Das überschätzte Volksleiden „Rückenschmerzen“
„Bei Rückenschmerzen immer einen Arzt aufsuchen!“ und „Rückenschmerzen verschwinden nicht von allein!“ – zwei Dogmen einer in die Jahre gekommenen Medizin, die immer noch das Denken vieler Menschen bestimmt. 38 Millionen Rückenuntersuchungen inklusive Millionen bildgebender Verfahren wie Röntgen, MRT und CT werden jedes Jahr in Deutschland mit den Krankenkassen abgerechnet.
Rückenschmerzen: Es wundert wenig, dass von 100 Patienten, die sich wegen eines Rückenleidens im vergangenen Jahr medizinischen Beistand gesucht haben, nach eigener Angabe nur 27 % dauerhaft schmerzfrei waren. Knapp die Hälfte (48 %) verspürte zwar eine Verbesserung. Die hielt aber nur kurz an. Der Rest (20 %) gab an, nichts habe sich geändert.
Chronische Rückenschmerzen sind der häufigste Grund für Fehltage
Für viele Patienten mit chronischen Rückenschmerzen beginnt eine Odyssee durch Arztpraxen unterschiedlicher Fachrichtungen: Hausarzt, Orthopäde, Radiologe, manchmal auch Psychologe. Die Diagnose Rückenschmerz ist eine der vielfältigsten und komplexesten, weil nicht immer körperliche Ursachen festzustellen sind. Laut einer Studie der Krankenkasse DAK Gesundheit gingen im ersten Halbjahr 2019 20,5 % aller Krankschreibungen im Job auf Rückenleiden zurück. Schmerzen im Kreuz sind somit die häufigste Ursache für Fehltage.
Wissenschafts- / Medizinjournalistin

Dr. rer. nat. Miriam Sonnet
Studie 1
WAS BRINGT BEWEGUNG BEI MENSCHEN MIT CHRONISCHEN RÜCKENSCHMERZEN?
Chronische Rückenschmerzen sind weltweit eine der häufigen Ursachen für körperliche Einschränkungen. Sie verringern die Lebensqualität teils drastisch. Gleichzeitig verursachen Rückenschmerzen etliche Fehltage und hohe Kosten im Gesundheitssystem. Finden Ärzte keine Grunderkrankung, sprechen sie von „idiopathischen Rückenschmerzen“ und raten oft zu mehr Bewegung.
Diese Strategie zielt darauf ab, die Muskel- und Gelenkkraft zu erhöhen oder die Muskelfunktion und den Bewegungsumfang zu verbessern. Dadurch sollen Schmerzen und körperliche Einschränkungen verringert, die Genesung beschleunigt und die Rückkehr zu den gewohnten Aktivitäten im Alltag ermöglicht werden. Bewegungstherapien umfassen eine Reihe von Übungsarten mit unterschiedlicher Dauer. Dazu zählen spezielle Fitnessprogramme in der Gruppe, aerobes Training in Form von Walking-Programmen und die Stärkung bestimmter Muskeln oder Muskelgruppen zur Verbesserung der Rumpfstabilität. Bislang war aber unklar, welchen Nutzen solche Programme wirklich bringen.
Forscher der Cochrane Collaboration wollten wissen, ob Bewegung die Schmerzen und Behinderungen von Menschen mit chronischen Kreuzschmerzen stärker verbessert als keine Behandlung, die übliche Versorgung, Placebo oder andere gängige Behandlungen*.
*Hayden JA, et al.: Exercise for treatment of chronic low back pain. Cochrane Reviews 2021 Sept. 28, https://www.cochrane.org/CD009790/BACK_exercise-treatment-chronic-low-back-pain
Die Forschenden definieren unter chronischen Rückenschmerzen Beschwerden, die drei Monate oder länger andauern oder die zwar verschwinden, aber mehr als zweimal innerhalb eines Jahres wiederkehren. Die Schmerzen haben keine spezifische Ursache wie etwa einen Tumor oder eine Verletzung. Bei einer Literaturrecherche hat das Cochrane-Team nach Studien gesucht, in denen die Auswirkungen von Bewegungstherapie auf Schmerzen oder auf körperliche Einschränkungen im Vergleich zu keiner Behandlung, zur Standardtherapie, zu Placebo oder anderen gängigen Behandlungen untersucht wurden. Bei den Studienteilnehmern musste es sich um Erwachsene mit chronischen Rückenschmerzen handeln. Beispiele für gängige Behandlungen sind Wirbelsäulenmanipulation oder psychologische Therapie.
Dann verglich das Cochrane-Team die Ergebnisse, fasste sie zusammen und bewertete auch die methodische Qualität der Studien, basierend auf Faktoren wie Studienmethoden und -größe.
Die Wissenschaftler fanden 249 Studien mit 24.486 Teilnehmern. Die meisten Studien gab es in Europa (122 Studien). Weitere Studienorte waren Asien, Nordamerika und der Nahe Osten. Das Durchschnittsalter der Studienteilnehmer lag bei 43,7 Jahren, 59 % waren Frauen. Die durchschnittliche Schmerzintensität der Teilnehmer lag zu Beginn der Studien bei 51 Punkten auf einer 100-Punkte-Skala, wobei 100 den stärksten Schmerzen entspricht. Patienten litten seit 12 Wochen bis 3 Jahren (78 Studien) oder länger als 3 Jahre (72 Studien) an Rückenschmerzen. 99 Studien machten darüber keine Angaben.
61 % der Veröffentlichungen (151 Studien) befassten sich mit der Wirksamkeit von zwei oder mehr Arten von Übungen und 57 % (142 Studien) verglichen eine Bewegungstherapie mit einer Behandlung ohne Übungen. Die häufigsten Arten waren Kräftigungsübungen (127 Studiengruppen), gemischte Übungen (109 Studiengruppen), Pilates (29 Studiengruppen), allgemeine Kräftigungsübungen (52 Studiengruppen) und aerobes Training (30 Studiengruppen).
Die Übungseinheiten fanden entweder einzeln mit einem medizinischen Betreuer (163 Studiengruppen) oder in Gruppen (162 Studiengruppen) statt. In mehr als der Hälfte der Studien gab es neben dem Training eine weitere Behandlung (247 Studiengruppen), darunter Aufklärung oder Beratung (137 Studiengruppen), Elektrotherapie (46 Studiengruppen) oder manuelle Therapie (21 Studiengruppen).
In den meisten Studien wurden Schmerzen (223 Studien) und körperliche Einschränkungen (223 Studien) gemessen. Nur 12 Studien berichteten über Daten, die sich zur Analyse unerwünschter Wirkungen eigneten. In den Studien wurden die Patienten kurzfristig (6 bis 12 Wochen, 184 Studien), mittelfristig (13 bis 47 Wochen, 121 Studien) und langfristig (48 Wochen oder länger, 69 Studien) beobachtet.
In den Studien wurde die Bewegungstherapie auf unterschiedliche Weise eingesetzt, sodass die Ergebnisse deutlich voneinander abwichen. Einige Studien waren sehr klein, die durchschnittliche Teilnehmerzahl lag bei nur 98 Personen. Es ist möglich, dass das Design einiger Studien den Nutzen von Bewegungstherapie größer erscheinen lässt, als er ist. Deshalb sei die Aussagekraft begrenzt, schreibt das Cochrane-Team.
Personen, die eine Bewegungstherapie erhielten, bewerteten ihre Schmerzen drei Monate nach Behandlungsbeginn auf einer Skala von 0 bis 100 im Durchschnitt um 15 Punkte und ihre Einschränkung um 7 Punkte niedriger als Personen, die keine Behandlung, eine Standard-Betreuung ohne Sport oder Placebo-Interventionen bekamen. Bewegung ist wahrscheinlich wirksamer bei Schmerzen (35 Studien, 2.746 Personen) und wahrscheinlich etwas wirksamer zur Verringerung körperlicher Einschränkungen (38 Studien, 2.942 Personen) als keine Behandlung, Standardversorgung oder Placebo.
Außerdem ist Bewegung möglicherweise wirksamer bei Schmerzen (64 Studien, 6.295 Personen) und wahrscheinlich wirksamer bei vorhandenen Einschränkungen (52 Studien, 6.004 Personen) als die üblichen Behandlungen auf kurze und mittlere Sicht.
Nur wenige Studien machten Angaben zu unerwünschten Effekten; diese waren – so weit erfasst – meist recht schwach. Am häufigsten traten stärkere Schmerzen im unteren Rückenbereich auf oder es kam zu einem Muskelkater. Gruppen, die nicht trainierten, berichteten jedoch über eine ähnliche Art und Anzahl von unerwünschten Wirkungen.
„Wir fanden Evidenz mit mäßiger Sicherheit, dass Bewegung wahrscheinlich wirksam ist für die Behandlung von chronischen Rückenschmerzen im Vergleich zu keiner Behandlung,
Standardtherapie oder Placebo“, schreiben die Autoren. „Der beobachtete Behandlungseffekt für den Vergleich von Bewegung mit keiner Behandlung, Standardtherapie oder Placebo ist für funktionelle Einschränkungen gering und erreicht nicht die Schwelle für klinisch wichtige Unterschiede.“
Die Cochrane-Arbeitsgruppe fand auch heraus, dass Bewegung im Vergleich zu anderen konservativen Behandlungen zur Verringerung der Schmerzen (Aussage mit geringer Sicherheit) und der funktionellen Einschränkungen (Aussage mit mäßiger Sicherheit) führte. „Diese Effekte waren jedoch gering und nicht klinisch bedeutsam, wenn man alle Vergleiche zusammen betrachtet“, heißt es weiter. Eine Analyse von Untergruppen deutet darauf hin, dass Übungen wahrscheinlich wirksamer sind als die alleinige Beratung, Aufklärung oder eine Elektrotherapie. Unterschiede zu manuellen Therapien wurden nicht festgestellt.

Bandscheiben, Wirbel & Co.: Die Hardware des Rückens
Aufrecht durchs Leben gehen ist nicht nur eine Sache der inneren Haltung. Wäre da nicht die spezielle Konstruktion des Rückgrats mit der doppelt S-förmigen Wirbelsäule als zentralem Bauteil, müsste sich der Homo Sapiens den größten Teil des Tages auf allen Vieren fortbewegen.
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Becken (Pelvis)
Das Fundament des Rückens verdankt seinen Namen seiner Form. Das Becken ist ein schüsselartiges Gebilde aus flachen, aber recht festen Knochen. Pelvis major und Pelvis Minor, großes und kleines Becken, liegen zwischen den Darmbeinschaufeln oberhalb der Beckeneingangslinie (Linea terminalis) und sind so etwas wie die Auffangschale für die Därme und andere lebenswichtige Organe. Mit den seitlich angelegten Hüftgelenkspfannen verbinden sie den Rücken mit den Beinen.
Im hinteren, offenen Bereich des Beckens sitzt als Verbindungsstelle der zwei Beckenhälften das Kreuzbein. Das Kreuzbein (Os sacrum) geht mit dem Becken an den beiden äußeren Rändern eine gelenkartige verzahnte Verbindung ein, die durch viele kleine Bänder gehalten wird. Diese Nahtstelle zwischen Becken und Kreuzbein bildet das Iliosakralgelenk (ISG), zu Deutsch Kreuzbein-Darmbeingelenk. Dieses Gelenk unterscheidet sich durch seine flächige und unsymmetrische Kontaktfläche deutlich von allen anderen Gelenken im menschlichen Körper. Über das Iliosakralgelenk werden die Beugung und Aufrichtung der Wirbelsäule gesteuert und auch nach unten auf die Hüftgelenke weitergeleitet.
Wirbelsäule (Columna vertebralis)
Über dem Kreuzbein beginnt die Wirbelsäule. Diese wird in drei größere Abschnitte unterteilt: Lenden-, Brust- und Halswirbelsäule, abgekürzt LWS, BWS und HWS. Diese drei Teile setzen sich zusammen aus fünf Lendenwirbelkörpern, zwölf Brustwirbelkörpern und sieben Halswirbelkörpern, die jeweils durch eine Bandscheibe oder Zwischenwirbelscheibe (Discus intervertebralis) getrennt werden.
Diese drei Hauptbestandteile sind wie drei übereinander angeordnete Zahnräder. Wird eines der Zahnräder nach vorne oder hinten bewegt, folgen die anderen automatisch. Das heißt, es lässt sich keiner der drei Abschnitte isoliert bewegen.
Im Bereich der Lendenwirbelsäule bildet der Rücken ein Hohlkreuz. Fakt ist: Das ist keine Krankheit, wie fälschlicherweise oft behauptet, sondern die natürliche und angeborene Form der LWS. Mit anderen Worten: Ein Leben ohne Hohlkreuz wäre kein erstrebenswerter Zustand. Die Wirbelsäule ist im gesunden Zustand gebogen wie ein doppeltes S. Das heißt, in der LWS ist sie hohl, im Bereich der Brustwirbel ist sie rund und in der Halswirbelsäule wieder hohl.
Weil die Wirbelsäule beim Springen, Laufen, Gehen und Sitzen viele Belastungen abfedern muss, ist sie so doppelt geschwungen und nicht korrekt gerade. So kann sie Stöße und Erschütterungen absorbieren. Wäre sie gerade wie ein Lineal, würde jede Erschütterung bei einem Sprung von der Treppe oder einem Fall auf die Füße das Gehirn gegen die Schädeldecke knallen lassen. Durch die nach hinten gerichteter Wölbung (Kyphose) der Brustwirbelsäule, die Vorwölbung (Lordose) der Lendenwirbelsäule und die Biegung der Lendenwirbelsäule gegen das Kreuzbein liegt der Schwerpunkt des Körpers über den Füßen und ermöglicht so eine stabile aufrechte Haltung.
Die Lendenwirbelsäule (LWS) sitzt oder balanciert auf einer eigens dafür vorgesehen Fläche des Kreuzbeins. Genauer gesagt auf einer Zwischenwirbelscheibe, die auf einem wiederum eigens dafür erbauten Plateau direkt auf dem Kreuzbein liegt. Die LWS besteht aus fünf Lendenwirbelkörpern, die relativ groß und klobig und – wie alle Wirbel – jeweils durch eine Bandscheibe voneinander getrennt sind.
Die Deckplatte des Wirbelkörpers ist die Auflagefläche für die Bandscheibe. Der Wirbelkörper hat als Anhängsel im hinteren Teil an jeder Seite zwei knöcherne Nasen, die Querfortsätze (Processus transversi), und eine noch dickere Nase am hinteren Teil, den Dornfortsatz (Processus spinosus). Diese Anhängsel bilden den sogenannten Wirbelbogen, mit einem geschützten Hohlraum für das Rückenmark.
Die Dornfortsätze lassen sich im Übrigen auch sehr gut ertasten, indem man den Rücken rund macht und dann die Finger durch die Kuhle in der Mitte der Wirbelsäule gleiten lässt. Man spürt dann immer wieder harte herausstehende Punkte. Das sind die Dornfortsätze.
Der Lendenwirbelsäule folgen die zwölf Brustwirbelkörper. Die Wirbel der BWS werden abgekürzt mit TH1 bis TH12 (vom lateinischen Wort thorakal). Alle Wirbelkörper werden von unten nach oben kleiner. Das heißt, die zwölf Wirbel der Brustwirbelsäule sind schon etwas feiner als die der Lendenwirbelsäule. Zwischen dem zwölften und dem ersten BWS-Körper (gezählt wird von oben, das heißt, der zwölfte Brustwirbel ist dem Gesäß näher als dem Kopf) besteht schon ein deutlicher Größenunterschied.
Bei der BWS haben die Dornfortsätze eine andere Neigung, eher steil nach unten zeigend und einander überlappend. Sie lassen sich deswegen schwerer ertasten. Weiteres Unterscheidungsmerkmal: Die Brustwirbelsäule hat im Vergleich zur Lenden- und Halswirbelsäule keine freischwebenden Querfortsätze. Jeder der zwölf Querfortsätze der Brustwirbelsäue bildet seitlich mit einer Rippe eine Gelenkverbindung, die sogenannten Rippenwirbelgelenke oder Costovertebral-Gelenke. Durch die Anbindung an die Rippen und den Zusammenschluss dieser vorne am Brustbein ist der Bereich der Brustwirbelsäule der unbeweglichste Teil der Wirbelsäule. Dafür ist er aber auch nicht so verletzungsanfällig.
Die Rippen dienen übrigens unter anderem als Aufhängung für die Lunge und als Schutz für den menschlichen Motor, das Herz.
Wie viele Halswirbel hat eine Giraffe? Richtig: sieben. Praktisch alle Säugetiere haben sieben Halswirbel. Die Wirbel der HWS werden abgekürzt mit C1 bis C7 (vom lateinischen Wort cervikal). C7 ist also der siebte Halswirbel und getreu der Größentheorie der größte.
Die Halswirbelsäule ist im Vergleich zur Lendenwirbelsäule grazil und dünn. Der Zwischenraum zwischen den Gelenken ist sehr begrenzt, die Gelenkflächen sind sehr fein und steil übereinanderstehend angeordnet. Die Bandscheiben sind zart und klein, und die Nervenaustrittsöffnungen lassen dem Nerv nicht wirklich viel Spielraum wie noch in der Lendenwirbelsäule. Hinzu kommt, dass die ersten sechs Halswirbel, also C1 bis C6 noch eine Öffnung für eine der wichtigsten Blutadern im Körper beherbergen: die Kopfarterie oder Arteria vertebralis. Besonderheit der HWS: Zwischen ihrem ersten Wirbel, dem Atlas, und dem zweiten Halswirbel, dem Axis gibt es keine Bandscheibe.
Die Halswirbelsäule ist durch die feine Mechanik der beweglichste – aber auch der sensibelste und OP-technisch gesehen der am schwersten zu therapierende – Teil der Wirbelsäule. Ihre Stellung hat sehr großen Einfluss auf das Wohlbefinden und Schmerz durch die muskulären Verbindungen von Muskeln der Halsvorderseite sowie der Nackenmuskulatur. So ist die HWS oft mitverantwortlich für Kopfweh, Ohrengeräusche (Tinnitus), Sprachentwicklung, Schulter- und Kieferbeschwerden und noch einiges mehr. Eine gesunde Halswirbelsäule hat also großen Einfluss aufs allgemeine Wohlbefinden.
Bandscheiben
Ab dem 40. Lebensjahr hat fast jeder Deutsche mindestens einen Bandscheibenvorfall. Sie werden nur längst nicht alle bemerkt. Das vorweg für alle, die glauben, die Welt geht unter, wenn ein Bandscheibenvorfall diagnostiziert wird.
Die Bandscheibe hat die Form eines Diskus oder Eishockeypucks und zwei wichtige Aufgaben. Sie ist Stoßdämpfer der Wirbelsäule und Abstandhalter zwischen den Wirbeln. Die Bandscheibe besteht aus einem faserigen Ring, der fest mit dem darüber- und darunterliegenden Wirbelkörper verbunden ist und einem gallertartigen, fast flüssigen Kern. Die Bandscheiben sorgen dafür, dass bei ungleichmäßiger Belastung der Wirbelsäule – z. B. beim Beugen – der Druck einigermaßen gleichmäßig verteilt wird. So schützen sie die Wirbelkörper vor ungleichmäßiger Abnutzung.
Die Bandscheibe ist ein Selbstversorger. Sie ernährt sich selbstständig über das richtige Verhältnis von Druck und Sog. Bekommt sie Druck, gibt sie Flüssigkeit ab. Druck allein übt bereits das Eigengewicht von Rumpf und Kopf aus, die über den Bandscheiben liegen. Wird die Wirbelsäule entlastet, saugt sie die abgegebene Flüssigkeit wie ein Schwamm auf. Das lässt sich täglich auch gut beobachten: morgens sind die Bandscheiben höher und mit mehr Flüssigkeit gefüllt, abends haben sie u. a. durch den aufrechten Gang Wassergehalt verloren.
Facettengelenke
Jeder Wirbel besteht aus einem nach vorne gerichteten Wirbelkörper und einem zum Rücken gelegenen Wirbelbogen. Will man die einzelnen Wirbel wie Legosteine aufeinanderstapeln, dürfen die Facettengelenke nicht fehlen. Sie sind unerlässliche Helfer, die wie Puzzleteile ineinander haken und dadurch die Form der Wirbelsäule vorgeben. Diese Gelenke ermöglichen nicht nur das Beugen und Strecken, sie lassen auch eine Seitneigung und Drehung oder Rotation zu.
Rückenbänder
Sind alle Wirbelkörper und Bandscheiben durch die Facettengelenke miteinander verbunden, erhält man ein schönes, aber noch recht wackeliges Gebilde, das von der Seite betrachtet, die Form eines Doppel-S hat. An dieser Stelle kommt eine Vielzahl von Bändern ins Spiel. Die meisten Bänder werden nach ihrem Verlauf benannt: An der Wirbelsäule befinden sich zwei große Längsbänder, die sich über die komplette Wirbelsäule erstrecken. Das Ligamentum longitudinale anterius verläuft an der Vorderseite des Wirbelkörpers. Das Ligamentum longitudinale posterius stabilisiert auf der Rückseite. Beide Bänder zusammen begrenzen auch die Bewegung der Wirbelsäule nach vorne und nach hinten. Das Ligamentum supraspinale verbindet die einzelnen Dornfortsätze der Wirbelsäule miteinander. Es begrenzt ebenfalls die Beugung nach vorne.
Zusätzlich gibt es Bänder, die zwischen den Dornfortsätzen gespannt sind. Sie liegen nicht auf dem Dornfortsatz, sondern zwischen den Dornfortsätzen. Auch sie begrenzen die Beugung nach vorne, verhindern aber gleichzeitig auch ein Verschieben der Wirbelkörper gegeneinander. Diese Ligamenta flava sind gelblich aussehende, elastische Bänder, die die Wirbelbögen miteinander verbinden.
Auch zwischen den Querfortsätzen der Wirbelkörper gibt es Bänder, die Ligamenta intertransversaria. Sie verhindern eine übermäßige Seitneigung sowie eine zu starke Rotation der Wirbelsäule.
Die Ligamenta costotransversaria schließlich sind die Bänder, die eine Verbindung zwischen den Rippen und der Wirbelsäule fixieren.

