Junge Ärzte Land

Landarztquote: von der Uni direkt ins Dorf

Mira Ross-Büttgen
25.11.2022

Das Durchschnittsalter von Hausärzten? Ungefähr Mitte 50. Der Aufwärtstrend wurde zuletzt möglicherweise gestoppt, dennoch bleibt das relativ hohe Alter ein Problem. Wie lockt man den Nachwuchs, der die medizinische Hausarztversorgung übernimmt, wenn die Älteren aufhören?

Mehr als jeder dritte Hausarzt ist über 60

54,2 Jahre ist das Durchschnittsalter der Ärzte und Psychotherapeuten in Deutschland. 2012 waren es erst 53 Jahre (Quelle: Gesundheitsdaten KBV). Die gute Nachricht: Möglicherweise greifen aktuell bereits Maßnahmen, um einen drohenden Ärztemangel zu stoppen. Zwischen 2019 und 2020 ist das Durchschnittsalter der Ärzte um den Wert 0,1 gesunken und blieb zwischen 2020 und 2021 unverändert. Die Trendumkehr könnte aber zu langsam sein. Fraglich bleibt auch, wie nachhaltig sie ist.

Die Situation bei den Hausärzten ist noch etwas problematischer. Zwar gab es auch hier zuletzt einen leichten Rückgang des Durchschnittsalters. 2021 lag es aber noch immer bei 55,3 Jahren und damit über dem Gesamtdurchschnitt für Ärzte und Therapeuten. Darüber hinaus ist der Anteil der Über 60-Jährigen bei den Hausärzten mit 36,1 Prozent besonders hoch. Die mögliche Folge: Laut der Studie „Fachkräftemangel im Gesundheitswesen“ von PwC fehlen bis 2035 in der Human- und Zahnmedizin in Deutschland 99.900 Ärzte.

Ein Instrument, um dem entgegenzuwirken, ist die Landarztquote im Medizinstudium. „Sie ist grundsätzlich ein gutes Instrument“, urteilt Fabian Engelhardt, „aber ihre positiven Effekte werden erst in einigen Jahren nachhaltig zu sehen sein“. Engelhardt ist Co-Founder von mediorbis, Ärzteberater sowie Mitglied im Bundesverband Freier Sachverständiger e. V. und Geschäftsführer der Beratungsgemeinschaft für Ärzte und Zahnärzte.

Extra Studienplätze für Freiwillige

Medizinstudium Landarztquote: Medizinstudenten und Medizinstudentinnen im Hörsaal

Jüngere Ärzte müssen also her. Es gibt mehr als nur eine Maßnahme, um dem Hausarztmangel in ländlichen Regionen zu begegnen. Und wahrscheinlich sind alle Maßnahmen nötig, um das Ziel erreichen: eine flächendeckend gute ärztliche Versorgung in Deutschland. Eine dieser Maßnahmen ist die Landarztquote, die bereits in diversen Bundesländern umgesetzt wurde. Ein Teil der Medizinstudienplätze wird für diejenigen reserviert, die sich zu vielen Jahren Tätigkeit als Landarzt verpflichten. Das erste Bundesland mit Landarztquote war Nordrhein-Westfalen, wo 7,6 Prozent der Medizinstudienplätze für künftige Landärzte reserviert sind.

Die Landarztquote erweitert den Kreis der Studienberechtigten. Die konkreten Bedingungen für solch ein Quotenstudium unterscheiden sich zwischen den verschiedenen Bundesländern, die es schon eingeführt haben. Bisher darauf verzichtet haben neben den Stadtstaaten Hamburg, Berlin und Bremen die Länder Schleswig-Holstein und Brandenburg.

Eine weitere sinnvolle Maßnahme, die bereits im Medizinstudium ansetzt, ist für Fabian Engelhardt eine verpflichtende Vorlesung zum Aufbau des Gesundheitswesens in Deutschland. Durch sie verstehen Medizinstudenten von Anfang an, wie wichtig es ist, sowohl genügend Ärzte im stationären Bereich als auch im ambulanten Bereich zu haben.

Ein Dorf ist nicht nur doof

Auch die Attraktivität der Arbeit und des Lebens auf dem Land sind ein Ansatzpunkt, um mehr junge Hausärzte fürs Landleben zu gewinnen. Hier gilt es einerseits, vorhandene Vorzüge der ländlichen Region besser als bisher herauszustellen. Andererseits muss die Attraktivität der Region und der Arbeit gesteigert und den Bedürfnissen der jüngeren Generation angepasst werden. Wie diese Bedürfnisse aussehen, verrät das „Berufsmonitoring Medizinstudierende 2022“. Dessen Ergebnisse werden im Detail zwar erst 2023 veröffentlicht. Bereits jetzt ist aber klar, dass wesentliche Forderungen dieselben sind wie in vorherigen Berufsmonitorings: flexible, geregelte Arbeitszeiten und eine gute Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Die klassische Landarztpraxis gilt nicht unbedingt als der Ort, um so etwas umzusetzen.

Probearbeiten in der Landarztpraxis

Um dem Landarztmangel entgegenzuwirken, sind auch auf regionaler Ebene viele gute Ideen und Initiativen gefragt. Eine davon ist das Portal „Landarzt werden“ des nordhessischen Landkreises Waldeck-Frankenberg. Es stellt unter anderem verschiedene Hausarztmodelle vor und hält für angehende Landärzte viele Beratungsangebote bereit. Eine andere Initiative ist das Landarztnetz Lahn-Dill in der Region Mittelhessen. Junge Ärzte können hier das Landarztleben im Angestelltenverhältnis testen. Ist es interessant, können sie langfristig als angestellter Arzt auf dem Land arbeiten oder eine Praxis übernehmen. So bleiben den jungen Ärzten alle Optionen.

Bild 1: ©iStock/lumenphoto, Bild 2: ©iStock/SDI Productions

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