Telemedizinisches Versorgungszentrum – TMVZ

Telemedizinische Versorgungszentren: Retter in der Not

Mira Ross-Büttgen
08.07.2022

Ärztemangel ist in einigen Regionen Deutschlands bereits Alltag. Telemedizinische Versorgungszentren (TMVZ) sind innovativ und können dazu beitragen, die Situation zu entspannen. Es gibt bereits Projekte, die das Konzept umsetzen sollen.

Wie funktioniert ein TMVZ?

Telemedizinische Versorgungszentren sollen Ärzte vor Ort entlasten, indem sie Patienten telemedizinisch durchführbare Leistungen anbieten. Das schreibt der Spitzenverband Digitale Gesundheitsversorgung (SVDGV) in einem Positionspapier. Ein TMVZ, so der SVDGV weiter, beschäftigt unter ärztlicher Leitung mehrere Ärztinnen und Ärzte als Angestellte oder Vertragsärzte. Im TMVZ arbeiten aber ausschließlich Ärztinnen und Ärzte aus Fachgebieten, die „fachspezifisch telemedizinische Versorgung erbringen können“.

Funktionieren kann solch ein TMVZ nur, wenn Patienten es als Teil ihrer medizinischen Versorgung akzeptieren. Darauf haben neben der medizinischen Kompetenz der in einem TMVZ arbeitenden Ärzte Faktoren wie Benutzerfreundlichkeit und Design telemedizinischer Angebote Einfluss. Welche Regeln dabei gelten, verrät Uwe Brandt, UX/UI Designer und Art Director beim Health-Tech-Unternehmen mediorbis. „Websites und Apps im medizinischen Bereich sollten eine weitestgehend zielgruppen- und millieuneutrale Ästhetik haben, die keinem kurzfristigen Trend folgt.“

Der Handlungsbedarf ist groß

Grübelnder Arzt vor einem Bildschirm

Laut Studie der Robert-Bosch-Stifung werden 2035 ungefähr 11.000 Hausärztinnen und -ärzte in Deutschland fehlen. Vier von zehn Landkreisen werden unterversorgt oder von einer Unterversorgung bedroht sein. Auch die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) sieht Handlungsbedarf. Sie bezeichnet die medizinische Versorgung durch Vertragsärztinnen und -ärzte in Deutschland zwar als sehr gut. Aber auch aus ihrer Sicht „zeichnen sich in einigen, insbesondere ländlichen und strukturschwachen Regionen Engpässe ab“ (Quelle). Ein Blick auf regionale Gesundheitsdaten der KBV bestätigt das. In großen Städten wie Berlin liegt die Arztdichte durchschnittlich bei 220,6 bis 411 Ärzten pro 100.000 Einwohner. Dagegen sind es z. B. im Landkreis Barnim (Brandenburg) nur 137,1 und im Landkreis Unterallgäu (Bayern) sogar nur 108,7.

Ein TMVZ ist kein Ersatz für Ärzte vor Ort

Ein großer Vorteil eines TMVZ ist aus Sicht des SVDGV die regionale Unabhängigkeit. Das TMVZ kann seine Leistungen für das gesamte Bundesgebiet anbieten, was die Versorgungsungleichheit zwischen Stadt und Land entschärft. Darüber hinaus bietet es Ärzten attraktive Arbeits- und Lebensmodelle (z. B. Teilzeit, Angestelltenverhältnis). Damit es zu einem wichtigen Akteur in der deutschen Gesundheitsversorgung wird, sollte es das Potenzial telemedizinischer Leistungen aber möglichst gut ausschöpfen. Zu diesen Leistungen kann neben der Online-Videosprechstunde ein Telemonitoring gehören, bei dem die Patienten in Echtzeit Werte wie Puls oder Blutdruck an die Praxis übermitteln (Quelle: Techniker Krankenkasse). Zusätzlich sollten Websites und gegebenenfalls Apps eines TMVZ grundsätzlich barrierefrei oder barrierearm sein. Experte Uwe Brandt: „Die Barrierefreie-Informationstechnik-Verordnung (BITV 2.0) sollte der Maßstab sein.“ Aber selbst unter besten Voraussetzungen sind die TMVZ kein Allheilmittel gegen Ärztemangel. Sie können Arztpraxen vor Ort ergänzen, aber nicht ersetzen. Das betont auch der SVDGV.

Das TMVZ ist nicht nur Fiktion

Noch sind Projekte zur Umsetzung von TMVZ-Konzepten selten. Aber es gibt sie. Eins davon entsteht in der Gemeinde Steißlingen (Landkreis Konstanz)und wird dort in einem neu erbauten Gesundheitshaus untergebracht. Laut BioLAGO, dem Netzwerk für die regionale Gesundheitswirtschaft wird es „das erste telemedizinische Versorgungszentrum am Bodensee“ sein. Hauptzielgruppe sind Menschen ab einem Alter von 65 Jahren. Das TMVZ soll den Blutdruck der Patienten und später eventuell weitere Gesundheitsparameter überwachen. Die Initiatoren versprechen sich vom Projekt eine hohe Zeitersparnis für Ärzte, die auf diese Weise mehr Zeit für Akutpatienten bekommen. Dieses Ziel zu erreichen, wäre sicherlich aus Sicht von Ärzten und Patienten ein Erfolg.

Bild 1: ©iStock/Milena Magazin, Bild 2: ©iStock/Charday Penn

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