Die Muskulatur des Rückens
Der muskulöse Oberkörper eines Triathleten signalisiert eine gesunde Rückenmuskulatur? Leider nicht. Zu sehen sind nur die oberflächlichen Muskeln. Unter ihnen, bei der tiefliegenden Muskulatur kann auch ein Triathlet trotz intensiven Schwimmtrainings Defizite haben. Das kann so weit führen, dass er trotz des offenbar gesunden Oberbaus muskulär bedingte Rückenschmerzen hat. Denn wer wie beim Schwimmen nur die oberflächlichen Muskeln trainiert, hat zwar einen optisch sehr attraktiven Rücken, den Wirbeln könnte trotzdem der Halt fehlen.
Die wichtigsten Muskelgruppen des Rücken.
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Tiefliegende Rückenmuskulatur (autochthone Muskulatur)
Was die Wanten für einen Schiffsmast sind, ist die Rumpfmuskulatur für die Wirbelsäule. Insbesondere die tiefe Rückenmuskulatur spannt sich wie das Tauwerk eines Schiffes entlang der Wirbelsäule und sorgt für die nötige Stabilität und Entlastung. Die Muskeln sind mit bloßem Auge nicht zu sehen, denn sie werden von den darüber liegenden oberflächlichen Rückenmuskeln verdeckt.
Bei den tiefen Rückenmuskeln werden vier Muskelgruppen unterschieden:
- Rückenaufrichtemuskel > Der Musculus erector spinae reicht vom Becken bis zum Kopf und führt dabei in langen Muskelzügen die Wirbelsäule entlang.
- Querfortsatz-Dornfortsatz-Muskeln > Sie verbinden die Processus transversi (Querfortsätze) eines Wirbelkörper mit den Processus spinosi (Dornfortsätze) an einem oder mehreren oberhalb gelegenen Wirbeln.
- Zwischendornfortsatzmuskeln > Sie verlaufen zwischen den Processus spinosi (Dornfortsätze).
- Zwischenquerfortsatzmuskeln > Die Musculi intertransversarii ziehen von Querfortsatz zu Querfortsatz.
Die tiefen Rückenmuskeln können außerdem anhand ihres Verlaufs oder ihrer Länge in längs und quer verlaufende Muskeln sowie in kurze und lange Muskeln unterschieden werden.
Muskel | Verlauf | Länge |
Rückenaufrichtemuskel | längs | lang |
Zwischendornfortsatzmuskeln | längs | kurz |
Zwischenquerfortsatzmuskeln | längs | kurz |
Querfortsatz-Dornfortsatz-Muskeln | quer | z. T. kurz, z. T. lang |
Dabei liegen die Muskeln in mehreren Schichten übereinander, die kurzen unter den langen. Das ergibt ein kräftiges Muskelgeflecht, das die Wirbelsäule stabilisiert und Bewegungen in verschiedene Richtungen ermöglicht. Für rückwärtige und seitwärtige Neigungen sind die längs verlaufenden Muskeln zuständig, während die schräg verlaufenden Muskeln zusätzlich Drehbewegungen erlauben.
Ist die tiefe Rückenmuskulatur zu schwach ausgebildet, erhöht sich die Wahrscheinlichkeit für Verspannungen oder Rückenschmerzen. Eine trainierte autochthone Muskulatur stabilisiert die einzelnen Wirbel der Wirbelsäule und schützt Bänder, Sehnen sowie Gelenke vor Verletzungen und – besonders im Alter – vor Wirbelverschiebungen.
Oberflächliche Rückenmuskulatur
Wenn man an die Rückenmuskulatur denkt, kommt einem sofort der breite Rückenmuskel (häufig auch kurz Latissimus genannt) in den Sinn. Dieser Muskel sorgt, wenn er gut ausgeprägt ist, für die klassische V-Form des Oberkörpers. Ein breiter Rücken wirkt nicht nur sehr beeindruckend, er ist auch weniger anfällig für Verspannungen und Verletzungen. Bei den oberflächlichen Rückenmuskeln werden drei Gruppen unterschieden:
- Rumpf-Arm-Muskeln > verbinden den Rücken mit den Armen, z. B. breiter Rückenmuskel (Latissimus) und Kapuzenmuskel
- Rumpfgürtelmuskeln > z. B. Rumpfgürtelmuskeln und Schulterblatthebemuskel
- Wirbelsäulen-Rippen-Muskeln > Sägemuskeln
Der breite Rückenmuskel zieht sich von den Dornfortsätzen der unteren Brustwirbel und der Lendenwirbel sowie dem Kreuzbein dem Beckenkamm und den unteren Rippen zum Oberarm. Neben der Stabilisierung der Wirbelsäule können mit seiner Hilfe verschiedene Bewegungen durchgeführt werden: Seitwärtsneigung des Rumpfes, Heranziehen des Arms an den Körper und Rückführung des Arms auf den Rücken.
Beim Husten presst er den Brustkorb zusammen und ist dann in seinem vorderen Bereich gut zu tasten. Bei trainierten Menschen ist der Muskel bei kräftiger Anspannung deutlich zu erkennen.
Der Kapuzenmuskel begrenzt die Nackenregion und erinnert in seiner dreieckig spitz auslaufenden Form an eine herabhängende Kapuze – daher der Name. Die einzelnen Fasern des Musculus trapezius reichen vom Hinterkopf und den Dornfortsätzen der Hals- und Brustwirbelsäule bis zu den seitlichen Enden des Schlüsselbeins sowie des Schulterdachs und -blattes. Der ‚Kapuzenzipfel‘ endet etwa auf Höhe der mittleren Brustwirbelsäule. Bei Menschen mit ausgeprägter Muskulatur zeichnet sich der Trapezmuskel oft gut sichtbar unter der Haut ab.
Der Kapuzenmuskel als oberflächlicher Rückenmuskel unterstützt die tiefen Rückenmuskeln dabei, die Wirbelsäule im Hals- und Brustwirbelbereich zu stabilisieren. Außerdem ermöglicht er es, die Schulterblätter zu bewegen, die Schlüsselbeine zu heben und den Kopf zu drehen.
Die Rumpfgürtelmuskeln, bestehend aus dem großen Rautenmuskel (Musculus rhoboideus major), dem kleinen Rautenmuskel (Musculus rhoboideus minor) sowie dem Schulterblatthebemuskel (Musculus levator scapulae), sind nicht durch die Haut sichtbar. Denn sie werden vom Trapezmuskel und dem Latissimus verdeckt.
Die Rautenmuskeln reichen von den Dornfortsätzen entweder der oberen Brustwirbel oder der unteren Halswirbel bis zu den Schulterblättern, genauer ihren zur Körpermitte hin gelegenen Rand. Sie stabilisieren die Schulterblätter und ermöglichen es, sie zu bewegen.
Der Schulterblatthebemuskel zieht im Gegensatz dazu von den Dornfortsätzen der oberen Halswirbelsäule zur oberen Kante der Schulterblätter. Dank dieser Muskulatur lassen sich die Schulterblätter nach oben ziehen.
Der vordere obere Sägemuskel (Musculus serratus anterior) und der hintere untere Sägemuskel (Musculus serratus posterior inferior) bilden zusammen die Wirbelsäulen-Rippen-Muskeln. Namensgebend waren hier die gezackten und so an ein Sägeblatt erinnernden Muskelränder.
Diese Muskelgruppe verläuft von den Dornfortsätzen der unteren Halswirbel sowie der oberen Brustwirbel ebenso wie von den Dortnfortsätzen der unteren Brustwirbel sowie der oberen Lendenwirbelsäule zu den Rippen.
Weil die Wirbelsäulen-Rippen-Muskeln die Rippen beim Ein- und Ausatmen heben und senken, gehören sie zu den Atemhilfsmuskeln. Bei muskulösen Menschen kann der rippennahe Anteil des großen Sägemuskels gut durch die Haut erkennbar sein.

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Bauchmuskulatur
Ein Six Pack ist nicht nur die Krönung eines durchtrainierten Körpers, gestählte Bauchmuskeln tragen auch zu einem stabilen Rücken bei. Die Bauchmuskeln wirken teils unterstützend, teils als Gegenspieler zu den Rückenmuskeln. Die Rückenmuskeln ermöglichen den aufrechten Stand. Als Gegenspieler beugen die Bauchmuskeln den Körper nach vorne.
Eine Zusammenarbeit findet bei Seitwärtsneigungen und Drehbewegungen des Körpers statt. Dann unterstützen die Bauchmuskeln die Arbeit der Rückenmuskel. Dieses Zusammenspiel ist sehr wichtig. Die Körperhaltung ist immer ein Zusammenwirken von natürlicher Schwerkraft und der Spannung von Rücken- und Bauchmuskulatur. Bei der kombinierten Brust- und Bauchatmung sind ebenfalls sowohl Bauch- als auch Rückenmuskeln beteiligt. Weil dieses Zusammenspiel so wichtig ist, sollte jeder, der seine Rückenmuskeln trainieren möchte, auch immer etwas für die Bauchmuskulatur tun, damit sich kein Ungleichgewicht ergibt.
Fünf Muskeln bilden gemeinsam die Bauchmuskulatur.
– reicht vom unteren Brustbein-Rand sowie der fünften bis siebten Rippe zum Schambein
– erkennbar als Waschbrettmuster bei schlanken, trainierten Menschen
– umgeben von einer Hülle aus Sehnengewebe
– reicht von den Außenflächen der unteren Rippen auf beiden Seiten bis zu der Sehnenhülle des geraden Bauchmuskels
– reicht vom Darmbeinkamm bis zu den unteren Rippen
– reicht beidseitig von den Innenflächen der unteren Rippen, den Querfortsätzen der Lendenwirbel und dem Darmbeinkamm bis zur Sehnenhülle des geraden Bauchmuskels
– von außen nicht erkennbar
– reicht beidseitig vom Darmbeinkamm zur untersten Rippe sowie zu den Querfortsätzen der Lendenwirbel
– befindet sich an der inneren Hinterwand des Bachraums
– von außen nicht erkennbar

Datenhighway Rücken
Sensible Kabel stecken in einer Schutzhülle aus Kunststoff. Die gebündelten Hauptstränge des menschlichen Nervensystems laufen durch einen knöchernen Wirbelkanal im Rücken. Das hat einen guten Grund, denn wenn dieser Datenhighway zum Beispiel durch einen Unfall zerstört wird, kann der Körper nicht mehr gehorchen – Querschnittslähmung.
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Das Rückenmark (lateinisch Medulla spinalis / Medulla dorsalis) ist ein beim Erwachsenen etwa 40 bis 45 cm langer Schlauch aus Nerven mit einem Durchmesser von etwa 1 cm. Vom Gehirn aus, das in der Schädelbasis ruht, verläuft das Rückenmark durch die hohle Mitte der Wirbelsäule, also den knöchernen Wirbelkanal bis hin zum ersten oder zweiten Lendenwirbel. Das Rückenmark nimmt also die oberen zwei Drittel des Wirbelkanals ein. Der Endbereich des Rückenmarks auf Höhe L1 / L2 heißt Conus medullaris. Dieser Teil verjüngt sich zu einem dünnen Strang (Filum terminale), der das Rückenmark am ersten Sakralwirbel verankert. Das letzte Drittel der Wirbelsäule gibt der Cauda equina (Pferdeschwanz) Raum. Eine Ansammlung abwärts laufender Nervenfasern, die durch Öffnungen des Wirbelkanals als Nervenstränge in Richtung Becken und Beine verlaufen.
Entlang der Wirbelsäule zweigen vom Rückenmark immer wieder Nervenfasern in die verschiedenen Körperregionen ab. Insgesamt gibt es 31 Nervenpaare, die den Wirbelkanal über Zwischenwirbellöcher links und rechts verlassen. Immer zwei benachbarte Wirbel bilden gemeinsam solche paarigen Öffnungen, die Foramina intervertebralia. Aufgeteilt sind die Spinalnerven in acht Hals-, zwölf Brust-, fünf Lenden-, fünf Sakral- und ein Steißbein-Nervenpaar. Fachsprachlich sind das die zervikalen, thorakalen, lumbalen, sakralen und coccygealen Nerven. Die Sakral-Nervenpaare zusammen mit dem Steißbein-Nervenpaar bilden gemeinsam die eingangs erwähnte Cauda equina.
Immer eine sogenannte vordere (ventrale) und eine hintere (dorsale) Nervenwurzel vereinen sich zu einem Spinalnerv. Die vordere Nervenwurzel (Radix anterior / Radix ventralis) ist dafür zuständig motorische, also die Bewegung betreffende Impulse weiterzuleiten. Die hintere Nervenwurzel (Radix posterior / Radix dorsalis) leitet sogenannte sensible Impulse weiter, die für Empfindungen und Steuerungsprozesse wichtig sind.
Die Nervenwurzeln des Ischiasnervs befinden sich im Bereich der unteren Lendenwirbelsäule. Von hier verläuft der Ischiasnerv über das Gesäß und die Rückseite der Beine bis in die Zehen; je nach Körpergröße kann er bis zu 90 cm lang sein. Entsprechend strahlt der Schmerz bei einem eingeklemmten oder gereizten Ischiasnerv meist vom unteren Rückenbereich ausgehend in das Bein ab.

Schwere Erkrankungen und Anomalien des Rückens
Die Wirbelsäule steht im Zentrum des Gesamtsystems „Körper“. Die starke Stütze ist in Wirklichkeit eine sensible Säule – Teil einer komplexen Statik, bei der alles mit allem zusammenhängt.
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Erworbene ebenso wie angeborene Veränderungen können das empfindliche Konstrukt leicht aus dem Lot bringen und seine Funktion beeinträchtigen. Zum Beispiel kann die Form von einzelnen Wirbelkörpern, den Wirbelbögen oder der Wirbelfortsätze verändert sein.
Manchmal variiert auch die Anzahl der Wirbel: Ein Wirbel weniger kann beispielsweise aufgrund einer Atlasassimilation vorliegen. Dabei handelt es sich um eine Entwicklungsstörung, bei welcher zum Beispiel das Hinterhauptbein und der erste Halswirbel miteinander verschmelzen. Ist ein zusätzlicher (sechster) Lendenwirbel vorhanden, wird dies Lumbalisation genannt. Wenn der letzte (fünfte) Lendenwirbel mit dem Kreuzbein verwachsen ist, liegt eine Sakralisation vor. Aufgrund von Muskelverspannungen oder aus anderen Ursachen können einzelne Wirbel blockiert, also in ihrer Beweglichkeit beeinträchtigt sein.
Morbus Bechterew (Spondylarthritis ankylosans)
Morbus Bechterew, auch Spondylarthritis ankylosans genannt, ist eine chronische und fortschreitende Rheuma-Erkrankung. Der gesamte Körper kann von dieser entzündlich-rheumatischen Erkrankung betroffen sein. Häufig beginnen die Entzündungen in den Kreuzbein-Darmbein-Gelenken und den Gelenken der Wirbelsäule.
Morbus Scheuermann
Morbus Scheuermann, auch Scheuermann-Krankheit, Adoleszentenkyphose oder juvenile Kyphose genannt, ist eine angeborene Erkrankung der Brust- und Lendenwirbelsäule. Die Wachstumsstörung manifestiert sich im Jugendalter. Typisch für diese deformierende Rückenerkrankung ist, dass Betroffene ein leichten Buckel entwickeln und lebenslang Rückenschmerzen und eine Bewegungseinschränkung des betroffenen Wirbelsäulenabschnitts erleiden.
Der umgangssprachlich zumeist als Buckel bezeichnete Rundrücken (Kyphose) entsteht unter anderem dadurch, dass die Wirbelkörper der Morbus Scheuermann-Patienten sich einseitig abflachen und dadurch keilförmig werden. Davon betroffen ist meistens speziell die Brustwirbelsäule. Zusätzlich entstehen an den Abschlussplatten der Wirbel sogenannte Schmorlsche Knorpelknötchen: Wenn die Deckplatten oder die Bodenplatten der keilförmigen Wirbelkörper einbrechen, entstehen Hohlkörper, in denen sich Bandscheibenmaterial absetzt.
Offener Rücken (Spina bifida)
Spina bifida (offener Rücken) ist die fachsprachliche Bezeichnung für eine angeborene Fehlbildung der Wirbelsäule oder des Rückenmarks: Bei normaler Entwicklung des Embryos schließt sich das Neuralrohr – hieraus entwickeln sich Rückenmark und Wirbelsäule – im Laufe der Zeit von selbst komplett. Bei einer Spina bifida erfolgt der Verschluss unvollständig, sodass eine Spaltung der Wirbelsäule verbleibt.
Skoliose
Skoliose ist die Bezeichnung für eine Verkrümmung der Wirbelsäule, die mit einer Seitverbiegung von mindestens 10 Grad und einer Verformung sowie Verdrehung der Wirbelkörper einhergeht. In Deutschland leiden etwa eine halbe Million Menschen daran. Diese Fehlstellung der Wirbelsäule kann angeboren sein oder zum Beispiel aufgrund von degenerativen Prozessen im fortgeschrittenen Lebensalter auftreten (Skoliose bei Erwachsenen). Dazu zählen Erkrankungen wie Osteoporose oder Spondylarthrose.

