Was sind Depressionen?

Depressionen gehören zu den psychischen Erkrankungen. Typische Anzeichen einer Depression können eine gedrückte Stimmung, Interessenlosigkeit und / oder Antriebslosigkeit sein. Depressionen können in unterschiedlichen Schweregraden auftreten und für Wochen, Monate oder gar Jahre anhalten.

Verbrannte Galle flutet das Blut

Vier Säfte prägten in der Humoralpathologie über viele Jahrhunderte das Verständnis von der Biologie des menschlichen Körpers: gelbe Galle, schwarze Galle, Blut und Weißschleim. In der Vier-Säfte-Lehre wurden sie schon in der Antike den vier Elementen zugeordnet:

  • Feuer > Gelbgalle (warm und trocken)
  • Erde > Schwarzgalle (kalt und trocken)
  • Luft > Blut (warm und feucht
  • Wasser > Weißschleim (kalt und feucht)

Stimmte die Balance, war der Mensch gesund. Geriet sie aus den Fugen, tat es auch der Mensch.

So schaurig falsch sich diese Krankheitslehre nach aktuellem Kenntnisstand in der Grundannahme darstellt, so faszinierend ist sie in vielen Details.

Melancholía (μελαγχολία) ist griechisch und bedeutet so viel wie „Schwarzgalligkeit“ – ein Überschuss an schwarzer oder verbrannter Gallenflüssigkeit, der sich ins Blut ergießt und zur Schwermut führt. So lautete die medizinische Lehre, bis Rudolf Virchow 1855 mit seiner Zellularpathologie den antiken Ansatz glaubhaft widerlegen konnte.

Depressionen: Ursachen

Eine Depression wird heute also aus gutem Grund nicht mehr als Melancholie bezeichnet. Auch wenn die humoralpathologische Grundannahme der aus der Balance geratenen Körpersäfte zumindest nicht ganz falsch war. Heute glaubt die Medizin zu wissen, dass bestimmte Botenstoffe oder Neurotransmitter wie Serotonin, Dopamin und Noradrenalin aus dem Gleichgewicht geraten sind und es deswegen zu einer veränderten Selbstwahrnehmung kommt.

Tastsächlich lässt sich bei einer Depression eine geringere Kommunikationsaktivität im limbischen System des Gehirns feststellen. Das limbische System wird auch das stressregulierende System genannt und ist verantwortlich für die Verarbeitung von Emotionen und die Entstehung von Triebverhalten.

Wie wichtig diese Botenstoffe für ein funktionierendes Gehirn sind, lässt sich vielleicht besser mit ein paar Fakten aus dem Schädelinneren verstehen:

Es gibt im Kopf keinen Chef. Das Denken organisiert sich selbst. Das etwa 1,5 Kilogramm schwere Gehirn funktioniert wie eine Schwarmintelligenz durch Vernetzen der etwa 100 Milliarden Nervenzellen, die dafür über circa 100 Billionen Synapsen (Schaltstellen) verfügen. Damit sie das können, benötigen sie Neurotransmitter als Botenstoffe. Schon kleine Störungen in diesem komplexen System können schwere Folgen haben.

Depressionen: Ursache Depressionen
Depressionen haben viele verschiedene Ursachen.
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Depressionen: Was ist das?

Depressionen sind eine Erkrankung, die zu einer tiefen Traurigkeit und einer schweren Antriebslosigkeit führen. Im schlimmsten Fall steht am Ende einer Depression der Suizid.

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Die aktuelle Nationale Versorgungs S3-Leitlinie Depression (Unipolar) empfiehlt deswegen:

Wenn Beschwerden oder Merkmale vorliegen, die auf eine depressive Störung hinweisen, soll das Vorliegen einer depressiven Störung bzw. das Vorhandensein weiterer Symptome einer depressiven Störung aktiv exploriert werden.

Ärztin diagnostiziert Depressionen.
Die Diagnose Depression zählt zu den affektiven Störungen.
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Diagnose Depression: WHO-Klassifikation (ICD 10F)

Ärzte weltweit verwenden die ICD, um Krankheiten zu diagnostizieren. Die Abkürzung steht für International Statistical Classification of Diseases and Related Health Problems (Internationale statistische Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme). Herausgeber der ICD ist die Weltgesundheitsorganisation (WHO).

Die Depression gehört laut der zehnten Version der Klassifikation (ICD-10) zusammen mit der Manie zu den affektiven Störungen. Charakteristisch ist für affektive Störungen eine veränderte Grundstimmung: Bei der depressiven Störung ist es eine niedergeschlagene.

Manische Patienten wirken oft gut gelaunt. Sie können zugleich leicht reizbar sein, sich selbst überschätzen und in Bereichen wie Alkoholkonsum oder Sexualität unkontrolliert handeln.

Der Buchstabe F steht in der ICD-10 für psychische und Verhaltensstörungen. Sie werden in Kapitel 5 der ICD-10 beschrieben (Diagnoseschlüssel F00 bisF99).

Die affektiven Störungen haben die Diagnoseschlüssel F30 bis F39:

  • F30: manische Episode
  • F31: bipolare Störung mit manischen und depressiven Phasen
  • F32: depressive Episode mit Symptomen wie Freud- und Interessenlosigkeit > Es gibt leichte, mittelgradige, schwere sowie atypische, sonstige und nicht näher bezeichnete Varianten. Die schwere depressive Episode kann zusammen mit psychotischen Symptomen auftreten
  • F33: rezidivierende depressive Störung > besteht aus wiederkehrenden depressiven Episoden
  • F34: anhaltende affektive Störungen (z. B. Zyklothymia und Dysthymia) > ähneln der bipolaren Störung oder der Depression, ohne einen vergleichbar hohen Schweregrad zu erreichen
  • F38: andere affektive Störungen wie rezidivierende, kurze depressive Episoden
  • F39: nicht näher bezeichnete affektive Störungen wie die Affektive Psychose

5 Phasen der Depression

Negative Denkmuster, Schlafstörungen und Schuldgefühle sind einige der typischen Symptome einer Depression im Fünf-Phasen-Modell. Angelehnt ist es an das von Dr. Elisabeth Kübler-Ross entwickelte Trauerphasen-Modell:

  • Phase I: Die negativen Denkmuster charakterisieren die erste depressive Phase. Mit ihnen sind zum Beispiel Zukunftsängste gemeint.
  • Phase II: In der zweiten Phase verändert sich der Appetit. Der Erkrankte isst deutlich mehr oder weniger als zuvor.
  • Phase III: Schlafstörungen sind in dieser Phase typisch.
  • Phase IV: Der Erkrankte entwickelt Schuldgefühle.
  • Phase V: In der letzten Phase können Erkrankte den Suizid als letzte Option sehen.

Eine Depression verläuft nicht immer chronologisch von Phase I bis V. Die Reihenfolge kann sich ändern. Bisweilen überspringt der Erkrankte auch eine Phase oder kehrt zu einer zurück, die er bereits durchlaufen hat.

Ärzte können bei Depressionen nur eingreifen, wenn der Erkrankte Symptome als so problematisch erlebt, dass er ärztliche Hilfe beansprucht. Das Fünf-Phasen-Modell hilft Depressiven bestenfalls, diese Hilfe bereits bei typischen Symptomen früherer Phasen zu suchen. Je früher eine Depression professionell behandelt wird, desto besser sind die Heilungschancen. Ärzten kann das Modell bei ihrer Diagnostik helfen, wenn Patienten allein über Symptome wie Schlafstörungen klagen.

Das fünfphasige Modell ist nicht das einzige, mit dem der Ablauf einer Depression erklärt werden soll. Das Kölner Rheingold-Institut entwickelte nach einer Studie eine 6-phasige Variante. Sie beginnt mit dem Wunsch nach Perfektionismus und einem gefühlten Versagen. Weitere Phasen sind innerer Rückzug, Gleichgültigkeit, Lethargie sowie eine resignativ-verbitterte, nicht hilfreiche Symptom-Behandlung.

Quellen

– https://www.schlosspark-klinik-dirmstein.de/fuenf-phasen-depression/
– https://www.oberbergkliniken.de/artikel/was-sind-die-5-phasen-der-depression
– https://www.t-online.de/gesundheit/krankheiten-symptome/id_72599266/phasen-der-depression-diese-sechs-stufen-sind-typisch.html
– https://www.rheingold-marktforschung.de/die-geheime-logik-der-depression

Schlafstörungen, eine der 5 Phasen der Depression.
Schlafstörungen gehören zu den 5 Phasen der Depression.
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Dysthymie: Depressive Verstimmung und Major Depressionen

Im Alltag bezeichnet die depressive Verstimmung oft einen momentanen Gemütszustand. Früher hieß es auch Schwermut. Jemand fühlt sich erschöpft, unzufrieden mit sich selbst und unruhig, zum Beispiel durch aktuelle Konflikte mit anderen Menschen, finanzielle Sorgen oder Misserfolge. Oftmals bessert sich seine Stimmung aber bereits nach kurzer Zeit. In anderen Fällen kann sich aus der Verstimmung eine Depression mit schwerwiegenderen und mehrere Wochen andauernden Symptomen entwickeln. Zu ihnen können Antriebslosigkeit, Niedergeschlagenheit und erhöhte Müdigkeit gehören.

In der Fachwelt ist die zeitliche Dimension kein Faktor, mit dem die depressive Verstimmung von der Depression abgegrenzt wird. Das zeigt die internationale Klassifikation von Krankheiten und Gesundheitsproblemen ICD-10. Sie definiert die sogenannte Dysthymia (Dysthymie ICD-10-F34.1) als eine „chronische, wenigstens mehrere Jahre andauernde depressive Verstimmung“. Die Symptome der Dysthymie bleiben allerdings unter der Schwelle für eine leichte depressive Episode. Wie die Depression, ist Dysthymie heilbar, wenn rechtzeitig therapiert wird.

Der entscheidende Unterschied zwischen depressiver Verstimmung und Depression ist die Schwere der Symptome. Die einer depressiven Verstimmung sind schwächer ausgeprägt. Sie deshalb nicht ernst zu nehmen, ist aber falsch. Unbehandelt können auch leichte Stimmungsschwankungen zu einer schweren Depression werden. Der Übergang zwischen beiden ist oft fließend. Darüber hinaus gilt, auch die vergleichsweise leichte Dysthymie kann einen Menschen in seinem täglichen Leben sehr beeinträchtigen.

Quellen

– https://www.pbs.uni-mainz.de/
– https://www.pbs.uni-mainz.de/files/2018/10/Tipps_zum_Umgang_mit_depressiven_Verstimmungen_neues_Logo.pdf
– https://www.neurologen-und-psychiater-im-netz.org/psychiatrie-psychosomatik-psychotherapie/stoerungen-erkrankungen/depressionen/einteilung
– https://www.oberbergkliniken.de/artikel/depressive-verstimmungen-was-sind-depressive-verstimmungen
– https://www.leitlinien.de/themen/depression/2-auflage/kapitel-2

Depressionen: Dysthymie
Dysthymie bezeichnet die depressive Verstimmung.
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Wissenschafts- / Medizinjournalist

Thomas Kresser

Studie 1


Wie wirksam ist eine angeleitete webbasierte Selbstmanagement-Intervention bei Depression oder Dysthymie?

S1: Das haben Forscher untersucht

Webbasierte Interventionen könnten depressive Symptome verringern und so die derzeit bestehenden Behandlungslücken schließen. 

Hauptziel der Studie* ist, die akute und langfristige Wirksamkeit einer 6-wöchigen, angeleiteten, webbasierten Selbstmanagement-Intervention bei Patienten mit Depressionen zu untersuchen.

*Oehler C, at al. Efficacy of a Guided Web-Based Self-Management Intervention for Depression or Dysthymia: Randomized Controlled Trial With a 12-Month Follow-Up Using an Active Control Condition, J Med Internet Res 2020;22(7):e15361. doi: 10.2196/15361

S1: So ist die Studie aufgebaut

Die Selbstmanagement-Intervention (iFightDepression-Tool) basiert auf den Prinzipien der kognitiven Verhaltenstherapie. Als Kontrollgruppe dienen Patienten, die eine webbasierte progressive Muskelentspannung durchführen.

Insgesamt wurden 348 Patienten mit leichten bis mittelschweren Depressionen oder Dysthymie zufällig einem der beiden Interventionsarme zugeteilt. Beurteilt wurde die Wirkung nach 6 Wochen und nach 3, 6 und 12 Monaten.

S1: Das hat die Studie ergeben

Über den gesamten Beobachtungszeitraum wurde in der Selbstmanagement-Gruppe im Vergleich zur Kontrollgruppe eine stärkere Verringerung der depressiven Symptome und eine größere Verbesserung der Lebensqualität festgestellt.

Eine signifikante Auswirkung auf die depressiven Symptome zeigte sich bei der 3-monatigen Nachbeobachtung, jedoch nicht nach 6 Wochen und nach 6 und 12 Monaten. Das Selbstmanagement-Tool war in Bezug auf die Nutzerzufriedenheit überlegen.

S1: So bewerten die Autoren ihre Resultate

Die Autoren sehen in dem Ergebnis einen Beweis für die gute Wirksamkeit webbasierter Interventionen. Da die Wirksamkeit nach 3 Monaten am stärksten war, räumen sie ein, dass die Wirkung webbasierter Interventionen möglicherweise geringer ist als in früheren Studien angenommen, dennoch könnten sie eine kosteneffektive Ergänzung zu Antidepressiva und Psychotherapie darstellen.

Major Depressionen, chronische Depressionen, schwere Depressionen: ein Überblick

Depression ist nicht gleich Depression, auch wenn die Hauptsymptome Schwermut, Konzentrationsschwäche und Antriebslosigkeit (außer bei einer funktionalen Depression) – oft dazu gehören. Doch unter anderem die Verläufe sind anders. Nicht jede Depression ist chronisch.

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Major Depression kommt aus dem englischsprachigen Raum und bedeutet „stark“ oder „schwer. In Deutschland wird der Begriff seltener verwendet, stattdessen wird von einer schweren oder klinischen Depression gesprochen. Die ist gegeben, wenn mindestens drei Hauptsymptome sowie fünf oder mehr Zusatzsymptome diagnostiziert werden.

Zum Vergleich: Eine Minor Depression, also eine leichtere Depression beginnt mit zwei Hauptsymptomen und zwei Zusatzsymptomen.

Rezidivierende Depressionen
Ein Beispiel für die rezidivierende Depression sind die Winterdepressionen.
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Rezidivierende Depression

Charakteristisch für eine rezidivierende Depression sind wiederkehrende depressive Phasen. Ein einfaches Beispiel dafür ist die sogenannte Winterdepression, die den Betroffenen jährlich in den Wintermonaten befallen kann. Die wiederkehrenden depressiven Phasen müssen sich aber nicht an bestimmten Jahreszeiten orientieren. Sie können ganzjährig immer wieder auftreten.

In der ICD-10 (Internationale statistische Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme) ist von der rezidivierenden depressiven Störung (F33-0 bis F33-4) und von rezidivierenden kurzen depressiven Episoden (Schlüssel F 38-1) die Rede. Abgegrenzt wird die rezidivierende Depression von den einmaligen depressiven Episoden. Bei ihr durchläuft der Patient eine zumeist mehrere Wochen oder Monate dauernde depressive Phase, der keine weiteren depressiven Phasen folgen.

Die rezidivierende Variante ist die häufigere Variante. Ebenfalls abgegrenzt wird sie bisweilen auch von einer chronischen Depression. Eine chronische Depression dauert im Normalfall mindestens zwei Jahre, ohne dass die depressive Phase von einer symptomfreien Zeit unterbrochen wird. Dagegen kann eine rezidivierende Depression aus einem Wechsel aus depressiven Phasen und symptomfreien Zeiten bestehen.

Quellen

– https://www.mediclin-badwildungen.de/fachbereiche-krankheitsbilder/artikel/psychosomatik-und-psychotherapie/depression/rezidivierende-depressive-stoerung-definition-und-beschreibung/
– https://www.pschyrembel.de/Affektive%20St%C3%B6rung/K0LML/doc/
– https://www.therapie.de/psyche/info/index/icd-10-diagnose/f3-affektive-stoerungen/f33-rezidivierende-depressive-stoerung/
– https://gesund.bund.de/icd-code-suche/f33
– https://www.neurologen-und-psychiater-im-netz.org/psychiatrie-psychosomatik-psychotherapie/stoerungen-erkrankungen/depressionen/einteilung
– https://www.thieme-connect.com/products/ejournals/pdf/10.1055/s-2004-836001.pdf

Manische Depressionen

Manisch-depressiv, manische Depression oder bipolare Störung – verschiedene Bezeichnungen für das gleiche Krankheitsbild. Etwa 3 von 100 Menschen erkranken im Laufe ihres Lebens daran. Bei einer bipolaren Störung kann es zu extremen Stimmungswechseln kommen:

  • In manischen Phasen wirkt der Patient voller Energie und Tatendrang. Er fühlt sich eventuell besonders kreativ, euphorisch und impulsiv und empfindet diese Phasen selbst nicht zwingend als problematisch. Für die Manie können aber auch ein ruheloses Verhalten (unter anderem Spontankäufe), gereizte Stimmung und Zerstreutheit typisch sein.
  • In depressiven Phasen ist nichts mehr zu sehen von Energie und Tatendrang. Bipolare Menschen sind dann wie ausgewechselt, haben Selbstzweifel, sind grüblerisch und sehen keine Perspektive. Oft kommen Gedanken an Suizid dazu und das eigene Verhalten in der manischen Phase wird sehr kritisch betrachtet.

Die unterschiedlichen Phasen müssen nicht immer gleich lang sein und einander abwechseln. Es kann auch sein, dass mehrere depressive Phasen hintereinander von keiner manischen unterbrochen werden. Auch gibt es Zeiten, in denen Betroffene weder manische noch depressive Züge zeigen. Selbst Mischphasen sind möglich.

Unterschieden wird in Bipolar-I- und Bipolar-II-Störung. Die Bipolar-I-Störung ist gekennzeichnet durch starke manische und depressive Phasen. Die Bipolar-II-Störung ist eine abgeschwächte Version. Die weniger starken manischen Phasen werden auch als Hypomanie bezeichnet.

Bei manischen Depressionen spielen neben psychosozialen Auslösern wie belastenden Ereignissen im Leben genetische Faktoren eine Rolle. Die Therapie zielt einerseits darauf, akute manische oder depressive Phasen abzuschwächen (Akuttherapie). Andererseits soll die Stimmungslage des Patienten langfristig stabilisiert werden, sodass manische oder depressive Phasen seltener und weniger stark sind. Die bipolare Störung gilt als nicht heilbar. Sie lässt sich aber oftmals gut behandeln, sodass Patienten lernen, mit der Krankheit zu leben.

Quellen

– https://www.tk.de/techniker/gesundheit-und-medizin/behandlungen-und-medizin/psychische-erkrankungen/manisch-depressiv-leben-zwischen-extremen-2016496
– https://www.netdoktor.de/krankheiten/bipolare-stoerung/
– https://www.aok.de/pk/magazin/koerper-psyche/psychologie/manisch-depressiv-was-ist-eine-bipolare-stoerung/

Manische Depressionen
Bipolare Störungen führen zu starken Stimmungsschwankungen.
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Postpartaler Depression
Postpartale Depressionen können verschiedene Symptome haben.
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Postnatale Depressionen, postpartale Depression oder Wochenbettdepression

Baby-Blues oder Wochenbett-Blues heißt es umgangssprachlich, wenn Mütter nach der Geburt unter leichten depressiven Verstimmungen, Traurigkeit, Stimmungslabilität und Irritierbarkeit leiden. Medizinisch betrachtet ist das kein Grund zu großer Sorge: Der postpartale Blues betrifft 25 bis 50 Prozent der Wöchnerinnen, aber verschwindet auch unbehandelt schon nach Stunden oder Tagen wieder.

