Ehrlichkeit und offene Kommunikation zählt
Knapp achteinhalb Millionen Menschen gehören in Deutschland zur Generation Z. Das entspricht etwa jedem zehnten Deutschen (Quelle). Was für sie einen guten Arbeitsplatz ausmacht, verriet diese Generation 2021 in einer Studie. Ein gutes Arzt-Gehalt (Platz 2) sowie Möglichkeiten für Weiterbildung und professionelles Training (4) sind zwar weiter in den Top-5. Daneben zählen aber Werte wie nachhaltiges Handeln (5), Offenheit für neue Ideen und Konzepte (3) und – besonders wichtig und folgerichtig auf Platz 1: Ehrlichkeit und offene Kommunikation. Das bestätigt auch Anne Hätty, mediorbis-Headhunterin im medizinischen Bereich: „Ein wertschätzender Umgang, aber auch konstruktive Kritik sind für ein gutes Miteinander unumgänglich. Dadurch entstehen Loyalität und Mitarbeiterbindung.“
Die Generation Z ist begehrt
Der Wettbewerb um die Generation Z ist hart: auch auf dem Arbeitsmarkt der Gesundheitsbranche. Das zeigt sich z. B. bei den medizinischen Fachangestellten (MFA). Manche Arztpraxis kann bereits heute eine MFA-Stelle nicht besetzen. Und Zeichen für eine kurzfristige Entspannung sieht Andreas Gassen, Vorsitzender der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), aktuell keine: „Die Situation ist ein Versäumnis sehr vieler Jahre.“ Gegensteuern kann nur, wer die Generation Z für die Arztpraxen begeistert und dort hält. Dafür sei eine gute Unternehmenskultur sehr wichtig, sagt Anne Hätty. „Den Wert der Zwischenmenschlichkeit schätze ich dabei besonders hoch ein.“
Gemeinsame Ziele vereinbaren
65 Prozent der Generation Z befürworten ein „gesundes, konstruktives Arbeitsklima und eine gute Unternehmenskultur“ (Quelle). „Ist das nicht gegeben, leidet das wichtige Zusammenspiel aller Mitarbeiter in einer Praxis. Deshalb ist es für niedergelassene Ärzte wichtig, sich zunächst mit der konkreten IST-Situation in ihrer Praxis zu beschäftigen und zu reflektieren, wie hoch Fluktuation und Mitarbeiterzufriedenheit sind“, sagt Anne Hätty. „Wenn man hier Optimierungsbedarf feststellt, sollte unbedingt ein professioneller Coach mit an Bord genommen werden.“
Der Coach kann unter anderem dabei helfen, Mitarbeiter als Individuen mit eigenen Zielen und Motiven zu sehen. Auch die Generation Z ist keine homogene Gruppe. Der eine Mitarbeiter freut sich über einen optimierten Dienstplan. Der andere setzt einen Schwerpunkt bei persönlicher Weiterentwicklung und ein Dritter liebt finanzielle Anreize. „Ärzte sollten als Arbeitgeber deshalb mit allen Mitarbeitern gemeinsame Ziele vereinbaren, die die verschiedenen Ziele und Motive berücksichtigen“, rät Anne Hätty. „So lässt sich der Wunsch der Generation Z nach Ehrlichkeit und offener Kommunikation in den Praxen am besten umsetzen.“
Wo findet man die Generation Z?
Informationen aus sozialen Medien, Webseiten und Werbung beeinflussen etwa ein Drittel der Generation Z bei der Berufswahl. Hier können Unternehmen ansetzen, um junge Menschen für sich zu begeistern. Sie können sich als nahbar darstellen und Bewerber vom Teamspirit überzeugen, urteilt der Personaldienstleister Ranstad. Vom Wert der Social-Media-Kanäle fürs Recruiting ist auch Anne Hätty überzeugt, warnt jedoch: „Sie eignen sich nur dann wirklich gut, wenn man sie regelmäßig pflegt und neue Inhalte postet.“ Sehr wertvoll sind dabei Zitate zufriedener Mitarbeiter. Deren Meinung ist für eine Arztpraxis die beste Eigenwerbung, mit der man nicht nur, aber auch die Generation Z gut erreicht.
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