Nacken- und Rückenschmerzen: Die Wirbelsäule und das Smartphone
Für die Geschichte der Wirbelsäule ist noch längst kein Ende in Sicht, im Gegenteil: Forscher glauben an eine evolutionäre Weiterentwicklung der Wirbelsäule ausgelöst durch das Smartphone. Denn es verleitet seinen Benutzer dazu, den Kopf zu neigen. Das kann nicht nur zu Verspannungen führen, sondern lässt bei künftigen Generationen neue Knochenschichten entstehen, um dem stärkeren Druck entgegenzuwirken.
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Bis es so weit ist, helfen Dehnübungen. Dazu beispielsweise den Kopf zur rechten Seite neigen, den rechten Arm auf die linke Seite des Schädels legen und leicht dehnen. Dabei den linken Arm gestreckt nach unten ziehen. Und dann andersherum.
Wissenschafts- / Medizinjournalistin

Dr. rer. nat. Miriam Sonnet
Studie 2
Assoziation zwischen weit verbreiteten Schmerzen (u. a. Rückenschmerzen) und Demenz sowie der Alzheimer-Krankheit und Schlaganfall
Chronische Schmerzen, unter anderem Rückenschmerzen, können ein frühes Warnsignal für den kognitiven Abbau sein, aber frühere Studien haben die Zusammenhänge zwischen weit verbreiteten Schmerzen, Demenz oder Schlaganfall nicht systematisch auf Bevölkerungsebene untersucht. In dieser Studie* sollte der Zusammenhang zwischen weit verbreiteten Schmerzen und späterer Demenz, Alzheimer-Demenz und Schlaganfall erforscht werden.
*Wank K et al. Association between widespread pain and dementia, Alzheimer’s disease and stroke: a cohort study from the Framingham Heart Study. BMJ, August 16, 2021, doi: 10.1136/rapm-2021-102733
Für ihre Veröffentlichung haben die Forscher Daten aus der sogenannten Framingham Heart Study aus den USA verwendet. Diese Studie wurde ursprünglich gestartet, um Ursachen und Risiken der koronaren Herzkrankheit und der Arteriosklerose in der Stadt Framingham, Massachusetts, zu erfassen. Mittlerweile wurden im Rahmen der Studie etliche weitere Fragestellungen untersucht.
Ärzte haben den Schmerzstatus zwischen 1990 und 1994 erhoben, und zwar nur einmalig. Die Nachbeobachtung der Demenz erfolgte im Median über 10 Jahre bei Personen, die zu Beginn der Studie demenzfrei waren. Anhand verschiedener statistischer Modelle haben die Forschenden dann ermittelt, ob häufig auftretende Schmerzen mit Demenzen, speziell mit der Alzheimer-Demenz und mit Schlaganfällen in Verbindung stehen.
347 (14,1 %) der Patienten erfüllten Kriterien für weit verbreitete Schmerzen, während dies auf 2.117 (85,9 %) Patienten nicht zutraf.
Unter 188 neu aufgetretenen Demenzerkrankungen waren 128 Fälle eine Alzheimer-Demenz. Darüber hinaus erlitten 139 Patienten während des Nachbeobachtungszeitraums einen Schlaganfall.
Nach einer statistischen Anpassung, die auch bekannte Risikofaktoren wie Alter und Geschlecht berücksichtigte, standen weit verbreitete Schmerzen mit einem um 43 % erhöhten Demenzrisiko, einem um 47 % erhöhten Alzheimer-Demenzrisiko und einem um 29 % erhöhten Schlaganfall-Risiko in Verbindung.
„Weit verbreitete Schmerzen waren mit einer erhöhten Inzidenz von Demenz aller Ursachen, Alzheimer-Demenz und Schlaganfall verbunden“, schreiben die Autoren. Aufgrund des Designs der Untersuchung als Kohortenstudie können die Autoren jedoch nicht sagen, ob tatsächlich ein ursächlicher Zusammenhang besteht.

Rückenschmerzen beim Liegen, Rückenschmerzen beim Gehen, Rückenschmerzen beim Stehen …
Mal schießt die Hexe scharf, mal funkt die Bandscheide SOS, ganz heimtückisch meldet sich auch das Iliosakralgelenk, kurz ISG, zu Wort – Rückenleiden ist Schmerzzustand Nummer 1 in Deutschland, und es kennt viele Formen. Bei dem einen treten Rückenschmerzen nach langem Liegen auf, bei dem anderen werden Rückenschmerzen nach oder beim Schlafen besser. Der nächste hat Rückenschmerzen beim Bücken oder oder beim Laufen.
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Nicht selten kommen andere Symptome hinzu: So können Brust- und Rückenschmerzen gleichzeitig oder Bauch- und Rückenschmerzen auftreten. Bekannt ist zudem, dass beispielsweise eine Blasenentzündung Rückenschmerzen auslösen kann oder zu Darmkrebs-Symptomen Rückenschmerzen zählen.
Tröstend zu wissen, dass die meisten Beschwerden nur selten wirklich gefährlich sind. Oft verschwindet der Schmerz nach einiger Zeit von selbst, ein Warnzeichen ist er trotzdem. Daher ist es wichtig, die Rückenschmerzen-Ursachen zu kennen, um gezielte Maßnahmen ergreifen zu können.
Hexenschuss (Lumbago)
Ein ruckartiges Heben im Haushalt oder eine ungewöhnliche Drehung beim Sport und – zack – schon sind da diese heftigen Schmerzen im unteren Rücken. Wer vom Hexenschuss getroffen wird, ist von jetzt auf gleich fast wie gelähmt. Bloß nicht bewegen, ist der erste Gedanke. Mit solchen Rückenschmerzen kann man nicht aufrecht gehen. Unwillkürlich nehmen die Betroffenen eine Schonhaltung ein. Schnelle Entlastung bringt jetzt die „Stufenlagerung“. So werden die Rückenschmerzen im Liegen besser. Dafür auf den Rücken legen, die Knie rechtwinklig beugen und am besten auf der Sitzfläche eines Stuhls ablegen. Ein Kissen, unter die Stelle zwischen Rippen und Gesäß geschoben, unterstützt die Position.
Lässt der Schmerz allmählich nach, kann eine Salbe oder ein Gel, die entzündungshemmende Wirkstoffe enthalten, einerseits die Schmerzen lindern, andererseits durch das Eincremen und Massieren Verspannungen lösen und einen wärmenden Effekt erzeugen. Bewährt haben sich auch spezielle Pflaster mit dem Pfefferextrakt Capsaicin oder mit Aktivkohle und Eisen aus der Apotheke, die bis zu zwölf Stunden Tiefenwärme abgeben. Das erhöht die Gewebedurchblutung, entspannt blockierte Muskeln und lindert so die Pein.
Auch wenn die Kreuzschmerzen qualvoll sind, in den meisten Fällen ist Lumbago, so der medizinische Fachbegriff, harmlos. Ein Hexenschuss kommt und geht wie ein Schnupfen.
Bandscheibenvorfall (Diskusprolaps oder Diskushernie)
Ein Bandscheibenvorfall kündigt sich häufig an. Wer länger als eine Woche starke Rückenschmerzen im Kreuz hat, die womöglich noch in Beine oder Arme ausstrahlen, sollte unbedingt einen Arzt aufsuchen. Auch Lähmungserscheinungen, Taubheitsgefühl, Blasen- oder Darmstörungen machen einen Gang zum Arzt unausweichlich. Im Zweifelsfall lieber früher als später medizinischen Rat einholen.
Verursacht wird ein Bandscheibenvorfall, weil sich ein Teil des Gallertkerns zwischen den Wirbelkörpern vorwölbt oder sogar austritt. Drückt das Gewebe auf die Nervenwurzeln des Rückenmarks, entstehen starke Schmerzen. Manchmal treten auch Gefühlsstörungen auf, zum Beispiel ein Kribbeln oder sogar Lähmungen.
Durch eine Röntgenaufnahme der Wirbelsäule kann der Arzt erkennen, ob sich die Bandscheiben verschoben haben. Bis zu 90 % aller Vorfälle und Beschwerden bekommt der Patient durch eine konservative Therapie in den Griff. Sie setzt sich aus zwei Grundpfeilern zusammen:
- Rückenschmerzen lindern – mithilfe von Medikamenten wie Paracetamol, Ibuprofen oder Diclofenac und Wärme durch Fango- und Moorpackungen sowie Rotlicht
- Physiotherapie und Bewegung –mithilfe von krankengymnastischen Übungen, welche die Wirbelsäule entlasten sowie einfache Kräftigungsübungen, Yoga oder Pilates, was den Rücken wieder fit macht
„Nur bei zwei Prozent der Patienten mit starken Rückenproblemen ist eine Operation zwingend“, berichtet Faktencheck Gesundheit. „Das ist der Fall, wenn etwa ein Nerv abstirbt oder eine Querschnittslähmung droht. Trotzdem werden in Deutschland Rückenoperationen munter weiter ausgeführt.“
„In vielen Kliniken ist die Wirbelsäulenchirurgie die wirtschaftlich wichtigste Abteilung“, sagt der renommierte Orthopäde und Buchautor Martin Marianowicz aus München (Aufs Kreuz gelegt: Warum 80 % der Rückenoperationen überflüssig sind). „Und weil jede Klinik sich rechnen muss, werden diese OPs nicht reduziert.“
Iliosakralgelenk-Syndrom
Wenn Hexenschuss oder Bandscheibenvorfall als Ursache ausscheiden, kann ein ganz anderes Gelenk Schuld an dem Schmerz sein, der bis ins Gesäß oder sogar in die Beine ausstrahlen kann: das Iliosakralgelenk (ISG).
„Ilio-was?“ Vom Iliosakralgelenk, auch Kreuzbein-Darmbein-Gelenk genannt, haben wohl die wenigsten schon mal gehört. Es steckt aber gar nicht so selten hinter Beschwerden im unteren Rücken. Gedacht ist die Verbindung zwischen Wirbelsäule und Becken eigentlich als Stoßdämpfer. Bei etwa 80 % der Erwachsenen in Deutschland hat zumindest einmal im Leben das ISG blockiert.
Das Kreuzbein-Darmbein-Gelenk ist die sensible Dehnungsfuge der inneren Hüfte zwischen Rücken und Bein. Muskeln und Bandstrukturen halten und stabilisieren das ISG. Das Gelenk ist, obwohl nur wenig beweglich, an nahezu jeder körperlichen Aktivität beteiligt. Das heißt es funktioniert wie ein Stoßdämpfer. Geht jemand joggen, entsteht beim Auftreten eine Belastung, die über die Beine an den Beckenring weitergeleitet, dort abgefangen und anschließend an den Rumpf und die Wirbelsäule weitergegeben wird. Verkantet sich die Gelenkfläche durch Fehlbelastungen, Verschleißerscheinungen oder Unfälle, entsteht das ISG-Syndrom. Dann verursacht nicht mehr nur Laufen Rückenschmerzen.
Spätestens wenn die zumeist einseitigen Schmerzen im unteren Rückenbereich mehrere Tage anhalten und sich bis zur Bewegungsunfähigkeit steigern, wenden sich die meisten Patienten an den Arzt. Nach der Diagnose durch Kernspin kann der Mediziner eine Stoßwellen-Therapie, Eigenblutinjektionen, pulsierende Magnetfelder oder sensomotorischen Trainingsprogramme verschreiben.

Schmerzauslöser für chronische Rückenschmerzen
Chronische Rückenschmerzen zählen in Deutschland zu den am weitesten verbreiteten gesundheitlichen Problemen. Laut dem Heilmittelbereicht der AOK-Krankenkasse von 2019 leiden 20 % der Frauen und 15 % der Männer darunter. Chronisch sind Beschwerden, wenn sie über drei Monate oder länger fast täglich auftreten.
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Eine Studie der Krankenkasse DAK Gesundheit von 2020 geht davon aus, dass jede fünfte Krankschreibung aufgrund von Rücken erfolgt. Werden die Ausgaben für Therapie und Kosten durch Arbeitsausfall addiert, summiert sich der volkswirtschaftliche Schaden auf ca. 50 Milliarden Euro pro Jahr, das sind zwei Prozent des Bruttosozialprodukts. Ein schmerzender Bewegungsapparat ist nach psychischen Erkrankungen der zweithäufigste Grund für eine vorzeitige Beendigung des Arbeitslebens.
Dauerhafte Rückenschmerzen: Unklare Ursachen-Wirkungsbeziehung
Während bei akuten Rückenschmerzen oft noch eine klare Beziehung zwischen einzelnen verursachenden Befunden (z. B. Triggerpunkte der Muskulatur) und dem Schmerz zu finden ist, existiert bei anhaltenden Rückenschmerzen keine so eindeutig ersichtliche Beziehung zwischen Ursache und Wirkung. Der Auslöser, zum Beispiel dass man sich in einer bestimmten Situation verhoben hat, ist nicht mit der eigentlichen Ursache für den Schmerz zu verwechseln. Zudem gibt es oft nicht nur eine Ursache, sondern mehrere, beispielsweise eine stressbedingt hohe Muskelspannung bei gleichzeitig unzureichender muskulärer Stabilisierung der Wirbelsäule, was mit einer Überlastung der Zwischenwirbelgelenke einhergeht.
Oft finden Betroffene jahrelang keine Linderung und haben sozusagen immer Rückenschmerzen. Sie ziehen von Arzt zu Therapeut, schlucken Schmerzmittel, lassen sich spritzen und operieren, bekommen Massagen und Physiotherapie. Vergebens – die Schmerzen bleiben.
Dauert die Pein Wochen, Monate und Jahre an, hinterlässt das Spuren im Körper. Die Verarbeitung von Schmerzreizen im Nervensystem und im Gehirn verändert sich. Fachleute sprechen vom Schmerzgedächtnis. Das kann zur Folge haben, dass ein Schmerz bei objektiv gleichbleibender oder sogar abnehmender Intensität vom Betroffenen subjektiv als stärker empfunden wird.
Oft kommen verschiedene Ursachen für Rückenschmerzen zusammen
Die Forschung zeigt, dass chronische Rückenbeschwerden nicht nur eine Ursache haben. Da es von körperlichen, psychischen und sozialen Umständen befeuert wird, sollten die Therapieansätze für Betroffene entsprechend weit gespannt sein. Die wichtigsten Maßnahmen sind das Gespräch mit einem Arzt und die klinische Untersuchung. Auf dieser Basis kann entschieden werden, ob eine weitere Diagnostik erforderlich ist, zum Beispiel in Form von multimodaler interdisziplinärer Diagnostik, bildgebenden Verfahren wie MRT, Röntgen etc.
Wichtig: Nicht selten führt das diffuse Krankheitsbild chronischer Rückenschmerzen dazu, dass nicht wirklich notwendige, allerdings potenziell schädliche Maßnahmen diagnostischer und therapeutischer Art umgesetzt werden. Vor allem der ein oder andere niedergelassene Orthopäde soll in dem Ruf stehen, gerne erst einmal das eigene Röntgengerät anzuwerfen. Nicht selten werden Patienten so einer vollkommen unnötigen Strahlenbelastung ausgesetzt. Liegt kein zwingender medizinischer Grund vor, sollten Röntgen- und MRT-Aufnahmen ein No Go sein. Nur mal eben nachsehen, um sicherzugehen, ist nicht zulässig. Aus gutem Grund stellt eine unnötige Röntgenuntersuchung de facto eine Körperverletzung dar, die daher auch strafrechtlich geahndet werden kann.
Wissenschafts- / Medizinjournalistin

Dr. rer. nat. Miriam Sonnet
Studie 3
Wirksamkeit, Akzeptanz und Sicherheit von Muskelrelaxanzien für Erwachsene mit unspezifischen Rückenschmerzen
Muskelrelaxanzien sind Wirkstoffe, um die Skelettmuskulatur zu entspannen. Ob sie bei Rückenschmerzen einen Nutzen bringen und welche Nebenwirkungen womöglich zu beachten sind, war bislang unklar. Deshalb haben Forscher die wissenschaftliche Literatur gesichtet und im Rahmen einer Metaanalyse* ausgewertet.
*Cashin AG et al. Efficacy, acceptability, and safety of muscle relaxants for adults with non-specific low back pain: systematic review and meta-analysis. BMJ, July 08, 2021, doi: 10.1136/bmj.n1446
Die Wissenschaftler recherchierten in Literatur-Datenbanken wie Medline, Embase, CINAHL, CENTRAL, ClinicalTrials.gov, clinicialtrialsregister.eu sowie WHO ICTRP, und zwar bis zum 23. Februar 2021.
Eingeschlossen wurden randomisierte, kontrollierte Studien zu Muskelrelaxantien im Vergleich zu Placebo, zur Standardtherapie, zu Wartelisten oder zu keiner Behandlung bei Erwachsenen ab 18 Jahren mit unspezifischen Rückenschmerzen. Randomisierte, kontrollierte Studien gelten als methodisch hochwertigste Form, um medizinische Fragestellungen zu untersuchen.
Zwei Gutachter identifizierten unabhängig voneinander Studien, extrahierten Daten und bewerteten deren methodische Qualität.
Zu den Endpunkten gehörten die Schmerzintensität (gemessen anhand einer Skala von 0 bis 100 Punkten), die körperliche Einschränkung (Skala von 0 bis 100 Punkten), die Akzeptanz der Behandlung (sprich Abbruch aus irgendeinem Grund) und die Sicherheit (unerwünschte Ereignisse unterschiedlicher Schwere).
49 Studien wurden in die Untersuchung einbezogen, von denen sich 31 mit 6.505 Teilnehmern für die weitere Analyse eigneten.
Bei akuten Rückenschmerzen zeigte sich mit sehr geringer Sicherheit, dass nicht-benzodiazepinhaltige Muskelrelaxanzien nach maximal 2 Wochen mit einer Verringerung der Schmerzintensität im Vergleich zur Kontrollgruppe in Verbindung standen. Als mittlere Differenz nennen die Autoren minus 7,7 Punkte. Die Pharmaka führten aber nicht zu einer statistisch signifikanten Verringerung der körperlichen Einschränkung (Differenz minus 3,3 Punkte).
Mit geringer oder sehr geringer Sicherheit wurde gezeigt, dass Nicht-Benzodiazepin-Antispasmodika (krampflösende Arzneimittel) das Risiko eines unerwünschten Ereignisses erhöhen könnten und dass sie im Vergleich zur Kontrollgruppe bei akuten Kreuzschmerzen wenig bis keine Auswirkungen auf die Akzeptanz haben. Die Zahl der Studien, in denen andere Muskelrelaxanzien und die unterschiedliche Dauer von Kreuzschmerzen untersucht wurden, war gering. Außerdem war die Aussagekraft eingeschränkt, da bei den meisten Studien ein hohes Risiko für Verzerrungen bestand.
„Es besteht erhebliche Unsicherheit über die klinische Wirksamkeit und Sicherheit von Muskelrelaxantien“, schreiben die Autoren. Mit sehr geringer Sicherheit sei belegt, dass Nicht-Benzodiazepin-Antispasmodika bei akuten Kreuzschmerzen eine geringe, aber klinisch nicht bedeutsame Verringerung der Schmerzintensität bewirkten. „Große, qualitativ hochwertige, placebokontrollierte Studien sind dringend erforderlich, um die Unsicherheit zu beseitigen“, heißt es weiter.