Schwerwiegender ist eine echte Wochenbett-Depression, die etwa 10 bis 15 Prozent aller frisch entbundenen Mütter betrifft. Charakteristische Symptome einer solchen postpartalen Depression (PPD) sind eine gedrückte Stimmung bis hin zu tiefer Traurigkeit verbunden mit häufigem Weinen, Appetitverlust, Interessenverlust, also Gleichgültigkeit gegenüber Dinge, die an sich Freude bereiten sollten, erhöhte Ermüdbarkeit und / oder Schlafstörungen, Wertlosigkeits- und Schuldgefühle, Ängstlichkeit, verminderte Konzentrationsfähigkeit sowie Suizidgedanken und -handlungen. Halten mindesten fünf dieser Symptome über einen Zeitraum von mindestens zwei Wochen an, lautet die Diagnose PPD.

Eine Wochenbettdepression zieht sich in der Regel weit über die eigentliche Zeit des Wochenbetts hinaus. Mit mehreren Monaten ist zu rechnen; teilweise dauert die Erkrankung über ein Jahr an. Behandelt werden kann mittels Medikamenten (Antidepressiva) und Psychotherapie.

Selten, aber ebenfalls schwerwiegend ist eine postportale Psychose, die bei etwa 0,1 bis 0,2 Prozent der Wöchnerinnen in den ersten Wochen nach der Geburt auftritt. Charakteristisch sind extreme Angstzustände, Wahnvorstellungen und Halluzinationen gepaart mit einem veränderten Verhalten, zum Beispiel einer starken Antriebssteigerung und motorischen Unruhe oder stattdessen einer massiven Antriebs-, Teilnahms- und Bewegungslosigkeit.

Funktionale Depression.
Funktionale Depressionen sind von außen oft nicht zu erkennen.
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Funktionale Depression

Die funktionale Depression oder hoch funktionale Depression lässt sich für Außenstehende oft besonders schwer erkennen. Auch die Betroffenen selbst empfinden sich häufig lange Zeit nicht als krank. Äußerlich zeigen sie kaum für Depressionen im Normalfall typische Symptome wie eine gedrückte, depressive Stimmung und Antriebslosigkeit. Im Gegenteil: Sie scheinen perfekt zu funktionieren. Man zählt die hoch funktionale Depression deshalb auch zu den atypischen Varianten der Krankheit.

Menschen mit einer funktionalen Depression sind oft stark in Beruf, Familie und / oder Freizeitaktivitäten involviert. Dabei fühlen sie sich aber erschöpft, sind in ihrem Inneren oft traurig oder gar verzweifelt. Da man ihnen das kaum ansieht oder an ihrem Verhalten bemerken kann, kann es bei der funktionalen Depression besonders lange dauern, ehe sie als Krankheit erkannt und behandelt wird.

Ein häufig im Zusammenhang mit hoch funktionalen Depressionen genannter Begriff ist Dysthemie. Gemeint sind damit andauernde Depressionen mit weniger ausgeprägten Symptomen als bei leichten Episoden einer rezidivierenden depressiven Störung. Die funktionale Depression kann zugleich eine Dysthemie sein.

Bei den Ursachen und den Therapien ähnelt sie den klassischen Depressionen mit typischeren Symptomen. Medikamente (Antidepressiva) können ebenso ein guter Baustein für eine erfolgreiche Behandlung sein wie eine kognitive Verhaltenstherapie.

Quellen

– https://www.t-online.de/gesundheit/krankheiten-symptome/id_87580702/hochfunktionale-depression-ursachen-symptome-und-verlauf.html
– https://praxistipps.focus.de/atypische-depression-das-steckt-dahinter_110853
– https://flexikon.doccheck.com/de/Atypische_Depression
– https://www.schlosspark-klinik-dirmstein.de/hochfunktionale-depression-dysthymie/

Wissenschafts- / Medizinjournalist

Thomas Kresser

Studie 2

Kann mit virtueller Realität eine wirksame Verhaltensaktivierung bei Erwachsenen mit einer schweren Depression erreicht werden?

S2: Das haben Forscher untersucht

Es gibt etablierte Psychotherapien für Depressionen, aber es bestehen immer noch zahlreiche Hindernisse, vor allem, was Zugang und Verbreitung angeht. Die virtuelle Realität (VR) könnte Lösungen für die bestehenden Beschränkungen bieten.
Ziel der Studie* war, die Durchführbarkeit, Akzeptanz und Verträglichkeit von VR als Methode zur Verhaltensaktivierung (BA) für Erwachsene mit diagnostizierter Major Depression während einer globalen Pandemie zu untersuchen.

Zum Vergleich wurden eine Standard-BA-Behandlung und eine Kontrollgruppe mit üblicher Behandlung für Major Depression verglichen.

*Paul, M., et al. (2022). Virtual Reality Behavioral Activation for Adults with Major Depressive Disorder: Feasibility and Randomized Controlled Trial. JMIR Mental Health. doi: 10.2196/35526

S2: So ist die Studie aufgebaut

Die Studie fand zwischen dem 8. April 2020 und dem 15. Januar 2021 über Zoom statt. Die 13 Teilnehmer wurden zufällig einer der drei Gruppen (VR-BA, Standard-BA, Standard-Therapie) zugeteilt.

S2: Das hat die Studie ergeben

Die VR-Teilnehmer zeigten ein hohes Maß an Akzeptanz und Verträglichkeit bei der Ausübung von VR-induzierten, angenehmen Aktivitäten.

Der durchschnittliche klinische Schweregrad der VR-Teilnehmer nahm um 5,67 Punkte ab, was eine klinisch bedeutsame Veränderung des Schweregrades von einer mittelschweren zu einer leichten Depression bedeutet.

S2: So bewerten die Autoren ihre Resultate

Die Autoren sind der Meinung, dass eine Verhaltensaktivierung über VR für die Behandlung von Major Depressionen sicher und umsetzbar ist. Sie heben den potenziellen Nutzen insbesondere für diejenigen Patienten hervor, die nur schwer Zugang zu angenehmen Aktivitäten in der realen Welt haben. Darüber hinaus könnte VR als Erstmaßnahme eingesetzt werden, während Patienten auf eine Therapie warten.

Agitierte Depression

Oftmals gilt Antriebslosigkeit als typisches Anzeichen für eine Depression. Wie die hoch funktionale zeigt aber auch die agitierte Depression, dass das keineswegs immer stimmen muss. Auch Menschen mit dieser Form der Depression leiden in der Regel an einer gedrückten Stimmung. Aber sie wirken dabei nicht antriebslos. Sie verhalten sich in der Regel unruhig, rastlos, ängstlich und ziehen sich nicht zurück. Mitunter klagen sie stark über gesundheitliche Probleme und über ihre aktuelle Situation.

Besonders charakteristisch und namensgebend für diese Form der Depression ist die Agitiertheit, ein großer Bewegungsdrang. Oft geht er einher mit einer gesteigerten Psychomotorik, die sich zum Beispiel in einem Herumzappeln äußert. Das Verhalten kann dem von Menschen mit einer situationsbedingten Nervosität ähneln. Allerdings ist das Verhalten bei einer agitierten Depression meistens stärker ausgeprägt, tritt häufiger auf und ist nicht an eine einzelne, stressauslösende Situation geknüpft.

Bisweilen taucht der Begriff „Sissi-Syndrom“ in Zusammenhang mit der agitierten Depression auf. Sprunghaftigkeit, Diätwahn und ein gesteigerter Körperkult können diese Variante der agitierten Depression kennzeichnen, an der angeblich die berühmte Kaiserin Sissi gelitten hat. Fachleute streiten aber bis heute, ob das Syndrom wirklich existiert.

Quellen

– https://www.psychisch-erkrankt.de/agitation/ursachen-verlauf/depression/
– https://www.gesundheit.de/krankheiten/gehirn-und-nerven/alzheimer-und-demenz/agitiertheit
– https://www.onmeda.de/krankheiten/depression-id200310/
– https://www.netdoktor.de/krankheiten/depression/
– https://flexikon.doccheck.com/de/Sissi-Syndrom
– https://www.mdr.de/exakt/solebenwir/solebenwir2014/gesundheit/interview-joergblech100.html

Agitierte Depression
Agitierte Depression wirkt auf die Mitmenschen oft wie Nervosität.
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Reaktive Depression
Reaktive Depressionen sind durch exogene Auslöser klar erkennbar.
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Reaktive Depression

Der Begriff reaktive Depression stammt noch aus einer Zeit, in der die Medizin zwischen exogenen und endogenen Depressionen unterschied. Depressionen, die von innen (endogen) oder von einem klar erkennbaren äußeren (exogen) Auslöser kommen. Das wurde als „reaktive Depression“ bezeichnet:

Als Auslöser standen einerseits Krankheiten, andererseits seelische Belastungen zur Disposition. War die Seele der Grund, hieß es psychogene Depression. Mögliche Ursachen waren der Tod einer nahestehenden Person oder das Ende einer großen Liebe.

Stand heute wird zwischen exogenen und endogenen Depressionen nicht mehr unterschieden. Deswegen gibt es auch keine Verwendung mehr für den Begriff reaktive Depression.

Als abgeschwächte Form der reaktiven Depression ist heute nur noch der Begriff der Anpassungsstörung für einen negativen Gemütszustand aufgrund eines einmaligen oder andauernden belastenden Lebensereignisses üblich.

Quellen

– https://werner-eberwein.de/welche-formen-von-depression-gibt-es/
– https://www.spektrum.de/lexikon/neurowissenschaft/reaktive-depression/10784
– https://www.netdoktor.de/krankheiten/depression/
– https://www.neurologen-und-psychiater-im-netz.org/psychiatrie-psychosomatik-psychotherapie/stoerungen-erkrankungen/anpassungsstoerungen

Endogene Depression

Wie die reaktive ist auch „endogene Depression“, die von innen kommende Depression, ein Begriff, der in der Fachwelt nur noch selten verwendet wird. Im alltäglichen Sprachgebrauch ist er noch geläufig, wenn über Depressionen gesprochen wird.

Früher wurden Depressionen in endogene und exogene (auch: reaktive) Varianten unterteilt. Als endogen wurden Depressionen bezeichnet, denen keine erkennbaren „äußeren“ Ursachen zugrunde lagen. Als äußere (exogene) Ursachen galten problematische Lebensereignisse wie der Tod enger Angehöriger, aber auch eigene schwere Krankheiten.

Die endogenen Depressionen entstanden laut der früheren Klassifikation ohne derartige Auslöser. Als Ursache wurden eine genetische Veranlagung und veränderte Prozesse des Stoffwechsels mit einem Mangel der Neurotransmitter (Botenstoffe) Serotonin, Noradrenalin oder Dopamin vermutet.

Aus heutiger Sicht entstehen Depressionen oft aus einem komplexen Zusammenspiel verschiedener Faktoren. Ehemals als endogen bezeichnete Ursachen wie eine genetische Veranlagung spielen ebenso eine Rolle wie externe Auslöser. Die endogene Depression ist deshalb sehr häufig zugleich eine exogene und umgekehrt, sodass die klare Unterteilung zwischen beiden Varianten obsolet wurde.

Quellen

– https://flexikon.doccheck.com/de/Endogene_Depression
– https://praxistipps.focus.de/endogene-exogene-depression-was-ist-das-einfach-erklaert_99882
– https://www.netdoktor.de/krankheiten/depression/
– https://www.pschyrembel.de/Exogene%20Depression/K05Q1

Endogene Depression
Endogene Depression haben keine erkennbaren äußeren Ursachen.
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Somatisierte Depression oder larvierte Depression

Larva heißt vom Lateinischen ins Deutsche übersetzt Maske. Beschreiben soll es eine maskierte Form der Depression, die in den 1970er und 1980er Jahren relativ häufig bemüht wurde. Sie diente als Erklärung für vieles, was nicht erklärt werden konnte. Das können zum Beispiel körperliche Symptome wie Bauch- oder Herzschmerzen, Appetitlosigkeit oder Schlafstörungen sein, die keine erkennbare physische Ursache haben. Ganz klar standen bei dieser Form der Depression die körperlichen Symptome im Vordergrund.

Somatisierte Depression ist nur ein anderer Begriff für das beschriebene Krankheitsbild, das Ärzte bei der Diagnose allzu oft verschiedenen körperlichen Beschwerden zuordneten. Heute spielen die larvierte oder somatisierte Depression in der Medizin keine Rolle mehr.

Das bedeutet nicht, dass auch die Symptome ohne erklärbare Ursache verschwunden sind. In der internationalen ICD10-Klassifikation für Krankheiten heißt es heute Somatisierungsstörung oder Neurasthenie. Laut ICD-10 charakterisieren eine Somatisierungsstörung „verschiedene wiederkehrende Beschwerden im Körper“, ohne dass körperliche Ursachen die Beschwerden ausreichend erklären.

Die Neurasthenie kann laut ICD10-Definition Symptome wie „vermehrte Müdigkeit nach geistigen Anstrengungen“ bedeuten, aber auch eine gefühlte körperliche „Schwäche und Erschöpfung nach nur geringer Anstrengung, begleitet von muskulären und anderen Schmerzen“.

Quellen

– https://www.thieme-connect.com/products/ejournals/abstract/10.1055/s-2002-30678
– https://www.pschyrembel.de/Larvierte%20Depression/K05PU
– https://www.aerzteblatt.de/archiv/30089/Depressive-Stoerungen-bei-Patienten-der-Allgemeinmedizin-Frueherkennung-und-therapeutische-Ansaetze
– https://flexikon.doccheck.com/de/Larvierte_Depression

Somatisierte Depression oder larvierte Depression
Somatisierte Depression können Symptome wie Bauchschmerzen verursachen.
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Depressionen: Diagnose

Die Diagnostik einer Depression ist verlässlich, aber deutlich anspruchsvoller als die eines Fingerbruchs. Und sie erfordert vor allem eins: Die aktive Mitwirkung des Betroffenen. Dafür muss aber erst einmal eine Verdachtsdiagnose gestellt werden – und die erfordert sehr viel Mut zur Selbstreflexion, denn seelische Erkrankungen werden nachwievor oft stigmatisiert. Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass einen Patienten möglicherweise ein größerer Eigenanteil Schuld an einem Fingerbruch trifft, als einen Depressiven an seiner Schwermut. Depressionen können jeden treffen.

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Verschiedene Symptome von Depressionen.
Eine Depression kann verschiedene Symptome haben.
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Depressionen – Symptome: Bin ich depressiv? Habe ich Depressionen?

Ist bei einer Depression eine Selbstdiagnose möglich? Und sind Selbstdiagnosen überhaupt sinnvoll? Auf beide Fragen lautet die Antwort „ja“. Selbstdiagnosen sind gut – aber nur solange sie als Vorstufe einer ärztlichen Diagnostik dienen.

Kurze Phasen der Traurigkeit oder Lustlosigkeit sind normal und gehören zum Leben. Wer sich aber häufig dauerhaft niedergeschlagen, interessen- und freudlos fühlt, sollte eine Depression auf keinen Fall ausschließen. Erhärten lässt sich der Verdacht, an einer Depression zu leiden, mit einem seriösen Selbsttest.

Einen solchen Test gibt es zum Beispiel auf der Website der Stiftung Deutsche Depressionshilfe. Er basiert auf dem Fragebogen PHQ9, den auch Ärzte und Therapeuten für ihre Diagnostik nutzen. Eine seriöse und ebenfalls im Internet angebotene Alternative ist der Goldberg-Test, der etwas ausführlicher ist.

Befindet sich ein Mensch in einer Phase größter Niedergeschlagenheit und denkt an einen Suizid, bleibt keine Zeit für eine ausführliche Selbstdiagnose. Für solche Fälle gibt es in Deutschland Notfalltelefone. Die Website Telefonseelsorge.de veröffentlicht die passenden Nummern. Die mit einem Anruf erreichbaren Fachkräfte können Menschen in akuten Krisen helfen und zusätzlich weitere wichtige Schritte anbahnen.

Jeder hier genannte Schritt zur Selbstdiagnose kann sinnvoll sein, um Depressionen zu erkennen und notfallmäßig zu behandeln. Keiner ersetzt die qualifizierte Diagnose durch einen Arzt. Nur Ärzte können andere Erkrankungen mit Symptomen ausschließen, die denen einer Depression ähneln, und so genau die richtige Therapie wählen.

Quellen

– https://www.kvberlin.de/fileadmin/user_upload/vertraege_kv_berlin/fruehbehandlungsstrukturvertrag_aok_nordost/fruehbehandlung_aok_vertrag2015_anl1_modul_depression_fragebogen.pdf
– https://de.wikipedia.org/wiki/PHQ-9
– https://idana.com/fachbereiche/phq-9/
– https://www.netdoktor.de/selbsttests/depressionstest-nach-goldberg/
– https://www.deutsche-depressionshilfe.de/depression-infos-und-hilfe/was-ist-eine-depression/diagnose-der-depression

Depressionen: Test beim Psychiater

Patienten nutzen für ihre Selbstdiagnose meistens standardisierte Fragebögen aus dem Internet. Psychiater setzen oft die gleichen Fragebögen ein. Zusätzlich orientieren sie sich an den Symptomen einer depressiven Störung, die das Internationale Klassifizierungssystem ICD-10 beschreibt.

Die ICD-10 unterscheidet Haupt- und Zusatzsymptome. Bei einer leichten depressiven Störung leidet der Patient an zwei der dort aufgeführten Haupt- und an zwei der Zusatzsymptome. Zeit spielt ebenfalls eine Rolle. Mindestens zwei Wochen lang müssen die Symptome andauern, damit eine depressive Störung diagnostiziert wird.

Geschulte Psychiater und Psychologen bestimmen während ihrer Diagnostik auch die Art der Depression und schließen andere Krankheiten aus. Für die Auswahl einer passenden Therapie ist beides wichtig. So können Patienten zum Beispiel durch eine Unterfunktion der Nebenniere müde und antriebslos wirken. Das ähnelt den Symptomen einer Depression. Ärzte müssen die Unterfunktion natürlich völlig anders behandeln. Bei Krankheiten wie Demenz oder der bipolaren Störung wirken einige Symptome ebenfalls wie die einer Depression. Bei der bipolaren Störung durchlebt der Patient neben depressiven auch intensive manische Phasen. Er ist sehr aktiv und fühlt sich eventuell sogar euphorisch.

Bestenfalls sind nicht nur Psychiater mit der Krankheit Depression vertraut. Depressive klagen manchmal vor allem über körperliche Begleitsymptome wie diffuse Kopfschmerzen oder Schlafstörungen. Damit konsultieren sie dann ihren Hausarzt. Im ungünstigen Fall vermutet der in solchen Fällen nicht einmal eine Depression als Ursache und es vergeht wertvolle Zeit, ehe der Facharzt sich der Depression annimmt.

