University of Nottingham 78 Menschen mit Arthritis. 38 von ihnen führten sechs Wochen lang jeden Tag 15 Minuten Muskelstärkungsübungen durch. Die andere Gruppe mit 40 Teilnehmenden tat hingegen nichts. Am Ende der Studie hatten die Probanden, die die Übungsintervention durchführten, nicht nur ihre Schmerzen reduziert, sondern auch mehr Mikroben in ihrem Darm, die für entzündungshemmende Substanzen, niedrigere Zytokinespiegel und höhere Werte von Endocannabinoiden sorgten.

Der Anstieg der Endocannabinoide war stark mit Veränderungen der Darmmikroben und entzündungshemmenden Substanzen verbunden, die von Darmmikroben namens SCFAS produziert wurden. Tatsächlich war mindestens ein Drittel der entzündungshemmenden Wirkung des Darmmikrobioms auf den Anstieg der Endocannabinoide zurückzuführen. Dr. Amrita Vijay, Research Fellow an der School of Medicine und Erstautorin der Arbeit, kommentierte die Ergebnisse so: „Unsere Studie zeigt deutlich, dass Bewegung die körpereigenen Cannabissubstanzen erhöht. Das kann sich positiv auf viele Bedingungen auswirken.“

Cannabis in der Medizin 

„Medizinisches Cannabis in der Medizin ist in aller Munde. Die vorliegende Zahl der Studien – wie die der University of Nottingham – und der Umstand, dass mittlerweile mehrere hunderttausend Verordnungen pro Jahr für cannabinoidhaltige Arzneimittel in Deutschland unterschrieben werden, sind ein deutlicher Spiegel“, sagt Nabil Khayat, Founder des Ärzteportals mediorbis. Khayat legt allerdings Wert auf die Feststellung, dass Cannabis nicht gleich Cannabis ist: „Es lohnt sich, sich mit den verschiedenen Pflanzen, ihren Blüten und den Wirkungsweisen zu beschäftigen, denn die möglichen Einsatzgebiete hängen von der Zusammensetzung ab und sind gefächert.“ Mediorbis hat dazu einen großen Ratgeber veröffentlicht, in dem viele Aspekte und Chancen rund um das Thema „medizinisches Cannabis“ beleuchtet werden

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Ukraine: Medizinische Hilfe für Menschen in Not

Möglichst unbürokratisch verfügbar

Die medizinische Versorgung in der Ukraine ist katastrophal, es fehlt an Personal, an Equipment, an Infrastruktur. Gleichzeitig kommen auch hierzulande täglich tausende Geflüchtete an, die dringend behandelt werden müssen: Ältere brauchen Medikamente wie Insulin oder Blutdrucksenker, manch Schwangere steht kurz vor der Entbindung. Wichtig ist da, dass die medizinische Versorgung für die Patienten möglichst unbürokratisch verfügbar ist. Ärzte-Berater Fabian Engelhardt von Mediorbis gibt Antworten auf die häufigsten Fragen hilfsbereiter Ärzte.

Wie läuft die Abrechnung mit den Krankenkassen?

„Grundsätzlich läuft die medizinische Versorgung hier in Deutschland nach dem Asylbewerberleistungsgesetz“, erklärt Fabian Engelhardt. „Das heißt: Die zuständigen Kommunen stellen Behandlungsscheine aus, die die Flüchtenden beim Arzt vorzeigen. Niedergelassene Ärzte können also einfach darüber bei der KV abrechnen, zusammen mit der regulären Abrechnung.“

Das Bundesministerium für Gesundheit strebt an, dass die geflüchteten Ukrainer den gleichen Leistungsanspruch wie gesetzlich Versicherte erhalten.

Den Behandlungsschein bekommen die Geflüchteten bei der Kommune, in der sie gemeldet sind oder ihre Notunterkunft sich befindet. Engelhardt rät: „Falls möglich, kann das Praxispersonal bereits bei Terminvereinbarung fragen, ob ein Schein vorhanden ist und bei Bedarf den Patienten erklären, wo sie diesen erhalten. Das spart Durcheinander am Behandlungstag.“

Wie läuft die Notfall-Versorgung?

Engelhardt stellt klar: „Im Notfall ist die Versorgung natürlich auch ohne Behandlungsschein möglich. Das betrifft vor allem Krankenhäuser: Keine Frau in den Wehen muss nach Hause geschickt werden, weil der Schein fehlt.“ In dem Fall sollte das Personal an der Aufnahme die Patienten nach einem Ausweisdokument und dem Wohn- oder Aufenthaltsort fragen.