Hilfe bei Rückenschmerzen: Therapien und Nebenwirkungen
Sind die Rückenschmerzen schlimm bis unerträglich, ist jeder Strohhalm willkommen und beim Bandscheibenvorfall wird zähneknirschend einer OP zugestimmt. Doch viele Eingriffe sind überflüssig, weil sie an den Symptomen rumdoktern, nicht aber die tatsächliche Ursache für die Kreuzschmerzen behandeln.
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Die effektivste Rückenschmerzen-Behandlung: interdisziplinäre multimodale Schmerztherapie (IMST)
Eine nachweislich effektive Methode ist die sogenannte interdisziplinäre multimodale Schmerztherapie, die IMST. Was sich wie ein Zungenbrecher ausspricht, ist Medizin de luxe. Statt an einzelnen Symptomen rumzudoktern, holt die IMST Experten aus ganz verschiedenen medizinischen Disziplinen als ein Team ans Krankenbett. Orthopäden und Neurologen, Schmerzmediziner und Psychologen, Ergo-, Kunst-, Theater- und Physiotherapeuten sowie speziell ausgebildetes Pflegepersonal arbeiten gemeinsam auf ein Ziel hin: dem Patienten einen normalen Alltag zu ermöglichen.
Letztendlich kann sich der Schmerz nur ändern, wenn der Betroffen aus dem Therapieangebot etwas macht, sprich: etwas an seinem Alltag ändert, zum Beispiel durch mehr Übungen gegen Rückenschmerzen oder mehr Pausen. Multimodale Therapien sind ambulant und stationär möglich in speziellen Therapiezentren (z. B. Rückenzentren, Universitätskliniken).
Trainierbarkeit durch Schmerztabletten bei Rückenschmerzen
Mal eine Ibuprofen bei Rückenschmerzen, oder Paracetamol, ein paar Tage Rückenschmerzen-Salbe, manch einer setzt auch auf Globuli bei Rückenschmerzen … Sinnvoller ist es, in Absprache mit einem Rückenspezialisten, hohe Schmerzmittelkonzentrationen (keine Opiate) einzunehmen, um so eine zeitlich begrenzte bessere Trainierbarkeit zu ermöglichen. Denn gezielte Rückenschmerzen-Übungen zum Aufbau der Muskulatur und Verbesserung der Beweglichkeit helfen nachweislich gegen Schmerzen im Rücken.
Rückenprobleme: Zwei Gründe für eine Rücken-OP
Dem Ruf nach dem Skalpell sollte ein Patient, wenn überhaupt, nur in zwei Fällen folgen:
- Wenn Nerven strukturell beschädigt sind, das kann zum Beispiel bei einem Bandscheibenvorfall passieren, schafft eine OP Aussicht auf schnelle Entlastung, damit die betroffenen Nerven sich erholen können. Therapeutisches Ziel des Eingriffs ist dabei primär die Rettung des Nervs, nicht die Beseitigung der Rückenschmerzen. Oft besteht der Rückenschmerz nach einer Operation weiter. Manchmal sind die Schmerzen sogar stärker als zuvor, wegen Schädigungen an der lokalen Muskultur.
- Wenn eine segmentale Instabilität der Wirbelsäule vorliegt, ‚verrutschen‘ Wirbel, wobei der Nerv eingeklemmt werden kann. Auch bei solchen Rückenschmerzen kann eine OP angebracht sein. Normalerweise wird die Wirbelsäule durch die Muskulatur ausreichend stabilisiert. Vor dem operativen Eingriff steht daher kontinuierliches und konsequentes Intensivtraining auf dem Programm. Wird allerdings trotz der gezielten Übungen gegen Rückenschmerzen keine ausreichende Stabilität erzielt, kann eine Spondylodese erfolgen. Das ist eine Wirbelsäulenversteifung, bei der ein Wirbelsäulensegment operativ stabilisiert wird. Für den Erhalt beziehungsweise die Verbesserung der Stabilität der übrigen Wirbelsäulensegmente müssen die Übungen gegen Rückenschmerzen und Verspannungen nach dem Eingriff auf jeden Fall fortgeführt werden.
Rückenschmerzen-Therapien und ihre unerwünschten Nebenwirkungen
Eigentlich ist allgemein bekannt, dass Sport bei Rückenschmerzen am besten hilft. Wer trotzdem nach Schmerzmitteln, Spritze oder Operation verlangt, sollte wissen, dass in den meisten Fällen weder das eine noch das andere sinnvoll oder notwendig ist. In vielen wissenschaftlichen Untersuchungen konnte zudem bewiesen werden, dass die Wirkstoffe in verschreibungsfreien Tabletten gegen Rückenschmerzen wie Diclofenac, Ibuprofen, Naproxen oder ASS (steroidale Antirheumatika, auch NSAR genannt) unerwünschte Nebenwirkungen haben können, die vor allem Magen und Darm sowie Nieren betreffen.
Verschreibungspflichte Mittel wie Opioide machen schnell körperlich abhängig und dämpfen die Beschwerden nur kurzeitig. Auch Spritzen führen nicht zu einer langfristigen Verbesserung von Rückenschmerzen, sie kosten nur viel Geld. Die Krankenkassen übernehmen die Kosten aufgrund der nicht nachgewiesenen Wirksamkeit übrigens auch nicht.

Medizinisches Cannabis bei Rückenschmerzen
Wunder sind zu viel verlangt, aber große Hoffnungen gibt es schon: Medizinisches Cannabis darf in Deutschland seit dem 1. März 2017 von Ärzten verschrieben werden und wird seitdem – mit Erfolg – auch zur Schmerztherapie bei Rückenleiden eingesetzt.
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Kreuzschmerzen: 75 % aller Berufstätigen betroffen
Rätsel Rücken: Trotz Prävention und zahlreicher Gesundheitskurse schmerzt bei Millionen Menschen in Deutschland das Kreuz – teils so heftig, dass immer mehr Betroffene direkt ins Krankenhaus gehen. Circa 75 % aller Berufstätigen leiden mindestens ein Mal pro Jahr an Rückenschmerzen, zeigte ein Blick in den DAK-Gesundheitsreport von 2018. Jeder Vierte hat aktuell Beschwerden. Schuld sind unter anderem häufiges Arbeiten in unbequemer Körperhaltung, Termin- und Leistungsdruck sowie eine schlechte Work-Life-Balance.
Den Kreuzschmerz-Geplagten, darunter auch viele mit chronischen – also dauerhaft anhaltenden – Beschwerden rund um die Wirbelsäule, wird neben klassischen Behandlungsmethoden wie medikamentöse Schmerztherapie, regelmäßige Rückenübungen und Wärmeanwendung zunehmend medizinisches Cannabis verordnet, weil die Heilpflanze lindernde oder entzündungshemmende Wirkung haben soll. Da liegt die Frage auf der Hand, ob medizinisches Cannabis als Therapeutikum generell bei Rückenschmerzen eingesetzt werden kann.
Einteilung von Rückenschmerzen in zwei Gruppen
Ganz genau ist die Ursache bei Rückenbeschwerden nur selten dingfest zu machen. Es gibt zwar typische Situationen und Umstände, die Schmerzattacken auslösen können, aber manchmal kommen die Kreuzschmerzen auch wie aus heiterem Himmel. Grundsätzlich wird jedoch zwischen zwei verschiedenen Beschwerden- oder Schmerzarten unterschieden.
| Beschwerden |
nicht-spezifisch | – Rückenschmerzen aufgund von Verspannungen durch verkürzte / überdehnte Muskeln – kein Zusammenhang mit bestimmter Erkrankung |
spezifisch | – Rückenschmerzen aufgrund eines bekannten Auslösers, z. B. Bandscheibenvorfall oder anderer Schaden am Rückgrat – manchmal Zusammenhang mit anderer Krankheit |
Wird eine Schmerz-Therapie mit Cannabisblüten verschrieben, erhält der Patient nicht DAS medizinische Cannabis. Es gibt zig verschiedene Cannabissorten, die sich genetisch in Indica- und Sativa-Sorten sowie Hybrid-Züchtungen unterteilen lassen und sich in ihrem spezifischen THC- und CBD-Gehalt sowie ihrem Terpenprofil unterscheiden. Die Sortenauswahl durch den Arzt erfolgt abgestimmt auf die medizinischen Bedürfnisse.

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Spezifizierung von Kreuzschmerzen: akut, subakut, chronisch
Kreuzschmerzen werden nicht nur in nicht-spezifische und spezifische Beschwerden eingeteilt, sondern auch nach dem zeitlichen Verlauf der Beschwerden unterschieden.
Art der Bechwerden | Dauer |
Akute Beschwerden | – erstmalig / einmalig auftretende Rückenschmerzen – erneut auftretende Rückenschmerzen nach mindestens sechs Monaten ohne Beschwerden |
Subakute Beschwerden | länger als sechs Wochen, aber weniger als zwölf Wochen anhaltende / immer wieder auftretende Rückenschmerzen |
Chronische Beschwerden | länger als zwölf Wochen anhaltende Rückenschmerzen |
Weiter spezifiziert werden Rückenschmerzen durch die Unterscheidung der Ausprägung: von ‚kaum spürbar‘, über ‚stark spürbar‘ bis ‚unerträglich‘.
Lokalisierung von Rückenschmerzen
Darüber hinaus ist die Schmerzlokalisation von Bedeutung. Probleme kann etwa die Lendenwirbelsäule (LWS) bereiten. Rückenschmerzen in diesem Bereich sind sogar besonders häufig, weil der untere Rücken am stärksten belastet wird. Muskelverspannungen, Störungen der Faszien, aber auch Bandscheibenvorfälle und entzündliche Veränderungen sind typisch für den Lendenwirbelsäulen-Bereich. Die Schmerzen können von dort zusätzlich in die Hüften und Beine ausstrahlen.
Ursachen für Beschwerden im Bereich des mittleren Rückens oder auf mittlerer Höhe der Wirbelsäule können Muskelreizungen, Skelettverformungen und auch Veränderungen der Rippen-Wirbel-Gelenke sein.
Bei Beschwerden im oberen Rücken / Nacken rühren diese normalerweise von der Halswirbelsäule (HWS) und / oder Brustwirbelsäule (BWS) her. Eine unnatürliche Kopfhaltung, wie wir sie bei intensiver Smartphone-Nutzung einnehmen, ist eine häufige Ursache für Muskelverspannungen und Muskelverhärtungen im Nacken- und oberen Rücken-Bereich. Bandscheibenvorfälle sind hier eher selten. Allerdings können Nackenschmerzen runter in die Schultern, Arme und / oder hoch zum Hinterkopf ausstrahlen. Das kann Missempfindungen und sogar Schwindel verursachen.
Cannabis-Inhaltstoffe und ihre generelle Wirkung
Die Wirkung von medizinischem Cannabis generell auf chronische Schmerzen wurde vielfach wissenschaftlich untersucht und belegt. Deshalb gehen Forscher davon aus, das Medizinal-Cannabis auch bei Rückenschmerzen eine Behandlungserspektive bietet. Dass medizinisches Cannabis überhaupt gegen Schmerzen wirken kann, ist den in der Cannabispflanze enthaltenen Cannabinoiden zu verdanken. Diese Substanzen kommen ausschließlich in Hanf vor und wirken auf das endocannabinoide System ein, das auch im Organismus des Menschen vorkommt und viele Lebensfunktionen beeinflusst.
Einfach ausgedrückt: Im menschlichen Nervensystem befinden sich Cannabinoid-Rezeptoren, an denen die Wirkstoffe aus der Cannabispflanze andocken können. Zu den Cannabinoiden gehören unter anderem Delta-9-Tetrahydrogencannabinol (THC), Cannabidiol (CBD), Cannabinol (CBN) und Cannabichromen (CBC).
Wichtig ist in diesem Zusammenhang die 1965 veröffentlichte Gate-Control-Theorie der Schmerz-Forscher Melzack und Wall. Bei dem ‚Tor‘ handelt es sich um eine Stelle am Rückenmark, wo zwei Nervenfasern aufeinandertreffen: Die einen leiten Schmerzreize ans Gehirn weiter, die anderen unterbinden die Weiterleitung von Schmerimpulsen an das Gehirn. Beispiel: Mir fällt mein Smartphone herunter und es landet genau auf der kleinen Zehe. Ich spüre quasi unmittelbar einen starken Schmerz, der aber fast genauso schnell wieder nachlässt. Das körpereigene Endocannabinoidsystem (ECS) sorgt mit seiner ‚Torkontrolle‘ dafür, dass der Schmerz runterreguliert wird. Manchmal schafft es der Körper jedoch nicht allein. Dann können Cannabinoide wie CBD und THC von außen zugeführt werden, um die ‚Torkontrolle‘ mit zu beeinflussen. Sie können bewirken, dass die Schmerzempfindung weniger stark ausfällt.
Cannabis im Vergleich zu herkömmlichen Schmerzmitteln
Konventionelle Schmerzmittel der Schulmedizin setzen mit ihrem Wirkmechanismus nicht im Bereich des Rückenmarks an, sondern konzentrieren sich auf andere Teile des Nervensystems. Im Fokus stehen vor allem die peripheren Nerven, die entweder zum Rückenmark hin- oder vom Rückenmark wegführen.
Cannabinoide habem im Bereich der peripheren Nerven wiederum nur ein geringes Wirkpotenzial. Aufgrund der unterschiedlichen Wirkmechanismen besteht aber die Möglichkeit, medizinisches Cannabis und herkömmliche Schmerzmittel kombiniert einzusetzen, um ihre verschiedenen Effekte parallel zu nutzen.
Eine Ausnahme stellen Opioide dar. Denn während Cannabinoide eine Schmerzweiterleitung abschwächen, unterbinden Opioide diese komplett.
Cannabis bei akuten und chronischen Kreuzschmerzen
Prinzipiell sind die Nervenbahnen im Rückenmark also im Stande, Schmerzen selbstständig herunterzuregulieren. Dann verschwindet ein akuter Schmerz nach einer Weile wieder. Aus verschiedenen Gründen kann die körpereigene Regulation aber beeinträchtigt sein. Der akute Schmerz wird nicht gehemmt und stattdessen zum chronischen, also anhaltenden Schmerz. Forscher gehen davon aus, dass dieses Regulationssystem mithilfe von Cannabinoiden aus der Cannabispflanze wieder „funktionstüchtig“ gemacht und die Schmerzen gehemmt werden. Die genaue Therapieentscheidung ist aber immer davon abhängig, ob es sich um akute oder chronische Schmerzen handelt; das gilt auch für die Behandlung von Wirbelsäulenschmerzen und Rückenschmerzen.
Fehlt die natürliche Schmerzhemmung bei chronischen Schmerzen, wirken Cannabinoide hauptsächlich schmerzdämpfend. Bei akuten Schmerzen ist die natürliche Schmerzhemmung in der Regel jedoch intakt, sodass Cannabinoide die absteigenden, schmerzhemmenden Nervenbahnen blockieren würden. Infolgedessen kann es zu einer Überempfindlichkeit gegenüber schmerzhaften Reizen (Hyperalgesien) kommen. Der Schmerz würde dann noch verstärkt werden.
Kurzum: Die Wirkung der Cannabinoide im Rückenmark ist sehr komplex. Wenn die Cannabinoid-Rezeptoren im Rückenmark aktiviert werden, kann dies nicht nur das Blockieren der schmerzhaften Erregungsreize zur Folge haben. Unter bestimmten Umständen kann auch die gegenteilige Wirkung eintreten, so die Ergebnisse verschiedener Studien.

