Cannabis-Reinheitsgebot

Schutz für Konsumenten: Reinheitsgebot für Cannabis

Mira Ross-Büttgen
06.03.2023

Ein Reinheitsgebot für Cannabis muss her: Das fordert der Branchenverband Cannabiswirtschaft (BvCW) und veröffentlichte ein ausführliches Positionspapier zu Qualitätsanforderungen und -standards. Entscheidend wird eine verlässliche und zugleich wirtschaftlich vertretbare Kontrolle sein.

Pilze, Pestizide, Haarspray, Schwermetalle – alles drin

Mit dem geforderten verbindlichen Reinheitsgebot möchte der Verband Cannabiswirtschaft „das Aufsprühen und Einmischen von Streckmitteln und kaum erforschten THCimitierenden Substanzen sowie synthetisch hergestellten Cannabinoiden verbieten“.

Die von uns erarbeiteten Standards, Maßnahmen, Kontrollen und Grenzwerte orientieren sich an engen, erprobten Kriterien und praktizierten Verordnungen. Sie dienen als mögliche Richtschnur für die Qualitätskontrolle von Genusscannabis mit einer kommenden Regulierung.

Jürgen Neumeyer, Geschäftsführer Branchenverband Cannabiswirtschaft

In seinen „Qualitätsanforderungen an Cannabis zu Genusszwecken“ geht der Verband darüber hinaus. Hier definiert er unter anderem konkrete Grenzwerte für Stoffe wie Schwermetalle, Mykotoxine (Schimmelpilzgifte) und Pestizid-Rückstände. Er orientiert sich dabei an bereits existenten Regelwerken wie dem Europäischen Arzneibuch.

Der Schwarzmarkt nimmt’s mit der Qualität nicht so genau

Gestrecktes Cannabis: Kleine Plastiktüte mit Marihuana

Qualitätsanforderungen und Reinheitsgebot sollen dem Schutz der Gesundheit von Konsumenten dienen. Zugleich bietet eine hohe Produktqualität die Chance, sich vom Schwarzmarkt abzuheben. Schwarzmarkthändler nehmen es mit der Qualität von Cannabis oft nicht genau, manchmal mit gefährlichen Folgen. Einige strecken den Hanf mit Bestandteilen wie Zucker, Talkum und Haarspray. Besonders problematisch ist gestrecktes Cannabis, dem synthetische Cannabinoide hinzugefügt wurden. Der Deutsche Hanfverband warnt vor möglichen Folgen wie Krampfanfällen, Halluzinationen und Herzinfarkten sowie vor dem Risiko einer tödlichen Überdosierung.

Das Risiko, gestrecktes Cannabis zu erhalten, ist bei lizenzierten Cannabishändlern gering. Kaum ein offizieller Händler wird seine Lizenz durch ein derart kriminelles Handeln gefährden. Größer ist das Risiko ungewollter Verunreinigungen durch mangelhafte Prozesse in der Lieferkette. So gilt zum Beispiel Schimmelbefall als eines der größten Probleme bei Anbau und Lagerung von Cannabis. Einheitliche Qualitätsstandards haben aber noch eine weitere Funktion neben der, die Konsumenten vor den bisher beschriebenen Risiken zu schützen. Sie müssen auch sicherstellen, dass der THC-Gehalt im Freizeitcannabis den Angaben entspricht. Nur dann können Konsumenten die Stärke des Cannabis einschätzen.

Die Herausforderung: effektive Kontrolle, vertretbare Kosten

Die Bundesregierung mahnt in ihrem Eckpunktepapier zur Cannabis-Legalisierung, das sie im Oktober 2022 vorgestellt hat, ebenfalls Qualitätsstandards an. Sie weist zusätzlich auf die Notwendigkeit intensiver Kontrollen hin.

Die gesamte Liefer- und Handelskette (Anbau, Verarbeitung, Transport, Großhandel, Einzelhandel) ist einem Kontrollsystem (Track and Trace) zu unterwerfen, das eine Dokumentation der einzelnen Schritte in der Kette einschließt.

Punkt 31 im Eckpunktepapier der Bundesregierung

Der Branchenverband Cannabiswirtschaft (BvCW) geht auch bei solchen Kontrollen stärker ins Detail und nutzt als Vorlage dafür unter anderem das bereits erwähnte Europäische Arzneibuch. Es gibt neben Grenzwerten Testmethoden vor. So nennt das Europäische Arzneibuch als Grenzwert für das Schimmelpilzgift Aflatoxin B1 maximal zwei Mikrogramm pro Kilogramm. Als Testmethode dient die Flüssigchromatographie, ein Verfahren, um Stoffgemische in Einzelbestandteile zu trennen.

Der Branchenverband mahnt allerdings auch Grenzen bei Kontrollen an. Beim Freizeitcannabis sollte der Staat aus seiner Sicht auf eine Übernahme der besonders strengen Good Manufacturing Practice (GMP) verzichten. Die GMP definiert die Qualitätsregeln für medizinisches Cannabis. Lizenzinhaber für den Handel mit Freizeitcannabis würden jedoch – so der Verband weiter – durch die GMP mit hohen Kosten konfrontiert. Sind die Qualitätsstandards zu hoch und Kontrollen zu aufwändig, könnte ein mit Schwarzmarktpreisen konkurrenzfähiges Angebot schwierig werden. Für die Politik wird es zur Gratwanderung, Sicherheit, Wirtschaftlichkeit und Preisbildung beim legalisierten Cannabis in Einklang zu bringen. Abzuwarten bleibt, wie gut diese Gratwanderung gelingt.

Bildnachweis

Bild 1: ©iStock/MicroStockHub, Bild 2: ©iStock/RapidEye

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