Arbeitgebermarke Lernen

Kliniken als Arbeitgebermarke: Wer lernt, gewinnt

Mira Ross-Büttgen
06.11.2022

Jeder vierte in einer Klinik oder ambulanten Einrichtung arbeitende Arzt möchte aufhören. Was können Kliniken als Arbeitgeber besser machen, um das zu verhindern? Helfen könnte ihnen bei der Suche nach Antworten ein Blick auf Konkurrenten, die als Arbeitgebermarke erfolgreicher sind, und der Wille, stetig zu lernen und sich weiterzuentwickeln.

Charité Universitätsmedizin ist Top-Arbeitgeber

Die Charité Universitätsmedizin Berlin ist für Studenten des Gesundheitswesens der attraktivste Arbeitgeber seiner Branche in Deutschland (Quelle: Student Survey 2022) und damit eine Top-Arbeitgebermarke. Die Berliner Klinik erhielt diese Auszeichnung bereits zum achten Mal. Bei der Auswahl der Top-Arbeitgeber waren den Befragten aus allen Branchen ein attraktives Grundgehalt und ein hohes Einkommen in der Zukunft besonders wichtig. Auf weiteren Plätzen folgten vielfältige Arbeitsaufgaben, eine sichere Anstellung und flexible Arbeitsbedingungen. Die Karriereseiten der Charité Universitätsmedizin Berlin zeigen mögliche Gründe, warum die Berliner Klinik so beliebt ist. Sie wirbt unter anderem:

  • mit fairen Löhnen und Arbeitskonditionen,
  • mit psychosozialer Betreuung auf Intensivstationen
  • sowie Sport- und Freizeit-Vergünstigungen.
  • Ärzten bietet die Charité zusätzlich interdisziplinäres Arbeiten
  • modernste Technik wie OP-Roboter und mobile CT-Geräte.

„Die Möglichkeiten kleinerer Kliniken oder Praxen, Mitarbeiter mit ähnlichen Vorteilen zu locken und zu halten, sind natürlich eingeschränkt“, sagt Medical Headhunterin Anne Hätty. Trotzdem könnte manches Inspiration bieten. „Personalverantwortliche sollten regelmäßig schauen, was als gut bewertete Arbeitgeber ihrer Branche den Mitarbeitern bieten“, rät sie. So können Arbeitgeber lernen, was anderswo gut läuft und was sich in irgendeiner Form für den eigenen Betrieb übernehmen lässt.

Probleme gibt es auch an der Spitze

Auch eine Top-Arbeitgebermarke hat noch Herausforderungen: Bergsteiger klettert an der Bergspitze

Auch bei der Charité läuft keineswegs immer alles rund. In einer Mitarbeiterbefragung empfahlen nur 44 Prozent der Beteiligten die Klinik als Arbeitgeber weiter. Bei Ärzten im Alter von unter 40 seien es sogar weniger als 15 Prozent gewesen, schrieb der Berliner Tagesspiegel im September 2022 und berief sich dabei auf die ihm vorliegende Auswertung. Die Zeitung ließ allerdings auch einen Sprecher der Klinik zu Wort kommen, der die Klinik verteidigte. Die erwähnten 44 Prozent hätten die Charité „uneingeschränkt“ weiterempfohlen, betonte er. Die Zustimmung zum Arbeitgeber sei insgesamt größer. Tatsächlich könnte das Wort „uneingeschränkt“ einen Unterschied ausmachen, sodass die Charité im Vergleich noch immer gut dasteht.

25 Prozent der Klinikärzte frustriert

Klinikübergreifend zeigt der MB-Monitor 2022 des Marburger Bundes, dass ein Teil der Klinikärzte mittlerweile sehr frustriert ist. Jeder vierte Befragte denkt darüber nach, seine ärztliche Tätigkeit ganz aufzugeben, was an der wöchentlichen Arbeitszeit liegen könnte. Immerhin gab fast jeder fünfte Befragte (18 Prozent) eine Wochenarbeitszeit von 60 bis 79 Stunden an. Weitere Ärzte hatten eine kürzere Arbeitszeit, kamen aber ebenfalls auf deutlich über 40 Stunden pro Woche. Da bleibt nicht sehr viel Zeit für eine gute Work-Life-Balance. Dass das ein Grund für Unzufriedenheit ist, zeigt eine Auswahl der Freitext-Antworten von Ärzten, die der Marburger Bund veröffentlicht hat. Sie zeigt auch: Es gibt weitere Gründe.

Auch Arbeitgeber müssen lernen

„Arbeitgeber sollten wissen, was Mitarbeiter über sie denken, selbst oder gerade dann, wenn deren Meinung nicht die beste ist“, rät Anne Hätty. „Nur das gibt Unternehmen die Chance, mögliche Fehler zu korrigieren.“ Um mehr über diese Meinungen zu erfahren, ist keineswegs immer eine groß angelegte Befragung nötig. In kleinen Praxen kann dafür ein regelmäßiges Meeting reichen. Voraussetzung ist aber eine Atmosphäre, in der das Gefühl vorherrscht, Kritik ohne Risiko äußern zu können. „Arbeitgeber sollten sich hier als Lernende begreifen“, urteilt Anne Hätty. „Diejenigen, die dazu bereit sind, haben künftig die besseren Chancen, exzellente Fachkräfte für sich zu gewinnen und Top-Arbeitgebermarke zu werden.“ Wer lernt, gewinnt.

Bild 1: ©iStock/Cecilie_Arcurs, Bild 2: ©iStock/DieterMeyrl

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