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Medizinisches Cannabis auf Rezept
Dass sich bei Kreuzschmerzen ebenso wie bei anderen schmerzhaften Krankheitsbildern durch medizinisches Cannabis eine wohltuende Wirkung erzielen lässt, wurde bereits in diversen Studien und Testberichten bestätigt. Auch in der Behandlung von Arthrose und dem Lendenwirbelsäulen-Syndrom (LWS-Syndrom; Rückenschmerzen im Bereich der Lendenwirbelsäule), um nur zwei Beispiele zu nennen, wurde die Heilpflanze bereits erfolgreich eingesetzt.
Eine Therapie mit medizinischem Cannabis zur Schmerzlinderung kann vom Hausarzt oder einem anderen Facharzt verschrieben werden, nur nicht von Zahnärzten. Im Fokus stehen Patienten mit chronischen Schmerzen, bei denen andere Behandlungen nicht, nicht mehr oder nicht (mehr) ausreichend anschlagen, und bei denen die Aussichten gut sind, durch eine Medikation mit medizinischem Cannabis ein Stück Lebensqualität zurück zu erhalten.
Die sogenannte Therapiehoheit liegt immer bei dem behandelnden Arzt. Er entscheidet fallspezifisch, ob er ein Fertigarzneimittel (Kapseln, Mundspray oder Tropfen) oder ein Rezepturarzneimittel (Cannabisblüten oder -extrakt) verordnet. Das Cannabidiol der Cannabis-Pflanze fällt übrigens nicht unter das Betäubungsmittelgesetz (BtMG), da die Substanz nicht psychoaktiv ist. Für ein reines CBD-Präparat ohne THC wäre daher in der Apotheke die Vorlage eines normalen Rezepts statt eines sonst erforderlichen BtM-Rezepts ausreichend.
Werden getrocknete Cannabis-Blüten statt Extrakten zur Einnahme verschrieben, ist üblicherweise ein Inhalieren der Wirkstoffe angedacht. Bei der Inhalation mit einem Verdampfer (Vaporisator) werden die Cannabisblüten gezielt erhitzt und verdampft, meist zwischen 180 und 210 Grad Celsius.
Ärzte, die Cannabinoide verschreiben – oder auch nicht
Jeder Haus- und Facharzt in Deutschland kann seit dem 1. März 2017 Cannabis-haltige Arzneimittel verschreiben. Ausgenommen sind Zahn- und Tierärzte. Welche Fachrichtung als Ansprechpartner geeignet ist, hängt von der Erkrankung ab, die behandelt werden soll.
Manchmal setzen Patienten große Hoffnung in eine Behandlung mit medizinischem Cannabis, aber der behandelnde Mediziner lehnt es ab, das Medikament zu verschreiben. Das kann unterschiedliche Gründe haben.
Medizinische Gründe liegen vor, wenn …
- es andere Behandlungsoptionen gibt, die zunächst probiert werden müssen,
- es bei der zu behandelnden Krankheit keine ausreichenden Hinweise für einen Nutzen von medizinischem Cannabis gibt,
- Gründe vorliegen, die gegen eine Anwendung von Cannabis sprechen.
Manche Ärzte scheuen eine Behandlung mit medizinischem Cannabis, da ihnen die Expertise fehlt, um eine sichere Behandlung zu gewährleisten. Anderen sind der Aufwand mit einem Kostenübernahmeantrag an die Krankenkasse und Dokumentationspflichten zu aufwendig.
Was auch immer der Grund ist – Betroffene haben nicht die Möglichkeit, von Ärzten eine Behandlung mit medizinischem Cannabis einzufordern. Sie können sich aber die Gründe ihres Arztes erläutern lassen, um gemeinsam einen passenden Weg zu finden.
Hilfreiche Informationen für Ärzte, die Fragen zum Vorgehen haben, geben das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) und die Bundesapothekerkammer (BAK)/ABDA auf ihren Internetseiten.
Natürlich haben Patienten auch die Möglichkeit, sich eine zweite ärztliche Einschätzung einzuholen. Ein Erfahrungsaustausch über das Verordnungsverhalten von Medizinern kann möglicherweise im Rahmen einer Selbsthilfegruppe stattfinden.
Wann Krankenkassen Cannabis-Kosten übernehmen
Die Cannabinoide können vom Arzt in speziellen Einzelfällen verschrieben werden. Sollen die Kosten von der gesetzlichen Krankenkasse übernommen werden, muss der Arzt in einem Antrag auf Kostenübernahme durch die Krankenkasse drei Dinge nachweisen:
- Der Patient ist schwer krank.
- Alle gängigen Behandlungsmöglichkeiten wurden erfolglos ausgeschöpft.
- Die Cannabis-Gabe ist erfolgversprechend. Die zu erwartenden Wirkungen und Nebenwirkungen stehen in einem positiven Verhältnis zueinander stehen.
Ärzte dürfen medizinisches Cannabis auch dann verschreiben, wenn die Krankenkasse die Kosten nicht übernimmt. Dann muss der Patient das Arzneimittel aus eigener Tasche bezahlen.

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Studie für ein Cannabis-Fertigarzneimittel
Ein Kritikpunkt an der Therapie mit Medizinal-Cannabis ist die große Variabilität bei den angebotenen Produkten. Aus evidenzbasierter Sicht ist ein standardisiertes Fertigarzneimittel zu bevorzugen. Das vereinfacht Handling und auch die Kostenerstattung für die Patienten. Bislang gibt es jedoch nur wenige Fertigarzneimittel auf Cannabis-Basis und diese haben ein sehr enges Indikationsspektrum. Das heißt sie kommen zum Beispiel nur bei Multiple Sklerose, bestimmten Epilepsieformen oder bei Krebspatienten zum Einsatz.
Die Off-Label-Verordnung dieser Präparate (über den zugelassenen Anwendungsbereich hinaus) ist schwieriger. Zudem gibt es noch kein zugelassenes Fertigarzneimittel auf Basis eines Cannabis-Vollextrakts.
Neues Fertigarzneimittel gegen chronische Rückenschmerzen
Das bayerische Unternehmen Vertanical will jetzt eine Therapielücke für Patienten mit chronischen Rückenschmerzen schließen – ein Markt mit immerhin 25 Millionen Patienten allein in Europa. Vertanical bietet bereits standardisierte Cannabis-Vollextrakte für die Herstellung von Rezepturarzneimitteln in der Apotheke sowie die Reinsubstanz Dronabinol und THC-reiche Cannabisblüten an. Daher hat die Firma im Mai 2021 eine doppelblinde Placebo-kontrollierte Phase-III-Studie mit einem neuen Fertigarzneimittel auf Basis eines speziellen Cannabis-Vollextrakts gestartet. Es geht um eine klare Indikation, die Millionen Menschen betrifft: die Bekämpfung chronischer Rückenschmerzen.
An der Phase-III-Studie sollen mehr als 800 Patienten mit chronischen Rückenschmerzen an rund 100 qualifizierten Schmerzzentren in Deutschland und Österreich teilnehmen. „Wir wollen ein Schmerzmittel etablieren, das eine potente und verträgliche Alternative zur Behandlung mit Opioiden darstellt“, erklärte Dr. Clemens Fischer, Gründer von Vertanical und Mediziner, zum Studienauftakt. Ehrgeiziges Ziel ist es, Opioid-Analgetika in Zukunft weltweit zu ersetzen.
Doch bis dahin ist es noch ein langer Weg. Die ersten Ergebnisse der Studie erwartet die Firma in der zweiten Jahreshälfte 2022. Mit einer Zulassung gegen chronische Rückenschmerzen ist also nicht vor 2023 zu rechnen.

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Medizinisches Cannabis: Nebenwirkungen
Cannabis ist eine natürliche Heilpflanze. Bei einer Therapie mit Cannabinoiden kann es – wie bei jeder Gabe von Wirkstoffen – zu Nebenwirkungen kommen. Mögliche unerwünschte Sofort-Effekte von cannabinoidhaltigen Medikamenten sind zum Beispiel:
- Benommenheit / Schwindel
- Müdigkeit
- Mundtrockenheit
- Übelkeit
- Störungen der Aufmerksamkeit, der Wahrnehmung und des Denkens
- Stimmungsschwankungen
Nebenwirkungen, die bei regelmäßiger Einnahme von Cannabinoiden über mehrere Wochen oder Monate auftreten können, sind zum Beispiel:
- Beeinflussung von Gedächtnisfunktionen
- Beeinträchtigungen des Herz- und Kreislaufsystems
- Bewegungsbeeinträchtigungen
- Gewichtszunahme
- Lustlosigkeit
- Suchtentwicklung
- Verwirrtheit
Werden THC-haltige Cannabis-Präparate eigenommen, kann das Lenken von Fahrzeugen und Bedienen von Maschinen vorrübergehend eingeschränkt sein. Vor allem bei der Ersteinnahme zu Therapiebeginn, aber auch bei Entzug oder einer vergleichsweise starken Dosierung sollten Patienten besondere Vorsicht walten lassen.
Um Entzugssymptome zu vermeiden, ist für eine kontinuierliche Verfügbarkeit des Arzneimittels zu sorgen, zum Beispiel wenn eine Reise ins Ausland ansteht.
Fazit: Einsatz von medizinischem Cannabis bei chronischen Rückenschmerzen
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Medizinal-Cannabis und seine schmerzlindernden Effekte sehr komplex sind. Die Heilpflanze kann keine Wunder bewirken. In der Schmerztherapie werden ihre Wirkstoffe zur Hemmung der Schmerzweiterleitung eingesetzt, wenn die körpereigene Schmerzregulation nicht mehr gewährleistet werden kann. Es ist allerdings nur eine Option für Patienten mit schweren chronischen Schmerzen, die sich anders nicht adäquat behandeln lassen.
Üblicherweise wird dann die Einnahme von medizinischem Cannabis nicht als einzige Maßnahme eingesetzt, sondern mit physiotherapeutischen und ggf. auch psychotherapeutischen Therapien kombiniert. Cannabis-Therapien werden immer engmaschig ärztlich begleitet, um sicherzustellen, dass die Behandlung auch langfristig eine anhaltend positive Wirkung zeigt. In regelmäßigen Konsultationen wird entschieden, ob eventuell ein Wechsel der Blütensorte, eine Anpassung der Dosierung oder auch das Absetzen sinnvoll ist.
Bei akuten Rückenschmerzen hingegen könnte durch die Einnahme von Cannabis jedoch auch das Gegenteil eintreten und der Schmerz sogar noch verstärkt werden.
Jede Cannabis-Sorte hat ein eigenes Terpene-Profil und Cannabis-Studien zeigen, dass diese Inhaltsstoffe zum sogenannten „Entourage-Effekt“ beitragen. Bedeutet: Es gibt interaktive Synergie-Effekte zwischen den einzelnen Bestandteilen der Cannabis-Blüten. Möglicherweise verbessern Terpene die therapeutische Wirkung der Cannabinoide, indem sie die nachteiligen Auswirkungen des THC abmildern.
Das bedeutet auch, dass die unterschiedliche Wirkung der verschiedenen Cannabis-Sorten nicht nur auf den unterschiedlichen Gehalt an Cannabinoiden, sondern auch im direkten Zusammenhang mit der Terpene-Zusammensetzung steht.

Sofort-Hilfe-Tipps gegen Rückenschmerzen
Vier von fünf Deutschen leiden mindestens einmal im Leben an ihrer Rückseite. Mal treten die Rückenschmerzen im Liegen auf, mal verursacht der alte Bürostuhl Rückenschmerzen, mal sind Gründe für Rückenschmerzen gar psychologischer Natur. Die Beschwerden kommen häufig urplötzlich und legen die Betroffenen kurzfristig lahm. Meist verschwinden sie aber wieder nach einiger Zeit von selbst.
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Dehnübungen und Wärme bei Rückenschmerzen
Bis zu einem gewissen Grad können Leidtragende selbst ihre Rückenschmerzen behandeln und zu ihrem Wohlbefinden beitragen: So verspricht beispielsweise Wärme schnelle Hilfe bei Rückenschmerzen. Dafür kann eine entsprechende Salbe gegen Rückenschmerzen, Wärmepflaster oder einfach ein Kirschkern-Kissen zum Einsatz kommen. Wärmeanwendungen lockern Verkrampfungen, Dehnübungen für Rumpf, Rücken und Leisten stärken die Muskeln und machen die Bänder elastischer.
Wichtig ist, sich die richtige Abfolge und Haltung für die Übungen bei akuten Rückenschmerzen zeigen zu lassen. Sowohl der Hausarzt oder Orthopäde als auch ein Physiotherapeut kann die richtigen Übungen bei Rückenschmerzen für Zuhause empfehlen. Die Übungen sind natürlich auf die verschiedenen Arten von Rückenschmerzen hin abzustimmen. Es gibt konkret Rückenschmerzen-Übungen für den mittleren Rücken oder den oberen Rücken ebenso wie Übungen bei Rückenschmerzen im Lendenbereich.
Gegen Rückenschmerzen: Chiropraktiker lösen blockierte Gelenkflächen
Ist den Schmerzen nicht mit Wärme und Schmerztabletten beizukommen, kann auch ein auf Chiropraktik spezialisierter Therapeut Abhilfe schaffen. Er wird in der Regel versuchen, durch gezielte Handgriffe und mehr oder weniger sanfte Manipulation die blockierten Gelenkflächen zu lösen und wieder in ihre ursprüngliche Lage zurückzubringen. Oft ist schon nach wenigen Terminen ein Erfolg spürbar. Bei länger anhaltenden Problemen hilft im Allgemeinen nur noch die operative Versteifung des betroffenen Gelenks mit schraubenförmigen Implantaten.

Ständig Rückenschmerzen durch Erkrankungen der inneren Organe?
Scheiden die üblichen Verdächtigen wie die Bandscheiben oder ein eingeklemmter Nerv als Verursacher der Rückenschmerzen aus, können auch Erkrankungen der inneren Organe als Ursache der Rückenschmerzen dahinterstecken. Denn auch etwa Lungenentzündung, Nierensteine, Magengeschwüre oder Krebs können auf den Rücken ausstrahlen. Mediziner sprechen hier von einem Übertragungsschmerz. Meist geben die Bereiche, in denen die Beschwerden auftreten, einen Hinweis, um welches Organ es sich handelt.
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So zeigen sich Kieferschmerzen im Nacken und den Schultern, Magenprobleme im oberen Rücken, Nieren im Hüftbereich. Sind Dickdarm oder Blase betroffen, strahlen die Schmerzen in den unteren Rücken und den Übergang zum Gesäß aus.
Ein ständig verspannter Nacken sollte spätestens in der zweiten Lebenshälfte unbedingt auch von einem Neurologen abgeklärt werden. Wenn Training, Physio und andere Therapien nicht anschlagen und auch keine erkennbare Schädigung vorliegt, könnte der Grund eine beginnende Parkinson-Erkrankung sein. Der schmerzhaft verspannte Nacken- und Schulterbereich zeigt sich schon, bevor andere Symptome wie Zittern (Tremor) und kognitive Schwierigkeiten auf Parkinson schließen lassen.

Übungen gegen Rückenschmerzen
Gäbe es zwischen den Olympischen Spielen eine Medaille fürs Dauersitzen, wären die Deutschen als Nation der Vielsitzer ganz oben auf dem Treppchen. Das zeigt unter anderem eine aktuelle Studie der Sporthochschule Köln zum gesunden Lebensstil. Demnach sind bei besonders 18- bis 29-Jährige stark betroffen und dauergestresst. Bei den Erwachsenen bewegen sich 40 % zu wenig. Das zeigt auch eine Grafik der WHO von 2018.
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Um dauerhaft – sprich nachhaltig – gesund zu bleiben, hilft es, sich von Anfang an ausreichend zu bewegen, statt sitzenzubleiben. Doch von einem Leben mit ausreichend Bewegung sind die Patienten, die zu Dr. Oliver Bachmann kommen, in der Regel weit entfernt. Als Oberarzt im Führungsteam des Rückenzentrums in der Asklepios Klinik Hamburg-St. Georg behandelt er viele Menschen, die das Gefühl für ihren Körper verloren haben. Dr. Bachmann gibt es ihnen zurück. Vier Wochen dauert die Therapie, täglich fünf Stunden.
Rückentraining in den Alltag einbauen
Ein hartes Programm, aber es hilft – auch nachhaltig. „70 % unserer Patienten sagen auch nach einem Jahr noch, dass ihre Beschwerden deutlich zurückgegangen sind.“ Rückengymnastik lässt sich auch in den Alltag einbauen. Dr. Bachmann nennt Beispiele für Rückenschmerzen-Übungen für Zuhause:
- Häufig genutzte Gegenstände im Schrank ganz oben oder unten verstauen.
- Socken im Stehen und ohne Anlehnen anziehen.
- Den Korb beim Wäscheaufhängen auf dem Boden stehen lassen und alle Teile einzeln herausnehmen.
- Die Geschirrspülmaschine aus- und einräumen, ohne sich irgendwo abzustützen.
Der Rückenexperte räumt bei der Gelegenheit auch gleich mit einem alten Vorurteil auf: „Getränkekisten dürfen nicht nur, sie sollten sogar aus der halben Hocke statt der tiefen Hocke hochgehoben werden. Das ist ein gutes Training.“
Rückenschmerzen nach Heben? Keine Angst vor schweren Lasten!
Angst vor Kreuzschäden muss niemand haben. „So eine Bandscheibe hält 1,5 Tonnen aus“, sagt Dr. Oliver Bachmann. Das belege, so der Arzt, auch eine US-Studie mit Gewichthebern: „Pro Trainingseinheit heben die ungefähr vier Tonnen. Nach 1.000 Einheiten, was ja schon ganzen Güterzügen entspricht, gab es trotzdem nur 3,3 Verletzungen – und das waren zu 99 % Muskel- und Sehnenzerrungen, keine strukturellen Bandscheibenschäden.“
Übungen: Rückenschmerzen lindern und vorbeugen
Wer für Rückenschmerzen-Übungen Video-Anleitungen sucht, wird zum Beispiel bei YouTube fündig. Wer hier die Sucheingabe „Übungen Rückenschmerzen“ macht, erhält zahllose Treffer. Es ist daher sinnvoll die Ergebnisse weiter einzugrenzen, indem beispielsweise nach „Schmerzen unterer Rücken“, „Rückenschmerzen mittlerer Rücken“ oder „Rückenschmerzen oberer Rücken“ gesucht wird. Videos sind sehr hilfreich, um den korrekten Bewegungsablauf beim Rückenschmerzen-Training zu verinnerlichen.
Auch Dr. Oliver Bachmann ist übrigens bei YouTube zu finden, zum Beispiel mit einem interessanten Vortrag zu dem Thema „Schmerz ist nicht gleich Schmerz“. Und in einem Beitrag der Stiftung Gesundheitswissen verrät er, wie wir unseren Rücken im Alltag stärken, wann ein Arzt bei Rückenschmerzen aufzusuchen ist und dass Joggen bei Rückenschmerzen oder auch Yoga bei Rückenschmerzen durchaus erlaubt ist.
Wissenschafts- / Medizinjournalistin

