Vielflieger

Der vermeidbare Tod eines Vielfliegers

Mira Ross-Büttgen
08.08.2021

In der CDU war Philipp Mißfelder ein Shootings-Star. Doch dann riss ihn mit nur 35 Jahren eine akute Lungenembolie aus dem Leben. Eine akute Lungenembolie ist fast immer die Folge einer tiefen Venenthrombose und mit ca. 40.000 Todesfällen pro Jahr in Deutschland die nach Herzinfarkt und Schlaganfall dritthäufigste letale Herz-Kreislauf-Erkrankung.

Gen-Mutation lässt das Risiko um das bis zu 100-fache steigern

Vielflieger wie Philipp Mißfelder haben dabei ein erhöhtes Risiko, weil man die Beine während solcher Flüge kaum bewegt und somit die Bildung von Blutgerinnseln begünstigt. Was bei gesunden Menschen relativ selten problematisch ist. Liegt aber eine genetische Mutation vor, steigt das Risiko einer akuten Lungenembolie um das bis zu 100-fache.

Fast jede zehnte Deutsche trägt diese Mutation in sich. Die wenigsten wissen es.

Faktor-V-Leiden der häufigste angeborene thrombophile Risikomarker

Faktor-V-Leiden (sprich Faktor fünf) ist die medizinische Bezeichnung für die Mutation des Gens, auf dem der Bauplan für den Faktor V des Gerinnungssystem zu finden ist. Die Zusatzbezeichnung Leiden bekam dieser genetische Fehltritt, weil er 1994 in der niederländischen Universitätsstadt Leiden zum ersten Mal beschrieben wurde. Faktor-V-Leiden ist der häufigste angeborene thrombophile Risikomarker.

Verlässliche Zahlen zur Evidenz gibt es nicht, weil Betroffene diese Mutation gesundheitlich nicht einschränkt und sie deswegen auch nicht diagnostiziert wird. Schätzungen gehen von bis zu zehn Prozent der Bevölkerung aus.

Für unsere Vorfahren war die Mutation unpropblematisch: Sie waren stets per pedes unterwegs.

Vorfahren lebten gut mit dem Gendefekt

Unseren Vorfahren hat die Mutation nicht geschadet. Sie mussten sich auch nicht stundenlang in enge Flugzeugsitze einpferchen lassen. Ihnen könnte die gestörte Gerinnung sogar nützlich gewesen sein. Wenn eine Blutung z. B. nach einem Kampf mit einem Mammut schneller gerinnt, bringt das einen gewissen Schutz vor dem Verbluten.

Das könnte erklären, warum die Mutation so weit verbreitet ist. Unter den Ureinwohnern Afrikas, Asiens, Australiens und Amerikas ist sie dagegen überhaupt nicht zu finden.

Übergewicht, Schwangerschaft, langes Sitzen: Risikofaktoren für Thrombosen

In 60 Prozent der Fälle treten Thrombosen bei Faktor-V-Mutanten spontan auf. In allen anderen Fällen können sie durch weitere Risikofaktoren wie Anti-Baby-Pille, Schwangerschaft, Krampfadern, Übergewicht, Operationen und Immobilität (z. B. nach Operationen oder auf längeren Reisen) begünstigt werden.

Entscheidenden Einfluss auf die Gefahr, ob sich Gerinnsel in den Venen bilden, hat der Typ der Mutation. Wenn beide Eltern, das defekte Gen in sich tragen, spricht die Medizin von homozygot. Bei nur einem betroffenen Elternteil heißt es heterozygot. Bei der heterozygoten Variante steigt die Gefahr von Thrombosen um das Fünf- bis Zehnfache, bei der homozygoten um das 50- bis 100-Fache

Bluttest gibt verlässlich Auskunft über Mutation

Aufschluss über das eigene Gerinnungsgeschehen kann ein einfacher Bluttest beim Hausarzt bringen. Dabei wird getestet, ob eine APC-Resistenz vorliegt. Diese Resistenz bildet sich aufgrund der Mutation und ist das eigentliche Problem, die Krankheit.

Den Bluttest muss man nur einmal im Leben machen. Die Mutation wird ausschließlich vererbt und kann sich nicht im Laufe des Lebens entwickeln.

Blutverdünner vor Langstreckenflügen

Menschen mit dem Faktor-V-Leiden müssen sich nicht einschränken, sollten sich aber vor Langstreckenflügen unbedingt ein blutverdünnendes Mittel injizieren lassen. Außerdem ist es gut zu wissen, wie sich eine Thrombose ankündigt: Meistens schwellen die Beine dabei schmerzhaft an, sind auffallend warm und haben eine dunkelrote bis violette Färbung.

Bild 1: ©iStock / GoodLifeStudio; Bild 2: ©iStock / 1971yes

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