Es ginge darum, dass alles so unbürokratisch wie möglich verläuft. Engelhardt ergänzt daher: „Auch Medikamente werden über den normalen Rezept-Schein verordnet. Und für alle anderen Leistungen werden ebenfalls die gängigen Formulare verwendet.“ Für niedergelassene Ärzte bedeutet das also: Eigentlich geht alles genauso wie mit einem GKV-Patienten, außer dass es eben über den Behandlungsschein läuft. Auch Corona-Impfungen und -Tests sollen genauso abgerechnet werden wie mit Einheimischen: Kostenträger ist dann auch hier das Bundesamt für Soziale Sicherung (BAS).

Wo können Medikamente und medizinisches Equipment gespendet werden?

Ärzte Sachspenden Medizin
Geldspenden können häufig zielgerichteter eingesetzt werden als Medizin-Spenden.

Die Bundesregierung empfiehlt, statt eigens organisierter medizinischer Sachspenden Geld an etablierte Hilfsorganisationen wie das DRK, die Malteser oder die Johanniter zu spenden. „Das macht insofern Sinn, als diese den Bedarf vor Ort und die Auslieferung zielgerichtet koordinieren können und auch über Ausfuhrbestimmungen Bescheid wissen, etwa bei Betäubungsmitteln“, erklärt Fabian Engelhardt.

Trotzdem gibt es auch Möglichkeiten direkt Medizin oder Equipment zu liefern. Das polnische Gesundheitsministerium koordiniert Anfragen für medizinische Spenden durch Pharma- oder Medizintechnikunternehmen. Wer im größeren Umfang spenden möchte, kann sich in englischer Sprache an diese E-Mail-Adresse wenden lekidlaukrainy@mz.gov.pl.

Wie können Ärzte vor Ort helfen?

Einem Aufruf der Bundesärztekammer folgend haben sich über 1100 Ärzte gemeldet und bereit erklärt, vor Ort in der Ukraine zu helfen.

Jetzt organisiert das Auswärtige Amt in Kooperation mit dem Bundesgesundheitsministerium und der Bundesärztekammer, wo der Einsatz stattfindet. Denn: Natürlich sollen die Ärzte einerseits dort helfen, wo sie am meisten gebraucht werden, andererseits nicht ihr eigenes Leben dafür riskieren müssen. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach formulierte das auf Twitter so: „Wir tun alles, diese Mediziner dorthin zu vermitteln, wo sie ohne unverantwortbare eigene Gefährdung helfen können.“

Fabian Engelhardt ist Co-Founder von mediorbis. Als Ärzteberater und Mitglied im Bundesverband Freier Sachverständiger e. V. ist er unter anderem Geschäftsführer für die Beratungsgemeinschaft für Ärzte und Zahnärzte (www.baz-finanzen.de).

Bild 1: ©iStock / Igor Vershinsky , Bild 2: iStock/ Vladimir Vladimirov

Fünf Jahre Cannabis auf Rezept: Bilanz und Ausblick

Cannabis wirkt. Aber nicht grenzenlos.

Für medizinisches Cannabis ist der 10. März 2017 in Deutschland ein Meilenstein. Damals trat das Gesetz in Kraft, das es Ärzten heute erlaubt, Cannabis auf Rezept zu verschreiben. Die Auflagen sind allerdings streng. Der Patient muss schwer erkrankt sein und es darf keine brauchbare Alternative zum Cannabis geben. Darüber hinaus muss die Aussicht bestehen, dass Cannabis einen spürbar positiven Einfluss auf den Verlauf der Krankheit oder auf schwerwiegende Symptome hat.

Das Bundesgesundheitsministerium nennt als möglichen Anwendungsfall die Schmerztherapie bei chronischen Erkrankungen, Appetitlosigkeit und Übelkeit im Verlauf einer Chemotherapie. Cannabis kann in diesen Fällen helfen. Überschätzen sollte man die Wirkung aber nicht. „Es hilft nicht jedem Patienten, und chronischer Schmerz lässt sich auch nicht einfach abstellen“, sagt Dominik Irnich, Leiter der Schmerzambulanz am Münchner Universitätsklinikum.