Dr. rer. nat. Miriam Sonnet
Studie 4
Was bringen Kortikoid-Injektionen bei Menschen mit chronischen Rückenschmerzen?
Der Begriff „Ischias“ fasst umgangssprachlich Schmerzen im unteren Rücken oder in der Hüfte zusammen. Das liegt an einer Reizung oder Entzündung eines Rückenmarksnervs. Typisch sind Schmerzen, die bis in die Beine ausstrahlen, manchmal mit Gefühlsstörungen und Schwäche der Beinmuskeln.
Um Ischias-Symptome zu lindern, behandeln manche Ärzte ihre Patienten mit einer Injektion eines Kortikosteroids (Kortison) direkt in die Wirbelsäulenregion. Es wird vermutet, dass der Arzneistoff die Entzündung um den Spinalnerv herum verringert, wobei einzelne Studien zu unterschiedlichen Ergebnissen gekommen sind.
Ziel der Cochrane Review* war deshalb, anhand der wissenschaftlichen Literatur zu untersuchen, ob Injektionen von entzündungshemmenden Steroiden in die untere Wirbelsäule im Vergleich zu Placebo-Injektionen oder unschädlichen, unwirksamen Substanzen (z. B. physiologischer Kochsalzlösung) bei Patienten mit den typischen Ischias-Beschwerden wirksam und sicher sind.
*Oliveira CB et al. Corticosteroid injections for treatment of sciatica. Cochrane Review,
https://www.cochrane.org/CD013577/BACK_corticosteroid-injections-treatment-sciatica
Experten der Cochrane Collaboration suchten in Literatur-Datenbanken nach Studien zum Thema. Ihre Recherche umfasste alle in Frage kommenden Arbeiten bis zum 25. September 2019.
Die Forscher schlossen 25 klinische Studien mit 2.470 Ischias-Patienten ein, in denen die Injektion entzündungshemmender Steroide in die untere Wirbelsäule mit einer Placebo-Injektion verglichen wurde.
In einem Register von Studienprotokollen wurde eine weitere, laufende Studie zum Thema identifiziert. Die meisten Studien schlossen Personen mit Ischias anhand typischer klinischer Symptome ein. Teilnehmerinnen und Teilnehmer litten unterschiedlich lange an den Beschwerden.
Die Studien wurden hauptsächlich in Nordamerika und Europa durchgeführt. 15 Arbeiten machten keine Angaben zur Finanzierung.
Fünf Studien gaben an, keine Finanzierung für das Erheben der Studie erhalten zu haben. Weitere fünf Studien berichteten, dass sie von einer gemeinnützigen Quelle (etwa einem Forschungsinstitut oder einer Universität) oder aus staatlichen Quellen finanziert wurden. Acht Studien enthielten auch Daten zu Beinschmerzen, 12 Studien Daten zur körperlichen Einschränkung und acht Studien Daten zu unerwünschten Ereignissen der Therapie. Die Dauer der Nachuntersuchungen reichte von 12 Stunden bis zu einem Jahr. Nur bei acht Studien wurde das Risiko einer Verzerrung als gering eingestuft.
Die Injektion entzündungshemmender Steroide in die untere Wirbelsäule ist wahrscheinlich etwas wirksamer als Placebo, wenn es darum geht, Beinschmerzen und körperliche Einschränkungen kurzfristig zu reduzieren. Die Behandlungseffekte waren jedoch gering. Sie werden von Patienten und Ärzten möglicherweise nicht als klinisch relevant angesehen. In Zahlen bedeutet dies, es waren weniger als zehn Punkte auf einer Skala von 0 bis 100).
Nach der Injektion entzündungshemmender Steroide in die untere Wirbelsäule bei Ischias-Beschwerden können den Studien zufolge unerwünschte Ereignisse auftreten. Die meisten Veröffentlichungen enthielten nur unzureichende Informationen darüber, wie oder wann unerwünschte Ereignisse bewertet wurden, also umgehend, mittel- oder langfristig. Auch waren nur wenige Angaben über unerwünschte Arzneimittelwirkungen zu finden.
Zu den unerwünschten Ereignissen gehörten Schmerzen während oder nach der Injektion, unspezifische Kopfschmerzen, Kopfschmerzen nach versehentlicher Rückenmarkspunktion, unregelmäßige Monatsblutungen, Brustschmerzen, Hautausschläge jenseits der Injektionsstelle, vasovagale Reaktionen (kurzzeitige Bewusstseinsverluste), niedriger Blutdruck, Übelkeit und Tinnitus.
„Wir sind sehr unsicher, ob die Häufigkeit leichterer unerwünschter Ereignisse nach Injektionen von entzündungshemmenden Steroiden anders ist als nach Placebo-Injektionen“, schreibt das Cochrane-Team. Lediglich in einer Studie wurde über eine schwerwiegende Arzneimittelreaktion berichtet: Bei einem Patienten, der mit Antikoagulanzien behandelt worden war, trat als Komplikation der Injektion von entzündungshemmenden Steroiden eine Blutung im Bauchraum (retroperitoneales Hämatom) auf.
„Obwohl die aktuelle Übersichtsarbeit zusätzliche Studien identifiziert hat, unterstützt die verfügbare Evidenz Injektionen entzündungshemmender Steroide in die untere Wirbelsäule bei Ischias-Beschwerden nur begrenzt. Denn der Nutzen der Behandlung ist gering, zeigt sich hauptsächlich bei der kurzfristigen Nachbeobachtung und wird von Patienten und Ärzten möglicherweise nicht als klinisch wichtig angesehen wird.“
Die Qualität der eingeschlossenen Studien war bestenfalls mäßig, was darauf hindeutet, dass weitere Studien die aktuellen Schlussfolgerungen ändern könnten. Die Unsicherheit war hauptsächlich auf Probleme mit dem Studiendesign und auf Inkonsistenzen zurückzuführen.
Nach dem GRADE-System reichte die Qualität der Nachweise von sehr niedrig bis moderat, was darauf hindeutet, dass weitere Studien wahrscheinlich eine wichtige Rolle bei der Klärung der Wirksamkeit und Verträglichkeit dieser Behandlung spielen werden.
Die Cochrane Review ergab, dass entsprechende Kortikosteroid-Injektionen bei Personen mit lumbosakralen radikulären Schmerzen (Ischias-Schmerzen) wahrscheinlich zu einer leichten Verringerung der Beinschmerzen und der körperlichen Einschränkungen im Alltag bei kurzer Nachbeobachtung führen.
Darüber hinaus wurden nach entsprechenden Kortison-Injektionen oder Placebo-Injektionen keine leichten oder schwerwiegenden unerwünschten Ereignisse gemeldet, ebenfalls nur bei kurzfristiger Nachbeobachtung.
Obwohl im Rahmen der aktuellen Überprüfung weitere klinische Studien identifiziert wurden, unterstützen nur wenige Daten den Einsatz epiduraler Kortison-Injektionen bei Patienten mit Ischias-Schmerzen. Die Behandlungseffekte sind gering und – wiederum gemessen an einer kurzfristigen Nachbeobachtung – möglicherweise klinisch nicht relevant. Sprich: Verbesserungen bewegen sich, gemessen anhand verschiedener Skalen, im Bereich unter 10 %.
„Wir empfehlen, dass weitere Studien auf methodische Merkmale wie eine angemessene Verdeckung der Zuteilung und Verblindung der Leistungserbringer achten sollten, um das Potenzial für verzerrte Schätzungen von Behandlungs- und schädlichen Wirkungen zu minimieren“, so das Resümee der Autoren.

Rückenbeschwerden: Innovationen, die bewegen
Neue Technologien und ein besseres Verständnis von den Zusammenhängen des Körpers erlauben innovative Techniken rund um den Themenkomplex „Was kann man gegen Rückenschmerzen machen?“.
©iStock / jittawit.21
Bei Rückenschmerzen: 3D-Spacecurl stabilisiert die Muskeln
Wer regelmäßig Sport treibt, ist nicht grundsätzlich vor Rückenschmerzen gefeit. Gelegentlich entstehen diese erst recht durch eine unglückliche Bewegung im Training. Herkömmliche Behandlungsmethoden helfen dann nur kurzfristig. Sobald der Sportler wieder zu trainieren beginnt, kehrt der Schmerz zurück. Manchmal so stark, dass irgendwann an Sport gar nicht mehr zu denken ist.


©Physio Börse – Anatomie & Therapie
Muskuläre Rückenschmerzen: Mikroskopisch kleine Risse des Rückenmuskels
Halil Senpinar, lizenzierter Sportphysiotherapeut des Deutschen Olympischen Sportbundes und offizielles Mitglied im medizinischen Team des DLV-Nationalteams, hat sich auf dieses Thema spezialisiert. Viele bekannte Spitzensportler aus Bundesliga und Nationalteams geben sich im Sport- und Physiotherapiezentrum in Baden-Baden bei Senpinar die Klinke in die Hand. Der 55-Jährige weiß, worin das Problem von Freizeit- und Leistungssportlern besteht. Er sagt:
„Körperliche Belastungen verursachen oft mikroskopisch kleine Risse im Bereich des Rückenmuskels und die ihn umgebenden Hülle. Das verletzte Gewebe tendiert dazu, Narben zu bilden, die bei erneuter Beanspruchung schnell wieder einreißen. Erschwerend kommt oft noch eine Schiefstellung des Beckens hinzu, die fast jeder Mensch mehr oder weniger ausgeprägt besitzt.“
Die Muskulatur im Rücken versuche dann, diese Fehlhaltung auszugleichen. Dadurch werde sie ständig überproportional beansprucht. „Dieses Handicap sieht man sowohl bei Sportlern, aber auch bei normalen Patienten“, betont der Chef des Sport- und Physiotherapiezentrums.
Verklebungen und Vernarbungen lösen
Diese Ursache-Folge-Kette gilt es zu durchbrechen. Mit der Triggerpunktstoßwellen-Therapie löst Sportphysiotherapeut Halil Senpinar zunächst die Verklebungen oder Vernarbungen im Gewebe. Zugleich werden die Durchblutung und der Zellstoffwechsel gefördert. Das soll den Heilungsprozess begünstigen. Schon nach kurzer Behandlungsdauer spürt der Patient, wie die Rückenschmerzen abnehmen, die Muskelfunktion sich verbessert und die Beweglichkeit wieder zurückkehrt.
Um diesen Status langfristig zu erhalten, verordnet Senpinar zusätzlich mehrere Trainingseinheiten mit dem 3D-Spacecurl. Das System wurde ursprünglich für das Training von Jetpiloten entwickelt. Aufgrund seiner kardanischen Aufhängung ermöglicht der 3D-Spacecurl eine besondere Übung gegen Rückenschmerzen: ein dreidimensionales Training der wichtigsten Muskelgruppen des Bewegungsapparates.
Spezieller Sport gegen Rückenschmerzen: Muskeln reagieren auf ungewohnte Belastung
Im Spacecurl sind Bewegungen möglich, die man eigentlich nur in der völligen Schwerelosigkeit des Weltalls für möglich hält. Vereinfacht gesagt, werden dadurch die Muskeln „gezwungen“, auf eine ungewohnte Belastung zu reagieren. Balancegefühl, Körperhaltung, Reaktionsbereitschaft und Koordination von Bewegungen verbessern sich. „Das Training im „Kreisel“ stabilisiert nicht nur die ganze Muskulatur, es macht auch Spaß und ist ungewöhnlich motivierend für das Gehirn“, fasst Physiotherapeut Halil Senpinar die effektive Wirkung des Geräts zusammen.
Virtual-Reality-Spiele gegen Kreuzschmerzen
Schwierigkeiten bei der Behandlung von chronischen Rückenschmerzen sind:
- Die Symptome treten häufig diffus auf.
- Beschwerden in der Lenden-, Brust- oder Halswirbelsäule können ganz unterschiedliche Auslöser haben.
- Rückenschmerzen können auch hauptsächlich psychosomatisch bedingt sein; das erfordert dann ganz andere Behandlungsformen als körperlich bedingte Rückenschmerzen.
Chronische Schmerzen im unteren Rückenbereich
An diesem Punkt versucht ein Forscherteam in Norwegen jetzt mit der virtuellen Brille anzusetzen. Maja Sigerseth und Thomas Larsen, beide Masterstudenten an der Universität Bergen, wollen mithilfe Virtueller Realität oder Virtual Reality (VR) chronische Rückenschmerzen im unteren Bereich des Rückens behandeln.
Das Duo beschäftigt sich schon länger mit den Themenbereichen Physiotherapie und Softwareentwicklung. Larsen und Sigerseth arbeiten an der Entwicklung von VR-Spielen (Virtual Reality), die speziell für die Therapie von Rückenproblemen konzipiert sind: Dafür setzen Patienten eine VR-Brille auf und führen in der virtuellen Welt verschiedene Übungen durch. Die Bewegungen sind dabei natürlich ganz real.
Um zu prüfen, ob die Idee funktioniert, wurde ein Pilotprojekt mit zehn Schmerzpatienten im Alter zwischen 18 und 65 Jahren gestartet. Bei allen Teilnehmern sind Bewegungs- und Verletzungsängste aufgrund von Schmerzen Teil des Alltags.

©Universität Bergen

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Rückenschmerzen (unterer Rücken): drei Spiele für unterschiedliches Schmerzniveau
Die Probanden können für ihre Übungen zwischen drei verschiedenen Spielen wählen, je nach Schmerzniveau. Die Spiele konfrontieren den Anwender mit Aufgaben, die Herausforderungen darstellen, aber zu bewältigen sind. Das kann zum Beispiel ein virtuelles Squash-Turnier sein. Die Probanden sollen beim Training auch durchaus mal ins Schwitzen kommen.
Menschen mit Schmerzen nehmen oft vermeintliche Schonhaltungen ein und meiden Bewegung, weil sie Verletzungen oder zusätzliche Schmerzen fürchten. Heute weiß man aber, dass es gerade bei Rückenschmerzen wichtig ist, aktiv zu werden und bis zu einem gewissen Grad auch in den Schmerz zu gehen. VR-Software kann helfen, zu mehr Bewegung zu motivieren. Der spielerische Ansatz sorgt dafür, dass die Rückenschmerzen im unteren Rücken dank der virtuellen Ablenkung zumindest kurzfristig in den Hintergrund treten und der Erlebnisfaktor im Vordergrund steht.
Trockenübung mit kommerzieller VR-Brille
Für das Pilotprojekt wurde kein spezielles Technik-Equipment genutzt, sondern ein kommerzielles VR-Headset samt Hand-Controller. Mit dem Bedienteil können die Patienten durch die vorgegebenen Trainingseinheiten zur Bewegung bei Rückenschmerzen navigieren. Das Training in der virtuellen Umgebung soll als eine Art Trockenübung dienen. Hat der Körper sich erst daran gewöhnt, sich hierbei zu bewegen, traut sich der Patient auch im Alltag wieder mehr Bewegungen zu.
Erste Erfolge wurden bereits verzeichnet: Ein Patient, der schon über zwölf Monate von Rückenschmerzen – mittlerweile ausstrahlend in Beine und Knie – betroffen war, konnte seine Angst vor Bewegung größtenteils überwinden und ist mittlerweile schmerzfrei.
Zwar kann das Forscher-Duo Sigerseth und Larsen aus Norwegen noch nicht sagen, inwiefern womöglich der Placeboeffekt eine Rolle spielt, aber es ist bereits eine größere Testreihe geplant, die dann vielleicht auch darüber Aufschluss bringen kann.
Rückenschmerzen: Arzt mit Röntgenblick dank AR-Brille
Eine futuristisch anmutende Brille ahmt den Superman-Röntgenblick nach. In den ersten Operationssälen Deutschlands hat Augmented Reality (zu Deutsch: „erweiterte Realität“) bereits Einzug gefunden. Chirurgen nutzen die technische Sinneserweiterung, um Röntgenbilder einer Wirbelsäule als 3D-Hologramm direkt auf den Patienten zu projizieren.

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Zusatzrealität als Navigationswerkzeug
In der Universitätsklinik Balgrist bauen Schweizer Wissenschaftler die Möglichkeiten der AR-Brille noch weiter aus. Die Zusatzrealität soll nicht nur Anatomie abbilden, sondern auch als Navigationswerkzeug dienen. Gemeinsam mit Ingenieuren entwickelten die Wirbelsäulenspezialisten eine Software, die Chirurgen die Korrektur von verschobenen Wirbeln erleichtern.
Bei dem Eingriff verbinden Schrauben und Stäbe benachbarte Wirbel und fixieren sie in einer gesunden Position. Um keine Nerven oder Gefäße zu verletzten, müssen Ärzte die Instrumente hochpräzise einsetzen. Wesentlich für den Erfolg ist deshalb die Erfahrung des Chirurgen.
Chirurg arbeitet mit einem Hologramm
Die AR-Brille soll den Eingriff vereinfachen und OP-Risiken minimieren. Sie blendet etwa Winkelgradzahlen in das Sichtfeld ein, die Orientierung beim Setzen der Schrauben bieten. „Die Hand des Chirurgen wird gewissermaßen durch das Hologramm geführt“, erklärt der Leiter der Studie und Spitaldirektor Mazda Farshad. „Dadurch werden die Sinne der Chirurgen in ihrer Wahrnehmungsfähigkeit erweitert.“
Zwar wurde bislang erst ein Proband mit dieser Technik operiert, doch für den Experten ist jetzt schon klar: „Diese Technik wird die Wirbelsäulenchirurgie entscheidend verändern.“
Rasterfahndung nach Fehlstellungen als Rückenschmerzen-Ursache
Manche Rückenleiden lassen sich besser und vor allem dauerhafter durch einen neuen Blick auf den Rücken beheben. Dank der 3D/4D-Wirbelsäulenvermessung und eines umfassenderen Verständnisses für die vielfältigen Ursachen sogenannter unspezifischer Rückenschmerzen werden zunehmend auch solche Auslöser erkannt, die Ärzte in der Vergangenheit häufig übersehen haben: etwa eine Funktionsstörung der Kiefer (medizinisch craniomandibuläre Dysfunktion, kurz CMD), Fehlstellungen von Hüfte, Knie oder Füßen, ein verdrehtes Becken (auch Beckenverwringung genannt) oder Entzündungen an den Gelenken.
Exakte Analyse der Wirbelsäule
Eine Wirbelsäulenvermessung nutzt das optische Streifenprojektionsverfahren und das physikalische Prinzip der Triangulation, das auch beispielsweise zur Landesvermessung genutzt wird.
- Der Patient stellt sich vor einem Lichtprojektor auf. Der zu messende Körperbereich muss unbekleidet sein.
- Der Raum wird abgedunkelt und der Projektor wirft ein Licht-Streifenmuster (parallele Lichtmesslinien) auf beispielsweise den Rücken des Patienten.
- Eine Kamera erfasst die durch die Rückenstruktur patientenindividuell gekrümmten Lichtstreifen und gibt die Aufnahmen an eine Computersoftware zur Datenanalyse weiter.
- Das Computerprogramm errechnet anhand der Bilder ein virtuelles 3D-Modell; diese Methode heißt Photogrammetrie. Sowohl der knöcherne Stützapparat als auch das vorhandene Muskelprofil berücksichtigt die Software bei der Berechnung.
Die gesamte Vermessung erfolgt somit berührungslos und strahlungsfrei.
Das System liefert dem behandelnden Arzt nicht nur ein Oberflächenmodell, sondern auch ein 3D-Modell der Wirbelsäule. Möglich ist das, indem die Software anatomische Fixpunkte erkennt und ein Korrelationsmodell heranzieht. Dieses Modell beschreibt die Beziehung zwischen Oberflächenkrümmung und Wirbelkörper, sodass die Software zum Beispiel den räumlichen Verlauf der Wirbelsäule und die Stellung des Beckens rekonstruieren kann. Der Arzt nutzt die Analyse für die Therapieentscheidung.
Deutlich präziser als der Blick des Orthopäden bei Rückenschmerzen
Wer selbst einmal versucht, ganz still zu stehen, weiß: Das ist kaum möglich. Minimale Bewegungen lassen sich nicht vermeiden. Um kein verwackeltes Bild oder eine fehlinterpretierbare Momentaufnahme zu nutzen, wird bei der 4D-Vermessung nicht eine einzelne Aufnahme, sondern eine Aufnahmesequenz erstellt: Die Kameraeinheit erfasst zehn bis zwölf Bilder pro Sekunde. Auf dieser Grundlage kann die Software einen Mittelwert der Haltungsabweichungen berechnen.
Mit einer Genauigkeit bis etwa 0,2 Millimeter, die selbst der geschulte Orthopädenblick nicht erreicht, erfasst die 4D-Ganzkörpervermessung das Haltungsrelief des Rückens in allen Ebenen und macht Haltungsabweichungen sichtbar. Notwendige Therapiemaßnahmen lassen sich so optimal planen. Das 4D-Vermessungsverfahren ist also eine optimierte Weiterentwicklung der 3D-Variante. Die Messung selbst dauert nur wenige Sekunden länger.
Strahlenfreie Alternative zum Röntgen
Ursprünglich wurde die Wirbelsäulenvermessung entwickelt, um Skoliosepatienten eine strahlenfreie Alternative zum Röntgen zu geben. Auch wenn die Wirbelsäulenvermessung mittlerweile in vielen anderen Feldern eingesetzt wird, bleibt die Behandlung von Skoliosen und anderen Wirbelsäulenverkrümmungen wie der Kyphose (nach hinten gebogene Krümmung der Wirbelsäule) oder der Lordose (Krümmung der Wirbelsäule nach vorne) im Mittelpunkt der Praxis.
Heute bietet die 4D-Wirbelsäulenvermessung eine Alternative zur strahlenfreien Ergänzung und Reduzierung von Röntgenaufnahmen. Da bei der 4D-Wirbelsäulenvermessung nicht wie beim Röntgen nur eine Aufnahme, sondern mehrere Aufnahmen der Wirbelsäule angefertigt werden, kann ein genaueres und verlässlicheres Modell der Wirbelsäule erstellt und die Therapie zuverlässiger gemacht werden.
Wissenschafts- / Medizinjournalistin