Quellen

– https://www.endokrinologie.net/krankheiten-nebenniereninsuffizienz.php
– https://www.leitlinien.de/themen/depression/2-auflage/kapitel-2
– https://www.leitlinien.de/themen/depression/2-auflage/kapitel-2#:~:text=Hauptsymptome%20depressiver%20Episoden%20sind%20nach,nach%20kleinen%20Anstrengungen)%20und%20Aktivit%C3%A4tseinschr%C3%A4nkung.
– https://www.neurologen-und-psychiater-im-netz.org/psychiatrie-psychosomatik-psychotherapie/stoerungen-erkrankungen/depressionen/diagnostik
– https://www.patienten-information.de/patientenleitlinien/depression/kapitel-4#

Depressionen: Test beim Psychiater
Bei vermuteter Depression kann ein Test beim Psychiater Klarheit verschaffen.
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Depressionen an den Augen erkennen
Depressionen lassen sich an den Augen messen.
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Depressionen an den Augen erkennen

Wissenschaftler des Max-Planck-Instituts für Psychiatrie in München haben im November 2020 den Nachweis erbracht, dass sich die Schwere einer Depression tatsächlich an den Augen messen lässt. Möglich macht das ein Reflex der Pupille, die sich bei positiven Überraschungen oder großer Freude öffnet. Das Münchner Team unter Projektgruppenleiter Prof. Dr. Victor Spoormaker maß genau diese Pupillenreaktion bei gesunden Probanden und: Wie vermutet, reagierten die Pupillen depressiver Menschen weniger stark als die in der seelisch gesunden Vergleichsgruppe.

Krankschreibung wegen Depressionen
Krankschreibung wegen Depression ist einer der häufigsten Gründen in Deutschland.
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Krankschreibung wegen Depressionen

Eine schwere Depression ist fast zwingend ein Grund für eine längere Krankschreibung, wenn nicht gar für eine dauerhafte Arbeitsunfähigkeit. Depressionen gehören in Deutschland zu den häufigsten Gründen für eine Krankschreibung, zusammen mit anderen psychischen Erkrankungen sind sie sogar der zweithäufigste Grund. Die Krankschreibungsdauer betrug im Schnitt 39,2 Tage.

Eine empfohlene Krankschreibungsdauer gibt es nicht. Sie ist reine Ermessenssache des Arztes. Die Arbeitsunfähigkeit muss nicht zwingend von einem Neurologen oder Psychiater bescheinigt werden. Das kann auch der Hausarzt machen. Psychologen sind keine Ärzte und dürfen deswegen keine Krankschreibungen ausstellen.

Grad der Behinderung bei Depressionen (GdB)

Das Versorgungsamt kann bei schweren Depressionen einen Grad der Behinderung (GdB) feststellen. Ist ein GdB von 50 erreicht, kann der Patient einen Schwerbehindertenausweis bekommen.

  • Leichtere psychovegetative oder psychische Störungen: GdB 0 bis 20
  • Stärker behindernde Störungen mit wesentlicher Einschränkung der Erlebnis und Gestaltungsfähigkeit (z. B. ausgeprägtere depressive Störungen): GdB 30 bis 40
  • Schwere Störungen (z. B. schwere Zwangskrankheit) mit mittelgradigen sozialen Anpassungsschwierigkeiten: 50 bis 70
  • Schwere Störungen (z. B. schwere Zwangskrankheit) mit schweren sozialen Anpassungsschwierigkeiten: 80 bis 100
Der Grad der Behinderungen bei Depressionen wird in verschiedene Stufen eingeteilt.
Der Grad der Behinderungen bei Depressionen wird in verschiedene Stufen eingeteilt.
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Wege aus der Depression

Depressionen, was tun? Die Zahl der Therapie-Optionen bei Menschen mit depressiven Störungen ist so groß, dass die Nationale S3 Versorgungs-Leitlinie empfiehlt:

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Am Beginn der Behandlung von Patienten mit depressiven Störungen steht ein Aufklärungsgespräch. Dessen Ziel ist es, realistische Hoffnung zu vermitteln und Patienten zu entlasten. Verständliche Informationen dienen dazu zu erklären, dass es für die Behandlung der bestehenden Erkrankungsepisode bewährte und wirksame therapeutische Möglichkeiten gibt. Eine Aufklärung kann schwierig sein, da depressiv negativistisches Denken und eine depressive Denkhemmung einem solchen Bemühen zuwiderlaufen.

NVL

Der entscheidende Schritt ist wie so oft der erste Schritt. Die einer offenen Selbstreflexion folgende ehrliche Erkenntnis, dass es so nicht weitergeht, Hilfe benötigt wird – und sei es nur Hilfe zur Selbsthilfe. Der Hausarzt sollte beim Verdacht erste Anlaufstelle sein. Er kann eine erste grobe Einschätzung über die Schwere der Erkrankung abgeben und geeignete Schritte in die Wege leiten.

Auch wenn es auf den ersten Blick ungewöhnlich klingt: Der Weg über den Hausarzt ist im Zweifel schneller als der direkte Weg zum Psychiater oder psychologischen Psychologen. Erkennt der Hausarzt nämlich dringenden Handlungsbedarf, hat er die Möglichkeiten für eine schnelle Weiterbehandlung durch einen Facharzt zu sorgen.

Eigentherapie bei Depressionen: Ist das möglich?

Eine Eigentherapie bei Depressionen ist in leichteren Fällen ist möglich, aber dafür braucht es eigene Grundkenntnisse. Wer sich noch nie mit dem Krankheitsbild Depressionen beschäftigt hat, wird eine ankommende Depression kaum früh genug erkennen, um wirkungsvolle Gegenmaßnahmen treffen zu können. Dazu gehören:

  • Routinen schaffen > Ein regelmäßiger Tagesablauf kann verhindern, dass sich Passivität einschleicht, die genutzt wird, um sich negativen Gedanken und Überlegungen hinzugeben.
  • Soziale Kontakte pflegen > Der regelmäßige Kontakt zu Familienmitgliedern und Freunden kann sich nachweislich positiv auf den Krankheitsverlauf auswirken. Muss er aber nicht, wenn das eigene Soziotop mit Unverständnis reagiert. In dem Fall sind Selbsthilfegruppen das bessere Umfeld, um sich zum Beispiel über mit der Krankheit assoziierte Ängste auszutauschen.
  • Bewegung > Yoga, Handball, im Park spazieren gehen – Bewegung senkt die Aktivitäten im präfrontalen Kortex des Gehirns. Dieser Bereich ist bei Depressionen oft hyperaktiv und beteiligt an negativen Emotionen und Grübeleien.
  • Ernährung > Nährstoffe haben einen entscheidenden Anteil am Gleichgewicht der menschlichen Botenstoffe. Über diese Neurotransmitter wie Serotonin, Dopamin und Noradrenalin steuern wir körperliches Wohlbefinden, Glücksfühle, Stress und Schlaf. Das, was in Deutschland unter „Mittelmeerkost“ läuft, kommt einer ausgewogenen oder artgerechten Ernährung am nächsten.
Yoga als Eigentherapie bei Depressionen
Yoga kann zur Eigentherapie bei Depressionen beitragen.
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Wissenschafts- / Medizinjournalist

Thomas Kresser

Studie 3


Wie viele Depressionen heilen auch ohne Therapie aus?

S3: Das haben Forscher untersucht

Nach der Diagnose Depression warten Patienten oft lange auf einen Therapieplatz. Eine Verzögerung der Behandlung kann sowohl die Erkrankungsschwere verstärken als auch die Heilungsrate verringern. Diese Studie* untersucht die Remissionsraten von Menschen, die auf einer Warteliste für einen Therapieplatz stehen.

*Mekonen T, et al. What is the short-term remission rate for people with untreated depression? A syste- matic review and meta-analysis. J Affect Disord 2022; 296: 17–25 DOI: 10.1016/j.jad.2021.09.046

S3: So ist die Studie aufgebaut

Es handelt sich um eine systematische Übersichtsarbeit mit einer Metaanalyse. Eingeschlossen wurden 16 Studien aus Ländern mit mittlerem bis hohem Einkommen, in denen Patienten nach der Diagnose Depression in eine Warteliste für einen Therapieplatz aufgenommen wurden. Die Patienten durften keine vorherige Therapie und auch keine Placebos erhalten haben. Ausgewertet wurden die Berichte von 612 Wartelisten-Patienten.

S3: Das hat die Studie ergeben

Die spontane Ausheilung einer Depression betrug nach zwölf Wochen 12,5 Prozent. Auch ein Ausschluss von Studien mit geringer Qualität zeigte hier keinen Unterschied.

Ein Vergleich mit früheren Studien zu unbehandelten Depressionen hat ergeben, dass sich die jetzigen und die früheren Ergebnisse ungefähr im gleichen Bereich bewegen.

S3: So bewerten die Autoren ihre Resultate

Die Autoren kommen zu dem Schluss, dass Depressionen nur zu einem geringen Teil von selbst ausheilen. Der größte Teil der Patienten (87,5 Prozent) zeigt nach 12 Wochen immer noch Symptome einer Depression. Menschen mit Depression sollten viel schneller einen Therapieplatz erhalten, fordern die Autoren. Denn längere Phasen unbehandelter Depression verschlechtern sowohl den medizinischen als auch den sozialen Verlauf.

Hilfe bei Depressionen: Gesprächstherapie

Psychologische Gesprächstherapien sind neben Psychopharmaka eine der beiden Grundsäulen bei der Behandlung von Depressionen. Die mit Abstand besten Ergebnisse bringt die Kognitive Verhaltenstherapie (KVT). Sie beruht auf der Erkenntnis, dass frühere Lernprozesse unser aktuelles Denken, Handeln und Verhalten negativ beeinflussen. In der KVT werden Einstellungen und Gefühle thematisiert, so dass sie verändert werden können.

Zur KVT gehört auch die Psychoedukation, in der der Therapeut versucht, Wissen über die Erkrankung zu vermitteln, das einen aktiveren Umgang mit der Depression ermöglichen soll.

Psychoanalyse und tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie gehören auch zu den Gesprächstherapien, eignen sich tendenziell aber nicht zur Behandlung von akuten Depressionen. Bei der Psychoanalyse wird versucht, die Persönlichkeit der Patienten besser zu ergründen und weiterzuentwickeln.

Im Zentrum der Behandlung einer tiefenpsychologisch fundierten Psychotherapie stehen die Erkenntnisse einer Psychoanalyse, die in Verbindung zu akuten Problemen aufgearbeitet werden.

Gesprächstherapie bei Depressionen
Psychoedukation zählt zu einer Methode die Hilfe bei Depressionen gibt.
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Depressionen: Antidepressivum
Antidepressiva machen nicht abhängig.
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Antidepressivum

Die Einnahme von Antidepressiva ist die mit Abstand häufigste Therapie bei Depressionen, vor allem bei mittelschweren und schweren Depressionen. Die Wirkung dieser Psychopharmaka genannten Medikamente ist unbestritten, wenngleich ihre Wirkungsweise nicht bis ins Letzte wissenschaftlich entschlüsselt ist.

Viele Betroffene stehen der Einnahme von Psychopharmaka skeptisch gegenüber, weil sie sich nicht vorstellen können, dass die Einnahme eines Medikaments ihre Probleme löst. Depressionen gehen oft einher mit schwierigen Lebenssituationen. Das können Probleme in der Partnerschaft oder im Beruf sein. Diese Probleme scheinen oft übermächtig, die Kraft, sich ihnen zu stellen, fehlt ganz oder teilweise. In besonders schweren Fällen kann ein Suizid als letzter Ausweg erscheinen.

Aber: Depressionen sind eine eigenständige Krankheit und in der Regel nicht die Folge äußerer Lebensumstände. Antidepressiva können helfen, Antriebs-, Freud- und Hoffnungslosigkeit zu überwinden. Probleme erscheinen nicht mehr unlösbar, sie können wieder als Teil des Lebens verstanden werden.

Antidepressiva machen nicht abhängig, haben keine persönlichkeitsverändernden Effekte, keine sedierende Wirkung und produzieren kein High-Gefühl. Weil sie nicht so schnell wirken wie zum Beispiel ein Schmerzmittel, ist es wichtig, sie konstant über einen längeren Zeitraum regelmäßig einzunehmen. Erste Verbesserungen der depressiven Symptome treten meistens erst nach zwei Wochen auf. Bis sich die volle Wirkung entfaltet, können fünf bis sechs Wochen vergehen.

Antidepressiva dürfen bei einer Besserung der Symptomlage auf keinen Fall sofort wieder abgesetzt werden. Die Rückfallgefahr ist groß. Um Rückfälle zu vermeiden, sollten Antidepressiva etwa vier bis acht Monate nach dem Abklingen der Symptome in unveränderter Dosierung weiter genommen, danach ausgeschlichen werden.

Bei sehr schweren oder wiederkehrenden (rezidivierenden) Depressionen ist eine Medikation mit Antidepressiva über einen Zeitraum von mehreren Jahren sinnvoll.

Stationäre Behandlung von Depressionen
Stationäre Behandlung von Depressionen ist oft eine Akutmaßnahme.
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Stationäre Behandlung von Depression

Eine stationäre Behandlung bei Depressionen ist keine eigene Therapieform, sondern unter anderem eine Akutmaßnahme zum Schutz der Betroffenen bei schweren bis schwersten Depressionen. Nach einem Suizidversuch erfolgt immer eine Einweisung in eine geschlossene Station.

In einem klinischen Setting können Patienten medizinisch und psychotherapeutisch intensiver betreut und überwacht werden. Auch die Medikation kann unter permanenter ärztlicher Kontrolle besser eingestellt werden. Ein regelmäßiger Tagesablauf mit weiteren Therapieangeboten wie Kunst, Musik oder Bewegung kann an schweren Depressionen leidende Patienten weiter stabilisieren.

Quellen

– https://www.therapie.de/psyche/info/index/diagnose/depression/therapie-behandlung/
– https://www.neurologen-und-psychiater-im-netz.org/psychiatrie-psychosomatik-psychotherapie/stoerungen-erkrankungen/depressionen/therapiekonzept-/-behandlungsphasen

Naturheilmittel gegen Depressionen

Kein Medikament ohne Nebenwirkungen. Das gilt auch für Antidepressiva. Deswegen sind natürliche Alternativen mit weniger oder gar keinen Nebenwirkungen medizinisch interessant. Für Prof. Dr. Tom Bschor, Psychiater und international anerkannter Experte auf dem Gebiet der Antidepressiva sowie Mitwirkender an der Behandlungsleitlinie für Depressionen, besteht der Großteil der Gemütserkrankungen aus leichten bis mittelschweren Depressionen: „Und besonders die leichten Symptome sollte man nicht vorrangig medikamentös behandeln.“

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Viele Heilpflanzen oder die daraus hergestellten Phytopharmaka, so wie medizinisches Cannabis (Medizinalcannabis), können bei leichten Depressionen nachweislich gesundheitsfördernde Effekte haben.

Leichte Depression: Pflanzliche Mittel gegen Depressionen

Wenn sich die ersten Depressionsanzeichen Überforderung, tiefe Niedergeschlagenheit und Ängste breitmachen, fällt es vielen Betroffenen schwer, zur Ruhe zu kommen. Um dann die Produktion von Stresshormonen und die Überreizung des Nervensystems zu stoppen, können sanfte Mittel aus der Natur helfen.

  • Bei nervösen Unruheständen kann Schafgarbe für Entspannung sorgen. Sie verfügt über verschiedene Wirkstoffe, die beruhigend auf Körper und Geist wirken. Aus dem Heilkraut lässt sich ein wohltuender Tee herstellen.
  • Innere Unruhe und Nervosität sind auch die Einsatzgebiete des Goldmohns. Die Pflanze mit den leuchtend orangefarbenen Blüten unterstützt im Umgang mit Stress und trägt zur Entspannung bei. Sie kann ebenfalls als Tee eingenommen werden. Aber auch in Kapselform oder als Tropfen ist sie in der Apotheke erhältlich.
  • Ebenso beruhigend wirkt Hanfsamenöl (rezeptfrei in der Apotheke). Es beinhaltet wertvolle Stoffe wie Linolsäure, die zu einer guten Hirnfunktion und zur Regeneration der Zellen beitragen.
  • Wenn kreisende Gedanken für Unruhe sorgen, kann auch Lavendel helfen (z. B. als Tee). Seine ätherischen Öle sollen Ängste und Anspannung lindern.
  • Zitronenmelisse enthält wertvolle Öle und Flavonoide, die beruhigend wirken.
  • Johanniskraut zeigt als pflanzliche Therapiemöglichkeit eine sehr gute Wirkung, die Stimmung aufzuhellen und nervöse Unruhe zu lindern. Vermutlich sind die Substanzen Hyperforin und Hypericin dafür verantwortlich. Wie genau dieser Einfluss auf die Psyche nehmen, ist aber noch nicht ganz geklärt.
Quellen

https://www.gesundheitsinformation.de/koennen-mittel-aus-johanniskraut-helfen.html

Schafgabe als Mittel bei leichter Depression.
Bei leichter Depression können verschiedene Pflanzen helfen zur Ruhe zu kommen.
©iStock / SilviaJansen
Depressionen und Ernährung: Schokolade
Der Kakao in Schokolade löst Glücksgefühle in uns aus und kann so bei Depressionen unterstützen.
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Depressionen und Ernährung: Schokoladen-Genuss für das Gesundheitsplus

Der Genuss von Schokolade löst in vielen Menschen Glücksgefühle aus. Lange Zeit glaubten Experten, der Zucker sei für das gute Gefühl verantwortlich. Heute weiß es die Wissenschaft besser: Es liegt am Kakao. Er hat mehr 100 gesundheitsfördernde Inhaltsstoffe. Unter anderem enthält er große Mengen Tryptophan, das im Gehirn zu dem Glückshormon, dem Neurotransmitter Serotonin umgewandelt wird. Somit kann Schokolade tatsächlich fröhlicher machen, depressive Verstimmungen und nervöse Spannungen lindern. Das senkt wiederum den Cortisolspiegel, also den Stress.

Um von den vielen sekundären Pflanzenstoffen der Kakaobohnen zu profitieren, sollte Schokolade aber einen Kakaoanteil von mindestens 70 Prozent haben. Dann kann sie sogar Entzündungen hemmen, die Gefäße elastischer machen und die Abwehr stärken. Wer e besonders gut mit sich meint, kauft deswegen Schokolade mit einem Kakao-Anteil von 95 Prozent. Die ist aber nichts für Anfänger.

Ein hoher Kakaoanteil hat noch einen Vorteil: Ist viel Kakao in der Schokolade, ist zwangsläufig auch weniger Zucker drin. Denn zu viel Zucker macht nicht nur nicht glücklich, er ist schlicht ungesund und fördert schwere Erkrankungen wie Diabetes mellitus Typ 2.

Ein Dilemma, aus dem ein Start-up aus Aachen mit einem Balsam helfen will, das nach Schokolade riecht. Nutzer sollen die Paste unter die Nase reiben, fünfmal tief einatmen und den stimmungsaufhellenden Effekt von Schokolade spüren. Laut den Gründern enthält der Balsam nicht nur Duftstoffe aus der Kakaobohne, sondern auch das Alkaloid Theobromin. Theobromin soll ähnlich wie Koffein eine stimulierende Wirkung haben, die auch beim Riechen zur Entfaltung kommt – zumindest weisen einige wissenschaftliche Untersuchungen darauf hin.

