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Die Hälfte der Ärzte fühlt sich von der Digitalisierung überfordert

Redaktion Mediorbis
03.02.2022

Der gerade erschienene Digitalisierungsreport 2021 der DAK zeigt: Viele Ärzte fühlen sich von der Politik nicht abgeholt, sind skeptisch gegenüber digitalen Innovationen. Woran das liegt und was sich ändern muss, sagt der Digitalisierungs-Experte Nabil Khayat.

Es ist mitten in der Pandemie, als EPatient Analytics 569 Ärzte und 16 Psychotherapeuten befragt. Ergebnis: Die Stimmung ist mies. Die einen sind überlastet durch zusätzliche Corona-Patienten, die anderen überfordert von Impf-Anfragen, die nächsten schreiben gar rote Zahlen, weil seit einem Jahr Patienten Routine-Termine absagen.

„Und als wäre die nervliche Belastung nicht schon genug, wurden von politischer Seite mal eben ein paar verpflichtende Digitalisierungsmaßnahmen eingeführt“, bringt es Nabil Khayat, Ärzte-Berater und Digitalisierungsexperte auf den Punkt. Er kann den Frust der Ärzte gut nachvollziehen. Trotzdem ist er von der Notwendigkeit der digitalen Neuerungen überzeugt und erklärt, wie die Einführung gelingen und die Akzeptanz bei Ärzten höher werden kann.

Ärzte sind in die Entwicklung von digitalen Lösungen zu wenig eingebunden

Zu den gängigen E-Health-Anwendungen zählen: Online-Termin-Vereinbarung, Videosprechstunde, eRezept, ePatientenakte, eMedikationsplan und eAU-Schein. Die Befragung ergab, dass fast alle Ärzte die oben genannten Anwendungen vom Namen her kennen, aber nur ein Bruchteil sie auch einsetzt. Am beliebtesten ist dabei die Online-Terminvergabe: Ein knappes Drittel nutzt diese und mehr als 60 % der Nutzer bestätigen, dass sie zu Zeitersparnis und Effizienz beiträgt.

Einen regelrechten Shitstorm gab es hingegen auf die TI-Konnektoren, die einen Großteil der anderen eHealth-Anwendungen erst ermöglichen. Rund 94 % äußerten ihre schlechten Erfahrungen dazu in einem Freitextfeld: Systemabstürze durch Updates, Fehlermeldungen, bürokratischer Mehraufwand – und allem voran: Wut auf die Politik.

„Es ist wie bei allen Change-Prozessen: Wenn die Veränderung nur von oben nach unten aufgedrückt wird, gelingt sie nicht“, erklärt Nabil Khayat. Als Ärzte-Berater hat er täglich mit Medizinern zu tun und weiß: „Die Alltagsrealität in Arztpraxen fand zu wenig Rücksicht. Die Politik beschloss, die Ärzte sollten ausführen – das sorgt nie für gute Stimmung. Die Vorteile der Digitalisierungsmaßnahmen sind den Ärzten noch zu wenig bewusst.“

Anreize, Aufklärung und technischer Support: Das führt zum Ziel

Ein weiteres Ergebnis der Studie zeigt allerdings: Von denjenigen, die eAnwendungen getestet haben, ist die Mehrheit danach vom Nutzen überzeugt. Es gilt also, möglichst viele Ärzte dazu zu bringen, den Umstellungsprozess in die Hand zu nehmen. „Der Weg von Pflicht und Sanktion ist da natürlich eine Option“, meint Khayat, „Ich würde aber eher Anreize schaffen, die motivierend wirken. Eine Prämie zum Beispiel.“

Ein weiterer wichtiger Baustein, sei die Aufklärung. „Die Ärzte müssen verstehen, warum sie sich den ganzen Aufwand machen. Es muss klar sein: Es geht hier nicht um Schikane, sondern um echten Nutzen. Dazu braucht es Fall-Beispiele, die verdeutlichen wie die Gesundheit der Patienten profitiert.“

Außerdem gehöre zur Aufklärung natürlich auch der technische Support. „Die Ärzte sind Experten im Gebiet, Menschen zu heilen. Man kann nicht von ihnen erwarten, dass sie auch noch IT-Experten sind. Sie brauchen hier Unterstützung“, betont Khayat, der mit seinem Ärzteportal mediorbis täglich Medizinern bei der Digitalisierung hilft.

Digitalisierung kann Leben retten

Zum Thema Aufklärung bringt Khayat auch gleich ein Beispiel: Die ePatientenakte (ePa). Laut Umfrage lehnen 40% der Ärzte diese noch grundsätzlich ab. Diese Berührungsangst könne man beruhigen, wenn man den Nutzen verdeutlicht: „Die ePatientenakte erlaubt einen ganzheitlichen Blick auf den Patienten. Jeder Arzt kann auf einen Klick Allergien, Vorerkrankungen sowie frühere Blutbild-Befunde und Röntgenbilder einsehen. Das führt zu Handlungssicherheit im Notfall, zu treffenderen Diagnosen und zu schnellerem Therapieerfolg. Die ePatientenakte kann sogar Leben retten.“

Wer also als Arzt denkt: „Digitalisierung geht mich nichts an. Ich bin Arzt geworden, um zu heilen, nicht um mich mit IT herumzuschlagen“, der habe nicht zu Ende gedacht. Denn was wie ein reiner Verwaltungsakt anmutet, kann den Zyklus des Gesundwerdens enorm verkürzen und trägt so maßgeblich zum Wohl des Patienten bei.

„Wenn das bei den Ärzten ankommt, haben wir sie gewonnen. Und gleichzeitig muss ankommen: Sie sind mit der Umstellung nicht allein. Es gibt Experten, die ihnen dabei helfen“, sagt Khayat und blickt somit trotz der kritischen Umfrageergebnisse positiv in die digitale Zukunft des Gesundheitswesens.

Bild 1: ©iStock / Djelics S , Bild 2: ©iStock / metamorworks

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