Dr. rer. nat. Miriam Sonnet
Studie 5
Wirksamkeit von therapeutischer Wassergymnastik im Vergleich zu physikalischen Therapien bei Patienten mit chronischen Rückenschmerzen
Bei vielen Patienten mit chronischen Rückenschmerzen ist Wassergymnastik als Intervention beliebt, auch viele Ärzte raten dazu. Doch bislang gab es kaum Evidenz zur Frage, ob Wassergymnastik genauso wirksam ist wie physiotherapeutische Maßnahmen. Ziel der neuen Studie* war, die Langzeitwirkung von therapeutischer Wassergymnastik bei Menschen mit chronischen Kreuzschmerzen zu untersuchen.
*Peng M.-S. et al. Efficacy of Therapeutic Aquatic Exercise vs Physical Therapy Modalities for Patients With Chronic Low Back Pain. A Randomized Clinical Trial. JAMA Network Open, Jan. 7., 2022, doi: 10.1001/jamanetworkopen.2021.42069.
Die dreimonatige klinische Studie mit einjähriger Nachbeobachtungszeit wurde vom 10. September 2018 bis zum 12. März 2019 durchgeführt. Die Nachbeobachtung endete am 17. März 2020. Eingeschlossen waren 113 Personen mit chronischen Kreuzschmerzen.
Alle Probanden wurden nach dem Zufallsprinzip entweder der Gruppe mit therapeutischer Wassergymnastik oder der Gruppe mit physiotherapeutischer Intervention zugeteilt. Patientinnen und Patienten in der Gruppe mit therapeutischen Wasserübungen erhielten nur Wassergymnastik, während die Gruppe mit physikalischen Therapiemethoden transkutane elektrische Nervenstimulation und Infrarot-Wärmebehandlungen bekamen. Beide Interventionen kamen 3 Monate lang zweimal wöchentlich 60 Minuten zum Einsatz.
Primäres Ergebnis war der Grad der körperlichen Einschränkung, gemessen anhand des Roland and Morris Disability Questionnaire (RDQ). Ziel des Fragebogens war zu erfassen, wie stark Patienten durch Rückenschmerzen in ihrem Alltag eingeschränkt werden. Von 24 Aussagen sollten Menschen nur ankreuzen, was aktuell auf sie zutrifft. Der Score reicht von 24 Punkten (extrem beeinträchtigt) bis zu 0 Punkten (keine Beeinträchtigung).
Zu den sekundären Ergebnissen gehörten die Schmerzintensität, Lebensqualität, Schlafqualität, Empfehlung der Intervention und minimaler klinisch wichtiger Unterschied.
Von 113 Teilnehmern waren 59 Frauen (52,2 %). Das mittlere Alter lag bei 31,0 Jahren. Alle Patienten wurden nach dem Zufallsprinzip der therapeutischen Wassergymnastikgruppe (n = 56) oder der Physiotherapie-Gruppe (n = 57) zugeteilt. 98 Personen (86,7 %) nahmen an der Abschlussuntersuchung nach 12 Monaten teil.
Im Vergleich zur Physiotherapie-Gruppe zeigte sich bei der therapeutischen Wassergymnastik-Gruppe eine stärkere Linderung der Beschwerden. Die Gruppenunterschiede lagen, gemessen anhand von Punkten, bei minus 1,77 nach derdreimonatigen Intervention, bei minus 2,42 bei der sechsmonatigen Nachuntersuchung und bei minus 3,61 zum Zeitpunkt der Abschlussuntersuchung nach einem Jahr. Die Unterschiede waren statistisch signifikant.
Gegen Ende der Studie waren die Verbesserungen in der Gruppe mit therapeutischer Wassergymnastik signifikant größer als in der Gruppe mit physiotherapeutischen Maßnahmen. Das betrifft die Zahl an Teilnehmerinnen und Teilnehmern mit einer Verbesserung um 2 Punkte auf der Schmerzskala, was als klinisch bedeutsame Differenz gilt.
Zum Zeitpunkt der Nachuntersuchung nach einem Jahr waren die Verbesserungen in der Gruppe mit therapeutischer Wassergymnastik signifikant größer als in der Gruppe mit physiotherapeutischen Maßnahmen. Das betraf die Anzahl der Teilnehmer, die den minimalen klinisch bedeutsamen Unterschied bei den Schmerzen (mindestens eine Verbesserung um 2 Punkte auf der numerischen Bewertungsskala) erreichten:
● Personen mit starken Schmerzen: 30 (53,57 %) versus 12 (21,05 %),
● mittlere Schmerzen 14 (25 %) versus 11 (19,30 %)
● Schmerzen zum Zeitpunkt der Abschlussuntersuchung: 22 (39,29 %) versus 10 (17,54 %)
Einschränkungen im Alltag (mindestens eine 5-Punkte-Verbesserung auf dem Roland-Morris Disability Questionnaire) erzielten 26 (46,43 %) versus 4 (7,02 %).
Einer der 56 Teilnehmer (1,8 %) in der Gruppe der therapeutischen Wassergymnastik im Vergleich zu 2 der 57 Teilnehmer (3,5 %) in der Gruppe der Physiotherapie hatte Schmerzen im unteren Rückenbereich und andere Schmerzen aufgrund der Behandlung.
In dieser randomisierten klinischen Studie mit 113 Personen mit chronischen Rückenschmerzen hatte therapeutische Wassergymnastik nach einer dreimonatigen Intervention einen größeren Einfluss auf Schmerzen, Funktion, Lebensqualität, Schlafqualität und psychischen Zustand als physiotherapeutische Maßnahmen. Der Effekt blieb bis zur Untersuchung nach 12 Monaten bestehen.
„Ergebnisse dieser Studie deuten darauf hin, dass therapeutische Wassergymnastik eine wirksame Behandlung für Erwachsene mit chronischen Kreuzschmerzen ist“, schreiben die Autoren. Dieses Ergebnis könnte Ärzte dazu veranlassen, Patienten mit chronischen Kreuzschmerzen therapeutische Wassergymnastik als Teil der Behandlung zu empfehlen, um ihre Gesundheit durch aktive Bewegung zu verbessern, anstatt sich auf passive Entspannung zu verlassen.
Hilfe gegen Rückenschmerzen: Verjüngungskur durch bioregenerative Therapien
Bioregenerative Therapien sind eine eher junge, aber mit hoher Erwartungshaltung beachtete Neuentwicklung bei Rückenschmerzen und Bandscheibenproblemen. Hierbei sollen ambulant dünne und abgenutzte Bandscheiben sowie Wirbelgelenke verjüngt werden.
Platelet Rich Plasma (PRP): Konzentrat aus körpereigenen Blutplättchen
Bei dieser Methode wird zunächst per Diskographie (röntgengestütztes Verfahren zur Darstellung der Bandscheibe) untersucht, ob die starken Rückenschmerzen tatsächlich von der lädierten Bandscheibe ausgehen. Dazu wird dem Patienten ein Kontrastmittel in den Bandscheibenkern gespritzt. Anhand dessen Verteilung kann der Arzt die Lage und die Situation der Bandscheibe genau beurteilen. Mithilfe dieser Untersuchung kann er unterscheiden, ob die Rückenschmerzen von der Bandscheibe herrühren – also diskogen sind – oder von einer Arthrose der Facettengelenke (Spondylarthrose) verursacht werden.
Aufbereitetes Blut wird injiziert
Erst dann beginnt die eigentliche Behandlung. Dabei werden dem Patienten 10 bis 20 Milliliter Blut entnommen. Das Blut wird in einer Zentrifuge aufbereitet und in seine Bestandteile zerlegt. So bleiben fünf Milliliter Plasmakonzentrat mit den Blutplättchen zurück, das sogenannte PRP (Platelet Rich Plasma). Dieses Konzentrat wird in die kranke Bandscheibe injiziert.
„PRP hat eine enorme entzündungshemmende Wirkung, die noch stärker ist als Kortison“, erklärt der Münchner Orthopäde Martin Marianowicz, der auch Vorstandsmitglied im World Institute of Pain ist. Die Organisation setzt sich für eine stärkere Verbreitung interventioneller und minimal-invasiver Schmerztherapien ein. Im Gegensatz zu Kortison werde PRP jedoch gut vertragen. Zusätzlich enthalte PRP Wachstumsfaktoren, welche die Bildung von Gefäßen und Knorpelzellen anregen und Stammzellen stimulieren.
PRP ist sinnvoll bei allen Rückenproblemen, die durch degenerierte Bandscheiben (black disc) entstehen, aber auch bei Schäden an den Wirbelgelenken der gesamten Wirbelsäule wie dem Facettengelenksyndrom.
Adulte körpereigene Stammzellen aus körpereigenem Bauchfett
Die Vorbereitung erfolgt analog zur PRP-Therapie, also mit Diskografie. Danach werden dem Betroffenen aus dem Bauchraum 50 bis 100 Gramm Bauchfett entnommen. Das passiert händisch, ist schonend und weniger invasiv als das Fettabsaugen in der ästhetischen Chirurgie.
Per Zentrifuge und chemischer Verfahren werden daraus adulte Stammzellen herausgespült. Dabei handelt es sich nicht um embryonale Stammzellen, sondern Zellen, die Bindegewebe aufbauen. „Diese Stammzellen sitzen sozusagen auf den Fettzellen, wir lösen sie davon ab und gewinnen dabei ein Konzentrat“, beschreibt Rückenspezialist Martin Marianowicz den Vorgang. Das Konzentrat wird in das zu behandelnde Gebiet (z. B. bei degenerierter Bandscheibe wie bei PRP, Gelenksarthrosen oder Gelenkproblemen etwa Knorpelschäden) injiziert.
Hydrogel – nicht zu verwechseln mit Hyaluronsäure
Bei Hydrogel handelt es sich um Polymere, also winzige Fasern, die enorm viel Flüssigkeit binden können, „bis zum 20fachen ihres Volumens“ erklärt der Wirbelsäulenexperte Martin Marianowicz. Die Verabreichung von Hydrogel soll dünne und verkümmerte Bandscheiben aufquellen lassen. Dabei sei Hydrogel heute so intelligent aufbereitet, dass es Wasser aufnehmen und speichern, aber auch abgeben kann – ganz wie der natürliche Gallertkern der Bandscheibe.
Der eigentlichen Behandlung geht wieder die Diskografie voraus, erst danach setzt der Arzt die Polymerfäden unter Lokalanästhesie in den Gallertkern der Bandscheibe. Hydrogel wird eingesetzt bei Bandscheibenproblemen durch Degeneration, aber auch bei Bandscheibenvorwölbung oder gedecktem Bandscheibenvorfall (Längsband zwischen den Dornfortsätzen ist erhalten) soll Hydrogel helfen.

Populäre Irrtümer und Mythen über den Rücken
Die Entstehung von Rückenschmerzen ist oft unspezifisch. Auch der Wissenschaftler und Bestseller-Autor Prof. Dietrich Grönemeyer („Mein großes Rückenbuch: Wie Sie Ihren Schmerz besiegen“), sagt: „Wir Ärzte finden trotz aufwändiger Untersuchungen keine körperliche Ursache wie Verkalkungen oder Arthrose.“ Darum ranken sich oft hartnäckige Mythen um mögliche Auslöser. Grönemeyer räumt mit ihnen auf. Und hat sogar eine gute Nachricht: „Selbst chronisches Kreuzweh kann man besiegen.“
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1. Gerade sitzen und gehen
Hieß es früher „Sitz gerade, Kind!“, ist heutzutage Lümmeln gegen Rückenschmerzen vom Sitzen angesagt. Eine starre Haltung schadet dem Rücken. Der schätzt vielmehr gelegentliches Fläzen im Sessel oder entspanntes Zurücklehnen, wie Orthopäden anhand von Kernspin-Aufnahmen belegten: Das Rückgrat wird am meisten in der aufrechten Position belastet.
Seit Jahrzehnten wissen Fachleute wie „Rückenpapst“ Prof. Grönemeyer, dass auch schmerzfreie Menschen teilweise schwer verschlissene Bandscheiben haben: „Laut Statistik verursachen sie nur drei bis fünf Prozent aller Leiden.“ Daher finden sich nur bei jedem zehnten Rückenpatienten deformierte Bandscheiben. „Zu 95 Prozent sind verspannte Muskeln, verkürzte Bänder oder Probleme an den Wirbelgelenken Schuld“, so der Mediziner.
Auch die Behauptung „Aufrecht gehen ist das Problem“ ist falsch!“ Vor mehr als drei Millionen Jahren lernten unsere Vorfahren den aufrechten Gang. Das brachte ihnen vor allem Vorteile bei der Nahrungssuche. Seither entwickelte sich auch das Selbstreparatursystem der Wirbelsäule: „Durch Bewegung in der Senkrechten werden Flüssigkeit und Nährstoffe optimal in die Bandscheibenpolster gepresst. Zugleich werden die stabilisierenden Muskelfasern gestärkt“, erklärt Prof. Grönemeyer. Ständig auf allen Vieren laufen ist im Evolutionsplan nicht vorgesehen.
2. Krafttraining ist Gift für den Rücken
Krafttraining ist Gift für das Rückgrat? Stimmt nicht, im Gegenteil: Das Muskelkorsett der Wirbelsäule wird durch das Gewichtestemmen gestärkt. So kann ein 16-wöchiges Aufbautraining mit Kurz- und Langhanteln chronische Kreuzschmerzen um 60 % verringern, weil ein gut trainierter Rumpf belastbarer ist. Ausdauersport wie Joggen oder Strampeln auf dem Crosstrainer schaffen dagegen nur eine zwölfprozentige Schmerzreduktion, hat eine US-Studie festgestellt.
Positiver Zusatznutzen: Nicht nur die Muskeln, auch die Knochen reagieren auf Widerstand, indem sie stärker werden. Richtig dosiertes Krafttraining beeinflusst nicht nur das Muskelgewebe, sondern auch das Knochengewebe. Derselbe Trainingsstimulus, der zum Kraftaufbau führt, erhöht auch die Zugfestigkeit und den Mineralgehalt der Knochen.
3. Die Spritze gegen Rückenschmerzen vollbringt wahre Wunder
Dass eine Spritze Rückenschmerzen quasi wie von Zauberhand verschwinden lässt, glauben immer noch viele Menschen. Tatsächlich vermag eine Spritze bei Rückenschmerzen schnelle Hilfe zu leisten. Aber auch nur kurzfristig: Durch Injektionen mit lokalen Betäubungsmitteln wie Lidocain oder Bupivacain werden die schmerzenden Nerven ausgeschaltet.
„Doch schon nach mehreren Anwendungen drohen Knorpelauflösung und Dauerbeschwerden“, warnt der Mediziner Dietrich Grönemeyer. „Das Spritzen von Kortison in den Wirbelkanal bewirkt nicht mehr als die Injektionen von Kochsalzlösung – aber erhöht das Risiko für Infektionen, Lähmung oder Schlaganfall.“ Dass viele Patienten davon berichten, die Nadelkur habe sie binnen Minuten von den Schmerzen befreit, führt er auf einen anderen Grund zurück: „Die lange Spritze, vor der man Angst hat, zeigt einen ungeheuer starken Placebo-Effekt.“
4. Die Psyche hat nichts mit Rückenschmerzen zu tun
Rückenschmerzen durch Stress? Tatsächlich, wer hätte gedacht, dass Rückenschmerzen psychisch bedingt sein können: Seelische Überlastung, negativer Stress oder Ängste rauben nicht nur den letzten Nerv, sie können auch Verspannungen im Nacken, den Schultern und entlang der Wirbelsäule auslösen. Nicht umsonst spricht der Volksmund „etwas lastet schwer auf den Schultern“. Das sind sozusagen psychosomatische Rückenschmerzen. Werden die psychischen Faktoren nicht behandelt, wird das Leiden zum täglichen Begleiter. Die Geplagten bekämpfen es mit immer stärkeren Medikamenten gegen Rückenschmerzen.
Prof. Grönemeyers Tipp, wenn Rückenschmerzen psychosomatisch sind: „Analysieren Sie, was Ihnen Sorgen bereitet und Sie bedrückt. Was können Sie ändern?“ Auch Entspannungsübungen helfen, die innere Balance wieder zu finden. Das ist der beste Weg zur Selbstheilung – kombiniert mit Physio- und Bewegungstherapie unter Anleitung. Prof. Dietrich Grönemeyer, der Gründer des Bochumer Instituts für Mikrotherapie, rät zu Yoga oder Pilates gegen Rückenschmerzen.
5. Schonung schützt den Rücken
Auf die Couch, wenn’s im Rücken kneift? Ganz falsch. Ohne Bewegung beginnt vielmehr ein Teufelskreis. Muskeln wachsen bekanntlich nicht von selbst, aber sie bilden sich zurück, wenn sie nicht beansprucht werden. Das gilt auch für die Rückenmuskulatur.
Keine Bewegung, weniger Muskelmasse, kein gesunder Stützapparat, noch mehr Schmerzen. „Wenn das Kreuz wehtut, empfiehlt es sich, sanft in den Schmerz hineinzugehen – etwa durch herzhaftes Recken und Strecken“, rät der Wissenschaftler Prof. Dietrich Grönemeyer.
Oft kann es – allerdings nur nach Absprache mit einem Arzt – sinnvoll sein, die Rückenschmerzen mit Schmerzmitteln zu betäuben, um gleich ein intensives Muskelaufbautraining zu beginnen. Mit gezielten Übungen gelingt es schon innerhalb von sechs Wochen, die kleine Rückenmuskulatur signifikant zu stärken.
Ergänzend mobilisieren Osteopathie, Massagen oder Physiotherapie die verkrampfte Muskulatur. Auch Wärme wirkt bei chronischen Schmerzen Wunder. Nur bei sehr starkem oder aber mehr als drei Tage andauerndem Schmerz sowie bei Empfindungsstörungen in den Gliedmaßen sofort zum Arzt.
6. Fastfood macht sauer
Pommes, Currywurst und Burger satt – und das in rauen Mengen. Keine gute Idee. Die Kalorienzufuhr in der Kantine oder unterwegs aus Schnellimbissen geht auf Kosten der Gesundheit. Fastfood kann den natürlichen Säure-Basen-Haushalt im Körper aus der Balance bringen und zum Sauren hin verschieben. Als Folge einer Übersäuerung (Azidose) kann der Körper u. a. mit Spannungen in der gesamten Muskulatur und Entzündungen an den Gelenken reagieren.
Zu viele Kilos belasten das Herz-Kreislauf-System, den Stoffwechsel, die Gelenke und den Rücken. Oft machen sie auch träge und schaden so dem Rücken gleich doppelt. Das überflüssige Gewicht zieht die Bandscheiben in Mitleidenschaft. Bandscheibenrisse und -vorfälle sind eine häufige Folge. Im schlimmsten Fall entwickelt sich eine Arthrose oder Osteoporose – letztere macht sich meist erst durch plötzliche Knochenbrüche bemerkbar.
Werden überflüssige Pfunde reduziert und gleichzeitig der Speiseplan geändert, muss es nicht so weit kommen „Der Schlüssel zur Besserung ist in vielen Fällen eine gesunde Ernährung“, bestätigt Rückenspezialist Grönemeyer. „Übergewicht lastet auf den Gelenken, Fehlernährung lässt den Körper übersäuern und fördert Entzündungen, beides ist toxisch für die Knochensubstanz.“ Deshalb rät er zu einer Kombination aus Schmerz-, Ernährungs- und Bewegungstherapie. „Das aktiviert die Selbstheilungskräfte“, verspricht die Rücken-Koryphäe.
Interessante Frage: Können Blähungen Rückenschmerzen verursachen? Ja, sie können. Und kann Reflux Rückenschmerzen verursachen? Ja! Und kann der Darm Rückenschmerzen verursachen? Nochmal ja!
7. Rauchen schädigt die Lungen, aber immerhin nicht den Rücken
Der Rücken kommt zwar nicht direkt mit dem toxischen Rauch in Verbindung. Leiden tut er trotzdem. Jetzt beweist eine deutsche Studie zum Thema „Zusammenhang zwischen Rauchen und Rückenschmerzen“ mit mehr als 9.000 Teilnehmern, dass aktive und ehemalige Raucher eine höhere Wahrscheinlichkeit haben, an chronischen Rückenschmerzen zu erkranken als Nichtraucher. Wobei es anscheinend keine Rolle spielt, ab welchem Alter und ob täglich oder nur gelegentlich geraucht wird. Allerdings lässt die Untersuchung offen, ob Rauchen chronische Rückenschmerzen verursacht oder ob chronisch Rückengeplagte eher zwecks Problembewältigung zur Zigarette greifen.
Erklärt wird das Phänomen durch die Tatsache, dass Nikotin die Entstehung arteriosklerotischer Veränderungen in den Blutgefäßen fördert, sie dadurch verengt und so die Durchblutung und damit Nährstoffversorgung der Knochen und Bandscheiben verschlechtert. Darunter kann auch die Knochendichte leiden. Zudem soll der blaue Dunst die Entstehung einer Wirbelkanal-Verengung (Spinalkanalstenose) begünstigen.
Preisfrage: Kann die Lunge Schmerzen im Rücken verursachen? Sie kann. Es ist beispielsweise bekannt, dass eine Lungenentzündung Rückenschmerzen verursachen kann. So sind Husten und Rückenschmerzen im oberen Wirbelsäulenbereich Symptome einer atypischen Lungenentzündung.