Zusätzlich zu Extrakten aus der Kakaobohne, die die schokoladige Note ermöglichen, enthält der Balsam Mönchspfeffer. Mönchspfeffer ist in der Heilkunde vor allem zum natürlichen Ausgleich des Hormonhaushalts bekannt und soll Stress reduzieren. Gemeinsam sollen die Wirkstoffe aus Kakao und Mönchspfeffer die Produktion von Glückshormonen im Gehirn anregen.

Depressionen bekämpfen: Weitere natürliche Stimulanzen für die Glückshormone

Viele Menschen macht es glücklich, wenn sie sich ein Stück Schokolade gönnen. Doch es gibt einen einfachen Trick, um die Anzahl der Glückshormone noch zu steigern: Vorfreude. Studien zeigen, dass ein Großteil der Menschen durch schöne Gedanken die Botenstoffe Serotonin und Endorphine aus der Zukunft ins Hier und Jetzt ziehen kann. Und je intensiver wir uns den Moment vorstellen, desto größer das Hochgefühl. Man schließt also die Augen und denkt sich: Wie wird das Essen im Restaurant heute Abend schmecken? Wie blau wird das Mittelmeer an unserem Urlaubsort sein?

Noch schöner ist es, Pläne mit anderen Menschen zu teilen, denn Vorfreude ist ansteckend. Außerdem fanden Glücksforscher heraus: Menschen, die mehrere kleine Urlaube im Jahr machen, sind glücklicher als diejenigen, die nur eine große Reise unternehmen. Albern sein kann auch helfen. Beim Lachen werden viele Hormone produziert, die fröhlich stimmen.

Wer lacht, atmet zudem dreimal so viel Sauerstoff ein wie jemand mit ernster Miene, was auch der Lunge, dem Herzen und dem Darm zugutekommt. Selbst sanfte Umarmungen (auch „Selfies“) und / oder Küsse erhöhen den Spiegel des Kuschelhormons Oxytocin.

Wenn es noch wilder zugeht: Frauen weisen während eines Orgasmus einen höheren Oxytocinspiegel auf. Und auf die männliche Libido hat der natürliche Stoff eine ähnliche Wirkung wie die Einnahme von Potenzmitteln. Das fanden Wissenschaftler aus Kalifornien (USA) über verschiedene Blutmessungen heraus.

Dagegen können Männer und Frauen, die bestimmte Antidepressiva genommen haben oder noch nehmen, von negativen Spätfolgenden betroffen sein. Dazu zählen dauerhaft verminderte Libido, Orgasmus– und Ejakulationsstörungen sowie Impotenz. Die sexuellen Störungen können Patienten in ihrer Lebensfreude und ihrem Liebesleben stark einschränken, betont Prof. Dr. Tom Bschor, Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie, der sich für eine maximal einjährige Einnahme von Antidepressiva ausspricht.

Depressionen bekämpfen mit Glückshormonen wie Serotonin
Das Ausstoßen von Serotonin ist wichtig beim Bekämpfen von Depressionen.
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Wissenschafts- / Medizinjournalist

Thomas Kresser

Studie 4


Wie hoch ist das Risiko für unerwünschte Folgen bei der Einnahme von Antidepressiva?

S4: Das haben Forscher untersucht

Antidepressiva gehören zu den am häufigsten verschriebenen Medikamenten. Allerdings ist wenig über die gesundheitlichen Folgen einer Langzeitbehandlung bekannt.

Ziel dieser Studie* war es, den Zusammenhang zwischen der Einnahme von Antidepressiva und unerwünschten Ereignissen zu untersuchen.

*Bansal N, et al. Antidepressant use and risk of adverse outcomes: population-based cohort study. BJPsych Open (2022) 8, e164, 1–9. doi: 10.1192/bjo.2022.563

S4: So ist die Studie aufgebaut

Es wurden rund 222.000 Teilnehmer der UK-Biobank einbezogen, deren Daten mit Aufzeichnungen der Primärversorgung verknüpft waren. Untersucht wurde der Zusammenhang zwischen der Einnahme von Antidepressiva nach Medikamentenklasse – selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) und „andere“ – und Diabetes, Bluthochdruck, koronare Herzkrankheit (KHK) und zerebrovaskuläre Erkrankungen (CVD). Ebenfalls untersucht wurden zwei Sterberaten: Tod durch Herz-Kreislauferkrankungen und Gesamtsterblichkeit. Die Nachbeobachtungszeit betrug fünf und zehn Jahre.

S4: Das hat die Studie ergeben

Eine SSRI-Behandlung war gegenüber den „anderen“ Medikamenten mit einem leicht verringerten Risiko für Diabetes nach fünf und zehn Jahren sowie für Bluthochdruck nach zehn Jahren verbunden.

Allerdings war bei der Zehn-Jahres-Nachbeobachtung die SSRI-Behandlung mit einem erhöhten Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen, Tod durch Herz-Kreislauferkrankungen bei der Gesamtsterblichkeit verbunden.

Eine Behandlung mit Präparaten der Klasse „Sonstige“ lieferte ebenfalls Hinweise auf ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen, Tod durch Herz-Kreislauferkrankungen und Gesamtsterblichkeit.

S4: So bewerten die Autoren ihre Resultate

Die Autoren erklären, dass die Ergebnisse auf einen Zusammenhang zwischen der langfristigen Einnahme von Antidepressiva und einem erhöhten Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen, Tod durch Herz-Kreislauferkrankungen sowie bei der Gesamtsterblichkeit hinweisen.

Weitere Forschungsarbeiten sind erforderlich, um zu beurteilen, ob die Beobachtungen tatsächlich zusammenhängen, und um die zugrunde liegenden Mechanismen aufzuklären.

Medizinal-Cannabis als pflanzliche Antidepressiva?

Durch den zunehmenden Einsatz von medizinischem Cannabis in der Schmerztherapie stellten Ärzte fest, dass Marihuana auch stimmungsaufhellend und angstlösend wirkt. Da lag die Überlegung nahe, ob es auch als Wirkstoff gegen Depressionen eingesetzt werden kann. Ein besonderes Interesse gilt dabei den beiden Inhaltsstoffen Cannabidiol (CBD) und Tetrahydrocannabinol (THC), beides Cannabinoide. Unter der Bezeichnung THC laufen auch die synthetischen Präparate Dronabinol und Nabinol, die wie Cannabisblüten in Deutschland auf Kosten der Krankenkassen erhältlich sind.

Aber sind THC und CBD ein natürliches Antidepressivum? Können die Cannabinoide chemisch hergestellte Antidepressiva ersetzen?

Depressionen: Medizinal-Cannabis
Pflanzliche Antidepressiva können zum Beispiel Medizinal-Cannabis sein.
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Cannabis gegen Depression

Die Geschichte von Cannabis gegen Depression reicht tausende Jahre zurück. Erstmals als Heilmittel beschrieben wurde die Hanfpflanze etwa 2.700 v. Chr. in einem chinesischen Arzneibuch. In Indien wurde vor mehr als 400 Jahren Cannabis gegen Depression verschrieben. Englische Ärzte verabreichten im 17. Jahrhundert Gemütskranken Extrakte aus der Hanfpflanze. So erwähnte im Jahr 1621 der englische Geistliche Robert Burton in seinem Werk „Anatomie der Melancholie“, dass Cannabis hilfreich bei depressiven Zuständen sei.

@iStock / greenleaf123

Heutzutage verwenden immer mehr Menschen aus Cannabis gewonnene CBD-Produkte, um die Behandlung von Depressionen zu unterstützen. Doch obwohl noch keine eindeutigen klinischen Studien vorliegen, gibt es bereits einige Hinweise auf eine mögliche Wirksamkeit von Medizinalcannabis.

CBD-Öl vor einem Hanfblatt als Behandlung von Depressionen
CBD ist aufgrund des entspannenden Effekts sehr interessant für die Behandlung von Depressionen.
@iStock / jetacomputer

Chancen einer Behandlung von Depressionen mit medizinischem Cannabis

In den 90er Jahren des vorigen Jahrhunderts entdeckten Wissenschaftler das menschliche Endocannabinoid-System (ECS), das aus Cannabinoid-1- (CB1) und Cannabinoid-2-Rezeptoren (CB2) besteht. CB1-Rezeptoren sind vor allem im Gehirn und zentralen Nervensystem zu finden, CB2-Rezeptoren dagegen im gesamten Körper und vor allem in den Zellen des Immunsystems. ECS soll in viele Prozesse involviert sein, darunter: Schlaf-Wach-Rhythmus, Stress, Schmerzempfinden oder Appetit. Mittlerweile steht fest, dass Cannabidiol (CBD) mit diesem System interagiert.

Da CBD ein krampflösender und entspannender Effekt nachgesagt wird, ist es besonders für Menschen mit Depressionen interessant. Es ist zwar nicht in der Lage, eine Depression zu heilen, kann aber Betroffene mit seiner ausgleichenden Wirkung unterstützen. Zudem besitzt CBD entzündungshemmende Eigenschaften. Nach Ansicht einiger Forscher könnten Entzündungsgeschehen mögliche Auslöser für eine Depression darstellen.

Laut einer Studie aus dem Jahr 2017 schützt Cannabidiol zudem die Nervenzellen im Hippocampus (zentrale Schaltstelle des limbischen Systems). Dieser Teil der Hirnregion ist vor allem an der Bildung und Aufrechterhaltung von Gedächtnisinhalten sowie an Lernprozessen beteiligt. Der Hippocampus ist auch der Bereich, der sich bei Depressionen oft verkleinert. Diesem Gewebeschwund – auch als Atrophie bezeichnet – könnte CBD entgegenwirken. Allerdings sind die Wirkungen von Cannabidiol auf das Endocannabinoid-System wissenschaftlich noch nicht vollständig erfasst. Bisher erfolgten keine groß angelegten Studien am Menschen. Es gab lediglich einige vielversprechende Experimente an Nagetieren, die unter Depressionen litten. Das CBD half, die Symptome zu lindern.

Quellen

wissenschaft.de/gesundheit-medizin/cbd-neue-erkenntnisse-zur-wirkung-bei-depressionen/

So wirkt medizinisches Cannabis bei Depressionen

Damit die körpereigenen Rezeptoren CB1 und CB2 ihre Funktionen erfüllen, müssen sie erst aktiviert werden – und zwar durch Cannabinoide. Diese docken nach dem Schlüssel-Schloss-Prinzip an die Zell-Rezeptoren an und tragen so zum Regulieren vieler Körpervorgänge bei. Dabei muss zwischen körpereigenen (endogen) und von außen (exogen) zugeführten Cannabinoiden unterschieden werden. Grundsätzlich ist es dem Körper möglich, die passenden Cannabinoide selbst herzustellen. Durch externe Faktoren wie Stress oder unterschiedliche Beschwerden kann diese Fähigkeit zur Selbstproduktion unterbrochen werden. Die biochemischen Prozesse im Körper können dadurch aus dem Gleichgewicht geraten.

Genau hier kommt CBD ins Spiel – als pflanzliches und von außen zugeführtes Cannabinoid. Wie weitere in der Hanfpflanze vorkommende Cannabinoide ist CBD in der Lage, mit den Rezeptoren des ECS zu interagieren und kann wegen seiner Ähnlichkeit mit den körpereigenen Stoffen sogar deren Funktionen erfüllen. Das Cannabinoid trägt dadurch zur natürlichen Ausbalancierung des Körpers bei – dieser Effekt ist auch als Homöostase bekannt. Die Beeinflussung des ECS durch die CBD-Wirkung eröffnet damit neue Perspektiven in der Behandlung von Depressionen.

Quellen

https://www.cbd-vital.de/magazin/cbd-allgemein/wirkungsdauer-wie-lange-und-wie-schnell-wirkt-cbd

Cannabis-Öl zur Hilfe bei Depressionen
Cannabinoide haben Potenzial für die Behandlung von Depressionen.
@iStock / Ivan-balvan
Cannabis-Sorte gegen Depressionen
Welche Cannabis-Sorten Depressiven helfen können, ist von Mensch zu Mensch verschieden.
@iStock / Jessi Jonas

Welche Cannabis-Sorten können bei Depressionen helfen?

Jeder Mensch verarbeitet zugeführte Substanzen anders. Cannabidiol ist keine Ausnahme. Allerdings stellten Forscher der Washington State Universität 2019 anhand der Berichte von Cannabispatienten fest, dass die höchste Wirksamkeit gegen Depressionen mit Sorten erreicht wurde, die einen hohen CBD-Gehalt und einen niedrigen THC-Gehalt aufwiesen. Das liegt allerdings nicht nur am CBD- und THC-Gehalt, sondern auch an dem Verhältnis der unterschiedlichen Terpene und welche Wechselwirkung von ihnen begünstigt wird. Da diese nützlichen Wechselwirkungen bei synthetisch hergestelltem THC ausbleiben, greifen viele Medizinalcannabis-Patienten weiterhin auf medizinische Cannabis-Blüten zurück.

Zudem wirkt jede Medizinalcannabis-Variante anders. Laien gehen allerdings fälschlicherweise manchmal davon aus, dass sativalastige Hybride die erste Wahl wären, da die Wirkung von reinem Sativa aufgrund des hohen THC-Anteils zu stark sein könnte. Und dass reine Indica-Sorten weniger ratsam sind, weil hier der High-Effekt zu stark sein und bei Depressionen kontraproduktiv wirken könnte.

Tatsächlich ist es so, dass es bei der Behandlung von Depressionen sehr darauf ankommt, ob die Depressionen mit Angststörungen, Antriebslosigkeit etc. verbunden sind. So gibt es auch Antidepressiva, die speziell bei Patienten mit Antriebslosigkeit (Escitalopram, Clomipramin, Venlafaxin) eingesetzt werden und andere, die eher beruhigend wirken (z. B. Amitriptylin, Doxepin, Trimipramin, Maprotilin, Mirtazapin). Da Indica-Sorten in der Regel einen höheren CBD-Anteil haben und damit ebenfalls eine unter Umständen therapeutisch angestrebte beruhigende Wirkung versprechen, kann man sie nicht ohne Weiteres als weniger ratsam bei Depressionen bezeichnen.

Grenzen von Cannabis in der Therapie gegen Depressionen

Ein „Wundermittel“ ist medizinisches Cannabis nicht. Patienten sollten wissen, dass der Konsum von Medizinalcannabis nur eine vorübergehende Lösung sein sollte, um Depressionen zu lindern. Studien haben sogar gezeigt, dass langfristiger Konsum in manchen Fällen zu Angstzuständen und Depressionen führen kann.

Medizinalcannabis oder Cannabis-Medikamente können auch dann negativ wirken, wenn zusätzlich zur Depression eine psychische Störung (zum Beispiel Psychose) oder Erkrankung bekannt ist. Gleichzeitig wurde allerdings in klinischen Studien und auch in der Praxis beobachtet, dass Cannabinoide nicht nur bei Depressionen, sondern eben auch bei anderen psychischen Störungen hilfreich sein können. Das gilt insbesondere bei Angststörungen, einer der häufigsten psychischen Begleiterkrankungen von Depressionen. Es ist also grundsätzlich von Fall zu Fall patientenindividuell zu entscheiden, pauschale Anworten im Themenkomplex ‚Cannabis und Depressionen‘ gibt es nicht.

Des weiteren muss klar sein, dass in diesem Zusammenhang THC der Risikofaktor ist und nicht CBD. CBD hat unter anderem in mehreren klinischen Studien ganz erstaunliche antipsychotische Wirkungen bei schizophrenen Patienten gezeigt. Dabei hört man immer wieder, dass Medizinalcannabis bei Verdacht auf Schizophrenie nicht angewendet werden darf.

Solche Pauschalaussagen gibt es auch in Bezug auf Patienten mit Herzerkrankungen wie Herzrhythmusstörungen. Genau genommen gehören die Wirkungen auf das Herz jedoch zu den vorübergehenden Nebenwirkungen, die vor allem bei ungewohnt hohen THC-Dosen auftreten. Durch eine vorsichtige Eindosierung (Titration) über einen längeren Zeitraum unter ärztlicher Aufsicht lassen sich solche Nebenwirkungen in der Regel insgesamt gut vermeiden.

Außerdem darf man den möglichen medizinischen Nutzen für einzelne Patienten nie außer Acht lassen und muss davon ausgehend eine individuelle Nutzen-Risiko-Abwägung vornehmen – wie bei jedem anderem Arzneimittel auch. Denn schließlich bringt jeder Stoff mit Wirkung auch das Potenzial für Nebenwirkungen mit sich.

Cannabisrezept zur Therapie von Depressionen
Cannabis zur Therapie von Depressionen kann auch negativ Wirkungen haben.
@iStock / megaflopp

Cannabis bei Schizophrenie

In mittlerweile mehreren klinischen Studien von renommierten Forschungseinrichtungen hat CBD (ganz ähnlich wie es den THC-bedingten Psychosen entgegenwirkt) auch eine Wirksamkeit bei Patienten mit Schizophrenie gezeigt. Neben vielen anderen haben auch Forscher aus Deutschland mit großem internationalem Renommee wie Prof. Dr. med. F. Markus Leweke den Nutzen und die gute Verträglichkeit von CBD bei Schizophrenie in kontrollierten klinischen Studien beobachtet.

Besonders wichtig ist hierbei die Feststellung, dass CBD bei einer guten Verträglichkeit einen ebenso starken antipsychotischen Effekt hatte wie eines der wirksamsten Neuroleptika der 2. Generation (Amilsuprid). Dieser Erkenntnisgewinn ist deswegen so kostbar, da heute niemand mehr die gravierenden Risiken der Neuroleptika verharmlosen kann. Das Wissen um die schädlichen Auswirkungen von Neuroleptika ist mittlerweile so etabliert, dass ganze Krankheitskomplexe nach ihnen benannt wurden: zum Beispiel Neuroleptika-induziertes Parkinsonoid-Syndrom = Auftreten der eigentlich für die Parkinson-Krankheit typischen Bewegungsstörungen als Nebenwirkung von Neuroleptika. Und sie finden sich auch ganz offiziell als Diagnose in den ICD-10-Codes wieder: zum Beispiel: G21.0 Malignes Neuroleptika-Syndrom.

Nach mehr als einem halben Jahrhundert der Standardtherapie mit Neuroleptika scheint mit Cannabidiol eine wirksame und besser verträgliche Behandlungsalternative in Sicht. Tatsächlich liegt CBD trotz der Schwere der Krankheitslast und erforderlichen Behandlungsalternativen für schizophrene Patienten in der medizinischen Praxis jedoch noch in weiter Ferne. Das liegt sicher auch daran, dass immer wieder pauschal vor Cannabis bei Psychosen gewarnt wird, ohne auf das enorme Verbesserungspotenzial hinzuweisen, welches CBD in Studien für schizophrene Menschen gezeigt hat. Erwähnenswert ist in dem Zusammenhang vielleicht auch, das CBD (wie auch in anderen Untersuchungen beobachtet) die Serumspiegel ebenjenes körpereigenen Cannabinoids bewirkt, das von dem pflanzlichen Cannabinoid THC im Körper auf gewisse Weise nachgeahmt wird und so auch an dieselben Rezeptoren im Körper bindet.