Cannabis-Therapie: die Wirkstoff-Zusammenstellung entscheidet

Eine Cannabis-Therapie wirkt keineswegs immer genau gleich. Viel hängt von der Zusammensetzung der Wirkstoffe ab. Zu den wichtigsten gehören die Cannabinoide THC (Tetrahydrocannabinol) und CBD (Cannabidiol). THC kann zum Beispiel sedierend wirken und Brechreiz unterdrücken. Dagegen kann CBD Krämpfe lösen, Ängste reduzieren und Entzündungen hemmen. Die unterschiedliche Wirkung der Cannabinoide trägt dazu bei, dass Cannabis vielseitig einsetzbar ist. „Diese Vielseitigkeit ist einer der Gründe für das große Potenzial von Cannabis“, sagt Nabil Khayat, einer der Gründer des Ärzteportals mediorbis. „Wichtig ist aber, dass Patienten Cannabis stets mit der Wirkstoff-Kombination erhalten, die ihnen am besten hilft.“

Der Markt für medizinisches Cannabis wächst

Kurvenförmiger Pfeil symbolisiert Wachstum

Wirtschaftlich ist medizinisches Cannabis ein Wachstumsmarkt. 2021 verschrieben Mediziner etwa 372.000-mal cannabinoidhaltige Fertigarzneimittel und Zubereitungen. Der dadurch erzielte Umsatz lag bei über 185 Millionen Euro (Quelle). 2018 lag der Umsatz erst bei 74 Millionen Euro mit 185.000 Verordnungen. In Deutschland ist der Anbau von Medizinhanf noch streng limitiert. Drei Unternehmen dürfen seit 2019 die Gesamtmenge von 2,6 Tonnen pro Jahr produzieren. Das deckt den Bedarf nicht einmal annähernd ab. Rund 20,6 Tonnen wurden deshalb 2021 zu medizinischen und wissenschaftlichen Zwecken importiert.

Für Ärzte ist eine Cannabis-Therapie aufwändig

Für Ärzte ist eine Therapie mit Cannabis aufwändig. Sie müssen das Cannabis für jeden Patienten individuell dosieren und entscheiden, in welcher Form er das Cannabis erhält. Darüber hinaus benötigen sie einen Tresor für die Betäubungsmittel-Rezepte. „Diesen Mehraufwand kann und möchte nicht jeder Arzt leisten“, sagt Branchenkenner Mario Eimuth im Interview für den mediorbis Cannabis Ratgeber. Deshalb findet manch ein Patient nur mit Mühe einen Arzt für eine Cannabis-Therapie. Man wird mehr Ärzte motivieren müssen, mit Cannabis zu therapieren. Es ist eine der Herausforderungen, wenn man das Potenzial von Cannabis für die Medizin ausschöpfen möchte. Eine andere ist aber ebenso wichtig.

Was getan werden muss

„Wichtig sind verbesserte Qualitätsstandards für medizinisch genutztes Cannabis in Deutschland“, sagt Nabil Khayat. Patienten müssen Cannabis jedes Mal in der gleichen, für ihre Therapie optimalen Zusammensetzung erhalten. Das ist heute keineswegs immer gegeben. Auch das verschenkt Potenzial und es wäre schade, wenn es so bliebe. Oder … wenn alles irgendwann endet? Könnte auch das geschehen? Unmöglich ist es nicht. Ob sich Cannabis auf Rezept dauerhaft durchsetzt, hängt nicht zuletzt von den Ergebnissen der Begleiterhebung ab. Sie endete am 31. März 2022.

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Parodontitis: Aufklärung gegen gefährlichen Mundgeruch

Auf Zahnärzte wirkt diese von der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung veröffentlichte Zahl zunächst frustrierend. Schließlich sind die banalen Prophylaxe-Maßnahmen weithin bekannt. Die Volkskrankheit Parodontitis könnte also leicht vermieden werden.

Andererseits stellt gerade die große Zahl an Parodontitis-Erkrankten für jede Zahnarztpraxis eine große Chance dar: digitale Patientenakquise durch Aufklärung könnte das Motto lauten.

Die Praxis-Website als vertrauensbildende Maßnahme

Im Jahr 2019 haben ARD und ZDF in einer Studie ermittelt, dass 90 Prozent der Deutschen ab 14 das Internet nutzen. Man kann also davon ausgehen, dass auch Patienten auf Zahnarztsuche vor dem Erstkontakt die Praxis-Website besuchen.