Richtig schlafen für einen gesunden Rücken
Wie man sich bettet, so liegt – der Rücken. Und der nimmt eine zu weiche Matratze ziemlich krumm. Weil der Mensch rund ein Drittel seines Lebens im Bett verbringt, sollte der Untergrund daher eher hart gewählt sein. Während des Schlafs verändert sich die Haltung etwa 30- bis 60-mal. Diese Lageveränderungen sind wichtig, weil der Körper sonst auch im Schlaf zu einseitig belastet würde. Die Bandscheiben erholen sich im Liegen von der Tagesbelastung und nehmen verstärkt Flüssigkeit auf.
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Regeneration im Schlaf
Erholsamer Schlaf ist eine Voraussetzung für die regelmäßige Regeneration des gesamten Organismus, also auch der Bandscheiben und der Rumpfmuskulatur. Wer schlecht schläft, neigt zu Verspannungen, und wer Schmerzen hat, findet nur schwer zur Ruhe. Wer Rückenschmerzen hat, sollte deshalb besonders auf gute Voraussetzungen für einen erholsamen Schlaf achten.
Da der Körper während der Nacht unwillkürlich seine Schlafposition verändert, lässt sich nur die Einschlafposition beeinflussen. Wird der natürliche Lagewechsel nicht behindert, zum Beispiel durch tiefes Einsinken in eine zu weiche Matratze, sorgt der Körper normalerweise für den Ausgleich ungünstiger Haltungen.
Gesündeste Schlafposition: Rückenlage
Die Rückenlage gilt als eine der gesündesten Schlafpositionen. Beim Schlafen auf dem Rücken behält die Wirbelsäule ihre natürliche S-Form bei, sodass sich die Bandscheiben über Nacht von den Strapazen des Tages erholen können. Das entlastet den Körper und den Nacken. Durch die Entspannung des Körpers fördert diese Schlafposition zusätzlich die Tiefschlafphasen. Man schläft also insgesamt länger und besser.
Die richtige Matratze bei Rückenschmerzen: Punktelastische Matratze für Seitenlage
Dass die Matratze Rückenschmerzen verursacht, ist keine Seltenheit. Die meisten Deutschen schlafen bevorzugt auf der Seite. Auch diese Position in der Seitenlage mit leicht gebeugten Knien unterstützt die Wirbelsäule dabei, in ihrer natürlichen Krümmung zu liegen. Voraussetzung ist eine möglichst punktelastische Matratze, die die Körperformen vor allem im Bereich der Schultern und des Beckens optimal unterstützt. Sie sollte dem Körpergewicht des Schläfers angepasst und weder zu weich noch zu hart sein. Ein geeignetes, nicht zu großes Kissen stützt die Kopf- und Halswirbelsäule ab.
Die beste Schlafposition bei Rückenschmerzen? Bitte keine Bauchlage bei Halswirbel-Problemen!
Für Patienten mit Beschwerden im Bereich der Halswirbelsäule gilt das Schlafen in der Bauchlage als ungünstig, da der Kopf dabei stark verdreht gelagert wird. Für eine optimale Erholung der Bandscheiben ist gesorgt, wenn die Wirbelsäule in ihrer natürlichen Form gelagert wird. Dafür ist ein passendes Bett mit einer guten Matratze und einer flexiblen Unterfederung (Lattenrost) eine wichtige Voraussetzung. Und sollte man bei Rückenschmerzen eine harte oder weiche Matratze bevorzugen?
Schwere Schläfer brauchen härtere Matratzen
Eine ausreichend große Liegefläche sorgt für die nötige Bewegungsfreiheit: Ein Einzelbett sollte mindestens einen Meter, ein Doppelbett 1,80 Meter breit sein. Das Bett sollte 20 Zentimeter länger sein als der größte Schläfer.
Eine gute Matratze ist punktelastisch, das heißt sie verteilt das Körpergewicht gleichmäßig und gibt an Schultern und Hüfte, wo der Auflagedruck am stärksten ist, nach. Am besten geeignet sind Latex-, Schaumstoff- oder Taschenfederkernmatratzen.
Schwere Schläfer brauchen härtere Matratzen als leichtere. Auf zu harten Matratzen können Schultern und Becken nicht genügend einsinken, zu weiche Matratzen unterstützen den Körper zu wenig. In beiden Fällen kann die Wirbelsäule nicht in ihrer natürlichen Form liegen. Dann sind Rückenschmerzen vom Schlafen vorprogrammiert.
Das Kopfkissen sollte die Halswirbelsäule gut stützen. Damit nur Kopf und Nacken aufliegen und nicht die Schulter, ist eine Kissengröße von 40 mal 80 Zentimeter zu empfehlen. Das richtige Kissen bei Rückenschmerzen? Bei Beschwerden der Halswirbelsäule eignen sich spezielle Nackenstützkissen.

Hausmittel gegen Rückenschmerzen
Bei Rückenschmerzen Hausmittel einzusetzen, bevor es an den Medizinschrank oder zum Arzt geht, ist sicherlich eine gute Idee. Aber kann ein Tee gegen Rückenschmerzen helfen? Ja, er kann.
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Es gibt diverse pflanzliche Präparate, die bei leichteren Beschwerden prima helfen und eine gute Alternative zu chemischen Mitteln sind. Beispielsweise soll Ingwer bei arthritischen Rückenschmerzen so gut wie ein chemisch-synthetisches Präparat helfen – dank der Scharfstoffe Gingerol und Shogaol, die Entzündungen hemmen und Schmerzen lindern. Gegenbeispiel: Dass Kurkuma gegen Rückenschmerzen eine Wirkung hätte, konnte bislang in Studien allerdings nicht nachgewiesen werden.
FAQ
Diese Frage kann nicht eindeutig beantwortet werden, denn es gibt nicht „die“ eine Matratze bei Rückenschmerzen. So wie es verschiedene Arten und Ursachen für Rückenschmerzen gibt, gibt es im Handel auch unterschiedliche Matratzen-Modelle. Außerdem hat jeder Mensch andere Bedürfnisse. Wichtig ist, dass eine geeignete Matratze dem Körper die richtige Unterstützung sowie Komfort bietet, den Druck mindert und somit Schmerzen verhindert.
Es ist eine Frage der persönlichen Vorlieben, mit welchem Modell jeder am besten zurechtkommt. Im Allgemeinen haben sich Kaltschaum- und Viscoschaum-Matratzen bei Rückenschmerzen bewährt. Zu diesem Urteil kam etwa Stiftung Warentest. So gehört die Matratze „Emma“ mit dem Ergebnis von 1,7 („GUT“/Test 10/2019) zu den besten jemals getesteten Unterlagen.
Die Kombination unterschiedlicher Schaumstoffe soll dem Anbieter zufolge für eine gute Anpassung an den Körper sorgen – und einen hohen Komfort bieten. Die Einteilung in sieben Zonen verspricht zudem das geeignete Maß an Unterstützung und Entlastung. Stiftung Warentest bestätigte der Matratze Emma, dass sie gut für jeden Körpertyp in jeder Lage geeignet ist.
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Bei akut auftretenden Rückenschmerzen bringen Wärme (z. B. Wärmflasche, Kirschkernkissen oder Wärmepflaster) sowie entspannende und durchblutungsfördernden Übungen wie die Stufenlagerung rasche Linderung. Ein rezeptfrei erhältliches Schmerzmittel kann ebenfalls die Schmerzen betäuben und es dem Betreffenden erleichtern, sich zu entspannen und aktiv zu bleiben. Schmerzmittel sollten jedoch keinesfalls länger als zwei bis drei Tage eingenommen werden. Halten die Schmerzen weiter an, ist ein Arzt aufzusuchen.
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Bei akut auftretenden und starken bis sehr starken Rückenschmerzen kann es sinnvoll sein, bis zu sechs Wochen unter ärztlicher Aufsicht starke Schmerzmittel zu nehmen. So kann erreicht werden, dass der Rücken nahezu schmerzfrei trainierbar ist. Bei konsequentem Rückentraining kann sich die kleine Muskulatur des Rückens signifikant verbessern. In Frage kommt z. B. eine Kombination aus Tramadol, Metamizol (z. B. Novalgin) und Ibuprofen.
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Mit einer Spritze oder Kanüle werden bei der Periradikulären Therapie (PRT) schmerzlindernde Medikamente direkt dahin gespritzt, wo die Quelle der Qual liegt: in den Wirbelkanal oder an die betroffene Nervenwurzel. Den Weg der Nadel kontrolliert der Arzt mittels Röntgenstrahlen. Nur so kann die Spritze millimetergenau platziert werden. Dann leitet der Arzt Schmerzmittel sowie Kortison durch die Kanüle.
Das Schmerzmittel unterdrückt schon nach wenigen Minuten die Beschwerden. Das Kortison sorgt dafür, dass das gereizte Gewebe nach einer Weile abschwillt. Wie alle passiven Methoden hilft die Behandlung – wenn überhaupt – jedoch nur kurzfristig.
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Die PRT-Spritze (Periradikulären Therapie) ist eine Injektionstherapie mit Kortison und Schmerzmitteln. Sie lindert Beschwerden im Rücken höchstens für ein paar Wochen – und das auch nur, wenn tatsächlich eine Entzündung im Gelenk vorliegt. Gegen verschleißbedingte Schmerzen ist Kortison dagegen wirkungslos.
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Tumoren der Wirbelsäule können sich durch massive lokale Schmerzen im Bereich von Nacken-, Brust- oder Lendenwirbelsäule bemerkbar machen. Darüber hinaus treten oft Lähmungen und / oder Gefühlsstörungen auf – je nach Lokalisation der Läsion (Gewebeschädigung) in Armen und Fingern, Beinen und Zehen oder im Rumpf. Besonders dringend (möglichst innerhalb von 24 Stunden nach Auftreten) müssen in diesem Zusammenhang Blasen- und Darmstörungen abgeklärt und behandelt werden.
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Ein Osteopath konzentriert sich darauf, in einem manuellen Verfahren ohne Geräte und Medikamente Bewegungseinschränkungen sowie -blockaden als Ursache der Leiden aufzuspüren und zu beseitigen. Das gilt nicht nur für Patienten mit Rückenschmerzen, sondern auch für Menschen mit anderen Beschwerdebildern. Da der Osteopath zur Therapie ausschließlich die Hände einsetzt, heißt es osteopathische Manipulationstherapie, von Lateinisch ‚manus‘ für ‚Hand‘. Ziel ist es nicht, dass der Therapeut eine direkte Heilung bewirkt, vielmehr sollen die Selbstheilungskräfte des Körpers anregt werden.
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Bei akuten Schmerzen hat sich die Stufenlagerung bewährt. Dabei legen Betroffene sich mit dem Rücken auf eine Decke auf dem Boden. Die Unterschenkel werden auf einem Hocker oder Stuhl abgelegt, sodass Hüft- und Kniegelenke etwa einen 90-Grad-Winkel bilden. Das Gesäß wird bis an den Hocker geschoben, damit die Lendenwirbelsäule flach auf dem Boden liegt. Diese Übung eignet sich gut für akute Schmerzen im unteren Rücken, etwa bei einem Hexenschuss, da sie die Bandscheiben entlasten und den Druck auf die Nervenwurzel mindern kann.
Hinweis: Steht kein Stuhl zur Verfügung, können die Füße auch im 90-Grad-Winkel gegen eine Wand gestellt werden.
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Wer bereits von Rückenschmerzen geplagt wird, schläft am besten in Rückenlage, denn so wird das Körpergewicht am gleichmäßigsten auf die Körperfläche verteilt. Um die natürliche Krümmung des Körpers aufrechtzuerhalten, kann man sich auch ein Kissen unter die Knie und ein aufgerolltes Handtuch unter den Rücken legen.
Wer nur auf der Seite einschlafen kann, sollte sich als zusätzliche Unterstützung ein Kissen zwischen die Knie legen. Menschen mit Schulterschmerzen sollten nach Möglichkeit nicht auf der Seite der schmerzenden Schulter schlafen. Die beste Position ist auch hier die Rückenlage. Wer auf der Seite der nicht schmerzenden Schulter schlafen möchte, platziert am besten ein großes Kissen auf Hüfthöhe und legt seinen Arm darauf ab, etwa so als würde er jemanden umarmen.
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Rückenschmerzen in der Schwangerschaft sind keine Seltenheit. Die meisten Schwangeren nehmen an Gewicht zu und auch das Baby ist eine zusätzliche Last. Beides strapaziert Wirbelsäule und Muskulatur im Rücken, Bauch und Becken. Die wirksamste Maßnahme, um Rückenschmerzen in der Schwangerschaft vorzubeugen und auch zu lindern, ist: Bewegung, Bewegung, Bewegung.
Schon fest im Alltag verankerte Spaziergänge und regelmäßiges Treppensteigen können Beschwerden vorbeugen und lindern. Auch rückenfreundliche Sportarten wie Pilates, Yoga, Schwimmen, Walken oder Tanzen können helfen. Allerdings gilt bei allen Sportarten in der Schwangerschaft: lieber moderat statt intensiv.
Schwangere sollten ihre sportliche Betätigung mit dem Gynäkologen oder der Hebamme absprechen. Geben diese grünes Licht, steht dem Spaß an der Bewegung nichts im Wege.
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Meldet sich der Rücken nach dem Essen schmerzvoll, ist meist eine falsche Körperhaltung am Esstisch der Auslöser. Aber auch zu große Portionen und hastiges Essen können auf den Magen schlagen und in den Rücken ausstrahlen. Manchmal verursachen auch Magen-Darm-Erkrankungen Rückenschmerzen. Sie werden dann statt im Bauchbereich im Rücken wahrgenommen.
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Eine Ursache für Rückenschmerzen können Nervenschädigungen oder andere Beeinträchtigungen des Nervensystems sein. Häufig deuten die Symptome nicht direkt auf eine Nervenschädigung, zum Beispiel des Rückenmarks hin. Typisch für neurologisch bedingte Rückenschmerzen ist allerdings ein anhaltender, brennender Schmerz oder ein stechender Schmerz, der plötzlich auftritt. Der richtige Ansprechpartner in diesem Fall ist – nach Vorstellung beim und durch Überweisung vom Hausarzt – ein Neurologe, der die entsprechenden Untersuchungen einleiten kann. Er betrachtet die Form und Haltung des Rückens und prüft die Rückenmuskulatur sowie die Beweglichkeit der Wirbelsäule. Um auszuschließen, dass Nerven beeinträchtigt sind, führt er bei Bedarf auch neurologische Tests durch.
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Dieser Artikel beinhaltet lediglich allgemeine Informationen zu einem Gesundheitsthema und dient somit nicht der Selbstdiagnose, -behandlung oder -medikation. Er ersetzt keinesfalls einen Arztbesuch. Individuelle Fragen zu Krankheitsbildern dürfen unsere Redakteure nicht beantworten.
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