Zahnarzt ohne Stuhlassistenz

Ein Alptraum: Bohren ohne Stuhl-Assistenz

Mira Ross-Büttgen
12.09.2021

Es ist eine alarmierende Zahl: Mehr als jede dritte Auszubildende zur Zahnmedizinischen Fachangestellten (ZFA) bricht die Lehre vorzeitig ab. Entweder, um sie in einer anderen Praxis fortzusetzen oder gar, um den Beruf zu wechseln. In beiden Fällen wirft das kein gutes Licht auf den bisherigen Ausbilder – und es könnte für die Zukunft der Branche dramatische Folgen haben.

Platz 3 im Beliebtheits-Ranking junger Frauen

Im Beliebts-Ranking junger Frauen rangiert die zahnmedizinische Assistenz noch immer auf einem Top-Platz. Laut Angaben des Statistischen Bundesamtes lag sie 2020 auf Rang 3. Beliebter sind nur kaufmännische Berufe und medizinische Fachangestellte. Kein Grund zur Sorge, möchte man meinen, aber das ist zu kurz gedacht.

Im vergangenen Jahr wurden knapp zehn Prozent weniger Ausbildungsverträge mit Zahnarzt-Praxen geschlossen als noch im Vorjahr. Die Bundeszahnärztekammer und der Verband medizinischer Fachberufe raten Zahnärzten deshalb, mehr ZFA-Ausbildungsplätze anzubieten und möglichst viele Jugendliche für den Beruf zu begeistern. Denn wenn der Trend anhält, ist es nur eine Frage der Zeit, bis qualifizierte Stuhl-Assistenzen auf dem Arbeitsmarkt schwer zu finden sind.

Knapp jede 6. Stelle kann nicht besetzt werden

Knapp jede 6. Stelle kann nicht besetzt werden

Laut Sylvia Gabel vom Verband medizinischer Fachberufe kann schon jetzt nicht jede freie Stelle besetzt werden:

„Rein theoretisch standen im Juni für 100 bei der Arbeitsagentur gemeldete freie Stellen nur 86 arbeitslose ZFA zur Verfügung“. Fast jede sechste Stelle kann also nicht besetzt werden.

Das bedeutet für betroffene Praxen, das bestehende Team muss permanent Überstunden machen, Expansionspläne können nicht verwirklicht werden. Ein Teufelskreis. Denn Überstunden führen wiederum zu mehr Unlust am Job. Erst recht, wenn sie finanziell nicht honoriert, sondern einfach eingefordert werden. In Ballungsgebieten wie Hamburg und München klagen viele Zahnärzte schon heute, dass kaum noch qualifizierte Mitarbeiter zu bekommen sind.

Das Team muss stärker in den Mittelpunkt rücken

Ärzteberater Sebastian Hütter rät Praxisinhabern deswegen zu einer kritischen Analyse. Lässt sich die Arbeitssituation für Auszubildende und Fachkräfte optimieren? „Das Team“, so Hütter, „muss stärker als bisher in den Mittelpunkt rücken. Das bedeutet nicht zuletzt, allen Angestellten ein gesundes Verhältnis von Arbeit und Privatleben zu ermöglichen. Wenn junge Zahnmedizinische Fachangestellte immer wieder viele Überstunden machen, verlieren sie irgendwann die Lust am Job.“

Auf der anderen Seite muss ihre Arbeit aber stets auch Herausforderungen und Weiterbildungsmöglichleiten bieten. Zahnärzte sollten ihren Teammitgliedern oft einfach nur mehr zutrauen. Dafür eignen sich auch Sonderaufgaben, wie etwa im Qualitätsmanagement.  

Fitnessstudio Gutschein zur Motivation der ZFA

Boni und Gutscheine erhöhen die Motivation

Eine kritische Analyse der eigenen Praxissituation hält auch Ärzteberater Mario Ammer für unabdingbar. Er sieht Unzufriedenheit über die Bezahlung und mangelnde Tarifbindung als eine weitere mögliche Ursache für Fachkräftemangel bei den ZFA.

Gehaltserhöhungen sind aus Sicht von Mario Ammer trotzdem keineswegs immer der Gold-Standard: „Bei jeder Gehaltserhöhung zahlen Zahnärzte zusätzlich hohe Lohnnebenkosten. Und für die Angestellten bleibt zugleich oft relativ wenig Netto vom Brutto“. Lohnersatzleistungen wie Benzin- oder Essensgutscheine, Dienstfahrräder, Zuschüsse für private Internetanschlüsse oder Kinderbetreuung sind aus seiner Sicht häufig die bessere Variante. Viele Angestellte empfinden solche Boni als ebenso attraktiv. Steuerlich sind sie ohnehin für beide Seiten günstiger.

Mehr Ausbildungsplätze, bessere Work-Life-Balance, attraktive Lohnersatzleistungen: Alle Einzelmaßnahmen haben ihren Wert. Am Ende gewinnt dann jedoch vielleicht doch der optimale Mix. Wie der in einzelnen Praxen aussehen kann, muss jeder Zahnarzt individuell herausfinden, um als Arbeitgeber zu überzeugen. Er kann sich dabei aber von Fachkräften wie Steuerberatern und Experten für Teambildung unterstützen lassen. Darüber hinaus helfen ihm Headhunter bei der Suche nach guten ZFA. Gemeinsam ist man oftmals stärker.

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Bild 1: ©iStock / MediaProduction, Bild 2: ©iStock / Jezperklauzen , Bild 3: ©iStock / skynesher

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