Wer sich da fundiert und in verständlicher Ansprache informiert fühlt, wird eher Vertrauen fassen. Spartanisch ausgestattete Internetpräsenzen werden hingegen keinen Vertrauensvorschuss vermitteln.

Mira Ross-Büttgen ist leitende Redakteurin beim Medizinportal mediorbis und kennt sich mit Content-Marketing für Zahnärzte aus. Sie sieht die unterschätzten gesundheitlichen Folgen mangelnder Mundhygiene als effizienten Aufhänger für informative Inhalte auf der Zahnarzt-Homepage.

Die Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung hat diesen Missstand ebenfalls erkannt und als Aufhänger für eine Informationskampagne anlässlich des Tages der Zahngesundheit genutzt. Dabei ging es unter anderem um die neuen Regelungen zur Parodontitis-Behandlung. Die KZBV stellt dazu ein multimediales Informationsangebot zur Verfügung.

Wie sag ich´s meinem Patienten?

Doch wie setzt der Zahnarzt die medizinischen Fakten in vertrauensbildende Informationen für den Patienten um? Am besten mit Hilfe von kompetenten Content-Experten.

Mira Ross-Büttgen rät zu umfassender Vorabinformation: „Wenn der Patient auf der Website schon verständliche Informationen erhält, die ihm vorher noch nicht bekannt waren, dann fasst er automatisch Vertrauen. Er geht davon aus, dass dieser Zahnarzt ihn auch im persönlichen Gespräch fundiert und umfassend informieren, ihm alles verständlich erklären wird.“

Überraschendes in Sachen Zahnfleischentzündung

Parodontitis ist die häufigste Ursache für Zahnverlust. Wie gefährlich diese Krankheit aber tatsächlich ist, und wie viele Folgeerkrankungen sie verursachen kann, ist vielen Patienten gar nicht bekannt.

Wichtige Fakten, die auf die Homepage gehören:

  • Immunsystem

Schwächung durch die Erhöhung systemischer Entzündungsmarker.

  • Diabetes

Einerseits erhöht die eingeschränkte Durchblutung peripherer Gewebe das Parodontitis-Risiko, andererseits schwächt die Bakterienbelastung die Insulin-Wirkung noch zusätzlich.

  • Herzinfarkt und Schlaganfall

Viele Studien beweisen das erhöhte Risiko koronarer Herzerkrankungen und die gesteigerte Gefahr, einen Schlaganfall zu erleiden.

  • Kinderwunsch und Schwangerschaft

Auch hier ist die Studienlage eindeutig. Parodontitis-Bakterien gelangen in den Uterus und erhöhen das Risiko für Schwangerschaftskomplikationen und Frühgeburten. Diese Gefahren sollten Frauen bereits vorab ausschließen.

  • Arthritis

Die Krankheiten rheumatoide Arthritis und Parodontitis beeinflussen sich gegenseitig im negativen Sinne, da beide mit gesteigerten Entzündungsprozessen einhergehen.

Informationen dieser Art liefern unwiderlegbare Gründe für penible Mundhygiene und regelmäßige Prophylaxe. Der mündige Patient möchte aufgeklärt werden und eigene Entscheidungen treffen. Eine informative Website gibt ihm das Gefühl, mit seinen Fragen in der Praxis willkommen zu sein. Das fördert die vertrauensvolle Arzt-Patienten-Beziehung.

Denn der aufgeklärte Patient geht nicht mehr einfach zum nächstbesten Zahnarzt am Ort. Er erwartet einen nachhaltigen Ansatz mit Aufklärung und Vorbeugung. Werden diese Erwartungen gleich auf den ersten Web-Eindruck erfüllt, verschafft sich der Zahnarzt mit strukturiertem Content-Management einen entscheidenden Vorteil gegenüber seinen digital weniger gut ausgestatteten Kollegen. Er stellt sich als Dienstleister dar, der Probleme benennt und adäquate Lösungen bereithält.

Aber: Nur eine ausgefeilte Technik schickt den User auf eine Patient Journey, die geradewegs in die Zahnarztpraxis führt. Gut, wenn der technische Hintergrund online genauso professionell ausfällt wie das medizinische Equipment der Praxis.

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Wann haften Ärzte für Impfungen?

Die Pandemie setzt zur vierten Welle an und Impfkommissionen weltweit diskutieren: Wer darf wann geimpft werden? Und wer haftet im Zweifelsfall.