Es deutet sehr viel daraufhin, dass das Endocannbinoidsystems für die Pathogenese (Krankheitsentstehung) und Behandlung von Schizophrenie wünschenswerte neue Ansätze liefern kann. Historisch gesehen waren Menschen mit Schizophrenie regelmäßig grausamen medizinischen Praktiken bis hin zur Folter ausgesetzt. Noch in den 1960ern waren mit der präfrontalen Lobotomie verstümmelnde chirurgische Eingriffe bei Patienten mit Schizophrenie ungeachtet der Tatsache möglich, dass diese Behandlungen in vielen Fällen zu schweren geistige Behinderungen und zum Tode führten. Heute weiß man um die Nebenwirkungen und Langzeitfolgen der Neuroleptika, die seit dem Aus der präfrontalen Lobotomie die medikamentöse Standardbehandlung dieser Krankheit darstellen. Neuroleptika wurden in den 1950ern übrigens noch ganz offen als ‚chemische Lobotomie‘ beworben, was vielleicht für den Laien ansatzweise verständlich macht, um was für einen massiven Eingriff in die ‚Hirnchemie‘ es sich bei der Einnahme von Neuroleptika handeln kann. Bei aller Popularität, die CBD mittlerweile genießt, spricht doch kaum jemand über die Chancen bei dieser schwerwiegenden psychischen Erkrankung.

Cannabidiol versus Amilsuprid bei Schizophrenie

Zum besseren Verständnis hier ein kurzer Auszug aus der 2012 erstmals veröffentlichten Studie ‚Cannabidiol vs. Amilsuprid bei Schizophrenie‘ (siehe auch: Nervenheilkunde 2018; 37: 319–322):

Nach ersten vielversprechenden individuellen Heilversuchen wurde schließlich die erste doppelblinde, randomisierte, kontrollierte Arzneimittelstudie mit Cannabidiol durchgeführt. In dieser vierwöchigen Studie wurde die Wirkung von Cannabidiol (600–800 mg/Tag) mit der von Amisulprid (600–800 mg/Tag) bei insgesamt 42 Patienten mit einer akuten paranoiden Schizophrenie gemäß DSM-IV verglichen.
Diese Studie zeigte, dass beide Wirkstoffe die Ausprägung der Psychopathologie im gleichen Maße über die Behandlungszeit signifikant reduzierten. Allerdings hatten die Patienten, die Cannabidiol erhielten, signifikant weniger Nebenwirkungen. Es wurden weder extrapyramidale Symptome noch eine Prolaktinerhöhung oder eine Gewichtszunahme beobachtet. Interessanterweise wurde bei den mit Cannabidiol behandelten Patienten eine signifikante Erhöhung des Serumspiegels des Endocannabinoids Anandamid beobachtet, der wiederum signifikant mit einer Verbesserung der klinischen Symptomatik assoziiert war.“

F. M. Leweke; C. Rohleder; J. K. Müller; D. Hirjak; A. Meyer-Lindenberg

Depressionen behandeln: Wer verschreibt medizinisches Cannabis?

Patienten müssen den Haus- oder einen Facharzt konsultieren. Dieser stellt dann ein individuelles Rezept aus, das man in einer auf Cannabis spezialisierten Cannabis-Apotheke einlöst. Zum Einsatz kommen die Wirkstoffe CBD und THC, die in getrockneten Hanfblüten, Ölen oder Extrakten erhältlich sind. Sie werden inhaliert oder über die Mundschleimhaut aufgenommen. Weil jeder Patient unterschiedlich ist und damit auch die Beschwerden, wird der behandelnde Arzt vorher einen genauen Medikationsplan erstellen. Dort ist die jeweilige Dosis aufgeschrieben.

Bevor eine Cannabis-Therapie auf Kosten der gesetzlichen Krankenkasse beginnen kann, muss die zuständige Kasse die Kostenübernahme genehmigen. Für die Begründung für die Cannabistherapie, die im Rahmen des Kostenübernahmeantrags erforderlich ist, kann es hilfreich sein, wenn wenn der Arzt dem Patienten zunächst ohne Beteiligung der Krankenkasse auf einem Privatrezept dieses Cannabisprodukt verordnet hat. Dann kann der Arzt in der Folge im Antrag darlegen, dass ein bestimmtes medizinisches Cannabisprodukt nachweislich bereits positive Wirkung im Fall des Patienten entfaltet hat.

Depressionen behandeln
Manche Ärzte verschreiben Cannabis, um Depressionen zu behandeln.
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Mann mit Depressionen darf trotz Cannabis-Therapie Autofahren
Eine Cannabis-Therapie bedeutet nicht automatisch, dass man nicht mehr Autofahren darf.
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Was ist bei einer Cannabis-Therapie zu beachten (Autofahren etc.)?

Wer Cannabis über lange Zeit in sehr hohen Mengen konsumiert, läuft Gefahr, psychisch abhängig zu werden. Dies mag während einer Therapie bei Depressionen eine zu vernachlässigende Größe sein, problematisch sind Entzugserscheinungen dennoch. Wie intensiv die Symptome auftreten, hängt von der Dauer des Konsums ab. Sie sind vergleichbar mit denen, die auftreten, wenn jemand plötzlich mit dem Rauchen aufhört. Dazu gehören Schlaflosigkeit, Unruhe, Reizbarkeit, verminderter Appetit, Speichelfluss, vermehrte Transpiration oder Durchfall. In der Regel klingen diese Symptome aber innerhalb weniger Tage wieder ab.

Autofahren: Normalerweise gilt für Cannabis Ähnliches wie für den Konsum von Alkohol. Es beeinträchtigt die Fahrtüchtigkeit. Wer damit bei einer Verkehrskontrolle erwischt wird, begeht eine Straftat und verliert den Führerschein. Fraglich ist in diesem Zusammenhang allerdings, wie die Polizei mit Patienten umgeht, die Cannabis als Medizin bekommen. Die Bundesregierung hat dazu im April 2017 mitgeteilt, dass Betroffene nur am Straßenverkehr teilnehmen dürfen, wenn sie in ihrer Fahrfähigkeit nicht eingeschränkt sind. Da Cannabidiol in der Regel nicht psychoaktiv wirkt, das heißt, den Nutzer nach der Einnahme nicht „high“ machen, sollte das Steuern eines Autos zumeist problemlos möglich sein.

Quellen

https://www.tk.de/techniker/gesundheit-und-medizin/behandlungen-und-medizin/nebenwirkungen-akut-langfristig-2032616

Kann Ketamin Depressionen lindern?

In den 2000er-Jahren wurde das damalige Berliner It-Girl Ariane Sommer durch ihr Bad in Schokolade bundesweit bekannt. Heute ist die 45-Jährige mit einer ganz anderen Aktion in den Schlagzeilen. Sie bietet in den USA Gesundheitsbehandlungen mit Ketamin an. Die Partydroge soll Patienten von Depressionen und Panikattacken befreien. Auch ihr habe das Mittel gegen Angstzustände geholfen, berichtete sie kürzlich. In Deutschland fällt Ketamin zwar nicht unter das Betäubungsmittelgesetz. Doch wer damit ohne Rezept erwischt wird, muss mit Schwierigkeiten rechnen.

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Ketamintherapie: Was hat es mit dem Wirkstoff auf sich?

Seinen Ursprung hat Ketamin in der Verwendung als Narkose- und Schmerzmittel. Jahrzehntelang haben Anästhesisten es genutzt, um Patienten schnell außer Gefecht zu setzen, während Atmung und Kreislauf nicht beeinträchtigt werden. Die Betäubung hält nur fünf bis zehn Minuten an. Wegen seiner starken Nebenwirkungen (zum Beispiel Halluzinationen) kommt es heute kaum noch zum Einsatz und wenn, dann nur in der Tier- und Notfallmedizin, denn Ketamin stillt Schmerzen, erweitert die Bronchien und kann den Kreislauf stabilisieren.

Während die Substanz als Arzneimittel normalerweise in Form einer Lösung verabreicht wird, kursiert sie auch unter dem Namen „Special K“ als Pulver und macht als Partydroge Karriere. Die Wirkung hält ein bis zwei Stunden an. Der Wirkstoff wird synthetisch hergestellt, auch in illegalen Labors.

In niedrigen Dosen führt Ketamin oft zu Halluzinationen. Wird es in größerer Menge eingenommen, kann es zu Nahtoderfahrungen kommen. Konsumenten fühlen sich ziemlich losgelöst von der Realität. Genau das macht Ketamin als Droge so beliebt.

Depressionen: Chemische Formel von Ketamin zum Thema Ketamintherapie
Ketamin: Therapie oder Droge?
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Ketamin-Therapie ist eine Möglichkeit bei Depressionen.
Ketamin-Therapie ist eine Möglichkeit bei Depressionen.
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So wirkt eine Ketamin-Therapie bei Depressionen

Vor 22 Jahren offenbarte Ketamin sein bis dato unbekanntes Potenzial, als sich bei depressiv Erkrankten nur wenige Stunden nach einer Operation die Stimmung hob, wenn Ketamin als Narkosemittel eingesetzt worden war. Forscher gehen inzwischen davon aus, dass Ketamin über bestimmte Signalwege in der Zelle schnell zur Aktivierung und Ausschüttung bestimmter Nervenwachstumsfaktoren führt, die letztlich für eine zügige Stimmungsaufhellung sorgen. Dagegen setzt dieser Effekt bei einer ganzen Reihe von klassischen Antidepressiva meist erst nach Wochen ein – problematisch bei akuter Suizidgefahr.

Für Betroffene ist seit kurzer Zeit ein neues, rasch wirksamen Mittel auf dem Markt: ein Nasenspray mit dem Wirkstoff Esketamin (Handelsname Spravato). In Deutschland und in den USA ist es als Medikament gegen akute therapieresistente Depressionen zugelassen, allerdings fehlen noch Langzeiterfahrungen.

Ketamin bei Depressionen: Folgen auf Dauer gefährlich

Ketamin macht nicht nur psychisch abhängig. Wer es dauerhaft konsumiert, riskiert sowohl Nebenwirkungen wie Psychosen, Panikattacken, Herzrasen, Übelkeit und Inkontinenz als auch Schäden des zentralen Nervensystems. Im schlimmsten Falle kann ein durch die Substanz bedingter Atemstillstand zum Tod führen.

Wissenschafts- / Medizinjournalist

Thomas Kresser

Studie 5


Wie wirken Ketamin und Esketamin bei Depression?

S5: Das haben Forscher untersucht

Ketamin spielt in letzter Zeit eine immer größere Rolle bei der medikamentösen Behandlung von psychischen Störungen, insbesondere von Depressionen. Wie jedoch verschiedene Varianten des Wirkstoffs Ketamin wirken, ist bis dato unklar. Diese Studie* vergleicht die Wirksamkeit und Verträglichkeit von Ketamin und Esketamin zur Behandlung von unipolarer und bipolarer Depression.
 
*Bahji A et al. Comparative efficacy of racemic ketamine and esketamine for depression: a systematic review and meta-analysis. J Affect Disord. 2021 Jan 1; 278: 542–555. Published online 2020 Sep 23. doi: 10.1016/j.jad.2020.09.071

S5: So ist die Studie aufgebaut

Es handelt sich um eine systematische Überprüfung und Metaanalyse zur Wirksamkeit von Esketamin und Ketamin bei Depression. Einbezogen wurden 24 Studien mit insgesamt 1.877 erwachsenen Studienteilnehmern.

S5: Das hat die Studie ergeben

Insgesamt verbesserten sich die Symptome unter intravenös verabreichtem Ketamin stärker als unter nasal verabreichtem Esketamin. Auch die Remissionsrate (vorübergehendes oder dauerhaftes Nachlassen von Krankheitssymptomen) verbesserte sich unter Ketamingabe, es gab weniger Therapieabbrüche.

Es gibt keine veröffentlichten Studien zur Wirksamkeit von Esketamin bei bipolarer Depression. Doch weisen mehrere Studien darauf hin, dass Ketamin auch bei der Behandlung von bipolarer Depression wirksam ist.

S5: So bewerten die Autoren ihre Resultate

Bisher ist nur Esketamin von der FDA („Food and Drug Administration“, US-amerikanischen Arzneimittelbehörde) zur Behandlung von Depressionen zugelassen. Doch die Autoren sind der Meinung, die vorliegenden Daten deuten darauf hin, dass intravenös verabreichtes Ketamin dem intranasalen Esketamin überlegen ist.

Weitere Studien sind erforderlich, um Wirksamkeit und Sicherheit aller Formen von Ketamin bei der Behandlung von Depressionen zu untersuchen.

Depressionen verstehen: Auslöser

Antriebslos, mutlos, freudlos, kraftlos: Halten solche Gefühle mindestens zwei Wochen und länger an, könnte es sich um eine Depression handeln.

@iStock / laflor

Eindeutig ist das schwer zu sagen, da sich die Erkrankung nicht wie bei einer Platzwunde auf eine einzige Ursache zurückführen lässt. Im Zweifel sollten Betroffene die Beschwerden ernst nehmen und Hilfe suchen. Weil eine Depression sowohl körperliche als auch psychische Anzeichen haben kann, werden auf beiden Seiten nach Auslösern gesucht und diese dann therapiert. Statistisch betrachtet können Menschen in jedem Lebensalter erkranken – Frauen doppelt so häufig wie Männer. Auch Kinder kann es erwischen.

Wissenschafts- / Medizinjournalist

Thomas Kresser

Studie 6


Wie gut hilft eine Psychotherapie Kindern und Jugendlichen mit Depression?

S6: Das haben Forscher untersucht

Kognitive Verhaltenstherapie und interpersonelle Psychotherapie können eine Depression lindern. Wie gut sie bei unterschiedlichen Schweregraden einer Depression helfen, ist jedoch unklar.

Diese Studie* untersucht, wie gut eine Psychotherapie Kindern und Jugendlichen mit einer Depression hilft. Dabei ging es zum einen um die Frage, ob eine Psychotherapie überhaupt wirksam ist, zum anderen darum, wie sie im Vergleich zu anderen Behandlungen abschneidet, zum Beispiel Antidepressiva, Sport oder Entspannungsübungen.
 
*Nußbaumer-Streit, B, et al. Depressionen bei Kindern und Jugendlichen: Führt Psychotherapie im Vergleich zu anderen Therapien zu besseren Ergebnissen? Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen, HT19-04, VS: 1.0, Stand: 14.01.2022 https://www.iqwig.de/sich-einbringen/themencheck-medizin-thema-vorschlagen/hta-berichte/ht19-04.html

S6: So ist die Studie aufgebaut

In die Bewertung wurden 13 systematische Übersichten mit Daten aus insgesamt 150 Studien eingeschlossen, die verschiedene Formen der Psychotherapie (außer der systemischen Therapie) untersucht haben.

S6: Das hat die Studie ergeben

Die Ergebnisse zeigen, dass kognitive Verhaltenstherapie und interpersonelle Psychotherapie depressive Symptome lindern. Die kognitive Verhaltenstherapie scheint auch zusätzlich zur Einnahme von Antidepressiva Vorteile zu haben. Unklar bleibt, welchen Einfluss diese und andere Psychotherapien auf das Suizidrisiko haben.

Wie gut eine Psychotherapie im Vergleich zu anderen nicht medikamentösen Verfahren hilft, konnte nicht beantwortet werden.

S6: So bewerten die Autoren ihre Resultate

Die Autoren erklären, dass kognitive Verhaltenstherapie und interpersonelle Psychotherapie bei Kindern und Jugendlichen mit Depression wirksam sind. Sie räumen jedoch ein, dass die Verfahren im Vergleich zu Antidepressiva zwar ähnlich wirksam scheinen, ob dies tatsächlich so ist, lässt sich aber nicht abschließend beurteilen.

Depressionen: Symptome bei Mann und Frau

Männer und Frauen unterscheiden sich – auch bei Krankheiten. So ist die Depressionsrate bei Frauen doppelt so hoch wie bei Männern. Laut Stiftung Depressionshilfe sind etwa elf Prozent aller Frauen und fünf Prozent aller Männer in Deutschland depressiv. Ein schwankender Hormonspiegel, aber auch soziale Faktoren erklären den Unterschied zwischen den Geschlechtern.

Depressionen treten am häufigsten während der fortpflanzungsfähigen Jahre einer Frau (20 bis 44 Jahre) auf. Das lässt auf einen starken Zusammenhang zwischen den weiblichen Geschlechtshormonen und der Stimmung schließen. Frauen neigen eher dazu, eine Situation nachdenklicher und emotionaler zu bewältigen als Männer.

Frauen haben auch ein höheres Risiko als Männer, eine Traumatisierung zu erleiden, was eine Depression auslösen kann. Dazu kommt bei vielen noch die oft weibliche „Care-Arbeit“ und der damit verbundene „Mental Load“. Das alles trägt zur zusätzlichen Alltagsbelastung bei, raubt Energie und führt zur Erschöpfung.

Die unterschiedliche Sozialisierung bei Jungen und Mädchen spielt ebenfalls eine Rolle. Mädchen sollen fürsorglich und rücksichtsvoll sein. Über Gefühle zu reden, fällt ihnen daher leichter. Jungen dagegen werden eher dazu ermutigt, feminine Verhaltensweisen zu vermeiden und Gefühle runterzuschlucken. Forscher vermuten, die Dunkelziffer an depressiven Männern könnte höher sein – weil sie ihre Beschwerden verheimlichen. Dafür spricht auch, dass die Zahl der Selbstmorde bei Männern mindestens dreimal so hoch ist wie unter Frauen.

Depressionen bei Kindern

Das Lieblingsspielzeug bleibt liegen. Mittags wird im Essen nur gestochert. Abends geht es nur widerwillig ins Bett aus Angst vor Alpträumen. Bereits Kleinkinder können unter Depressionen leiden, stellten Forscher des Hamburger Universitätsklinikum Eppendorf (UKE) in einer Studie fest.

Im Vorschulalter ist rund ein Prozent aller Kinder betroffen, im Grundschulalter sind es bereits zwei Prozent. Nach neuesten Untersuchungen erkranken maximal zehn Prozent der Jugendlichen zwischen 12 und 17 Jahren an einer Depression. Das zieht sich durch alle Schichten. Oft sind es Probleme in der Familie, der Verlust von Mutter oder Vater, physische und emotionale Misshandlung, Schwierigkeiten in der Schule und soziale Isolation, die das seelische Leid auslösen. Aber auch das tägliche Vorbild eines Elternteils, das unter wiederkehrenden depressiven Episoden leidet, eine körperliche Erkrankung oder Nebenwirkungen bestimmter Medikamente können zu einer Depression beitragen.

Je jünger ein Kind ist, desto schwerer fällt es, die Erkrankung zu erkennen. Auf jeden Fall wächst sich eine Depression nicht von allein aus. Aber oft genügt es, wenn die Betroffenen mit Psychotherapien wie einer kognitiven Verhaltenstherapie oder Antidepressiva behandelt werden. Dabei werden die jungen Patienten von Kinder- und Jugendärzten sowie psychotherapeutischen oder psychiatrischen Fachkräften begleitet.

Kind mit Depressionen
Depressionen bei Kindern können viele Auslöser haben.
©iStock / SolStock

Wissenschafts- / Medizinjournalist

Thomas Kresser

Studie 7


Wie viele Kinder und Jugendliche zeigten während Covid-19 Symptome von Depressionen oder Angst?

S7: Das haben Forscher untersucht

Neue Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass die Anzahl psychischer Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen im Laufe der COVID-19-Pandemie stark gestiegen ist.

