Ausbildung in der vertragsärztlichen Versorgung

Medizin-Azubis: Die Hälfte ist ungeeignet

Marc Dannenbaum
16.08.2022

Eine neue Studie des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung zeigt, woran es bei der Ausbildung des Nachwuchses auch hapert: an den  Bewerbern.

Vertragspraxen: überdurchschnittliche Ausbildungsquote

Medizin-Azubis: Die Ausbildungsquote setzt die Anzahl der Menschen, die sich in Ausbildung befinden, ins Verhältnis zur Gesamtzahl aller Beschäftigten. So waren in Deutschland im Jahr 2019 rund 4,8 % der Menschen, die gearbeitet haben, in Ausbildung. Im gleichen Zeitraum lag die Ausbildungsquote bei den medizinischen Dienstleistungen bei 7,1 Prozent. Mit einem Blick auf die Arbeitgeber zeigt sich, dass 42 % der Praxen und Medizinischen Versorgungszentren in Deutschland ausbilden, wie eine Studie des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung in der Bundesrepublik Deutschland zeigt.

Medizin-Azubis in Vrtragspraxen

Medizin-Azubis: Hälfte der Bewerber ungeeignet

Die Umfrage des Zentralinstituts zum Schwerpunktthema Ausbildung, an der 4.535 Praxen in Deutschland teilnahmen, deckt auf, dass es erhebliche Schwierigkeiten bei den Bewerbern gibt: In fast der Hälfte der Praxen und Medizinischen Versorgungszentren waren im Schnitt nicht einmal 50 % der Bewerbungen je Ausbildungsstelle geeignet. In fast einem Drittel hatten die Azubis in der Regel einen geringeren als den erwarteten Schulabschluss Mittlere Reife. Dazu zeigten sich deutliche Lücken bei den sogenannten Soft-Skills-Faktoren, wie Sozialkompetenz und Belastbarkeit, die im Rahmen der Ausbildung geschlossen werden müssten. Und: Häufige Ausbildungsabbrüche verschärften den Personalmangel und erhöhen den Aufwand in den Praxen zusätzlich. So waren etwa ein Drittel der Praxen und Medizinischen Versorgungszentren in den Jahren 2017 bis 2021 von Ausbildungsabbrüchen betroffen. Aber es gibt auch gute Nachrichten: Die in den Praxen und MVZ verbleibenden Auszubildenden zeigen sich sehr engagiert.

Medizin-Azubis: Praxisbetrieb leidet an fehlenden Grundlagenkenntnissen

Der Vorstandsvorsitzende des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung, Dr. Dominik von Stillfried, fasste die Studie seines Hauses so zusammen: „Unsere Umfrageergebnisse zeigen eines sehr deutlich: Die derzeitige Ausbildungsordnung erscheint vielen Praxisinhabern nicht mehr an die modernen Arbeitsplatzerfordernisse angepasst. Grundlagenkenntnisse und Soft Skills müssen stärker vermittelt werden, damit die Bewerber besser auf die Tätigkeit als Medizinische Fachangestellte vorbereitet sind. Qualifikations- und Ausbildungsdefizite später ausgleichen zu müssen, belastet den Workflow in den Arzt- und Psychotherapiepraxen.“

Gute Azubis mit Fortbildungen belohnen

Um die Wettbewerbsposition der vertragsärztlichen Einrichtungen im Ausbildungsmarkt zu verbessern, sollte nach von Stillfrieds Meinung bei der Überarbeitung der Ausbildungsordnung eine anspruchsvollere Ausrichtung angestrebt werden: „Eine modulare Ausrichtung der MFA-Ausbildung könnte helfen, das dafür notwendige Qualifikationsniveau breiter und schneller zu erreichen. Grundlagenkenntnisse sollten gezielt vertieft und in Teilen mit wählbaren Schwerpunkten kombiniert werden können, z. B. im Bereich der Praxisorganisation und Digitalisierung. Auf diesen könnten attraktive Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten für die besten Kandidatinnen und Kandidaten aufsetzen.“

Medizin-Azubis: Wenig überraschend: mehr Geld, bessere Bewerber

Um Ausbildungsberufe attraktiver zu machen und dadurch dem medizinischen Fachkräftemangel entgegenzuwirken, sei aber auch die monetäre und nicht-monetäre Unterstützung durch Staat und Gesellschaft notwendig, so der Vorstandsvorsitzende weiter. Um qualifiziertere Bewerber zu erhalten, müssen die Aus- und Weiterbildung angemessener bezahlt werden können. Die Kassenärztlichen Vereinigungen könnten z. B. einen Zuschuss zur Aus- und Weiterbildung zahlen, wenn die Krankenkassen dies in Summe, etwa als Fonds einer Qualifizierungsinitiative gegenfinanzieren würden, erklärte von Stillfried.

„Geld ist viel – aber nicht alles“

„Geld ist viel – aber nicht alles“, sagt Anne Hätty in diesem Zusammenhang. Als erfahrene Headhunterin bei mediorbis weiß sie, dass es mehr benötigt, um gute Auszubildende für die vertragsärztlichen Versorgung zu gewinnen: „Essenziell ist, dass in der gesamten Bevölkerung ein besseres Gefühl dafür entsteht, wie wichtig die Arbeit der Mitarbeiter in den Praxen ist. Hier könnten entsprechende Kampagnen sicher helfen. Oder anders gesagt: Wenn das Image wächst, dann wächst auch die Zahl der guten Bewerber.“

Bild 1: ©iStock / sturti, Bild 2: ©iStock /sturti

Kontakt zu mediorbis

Bitte wählen Sie ein Thema aus...*
Bitte wählen Sie ein Thema aus...
Praxisbörse
Praxisabgabe
Praxisübernahme
Praxisbewertung
Praxisabgabe an Investoren
Unternehmensberatung für Ärzte
Steuerberatung für Ärzte
Fachanwalt Medizinrecht
Praxisberatung & Praxismanagement
Praxismarketing
Suchmaschinenoptimierung
Webdesign für Ärzte
Patientenakquise
Social Media Marketing
Medical Headhunting
IT Consulting
Ärzteversicherungen
Praxisfinanzierung
Hilfe & Support
Sonstiges

Suche