Die Datenlage ist für alle die gleiche, doch die Antworten fallen unterschiedlich aus und immer mehr Ärzte impfen nach eigenem Ermessen. Während die STIKO gerade erst die Corona-Impfungen für Kinder ab 12 Jahren empfohlen hat, erhält diese Altersgruppe in anderen Teilen der Welt schon längst die Impfung. Für Schwangere ist in Deutschland die Impfung von der STIKO noch gar nicht empfohlen – nur bei besonderem Risiko durch Vorerkrankungen ab dem zweiten Trimester. In den USA erhalten dagegen schon alle schwangeren Frauen ihren Pieks.

Jeder Arzt entscheidet eigenständig

Jeder Arzt kann grundsätzlich unabhängig von der STIKO nach Nutzen-Risiko-Abwägung eigenständig entscheiden, Schwangere oder Kinder unter 12 Jahren zu impfen. So haben schon etliche 12- bis 17-Jährige in Deutschland ihre erste Dosis erhalten, bevor die offizielle Empfehlung ausgesprochen wurde. Bei Schwangeren läuft es ähnlich: Wer ab dem zweiten Trimester geimpft werden will, findet leicht einen Arzt.

Doch was ist, wenn etwas schief geht? Fehlgeburt oder seltene Impffolge beim Kind? Wird dann der Arzt zur Kasse gebeten?

Die Impf-Aufklärung muss dokumentiert werden, um Haftung auszuschließen

Das Infektionsschutzgesetz regelt die Haftungsfrage bei allen Schutzimpfungen recht klar: „Die Länder haften, wenn die bekannten Nebenwirkungen auftreten. Der Bund übernimmt die Haftung, wenn unerwartete Nebenwirkungen auftreten“, sagt Christian Wagner, Fachanwalt für Medizinrecht. „Bei Produktfehlern haftet der Hersteller und der impfende Arzt wiederum haftet dafür, dass er die Impfung korrekt verabreicht. Voraussetzung für das korrekte Verabreichen ist ein dokumentiertes Aufklärungsgespräch und die Einverständnis des Impflings, auch schon bei 12-Jährigen, sowie beider Sorgeberechtigten bei gemeinsamen Sorgerecht!“

Dies gilt für zugelassene Impfstoffe grundsätzlich, auch wenn sie von der STIKO aufgrund ungenügender Studienlage nicht empfohlen werden, also etwa auch bei Schwangeren. Der Arzt darf hier eine Risiko-Nutzen-Abwägung machen und zur Impfung raten.

Aber: Die Aufklärung und die Einverständniserklärung muss dokumentiert werden und darf nicht auf nicht-medizinisches Personal delegiert werden. Wagner empfiehlt: „Um den immer strenger werdenden Anforderungen der Rechtsprechung an die ärztliche Aufklärungspflicht zu genügen, sollte der Arzt den Eltern eines Impflings oder dem zu impfenden Erwachsenen grundsätzlich schon rechtzeitig vor dem Impftermin schriftliches Informationsmaterial zur Verfügung stellen und die Impfentscheidung beim Termin nochmals besprechen.“ Wer das noch schriftlich festhält, der ist auf der sicheren Seite.

„Man muss sich klar sein: Wer ohne Zulassung impft, haftet selbst!“

Anders verhält es sich aber bei dem Einsatz von Impfstoff entgegen der offiziellen Arzneimittel-Zulassung. Die Covid-Vakzine sind bisher nicht für Kinder unter 12 Jahren zugelassen. Wer also jüngere Kinder impft, handelt im Rahmen der so genannten Off-Label-Verwendung, die bei Medikamenten häufig praktiziert wird – zum Beispiel, wenn Antiallergika wegen ihrer sedierenden Nebenwirkung entgegen der offiziellen Zulassung als Schlafmittel verwendet werden.