Diese Studie* will genauere Schätzungen der weltweiten Fälle von Depressionen und Ängsten bei Kindern und Jugendlichen während COVID-19 ermitteln und mit Schätzungen vor der Pandemie vergleichen.
 
*Racine N, et al. Global Prevalence of Depressive and Anxiety Symptoms in Children and Adolescents During COVID-19: A Meta-analysis. JAMA Pediatr. 2021;175(11):1142–1150. doi:10.1001/jamapediatrics.2021.2482

S7: So ist die Studie aufgebaut

In die Meta-Analyse wurden 29 Studien mit weltweit 80.879 Kindern und Jugendlichen bis 18 Jahren (Durchschnittsalter 13 Jahre) aufgenommen. Die Studien wurden zwischen dem 1. Januar 2020 und dem 16. Februar 2021 veröffentlicht.

S7: Das hat die Studie ergeben

Weltweit leidet einer von vier Jugendlichen an klinisch erhöhten depressiven Symptomen, während einer von fünf Jugendlichen klinisch erhöhte Angstsymptome aufweist. Ein Vergleich mit Schätzungen vor der Pandemie legt nahe, dass sich die psychischen Probleme von Jugendlichen während der COVID-19-Pandemie wahrscheinlich verdoppelt haben.

Weitere Analysen ergaben, dass die Erkrankungsraten höher waren, wenn sie später in der Pandemie, bei älteren Jugendlichen und bei Mädchen erhoben wurden.

S7: So bewerten die Autoren ihre Resultate

Die Autoren glauben, dass die COVID-19-Pandemie und die damit verbundenen Einschränkungen und Folgen einen erheblichen Tribut für die Jugendlichen und ihr psychisches Wohlbefinden gefordert haben. Doch die Qualität der Studien war nicht immer gegeben. Sie empfehlen, zukünftig Studien mit repräsentativen Stichproben und / oder sogenannten Längsschnitt-Follow-up-Studien durchzuführen, um Veränderungen bei psychischen Symptomen vor und nach der Pandemie aufzuzeigen.

Auslöser für akute Depression

Traumatische Erlebnisse wie Gewalt und Missbrauch, Krisen wie Jobverlust und Trennungen oder schwere Krankheiten: Alles, was die Psyche belastet, kann eine depressive Verstimmung oder Depression auslösen. Die Symptome sind: zunehmender Rückzug, Freud- und Interessenlosigkeit, Erledigungen des Alltags werden mehr und mehr zu Last.

Wer an psychosozial bedingten Depressionen erkrankt, spürt dies meist auch körperlich: Häufig lassen der Appetit oder die Lust auf Sex nach. Viele Betroffene klagen über Schlafstörungen, fühlen sich permanent schlapp und müde, einigen schmerzt der Kopf, bei manchen gerät sogar das Herz aus dem Takt. Zunächst können Medikamenten helfen. Danach ist eine kognitive Verhaltenstherapie empfehlenswert, in denen die Betroffenen lernen, negative Gedankenspiralen zu unterbrechen, positive Aktivitäten und positive soziale Beziehungen aufzubauen.

Auch eine Wachtherapie kann eine Therapieoption sein. Denn gilt Schlaf ansonsten als heilsam, kann er Depressionen verschlimmern. Wissenschaftler vermuten, dass das mit gestörten REM-Phasen oder der im Schlaf verminderten Serotoninproduktion zusammenhängt. Dagegen hilft der Entzug (meist stationär angewandt). Eine Nacht bleiben die Patienten wach und gehen erst in der darauffolgenden Nacht wieder ins Bett. Der Gemütszustand kann sich bereits nach einer einzigen durchwachten Nacht verbessern. Bei den meisten Patienten ist der Effekt aber nur vorübergehend.

Sind Depressionen vererbbar?
Die Veranlagung für eine Depression kann vererbt werden.
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Sind Depressionen vererbbar?

Jeder Mensch ist mal verstimmt oder verzweifelt. Aber sind Depressionen genetisch bedingt? Dass bei einer genetisch bedingten Veranlagung dieser Zustand in eine richtige Depression münden kann, ist gut belegt. Schuld daran ist aber kein einzelnes Gen, sondern eher eine Vielzahl genetischer Veränderungen, die bei einer ungünstigen Konstellation das Erkrankungsrisiko erhöhen.

Studien haben gezeigt, Menschen, bei denen nahe Familienmitglieder an einer Depression leiden, haben ein etwa zwei- bis dreifach höheres Risiko, selbst zu erkranken. Ist etwa ein Elternteil betroffen, besteht für jedes Kind eine um 50 Prozent erhöhte Wahrscheinlichkeit, irgendwann selbst zu erkranken.

Depressionen und Alkohol
Nicht selten gehen Depressionen und Alkoholismus Hand in Hand.
©iStock / digitalskillet

Depressionen und Alkohol

Der Alltag erscheint langweilig und sinnlos – ein typisches Lebensgefühl in einer Depression. Alkohol und Drogen können mentale Abwechslung versprechen, die ohne eigene körperliche Anstrengung abrufbar ist.

Mehr als sechs Millionen Menschen in Deutschland trinken Alkohol in gesundheitlich riskanten Mengen, etwa 1,7 Millionen Menschen gelten als alkoholabhängig. Schätzungsweise 30 Prozent von ihnen leiden zusätzlich an Depressionen, bei den Männern 24 Prozent und bei den Frauen etwa 49 Prozent. Unter Menschen mit Alkoholproblemen ist die Depression verbreiteter als in der Gesamtbevölkerung.

Werden Menschen depressiv, weil sie trinken? Oder trinken sie, weil sie depressiv sind? Beides ist möglich, die Kombi ist immer verheerend. Wie bei anderen Drogen auch – zum Beispiel Nikotin oder Kokain – kann aus einem Alkoholabusus eine Depression erwachsen, weil der hohe Konsum auf lange Sicht die Gehirnstruktur verändert. Alkohol hemmt direkt die Botenstoffe und die Reizübermittlung im Gehirn. In den meisten Fällen jedoch entsteht Alkoholismus als eine Folge der Depression. Viele depressive Menschen trinken Alkohol, um die Krankheitssymptome zu dämpfen und noch funktionieren zu können.

Depression durch Stress

Dauerstress kann zu Veränderungen im Körper und insbesondere zu neurobiologischen Veränderungen im Gehirn führen. Bei einer neurobiologisch bedingten Depression ist der Stoffwechsel im Gehirn gestört. Das Gleichgewicht von Botenstoffen wie Serotonin gerät aus der Balance. Sie sind zum Beispiel in zu geringer Zahl vorhanden.

Im Gegensatz dazu werden die Stresshormone Adrenalin, Noradrenalin und Cortisol vermehrt ausgeschüttet. Die Folge: Botenstoffe können ihrer Aufgabe, bestimmte Informationen von Nervenzelle zu Nervenzelle weiterzuleiten, nicht genügend nachkommen, was wiederum zu Depressionssymptomen führen kann.

Umgekehrt geraten Menschen mit einer vorhandenen Depression viel leichter in Stress, da ihr Kontrollsystem für Stresshormone gestört ist. Eine medikamentöse oder psychotherapeutische Behandlung wirkt diesem Ungleichgewicht effektiv entgegen.

Depressionen: Stress bei der Arbeit
Stress kann Depressionen auslösen, Depressive fühlen sich aber auch schneller gestresst.
©iStock / AaronAmat

Depressionen in der Partnerschaft

72 Prozent der depressiv erkrankten Menschen sagen über sich, dass sie keine Gefühle für andere Menschen empfinden können. Wer diese Zahl kennt, wird nicht überrascht sein, dass es bei der Hälfte der Betroffenen zu Problemen in der Partnerschaft kommt. Oft deswegen, weil depressive Menschen häufig den starken Drang verspüren, sich zurückzuziehen. Das führt zu Missverständnissen und daraus resultierenden Problemen. Der Partner fühlt sich vielleicht nicht mehr geliebt, was – siehe oben – zwar bedingt stimmt, aber eben der Krankheit geschuldet ist.

Depressionen in Verbindung mit anderen psychischen Auffälligkeiten

Psychische Störungen und Auffälligkeiten treten praktisch nie in einer medizinisch reinen Definition auf. Fast immer verschwimmen verschiedene Faktoren und Symptome zu einem eigenen, ganz individuellen Krankheitsbild, das im Idealfall ebenso individuell betrachtet und therapiert wird.

@iStock / AndreyPopov

Neben den verschiedenen Formen einer Depression, die sich in der medizinischen Definition etabliert haben (rezidivierende Depressionen, akute Depressionen, chronische Depressionen etc.), gibt es immer wieder im Zusammenhang mit Depressionen diagnostizierte Komorbiditäten, die wie die Bipolare Störung ein neues Krankheitsbild mit eigenem ICD10-Code beschreiben.

Angststörungen und Depressionen
Depressionen kommen oft einher mit Angststörungen.
©iStock / ljubaphoto

Angststörungen und Depression

70 bis 80 Prozent der Menschen, die an Depressionen leiden, berichten auch über Angstgefühle. Bei der Abgrenzung dieser Störungsbilder fallen immer wieder ähnliche Symptome auf, die aber unterschiedliche Gründe haben können. Darüber hinaus unterscheidet die Medizin auch bei den Angststörungen zwischen verschiedenen Formen.

Generalisierte Angststörung

Eine generalisierte Angststörung kann nach außen wie eine extrem negative Sicht auf alle möglichen Bereiche des Lebens wirken: Angst vor Jobverlust, Angst vor finanziellem Absturz, Angst vor Gesundheitsproblemen etc. Im Ergebnis verdüstern sie die Stimmung. Die Symptome sind denen einer Depression sehr ähnlich, allerdings fehlt die Antriebslosigkeit.

Panikattacken

Panikattacken erleben Betroffene als schnell einschießende, sehr starke Angstgefühle, die ebenso ausgeprägte körperliche Symptome wie Atemnot, Brustschmerzen, Erstickungsgefühle und Schwindel mit sich bringen können. Panikattacken ebben in der Regel nach ein paar Minuten wieder ab.

Soziale Phobien

Ängste im menschlichen Miteinander laufen in der Medizin unter soziale Phobien. Betroffene vermeiden Sozialkontakte, weil sie sich nicht sicher vor Kritik und Ablehnung fühlen.

Angst und Depression gemischt

Von „Angst und Depression, gemischt“ sprechen Mediziner, wenn beide Störungsbilder diagnostiziert, aber nicht klar voneinander abgegrenzt werden können.

Angststörungen und Depressionen haben nicht nur ähnliche Symptome, sondern möglicherweise auch ähnliche Ursachen. Das legt eine Untersuchung der Philipps-Universität Marburg nahe. Die Forscher hatten eine genetisch ähnliche Veranlagung festgestellt.

Als sehr wahrscheinlich aber gilt, dass neben genetischen auch familiäre und gesellschaftliche Einflüsse eine Rolle spielen. Texanische Forscher fanden heraus, dass gerade Kinder, die verschiedenen Stressfaktoren wie familiären Problemen oder Mobbing ausgesetzt waren, ein höheres Erkrankungsrisiko haben.

Burnout und Depression

Eine international wissenschaftlich anerkannte und klar definierte Burnout-Diagnose gibt es nicht. Von Burnout wird gesprochen, wenn die Betroffenen sehr erschöpft sind, unter Schlafstörungen leiden, sich überfordert fühlen oder großen emotionalen Druck spüren. All das können allerdings auch Symptome einer ausgewachsenen Depression sein.

Die Bezeichnung Burnout fällt klar in die Kategorie „gesellschaftlich anerkannte Modekrankheit“, auch wenn die Symptome unbedingt ernst genommen werden müssen. Wer tatsächlich nur erschöpft ist, weil er sich überarbeitet hat, kann in den Urlaub flüchten und künftig kürzertreten.

Versteckt sich aber eine Depression hinter den Burn-Out-Beschwerden, könnte genau das der falsche Weg sein. Schlaf hilft bei Überarbeitung, kann bei einer Depression aber kontraproduktiv sein.

Ähnlich sieht es mit Urlaub aus: Zum Ausspannen eine wunderbare Sache, aber Menschen mit einer depressiven Störung erleben ihre seelische Situation in einer fremden Umgebung oft als noch bedrohlicher.

Burnout, dabei ist es eine Depression.
Hinter Bunrout-Beschwerden kann eine Depression stecken.
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Narzisstische Depressionen
Narzisstische Depressionen sind oft schwerer therapierbar.
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Narzisstische Depression

Anders als beim medialen Interesse zu vermuten, läuft Narzissmus im Klassifizierungssystem der WHO nur unter „Sonstige spezifische Persönlichkeitsstörungen“. Quasi ein B-Promi unter den Persönlichkeitsstörungen.

Anders auch als der Alltagsbegriff beschreibt Narzissmus nicht etwa nur eine toxische Charaktereigenschaft, sondern eine komplexe Persönlichkeitsstörung, die häufig von Komorbiditäten wie Angststörungen, Suchtproblemen oder Depressionen begleitet wird. Gerade in Krisensituationen – für die narzisstische Persönlichkeiten empfänglicher sind oder die sie als bedrohlicher empfinden – kann es einen direkten Weg vom Narzissmus in eine depressive Episode geben. Pathologische oder maligne Narzissten haben eine besonders hohe Suizidrate.

Narzisstische Persönlichkeiten gelten aufgrund der oft fehlenden Krankheitseinsicht als relativ schwer therapierbar. Haben sie psychische Probleme, schieben sie diese oft auf Folgeerkrankungen wie Sucht oder Depressionen.

Diese Kombination aus falscher Selbsteinschätzung und mangelnder Einsicht macht es für Therapeuten oft schwer, ein vertrauensvolles Verhältnis zum Patienten aufzubauen. Das wirkt sich negativ auf einen möglichen Therapie-Erfolg aus.

Bipolare Störung

Von der bipolaren Störung oder auch manisch-depressiven Störung ist etwa jeder Hundertste betroffen. Bipolare Menschen erleben oft ein fast unerträgliches Wechselbad zwischen Aktivität und Passivität. Bipolar geprägte Menschen wechseln zwischen manischen, also sehr aktiven oder hypomanen Phasen und tiefen Depressionslöchern. Im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung haben sie ein 20-fach erhöhtes Suizid-Risiko. Zwischendurch erleben sie immer auch – durchaus auch längere – Episoden ohne Ausschlag zur einen oder anderen Seite.

Vermuteter Auslöser für eine bipolare Störung ist eine Wechselwirkung zwischen biologischen, psychischen und sozialen Komponenten. Darüber hinaus lassen häufig beobachtete Störungen im Gleichgewicht der Neurotransmitter darauf schließen, dass eine genetische Vulnerabilität vorliegt.

Depressionen vorbeugen

Gegen Karies hilft Zähneputzen. Aber kann man auch Depressionen vorbeugen? Gegen Depressionen gibt es keinen narrensicheren Tipp. Selbst der gesündeste Lebensstil bewahrt nicht unbedingt vor einer Episode der seelischen Verstimmung. Doch wer das Gefühl hat, sein eigenes Befinden kontrollieren und aktiv in die Hand nehmen zu können, kann das Erkrankungsrisiko verringern und Geist sowie Körper gegen eine depressive Störung wappnen.

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Depressionen: Gesunde Ernährung als Basis für eine gesunde Seele
Die Ernährung kann Einfluss auf unser Seelenheil haben.
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Ernährung, die Basis für eine gesunde Seele

„Du bist, was du isst.“ Dieser Satz aus der Mottenkiste hat immer noch Gewicht – auch für die mentale Gesundheit. Doch obwohl die Verbindung von Psyche und Nahrung schon seit der Antike bekannt ist, war sie in der modernen Medizin lange Zeit nicht anerkannt. Seit einigen Jahren jedoch gehen Wissenschaftler und Ärzte der Frage nach, in welcher Form die Ernährung Einfluss auf psychische Erkrankungen wie eine Depression nimmt.

Im Rahmen verschiedener Studien wurde sie untersucht mit dem Fazit, dass gesunde Mahlzeiten mit entzündungshemmenden Lebensmitteln, ballaststoffreichen Vollkornprodukten, pflanzlichen Eiweißlieferanten und guten Fetten die Psyche positiv stimmen können. Als besonders ausgewogen und artgerecht gilt die mediterrane Kost mit frischem Obst und Gemüse, Nüssen, Olivenöl, Hülsenfrüchten und Fisch.

Spurenelemente wie B-Vitamine und Magnesium sollten ebenfalls nicht fehlen. Sie sind besonders wichtig für das Nervensystem und die Unterstützung des Energiestoffwechsels. Als Stimmungsaufheller aus der Pflanzenwelt haben sich Gewürze wie Johanniskraut, Zimt und Safran bewährt. Die Heilpflanzen enthalten Stoffe, die unter anderem den Serotonin- und Noradrenalin-Stoffwechsel ankurbeln und bei leichten bis mittelschweren Formen eine Alternative zum Antidepressivum sein können.

Lebensmittel wie Weißmehlprodukte, Süßgetränke und Mais, die den Blutzucker zu rasch ansteigen lassen, sollten möglichst vom Speiseplan gestrichen werden. Sie können entzündliche Prozesse im Körper auslösen, die vermehrt Zytokine (Proteine) im Gehirn zirkulieren lassen. Experten vermuten, dass Zytokine die empfindliche Balance von Dopamin (Glückshormon) und Noradrenalin (Stresshormon) durcheinanderbringen und die Produktion von Glückshormonen ausbremsen. Diese Unausgewogenheit kann das Risiko für eine depressive Erkrankung erhöhen.

Ausnahme dunkle Schokolade (mindestens 75 Prozent Kakaoanteil): Sie macht tatsächlich glücklich, weil sie die Ausschüttung der als „Glückshormone“ bekannten Stoffe Dopamin und Serotonin fördert.

Sport, Bewegung, Aktivität und Licht

Care-Arbeit (früher hieß das unter anderem Kinderbetreuung und Altenpflege) kann das Gemüt belasten, Mental Load (Kurzform für: an alles denken, an das gedacht werden muss) tut es auch, genauso wie eine zu lange To-do-Liste. Wichtig sind Ausgleich und Entlastung. Das geht etwa durch das Schaffen von Ruheinseln, Abgeben von Aufgaben und gutes Kümmern um sich selbst. Regeneration ist das Stichwort. Das kann auf der mentalen Ebene mit Meditation, Yoga oder mit einem Spaziergang durch den Wald stattfinden.

So wirkt erwiesenermaßen 20- bis 30-minütiges Gehen am Morgen gleich dreifach: Es versorgt den Körper mit Sauerstoff, macht fit und hebt die Stimmung. Bewegung und natürliches Licht kurbeln die Serotonin-Produktion an. Sport sorgt ebenfalls für ein besseres Wohlbefinden und Körpergefühl, zudem werden dabei stimmungsaufhellende Endorphine freigesetzt. Das muss kein Hochleistungssport sein, entscheidend ist der Spaßfaktor, weswegen Tanzen, Yoga, Schwimmen oder Nordic Walking reichen.

Bei mangelndem Tageslicht gerät die innere Uhr durcheinander, der Haushalt der Botenstoffe Serotonin und Melatonin aus dem Gleichgewicht, was sich in einer „saisonal abhängige Depression“, kurz SAD, äußern kann. Laut einer Studie der Techniker Krankenkasse ist fast jeder Dritte in Deutschland von einer Winterdepression betroffen. Daher sollten Betroffene auch an trüben Tagen raus in die Natur, weil sie selbst bei wolkenverhangenem Himmel immer noch eine Lichtstärke von 2.000 bis 4.000 Lux abbekommen.

