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Landarzt gesucht: Was schreckt die Ärzte ab?

Redaktion Mediorbis
23.03.2022

Auf dem Land ist das Leben herrlich: beschaulich und angenehm. Man ist umgeben von reizvoller Natur. Jeder kennt jeden und Stress ist ein Fremdwort. Wirklich? Viele Ärzte sehen das anders und schrecken vor dem Leben als Landarzt zurück. Woran liegt das? Und vor allem: Wie lässt sich das ändern?

Das Leben als Landarzt: Idylle oder Stress?

Viele Medizinstudenten haben keine Lust auf eine Landarztpraxis. 2018 lehnten mehr als vier von zehn Befragten die Arbeit in ländlichen Gemeinden mit weniger als 5.000 Einwohnern ab (Studie). Warum? Einige von ihnen sind wahrscheinlich Großstadtmenschen. Keine Chance, sie jemals aufs Land zu locken. Aber es gibt andere. Die können sich grundsätzlich ein Landarztleben vorstellen, wenn man ihnen die Furcht vor Nachteilen nimmt. „Viele fürchten zu wenig Zeit für die Familie, zu viel Arbeit und Stress“, sagt Anne Hätty, Medical Headhunterin bei mediorbis.

Landärzte arbeiten mehr

Ganz unberechtigt ist die Furcht nicht, dass das Privatleben als Landarzt leidet. Hausärzte verdienen auf dem Land im Durchschnitt mehr als Kollegen in der Stadt. Sagt zumindest eine Studie. Dafür liegt ihre Arbeitszeit aber auch höher (Quelle). Letzteres schreckt ab, denn auch Hausärzte tendieren mittlerweile verstärkt zu weniger Arbeit. 2009 arbeiteten erst 2,4 Prozent aller Hausärzte weniger als 30 Stunden pro Woche. 2020 waren es bereits 11,9 Prozent (Seite 31: Teilzeitquote der Hausärzte).

So lassen sich Berufs- und Privatleben oft gut miteinander verbinden. Wie wichtig angehenden Medizinern das ist, zeigt das Berufsmonitoring „Medizinstudierende“ der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV). Knapp 95 Prozent der angehenden Ärzte halten eine gute Vereinbarkeit von Familie und Beruf in ihrem späteren Berufsleben für wichtig oder sehr wichtig. Jeweils über 80 Prozent sagen dasselbe über geregelte Arbeitszeiten und die Möglichkeit, Arbeitszeiten flexibel zu gestalten. Die Furcht ist groß, dass das Landarztleben das nicht bietet (Quelle).

Landarztleben: Viele Akteure schaffen Anreize

Manch einem Mediziner macht die Vorstellung, als Landarzt zu leben, Angst. Aber warum? Und was kann man dagegen tun?

2030 werden knapp 11.000 Hausarztstellen in Deutschland unbesetzt sein, heißt es in einer Studie der Robert-Bosch-Stiftung. Dieser Mangel droht insbesondere in ländlichen Regionen. Akteure wie Bund, Länder und Gemeinden reagieren deshalb mit einer Mischung aus Hilfsangeboten für angehende Landärzte und Marketing. Bundesländer wie Bayern setzen auf die Landarztquote und unterstützen den Aufbau ländlicher Praxen mit einer Praxisprämie. Kleine Gemeinden engagieren Headhunter, die ihr Landarztproblem lösen sollen und nicht selten erfolgreich sind. Manch eine Gemeinde richtet gleich eine komplette Praxis ein. Als gemachtes Nest für den neuen Landarzt. Und Landkreise wie Waldeck-Frankenberg werben auf eigenen Websites um Ärzte. Sie präsentieren die Vorzüge ihrer Region, Beratungsangebote für Ärzte in Bereichen wie

Finanzierung und Recht sowie Arbeitsmodelle für ein mögliches Landarztleben. Bei den Modellen zeigt sich möglicherweise ein weiterer wichtiger Schlüssel für eine verbessere medizinische Infrastruktur auf dem Land.

Oft fehlt Ärzten der fachliche Austausch

„Viele Ärzte fürchten, als Landarzt irgendwann nur noch Routineaufgaben zu lösen. Sie brauchen das Fachgespräch mit Kollegen“, sagt Anne Hätty. Einen von vielen nötigen Lösungsansätzen sieht sie in Medizinischen Versorgungszentren (MVZ) auf dem Land. Sie bringen Ärzte unterschiedlicher Disziplinen zusammen und ermöglichen so den fachlichen Austausch. Zugleich bietet ein MVZ vielen Ärzten die Chance auf ein Berufsleben als Angestellter. Flexiblere Arbeitszeiten machen es einfacher, Familie und Beruf gut miteinander zu vereinen. Nicht zuletzt nimmt das MVZ vielen Ärzten den wirtschaftlichen Druck, dem sie mit eigener Praxis ausgeliefert wären. Es kann nur einer von vielen nötigen Bausteinen sein, um Ärzte aufs Land zu locken. Aber es könnte ein guter sein.

Bild 1: ©iStock / benstevens , Bild 2: ©iStock / skynesher

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