„Das Haftungsrisiko bei eventuellen Impfschäden liegt allerdings bei Off-Label-Use beim Arzt allein“, stellt Medizin-Jurist Wagner klar und warnt: „Wenn der Arzt die Impfung nicht korrekt verabreicht oder Aufklärungsfehler vorliegen, muss der Arzt im Forderungsfalle seine Haftpflichtversicherung umgehend unterrichten. Diese stellt ihm dann einen Anwalt zur Seite oder er wählt einen Anwalt seiner Wahl, die aber mit der Versicherung abgestimmt werden muss.“

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Der vermeidbare Tod eines Vielfliegers

In der CDU war Philipp Mißfelder ein Shootings-Star. Doch dann riss ihn mit nur 35 Jahren eine akute Lungenembolie aus dem Leben. Eine akute Lungenembolie ist fast immer die Folge einer tiefen Venenthrombose und mit ca. 40.000 Todesfällen pro Jahr in Deutschland die nach Herzinfarkt und Schlaganfall dritthäufigste letale Herz-Kreislauf-Erkrankung.

Gen-Mutation lässt das Risiko um das bis zu 100-fache steigern

Vielflieger wie Philipp Mißfelder haben dabei ein erhöhtes Risiko, weil man die Beine während solcher Flüge kaum bewegt und somit die Bildung von Blutgerinnseln begünstigt. Was bei gesunden Menschen relativ selten problematisch ist. Liegt aber eine genetische Mutation vor, steigt das Risiko einer akuten Lungenembolie um das bis zu 100-fache.

Fast jede zehnte Deutsche trägt diese Mutation in sich. Die wenigsten wissen es.

Faktor-V-Leiden der häufigste angeborene thrombophile Risikomarker

Faktor-V-Leiden (sprich Faktor fünf) ist die medizinische Bezeichnung für die Mutation des Gens, auf dem der Bauplan für den Faktor V des Gerinnungssystem zu finden ist. Die Zusatzbezeichnung Leiden bekam dieser genetische Fehltritt, weil er 1994 in der niederländischen Universitätsstadt Leiden zum ersten Mal beschrieben wurde. Faktor-V-Leiden ist der häufigste angeborene thrombophile Risikomarker.

Verlässliche Zahlen zur Evidenz gibt es nicht, weil Betroffene diese Mutation gesundheitlich nicht einschränkt und sie deswegen auch nicht diagnostiziert wird. Schätzungen gehen von bis zu zehn Prozent der Bevölkerung aus.

Für unsere Vorfahren war die Mutation unpropblematisch: Sie waren stets per pedes unterwegs.

Vorfahren lebten gut mit dem Gendefekt

Unseren Vorfahren hat die Mutation nicht geschadet. Sie mussten sich auch nicht stundenlang in enge Flugzeugsitze einpferchen lassen. Ihnen könnte die gestörte Gerinnung sogar nützlich gewesen sein. Wenn eine Blutung z. B. nach einem Kampf mit einem Mammut schneller gerinnt, bringt das einen gewissen Schutz vor dem Verbluten.

Das könnte erklären, warum die Mutation so weit verbreitet ist. Unter den Ureinwohnern Afrikas, Asiens, Australiens und Amerikas ist sie dagegen überhaupt nicht zu finden.

Übergewicht, Schwangerschaft, langes Sitzen: Risikofaktoren für Thrombosen

In 60 Prozent der Fälle treten Thrombosen bei Faktor-V-Mutanten spontan auf. In allen anderen Fällen können sie durch weitere Risikofaktoren wie Anti-Baby-Pille, Schwangerschaft, Krampfadern, Übergewicht, Operationen und Immobilität (z. B. nach Operationen oder auf längeren Reisen) begünstigt werden.

Entscheidenden Einfluss auf die Gefahr, ob sich Gerinnsel in den Venen bilden, hat der Typ der Mutation. Wenn beide Eltern, das defekte Gen in sich tragen, spricht die Medizin von homozygot. Bei nur einem betroffenen Elternteil heißt es heterozygot. Bei der heterozygoten Variante steigt die Gefahr von Thrombosen um das Fünf- bis Zehnfache, bei der homozygoten um das 50- bis 100-Fache

Bluttest gibt verlässlich Auskunft über Mutation

Aufschluss über das eigene Gerinnungsgeschehen kann ein einfacher Bluttest beim Hausarzt bringen. Dabei wird getestet, ob eine APC-Resistenz vorliegt. Diese Resistenz bildet sich aufgrund der Mutation und ist das eigentliche Problem, die Krankheit.

Den Bluttest muss man nur einmal im Leben machen. Die Mutation wird ausschließlich vererbt und kann sich nicht im Laufe des Lebens entwickeln.