Sport gegen Depressionen.
Sport regt den Serotoninspiegel an und arbeitet so gegen Depressionen.
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Wissenschafts- / Medizinjournalist

Thomas Kresser

Studie 8


Wie wirken sich kognitive Verhaltenstherapie und ein zusätzliches achtsamkeitsbasiertes Training auf die Körperwahrnehmung bei Depression aus?

S8: Das haben Forscher untersucht

Die Wahrnehmung der eigenen Körpersignale ist bei Menschen mit Depression herabgesetzt. Die Studie* untersucht, wie sich eine kognitive Verhaltenstherapie auf die Körperwahrnehmung bei Depression auswirkt. Zusätzlich wird die Wirkung von achtsamkeitsbasiertem Stressreduktionstraining (MBSR) im Zusammenhang mit der kognitiven Verhaltenstherapie untersucht.
 
*Karanassios G, et al. The Effects of a Standardized Cognitive-Behavioural Therapy and an Additional Mindfulness-Based Training on Interoceptive Abilities in a Depressed Cohort. Brain Sci. 2021, 11(10), 1355; https://doi.org/10.3390/brainsci11101355

S8: So ist die Studie aufgebaut

60 depressive Patienten wurden über vier Wochen in zwei verschiedenen Therapie-Settings untersucht:
 
1.     Kognitive Verhaltenstherapie.
2.     Kognitive Verhaltenstherapie mit MBSR
 
Die Veränderung der Körperwahrnehmung wurde mit Ausgangsdaten gesunder Kontrollpersonen verglichen.

S8: Das hat die Studie ergeben

Die depressiven Patienten zeigten zu Beginn der Studie eine geringere Achtsamkeit und verringerte Fähigkeiten, die eigenen Körpersignale wahrzunehmen, als gesunde Kontrollpersonen.

Nach der kognitiven Verhaltenstherapie haben sich die depressiven Symptome nachweisbar verbessert. Auch eine erhöhte Achtsamkeit und eine bessere Körperwahrnehmung waren auszumachen.

Ein Unterschied zwischen einer alleinigen Behandlung mit kognitiver Verhaltenstherapie und einer Behandlung zusätzlich mit MBSR zeigte sich nicht.

S8: So bewerten die Autoren ihre Resultate

Die Autoren sehen in der kognitiven Verhaltenstherapie eine effektive Behandlung, um die Körperwahrnehmung zu verbessern. Von einem zusätzlichen Achtsamkeitstraining profitieren depressive Patienten nicht. Daraus schlussfolgern die Autoren, dass die kognitive Verhaltenstherapie allein eine effiziente Behandlung zur besseren Körperwahrnehmung darstellt.

Dennoch waren die Autoren überrascht, dass eine zusätzliche Kombination mit MBSR keinen zusätzlichen Effekt hatte. Hier sind zukünftige Studien nötig, um die Wirkung von MBSR als eigenständige Therapie zu untersuchen.

Depression – wann geht’s in die Geschlossene?

Stichwort Zwangseinweisung. Juristisch betrachtet gibt es in Deutschland nur zwei Gründe, warum Menschen dazu gezwungen werden können, sich in einer geschlossenen psychiatrischen Einrichtung unterbringen zu lassen:

  1. Akute und erhebliche Selbstgefährdung > Ist dann der Fall, wenn der psychische Gesundheitszustand eines Menschen eine Bedrohung für sich selbst darstellt. Er also droht, sich umzubringen oder zu verletzen.
  2. Akute und erhebliche Fremdgefährdung > Wird relevant, wenn die Gefahr besteht, dass ein psychisch kranker oder auffälliger Mensch Angehörige oder die öffentliche Ordnung und Sicherheit bedroht.

@iStock / coldsnowstorm

Akute Depression: Freiheitsbeschränkung nur in ausgewiesenen Notfällen

Geschieht die Unterbringung in der geschlossenen Psychiatrie gegen den Willen eines Patienten, spricht man von einer Zwangseinweisung. Das erfüllt den Tatbestand einer Freiheitsbeschränkung und ist deshalb nur in ausgewiesenen Notsituationen erlaubt.

Prinzipiell gilt in Deutschland der Grundsatz, dass jeder Mensch ein Recht auf Nicht-Behandlung hat. Geht von einer Person keine Fremd- oder Eigengefährdung aus, kann sie selbst entscheiden, ob sie sich zum Beispiel im Fall einer schweren Depression therapieren lassen möchte oder nicht. Das gilt auch für den Fall, dass ein Arzt ausdrücklich zu einer stationären Therapie geraten hat.

akute Depression
Bei einer akuten Depression wird unter Umständen eine Zwangseinweisung erforderlich.
@iStock / Iri-s
Depressionen und gerichtliche Einweisung
Ein Einweisungsbeschluss ist in aller Regel nach sechs Wochen von einem Gericht zu prüfen.
@iStock / Zolnierek

Gericht überprüft Einweisung nach sechs Wochen

Liegt tatsächlich ein Grund für eine Zwangseinweisung vor, muss zunächst ein Arzt mit entsprechender Qualifikation – das kann der Hausarzt sein – nach persönlicher Untersuchung vor Ort eine Zwangseinweisung unterschreiben. Die Einweisung in eine psychiatrische Klinik erfolgt durch das Ordnungsamt. Bei Gefahr im Verzug wird der Transport von einem Behördenvertreter oder Polizisten begleitet. Der Beschluss zur „Unterbringungsmaßnahme“ muss am Folgetag der Einweisung vorliegen, sonst muss der Patient entlassen werden. In den meisten Bundesländern muss der Einweisungsbeschluss nach sechs Wochen von einem Gericht geprüft werden.

Depressionen: Angehörige und Freunde können helfen

Depressionen sind nicht nur für die Betroffenen eine Qual, sondern oft auch für Verwandte und Freunde, denn die Krankheit kann vertraute und geliebte Menschen zu Fremden machen. Es kommt nicht selten vor, dass die Nahestehenden die Schuld dafür nicht in der Krankheit, sondern bei sich selbst suchen. Wichtige Punkte sind in diesem Zusammenhang die Kommunikation mit depressiven Menschen, aber auch die Hilfen, die es für die gibt, die helfen wollen.

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Ganz am Anfang steht immer die Frage, wie Angehörige Depressionen erkennen können. Es sind vor allem drei Symptome, die aufmerksam machen sollten:

  • niedergeschlagene Stimmung
  • Freudlosigkeit, Desinteresse
  • Antriebslosigkeit und schnelle Ermüdung

Dazu kommen weitere Anzeichen. Deutliche, wie zum Beispiel Suizidgedanken, aber es gibt auch Symptome, die nicht so klar sind:

  • niedriges Selbstwertgefühl
  • Pessimismus und Hoffnungslosigkeit
  • Gefühle von Schuld und Wertlosigkeit
  • übertriebene Zukunftsängste
  • Schlafstörungen
  • Konzentrationsschwierigkeiten
  • Appetitmangel

Was können Angehörige von Depressiven im ersten Schritt tun?

Erste Hilfe bei Depression durch Angehörige und enge Freunde: den Betroffenen dabei helfen zu verstehen, dass sie möglicherweise unter einer Depression leiden. Dazu bietet die Deutsche Depressionshilfe online einen Selbsttest an. Der wichtigste Schritt ist allerdings immer – wie bei allen schwerwiegenden Erkrankungen – der in die Arztpraxis. Hier können Freunde und Verwandte helfen, indem sie zum Beispiel für den betroffenen Menschen einen Termin vereinbaren. Das kann deshalb wichtig sein, weil Depressive dazu neigen, die Schuld bei sich selbst zu suchen und deshalb glauben, dass Ihnen Ärzte nicht helfen können. Anderen fehlt schlicht Kraft, dazu diesen Schritt zu gehen.

Depressionen - Mutter (Angehörige) tröstet ihre depressive Tochter
Angehörige können der depressiven Person helfen, Termine zu vereinbaren.
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Die Perspektive von Depressiven verstehen

Ist ein nahestehender Mensch depressiv, dann ist es für die Umgebung ausgesprochen hilfreich, sich den Blick auf das Leben durch die „Brille“ eines Depressiven vorzustellen. Das unterstützt dabei zu erkennen, dass das Desinteresse nichts mit einem selbst zu tun hat, sondern Teil der Krankheit ist. Bei der Mutlosigkeit und dem fehlenden Antrieb gilt das Gleiche: Sie sind Teil der Depression und nicht eine Reaktion darauf. Für Patienten, Verwandte und Freunde gilt: Depression müssen für Angehörige erklärt werden. Sich mit dem Thema Depression aktiv zu beschäftigen, also darüber zu lesen und mit Ärzten zu sprechen ist immer hilfreich – für alle Beteiligten.

Kommunikation mit depressiven Menschen

Es gibt wohl nur wenige Menschen, die mit depressiven Verwandten oder anderen nahestehenden Menschen zu tun hatten und sich selbst dabei nicht ohnmächtig fühlten, weil echte Hilfe von Laien nicht möglich scheint. Zwar kann der Lebenspartner oder der Freund tatsächlich wenig tun, um die Depression zu heilen, aber hilfreich kann er trotzdem sein. Für die Kommunikation mit depressiven Menschen gilt: Verständnis äußern und gewisse Regeln beachten.

  • Zurückweisung und Distanzierung nicht persönlich nehmen
  • freundlich und zugewandt sein – keine Vorwürfe
  • Gespräche möglichst wenig steuern
  • die Krankheit ernst nehmen und nicht herunterspielen
  • Verständnis zeigen
  • Hilfsmöglichkeiten aufzeigen und konkret suchen
  • Arbeit nur dann abnehmen, wenn es nicht anders geht – Schonung vermeiden
  • beruhigen, dass depressiv nicht bedeutet, „irre“ zu sein
  • begleiten – auf dem Weg zum Arzt, beim Spaziergang, beim Essen …
  • feste Alltagsstrukturen schaffen Halt
  • die Medikamenteneinnahme beobachten, ohne zu kontrollieren

Wenn akute Suizidgedanken beim erkrankten Menschen aufkommen, muss tatkräftig geholfen werden:

  • Äußerungen sehr ernst nehmen und das auch zeigen
  • Betroffene zum behandelnden Arzt oder in die nächste psychiatrische Klinik begleiten
  • alternativ die Feuerwehr rufen
  • den Depressiven nicht allein lassen
  • gefährliche Gegenstände entfernen
Depressionen - Kommunikation mit einem depressiven Menschen
Bei der Kommunikation mit depressiven Menschen sollten ein paar Regeln beachtet werden.
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Depressionen und  was Freunde und Angehörige nicht tun sollten
Es gibt auch Dinge, die Angehörige und Freunde von Depressiven besser nicht tun sollten, wenn sie helfen wollen.
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Was sollten Angehörige und Freunde von Depressiven nicht tun?

Ungeduld und viele gute Ratschläge sind im Umgang mit depressiven Menschen kontraproduktiv. Zur Erinnerung: Depressive Menschen erkennt man auch daran, dass sie antriebslos und desinteressiert sind und schnell ermüden. Entsprechend braucht es bei Verwandten und Freunden viel Geduld und wenig Drängeln. Das gilt zum Beispiel auch bei Schmerzen. Auch leichte Schmerzen können von Erkrankten deutlich stärker wahrgenommen werden, als von gesunden Menschen. Oder anders gesagt: Depressive dramatisieren nicht, sie nehmen ihre Situation als dramatisch wahr.

Der Rat, sich „ein wenig zusammenzureißen“, ist entsprechend schädlich und nicht hilfreich. Gleiches gilt für Diskussionen darüber, dass die Lage des Depressiven, objektiv betrachtet, gar nicht so schlimm wie empfunden ist. Kernbestandteil der Krankheit ist genau diese Unfähigkeit, eine Situation nicht richtig wahrzunehmen. Da helfen keine Streitgespräche, sondern nur die fachlich richtige Behandlung.

Hilfreich können andere für die Kranken vor allem dann sein, wenn sie die Eigeninitiative unterstützen, etwas gegen die Depression zu unternehmen. Wenig sinnvoll ist zumeist auch der Rat, „ein paar Tage“ wegzufahren. Warum? Weil eine andere Umgebung dazu führen kann, noch mehr zu verunsichern, als zum „Abschalten“ beizutragen.

Depressionen: Hilfe von Freunden und Angehörigen

Wer die Worte „Depressionen Hilfe für Angehörige“ in die Suchmaschine eingibt, wird schnell feststellen, dass er oder sie nicht allein mit dieser Frage ist. Wer sich akut überfordert fühlt, kann jederzeit Hilfe bei der Telefonseelsorge suchen: 0800-1110111 oder 0800-1110222. Die Gespräche sind sowohl anonym als auch kostenlos. Dazu bieten die Telefonseelsorgen auch den Kontakt per Chat oder per Mail an. Mehr dazu unter www.telefonseelsorge.de.

Dazu gibt es für weitere Informationen auch das Info-Telefon Depression der Deutschen Depressionshilfe: 0800-33 44 533 (Montag, Dienstag, Donnerstag von 13:00 – 17:00 Uhr und Mittwoch sowie freitags von 8:30 – 12:30 Uhr). Eine weitere Anlaufstelle ist der Bundesverband der Angehörigen psychisch erkrankter Menschen, der auch telefonische Hilfe anbietet. Und: Es gibt auch Selbsthilfegruppen für Angehörige von Menschen mit Depression. Weitere Option: Familiencoach für Depression. Hier sind auch E-Health-Angebote möglich.

Grundsätzlich gilt beim Umgang mit depressiven Menschen: Die Helfer dürfen sich bei bei aller Sorge und Fürsorge nicht selbst vergessen. Nur wer sowohl physisch als auch psychisch bei Kräften ist, kann kräftig unterstützen. Ablenkung und Entspannung sind auch für gesunde Lebenspartner wichtig. Deshalb sollte Zeit für Hobbys oder andere Menschen bleiben.

Quellen

– https://www.aok.de/pk/magazin/koerper-psyche/psychologie/wie-angehoerige-von-depressiven-helfen-koennen/
– https://www.deutsche-depressionshilfe.de/depression-infos-und-hilfe/rat-fuer-angehoerige
-https://www.patienten-information.de/kurzinformationen/depression-ratgeber-fuer-angehoerige#
– https://www.bapk.de/angebote/seelefon.html

Depressionen: Telefonseelsorge.
Es fällt oft schwer, sich bei Depressionen Hilfe zu suchen.
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Wissenschafts- / Medizinjournalist

Thomas Kresser

Studie 9


Wie hängen eine tägliche Veränderung des Schlafs und depressive Kernsymptome bei Patienten mit schwerer Depression zeitlich zusammen?

S9: Das haben Forscher untersucht

Es besteht ein enger Zusammenhang zwischen Schlaf und schweren Depressionen. Ziel dieser Studie* war, zeitliche Zusammenhänge zwischen Schlaf und Depression bei Patienten mit einer schweren depressiven Störung zu untersuchen.
 
*Lorenz N et al. Temporal Associations of Daily Changes in Sleep and Depression Core Symptoms in Patients Suffering From Major Depressive Disorder: Idiographic Time-Series Analysis, JMIR Ment Health 2020;7(4):e17071 doi: 10.2196/17071

S9: So ist die Studie aufgebaut

Bei 22 Patienten mit einer schweren Depression wurden Zeitreihendaten der täglichen Schlafbeurteilung (Zeit im Bett und Gesamtschlafzeit) und selbst eingeschätzte Kernsymptome der Depression analysiert. Die Analyse ging über durchschnittlich 173 Tage pro Patienten.

S9: Das hat die Studie ergeben

Der größte Teil der Veränderungen bei den depressiven Kernsymptomen konnte durch die Schlafenszeit erklärt werden: Eine längere Zeit im Bett wie auch eine längere Gesamtschlafzeit führte in den meisten Fällen zu einer Zunahme der depressiven Kernsymptome.

Eine Veränderung des Schlafs oder der depressiven Symptome hatte den größten Einfluss auf die jeweils andere Variable in den folgenden 2 bis 4 Tagen.

S9: So bewerten die Autoren ihre Resultate

Die Autoren sehen in der Verwendung von Zeitreihen die Möglichkeit, bessere Aussagen auf individueller Ebene zu treffen. So könnten Behandler erkennen, ob bei einem Patienten ein zeitlicher Zusammenhang zwischen Schlaf und Depression besteht und wie sich eine Schlafveränderung auswirkt. Wenn die Daten zum Beispiel darauf hindeuten, dass eine längere Schlafdauer depressive Symptome verschlimmert, könnte eine therapeutische Schlafeinschränkung eine vielversprechende Behandlung sein. Dieses Wissen könnte auch von den Patienten für Selbstmanagement-Maßnahmen genutzt werden.

Wissenschafts- / Medizinjournalist

Thomas Kresser

Studie 10


Ist Depression tatsächlich mit einem niedrigen Serotonin-Spiegel assoziiert?

S10: Das haben Forscher untersucht

Die Serotonin-Hypothese der Depression ist nach wie vor einflussreich. Ziel der Studie ist, die Erkenntnisse, ob Depressionen mit einer verminderten Serotonin-Konzentration oder Serotonin-Aktivität einhergehen, in einer systematischen Übersichtsarbeit über die wichtigsten relevanten Forschungsbereiche zusammenzufassen und zu bewerten.

S10: So ist die Studie aufgebaut

Insgesamt wurden 17 Studien aus verschiedenen Datenbanken bis Dezember 2020 einbezogen. Bei den Studien handelte es sich um systematische Übersichten, Meta-Analysen und große Datenbankstudien.

Die Qualität der Studien war unterschiedlich, wobei einige genetische Studien von hoher Qualität waren.

S10: Das hat die Studie ergeben

Die verschiedenen Übersichts-Studien zur Serotoninforschung liefern keine Beweise für einen Zusammenhang zwischen Serotonin-Aktivität oder -Konzentration und Depression. Einige Ergebnisse deuten darauf hin, dass die langfristige Einnahme von Antidepressiva die Serotoninkonzentration sogar verringert.

S10: So bewerten die Autoren ihre Resultate

Die Autoren erklären, dass ihre umfassende Überprüfung der wichtigsten Forschungsstränge zum Thema Serotonin zeigt, dass es keine überzeugenden Beweise für einen Zusammenhang von Serotonin-Aktivität und Depression gibt. Sie betonen, dass qualitativ hochwertige, gut durchgeführte genetische Studien einen genetischen Zusammenhang ausschließen.

Sie räumen aber auch ein, dass die Ergebnisse der Übersichtsarbeit von der Qualität der eingeschlossenen Studien abhängen und anfällig für deren Einschränkungen sind. Die meisten der eingeschlossenen Studien wurden als qualitativ niedrig eingestuft.

Die Autoren meinen dennoch, dass es an der Zeit ist, anzuerkennen, dass die Serotonin-Theorie der Depression empirisch nicht belegt ist.

FAQ

Was ist eine Depression?

Depressionen, früher auch Schwermut, gehören zu den häufigsten seelischen Erkrankungen. Zu den typischen Symptomen gehören gedrückte Stimmung, Interessenlosigkeit, verminderter Antrieb und ein tiefes Gefühl der Traurigkeit.