Blutverdünner vor Langstreckenflügen

Menschen mit dem Faktor-V-Leiden müssen sich nicht einschränken, sollten sich aber vor Langstreckenflügen unbedingt ein blutverdünnendes Mittel injizieren lassen. Außerdem ist es gut zu wissen, wie sich eine Thrombose ankündigt: Meistens schwellen die Beine dabei schmerzhaft an, sind auffallend warm und haben eine dunkelrote bis violette Färbung.

Bild 1: ©iStock / GoodLifeStudio; Bild 2: ©iStock / 1971yes

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Negative Studien bleiben oft im Giftschrank

Sehr viele medizinische Studien werden der Öffentlichkeit vorenthalten – mit teils gravierenden Folgen für die Patienten. Der Grund hat mit dem Markt der Aufmerksamkeit zu tun, dessen Gesetze die Wissenschaft oft sehr träge werden lassen. Zum Nachteil von uns allen.

Über negative Ergebnisse wird ungern gesprochen

Im Wesen einer wissenschaftlichen Studie liegt die Aufgabe, die Ergebnisse der Öffentlichkeit mitzuteilen. Viele Menschen gehen deswegen davon aus, dass alle Studien generell mit uns allen geteilt werden. Dem ist aber nicht so. Der Grund dafür liegt in den Regeln der Ökonomie der Aufmerksamkeit begründet: Fachzeitschriften, aber auch sonstigen Medien, berichten vor allem über Studien mit positiven Ergebnissen. Also z. B. wenn ein Medikament gefunden wurde, dass gegen ein menschliches Leiden weiterhilft. Studien mit negativem Ausgang bekommen dagegen wenig Aufmerksamkeit. Die Motivation, die Studienergebnisse zu veröffentlichen, ist also bei vielen Wissenschaftlern schon während der Studie eher gering, wenn sie merken, dass das Ergebnis negativ sein wird.

Viele Patienten sind auf dieses Wissen angewiesen

Was auf den ersten Blick zumindest aus Sicht der Wissenschaftler nachvollziehbar erscheint, hat in der Praxis für viele Menschen drastische Konsequenzen. So können unheilbar erkrankte Menschen ihre Hoffnung auf noch nicht veröffentlichte Studien setzen. Dabei wissen diese nicht, dass die Ergebnisse bereits eine negative Wirksamkeit belegt haben. Und selbst durch direktes Nachfragen ist es mehr als nur schwierig, irgendwie an diese wertvollen Ergebnisse zu kommen.

Eine weitere Problematik ist, dass andere Forschungsteams aus dem gleichen Fachbereich gleiche oder sehr ähnliche Studien durchführen. Leider ohne zu wissen, dass bereits zu dem Forschungsgegenstand aussagekräftige Daten vorliegen. Hierdurch entstehen vermeidbare Kosten, die an anderer Stelle in der Forschung fehlen.

Die EU bemüht sich um mehr Transparenz

Die Zurückhaltung bei der Veröffentlichung von Studiendaten ist kein deutsches Problem. Das Problem ist in ganz Europa, aber auch in Amerika anzutreffen. Großbritannien gilt in Europa als Musterschüler, der sich um eine konsequente Veröffentlichung bemüht. Europaweit versucht man mit einem EU-Studienregister den öffentlichen Zugang zu erleichtern. Das soll zur Transparenz beitragen und die Entwicklung geeigneter Therapien beschleunigen. Doch auch hier werden negative Studienergebnisse zurückgehalten.

Fast alle klinischen Studien der Universität Leipzig sind bereits in einer EU-Datenbank erfasst.

Universität Leipzig mit positivem Beispiel

Dass es aber auch sehr gute Ansätze gibt, zeigt die Universität Leipzig. So hat diese bereits 92 Prozent ihrer klinischen Studien in einer EU-Datenbank erfasst. Durch die gezielte Auseinandersetzung mit der angesprochenen Problematik verändert sich das Bewusstsein in der Forschungsumgebung allmählich. Weiterhin unterstützt eine bald gültige EU-Verordnung zu klinischen Prüfungen mit Arzneimitteln diesen Trend.

Denn dann soll die Übermittlung in ein dafür eigens kreiertes EU-Portal für alle EU-Staaten verpflichtend sein. Bis das Defizit aufgearbeitet ist und eine zeitnahe Veröffentlichung stattfindet, bedarf es Geduld bei der Recherche nach geeigneten Ergebnissen. Eine Aufgabe, die uns so schnell wie möglich die Wissenschaft abnehmen sollte.

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