Unterschieden wird zwischen verschiedenen Formen einer Depression. Neben chronischen oder sehr langanhaltenden Depressionen gibt es auch akute Depressionen, die oft durch ein negatives Erlebnis (Tod, Verlust eines Partners) ausgelöst werden können.

Akute Depressionen können mit etwas Glück schon nach wenigen Wochen unbehandelt wieder ausheilen. Chronische Depressionen sollten immer behandelt werden, da schwere Depressionen bei Betroffenen einen Selbstmord als echte Option erscheinen lassen können.

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Wie erkenne ich, ob ich depressiv bin?

Ist die Bewältigung alltäglichster Dinge wie Duschen eine unüberwindbare Hürde geworden? Ist der Sexualtrieb praktisch nicht mehr vorhanden? Schlafstörungen? Schuldgefühle? Hoffnungslosigkeit? Konzentrationsschwierigkeiten? Das sind Dinge, die depressive Menschen sehr oft bewegen und beschäftigen. Wer solche Symptome bei sich feststellt, sollte sie auf jedem Fall mit seinem Hausarzt besprechen.

Für Menschen, die Schwierigkeiten haben, sich sofort zu öffnen oder aber den Weg zum Arzt als zu große Belastung empfinden, hat der Hamburger Psychiater Sarang Thakkar, Chefarzt des Psychiatrisch-Psychotherapeutischen Ambulanzzentrums (PAZ) an der Asklepios Klinik Nord – Ochsenzoll zusammen mit Experten verschiedener Fachrichtungen in einem Pilotprojekt eine bundesweit einmalige Online-Klinik entwickelt, die einen einfachen und anonymen Schnell-Test mit Handlungsempfehlungen für psychiatrische Krankheiten wie Depressionen ermöglicht.

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Wie fängt eine Depression an?

Eine Depression beginnt meistens mit unspezifischen Symptomen, die auch auf eine andere Krankheit hinweisen könnten. Diese frühen Symptome können sich ohne erkennbaren Anlass über Monate und Wochen aufbauen und in einer depressiven Episode münden.

• unspezifische Bauch- oder Kopfschmerzen
• Müdigkeit
• Reizbarkeit
• wenig bis kein sexuelles Interesse
• Lustlosigkeit
• üble Stimmungslage 
• Schlafstörungen
• Appetitlosigkeit

Sind andere Erkrankungen ausgeschlossen, sollte eine psychotherapeutische Behandlung in Betracht gezogen werden.

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Was hilft gegen Depressionen?

Die beiden wichtigsten Säulen einer Therapie gegen Depressionen sind psychotherapeutische Verfahren und Medikamente. In leichteren Fällen kann in der Regel auf eine medikamentöse Behandlung verzichtet werden.

Von den Gesprächstherapien bringt die Kognitive Verhaltenstherapie (KVT) die besten Ergebnisse. Hier wird versucht, Lernprozesse aus der Kindheit und Jugend neu zu verstehen, um besser damit leben zu können.

Antidepressiva sind die häufigste Therapie bei Depressionen. Die genaue Wirkungsweise dieser Antidepressiva ist nicht bis ins Letzte entschlüsselt, die positive Wirkung unbestritten. Antidepressiva machen nicht abhängig, haben keine sedierenden oder persönlichkeitsverändernden Effekte. Nachteil: Sie wirken nicht akut, eine Besserung der Befindlichkeit setzt meistens erst nach mehreren Wochen ein.

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Wann ist eine Depression am schlimmsten?

Viele Depressive empfinden die Stimmung am Morgen am schlimmsten. Psychologen sprechen von einem Morgentief, wenn Betroffene trotz ausreichend Schlaf hoffnungslos und verzweifelt aufwachen. Möglicherweise liegt es daran, dass der ganze Tag mit seinen Aufgaben bevorsteht. Ein anderer Grund sind hormonelle Schwankungen, die für einen gestörten Tagesrhythmus sorgen können.

Auch jahreszeitliche Schwankungen kann es geben. Aber nicht etwa der dunkel-düstere November ist für viele Depressive besonders schlimm, sondern der Frühling. In den Monaten März bis Mai ist auch die Selbstmordrate höher als von November bis Januar.

Bei gesunden Menschen bringt das Mehr an Sonnenlicht unter anderem eine für die Stimmung wichtige, erhöhte Produktion von Serotonin. Im Gehirn depressiver Menschen gibt es einen Serotoninmangel, die „leeren Batterien“ aus dunklen Jahreszeit werden deswegen schlechter gefüllt. Dazu kommt, dass schwermütige Menschen sich ihrer gefühlt hoffnungslosen Situation noch bewusster werden, wenn sie das blühende Leben drumherum erleben.

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Welcher Mangel führt zu Depressionen?

Lange Zeit glaubte die Medizin, dass Serotonin-Mangel zu Depressionen führt. Serotonin ist ein Neurotransmitter (Botenstoff) und wird auch das Glückshormon genannt. Tatsächlich konnte nie ein Zusammenhang zwischen Serotoninmangel und Depressionen nachgewiesen werden. Das System scheint komplexer. Auch die Neurotransmitter Noradrenalin und Dopamin spielen sehr wahrscheinlich eine wichtige Rolle.

Sicher ist aber, dass eine nährstoffarme Ernährung der seelischen Gesundheit abträglich ist. Die vielgepriesene Mittelmeerkost sorgt dafür, dass der Körper alle wichtigen Vitalstoffe erhält. Davon sind zum Beispiel B-Vitamine wichtig für die Produktion von Serotonin. Eine Studie aus dem Jahr 2017 hat ergeben, dass Menschen mit einem Vitamin-B12-Mangel häufiger an Depressionen leiden.

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Wie fühlt es sich an, wenn man depressiv ist?

Ein altes Synonym für Depression beschreibt vielleicht mit einem Wort am besten, wie Depressive ihr Seelenleben schildern: Schwermut. Eine tiefe Antriebslosigkeit mit Erschöpfungssymptomen und ein Gefühl von allgemeiner Sinnlosigkeit kennzeichnet viele depressive Episoden. Hinzu kommen oft Schlafstörungen, Konzentrationsstörungen und das fast vollständige Fehlen von sexuellem Verlangen.
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Was sind die Anzeichen für eine Depression?

Eine Depression kommt so gut wie nie über Nacht, sondern ist ein schleichender Prozess. Deswegen können die ersten Symptome einer Schwermut leicht übersehen und mit allgemein schlechter Stimmung verwechselt werden. Nicht jedes Stimmungstief endet zwangsläufig in einer behandlungswürdigen Depression. Verbessert sich die Stimmungslage über Wochen nicht, sondern wird sogar noch schlimmer, ist es ratsam, den Hausarzt zu konsultieren. Das gilt vor allem, wenn noch so typische Symptome wie Antriebslosigkeit, Energiemangel, negative Grübeleien und Ängste dazu kommen. Spätestens, wenn es Betroffenen nicht mehr gelingt, tägliche Routine zu bewältigen, sollten sie sich Hilfe suchen.

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Kann man sich selbst aus einer Depression befreien?

Den ersten Schritt muss immer der Patient selbst machen. Er muss sich der Tatsache stellen, dass es ein Problem gibt. Das ist allerdings genau das Problem. Ist die Depression mittelschwerer oder schwerer Natur, fehlt oft der Antrieb, sich helfen zu lassen. Der Gedanke überwiegt, dass ohnehin alles sinnlos ist.

Es ist eher unwahrscheinlich, dass Menschen mit schwereren Depressionen sich selbst aus der Krankheit befreien können. In leichteren Fällen und bei guter Selbstreflexion können mehr Bewegung, ein geregelter Tagesablauf, eine ausgewogene Ernährung und möglichst viele soziale Kontakte für neuen Lebensmut sorgen.

@iStock / John Kevin

Was löst depressive Schübe aus?

Eine Depression verläuft oft nicht linear. Sehr depressive Episoden folgen Phasen, in denen es Betroffenen etwas besser geht. Die Wissenschaft hatte schon lange vermutet, dass diese Schübe etwas mit Veränderungen auf Nervenzellenebene zu tun haben, die synaptische Plastizität. In der Praxis bedeutet das, die Nervenzellen leiten Informationen verspätet oder gar nicht weiter. 2015 konnten Wissenschaftler der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie am Universitätsklinikum Freiburg diese Annahme bestätigen. Ihre Forschungsergebnisse veröffentlichten sie im Magazin „Neuropsychopharmacology“.

Grundlage aller Lernprozesse im menschlichen Gehirn – dazu gehört auch das Gedächtnis –sind ständige Neuvernetzungen der Nervenzellen. Die Freiburger Forscher wiesen in ihrem Experiment nach, dass sich die Nervenzellen im Gehirn depressiver Probanden tatsächlich langsamer vernetzen. Sie wiederholten den Versuch mit denselben Probanden – aber dieses Mal außerhalb einer depressiven Phase. Tatsächlich konnten sich die Nervenzellen dann schneller vernetzen als während der depressiven Episode.

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Wann bin ich depressiv?

Die Bundesärztekammer empfiehlt einen Zwei-Fragen-Schnelltest, um herauszufinden, ob eine Depression vorliegen könnte:

1.    Fühlten Sie sich im letzten Monat häufig niedergeschlagen, traurig, bedrückt oder hoffnungslos?
2.    Hatten Sie im letzten Monat deutlich weniger Lust und Freude an Dingen, die Sie sonst gerne tun?
Wer beide Fragen mit „Ja“ beantwortet, sollte sich an seinen Hausarzt oder einen Facharzt für Psychiatrie wenden.

@iStock / Juanmonino

Was tun, wenn man depressiv ist?

Wer überhaupt schon erkannt hat, dass er möglicherweise depressiv ist, hat im Kopf einen wichtigen ersten Schritt getan. Denn nur, wer die Möglichkeit in Betracht zieht, dass die Ursache für die Schwermut eine Krankheit ist, kann sich auch helfen lassen. Der erste Schritt sollte immer der Gang zum Hausarzt sein. Der kann abschätzen, was sinnvolle nächste Schritte sind und ob eine Überweisung zum Psychiater erforderlich ist.

Familienangehörige oder Freunde können auch ins Vertrauen gezogen werden, aber nicht immer reagieren Laien in dieser Situation richtig. Im Zweifel können – selbst gut gemeinte – Ratschläge nach hinten losgehen. Die Aufforderung, zum Beispiel, sich doch nicht so hängen zu lassen, kann eher das Gegenteil bewirken. Der Betroffene fühlt sich missverstanden und zieht sich noch weiter zurück.
@iStock / seb_ra

Warum kommt es bei Wechseljahren oft zu Depressionen?

Schon fünf Jahre vor der Menopause, also der letzten Regelblutung, fährt der weibliche Körper die Östrogenproduktion in den Eierstöcken runter. Östrogen ist aber ein Hormon, das zur psychischen Stabilität beiträgt. Darüber hinaus kommt es zu psychosozialen und körperlichen Veränderungen, die die seelische Gesundheit ebenfalls negativ beeinflussen können.

@iStock / Inside Creative House

Welche Depressionen-Arten gibt es?

Der wichtigste Unterschied ist vielleicht der zwischen akuten und chronischen Depressionen. Akute Depressionen werden oft ausgelöst durch einschneidende Erlebnisse wie der Tod nahestehender Menschen oder das Ende einer Partnerschaft. Akute Depressionen können unbehandelt schon nach etwa sechs Wochen wieder verschwinden, sie können sich aber auch über mehrere Monate ziehen. Doch auch wenn die Symptome einer akuten Depression verschwunden sind, ist die Seele noch bis zu zwei Jahren in einer vulnerablen Dysbalance. Es kann deswegen auch in weniger schweren Lebenssituationen zu einem Rezidiv der Depression kommen.

Die Berliner Charité schreibt über chronische Depressionen:

„Die Symptomatik der chronischen Depression unterscheidet sich im Vergleich zu rein episodischen Verläufen v.a. durch:
• einen wiederholten Ausdruck von Hilflosigkeit und Elend
• ein submissives und überfordertes oder feindseliges und abwertendes Verhalten
• ein auffälliges Misstrauen in zwischenmenschlichen Beziehungen
• eine nahezu unverrückbare Überzeugung, dass nichts getan werden kann, um die Depression unter Kontrolle zu bringen
• rigide und verfestigte Verhaltensmuster, die weder durch positive noch durch negative Ereignisse beeinflussbar zu sein scheinen“.


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Welche Medikamente können Depressionen verursachen?

Es gibt nur sehr wenige Medikamente, deren Einnahme Depressionen wissenschaftlich belegbar begünstigen können: hoch dosiertes Kortison, bestimmte Antibiotika und Interferone (unter anderem ein Therapeutikum bei Multipler Sklerose). Diese Medikamente kommen vor allem in Kliniken zum Einsatz, werden nicht vom Hausarzt verschrieben.

2018 stellte ein Team der Universität von Illinois in Chicago eine Studie vor, die mehr als 200 potenziell depressionsfördernde Medikamente enthielt. Darunter auch Arzneimittel, die sehr häufig eingenommen werden:

– Beta-Blocker
– Ibuprofen
– Protonenpumpenhemmer (Sodbrennen)
– Antikonvulsiva wie Gabapentin
– Kortikosteroide wie Prednison
– Gestagene (in Anti-Baby-Pillen)

Die Studie konnte allerdings nicht eindeutig klären, ob die Medikamente tatsächlich die Depression ausgelöst haben oder ob die Medikamente nur wegen einer Depression genommen wurden.


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Welche Depressionen sind nicht heilbar?

Grundsätzlich gibt es für die Behandlung einer Depression eine gute Prognose. Das gilt auch für schwere Fälle. Eine Ausnahme ist die bipolare Erkrankung oder manische Depression. Sie gilt als unheilbar. Patienten müssen in der Regel lebenslang Medikamente nehmen.

Bei der manischen Depression wechseln Episoden übertriebener Aktivität (Hypomanie) mit depressiven Phasen und Phasen der Normalität. Es gibt aber keine festgelegte Reihenfolge. Mehrere depressive Episoden müssen nicht von einer Hypomanie unterbrochen werden.
@iStock / sdominick

Wochenbettdepression: Warum treten Depressionen oft nach einer Geburt auf?

Verschiedene Gründe können nach einer Geburt innerhalb von etwa drei Monaten eine Wochenbettdepression oder auch Postpartale / Postnatale Depression auslösen:

Soziales > Wenn die Mutter keine oder nur wenig Unterstützung aus ihrem privaten Umfeld erfährt.
Lebensgeschichte > Das können häusliche Gewalt oder Missbrauch sein.
Psyche > Alkohol- und Drogenmissbrauch gehören dazu, aber auch depressive Vorerkrankungen.
Biologie > Viele Geburten können sich problematisch auf die Psyche auswirken. Auch Frauen, die empfindlich auf Hormonschwankungen reagieren, sind häufiger betroffen.
Familien-Historie > Gibt es über die Generationen verteilt mehrere Fälle von Wochenbettdepression, steigt die Wahrscheinlichkeit.

Hintergrund: Treten bei der Mutter Depressionen nach der Geburt auf, spricht die Medizin von einer Wochenbettdepression oder einer Postpartalen / Postnatalen Depression. Im Gegensatz zum „Baby-Blues“, der kurzfristig nach der Geburt im Wochenbett auftreten kann und unbehandelt nach etwa zwei Wochen wieder überstanden ist, handelt es sich bei der Postnatalen Depression um eine ernstzunehmende Krankheit, die behandelt werden sollte. 


@iStock / FatCamera

Was passiert, wenn Depressionen chronisch werden?

Der Grundstein für sehr langanhaltende, chronische Depressionen wird meistens schon in der Kindheit gelegt. Betroffene haben nicht selten schon mehrere Therapieversuche hinter sich, Medikamente wirken schlecht bis gar nicht. Im Laufe der Jahre bauen chronisch Depressive eine verzerrte Selbstwahrnehmung auf und haben Schwierigkeiten, zwischenmenschliche Erfahrungen angemessen aufzuarbeiten. Diese Defizite münden in verschiedenen Verhaltens-Modi, die aber nicht ergebnisorientiert, sondern eher selbstzerstörerisch wirken.

@iStock / TatyanaGl

Wann ist bei Depressionen ein Arzt / eine Klinik aufzusuchen?

Liegt ganz sicher eine Depression vor, geht eigentlich kein Weg am Arzt vorbei. Schon allein aus Selbstschutz. Erster Ansprechpartner kann immer der Hausarzt sein. Er hat die Ausbildung, sich ein belastbares Bild von einer möglichen Depression zu machen und weitere Schritte in die Wege zu leiten.

Handelt es sich um eine wirklich schwere Depression, kann ein stationärer Aufenthalt sinnvoll sein. Abgesehen von akuten Notsituationen – zum Beispiel Fremd- oder Eigengefährdung – muss darüber immer der Haus- oder Facharzt entscheiden.


@iStock / Inside Creative House

Was kann ich tun, wenn mein Partner / Angehöriger depressiv ist?

Die vielleicht wichtigste Unterstützung besteht darin, dem Angehörigen dabei helfen zu verstehen, dass er an einer Depression leidet. Denn nur, wenn dieser erste Schritt vollzogen ist, sind Betroffene in der Lage, Hilfe zu suchen und anzunehmen. Ein Selbsttest, wie ihn die Deutsche Depressionshilfe online anbietet, kann sinnvoll sein, eine mögliche Verdachts-Diagnose zu untermauern und die Bereitschaft, sich professionelle Hilfe zu suchen, bestärken.

Steht die, geht kein Weg am Hausarzt vorbei. Auch hier können Angehörige oder enge Freunde mental unterstützend eingreifen, denn viele Depressive geben sich selbst die Schuld an ihrer Schwermut und denken, ein Arzt könne ohnehin nicht helfen. Anderen fehlt schlicht die Kraft, diesen Weg zu gehen.

Hilfe ist auch denkbar bei der Terminabsprache mit der Praxis oder einem Facharzt. Allein solche Anrufe können für Depressive ein schwer zu überwindendes Hindernis sein.
Ganz wichtig ist immer auch, Verständnis zeigen. Dazu gehört auch, Zurückweisungen nicht persönlich zu nehmen. Depression ist keine Krankheit, über die ein Betroffener gerne spricht. Falsch ist es auch, die Krankheit runterzuspielen.

Möchte ein depressiver Mensch sich zurückziehen und zum Beispiel die Wohnung nicht verlassen, bewirkt gutes Zureden, sich doch nicht so hängen zu lassen, eher das Gegenteil. Im schlimmsten Fall reißt der Kontakt ab oder bekommt Risse.

Schließlich können Angehörige und Freunde dabei helfen, einen geregelten Tagesablauf zu etablieren. Feste Strukturen lassen die Verbindung zur Alltagswelt nicht so schnell abreißen.


@iStock / PeopleImages

Was wollen Depressive nicht hören?

„Jeder ist seines Glückes Schmied.“ Oder: „Reiß dich doch einfach zusammen!“ Oder: „Andere schaffen das auch.“ Drei Sätze aus der Reihe „Was wollen Depressive nicht hören?“ Außerdem sind das drei Sätze, die – nebenbei bemerkt –auch inhaltlich völliger Blödsinn sind.

Depression ist eine Krankheit. Ein depressiver Mensch ist an seiner Krankheit ebenso wenig schuld wie ein Grippe-Patient. Und es ist die Natur der Krankheit, dass Depressive sich eben nicht einfach zusammenreißen können, damit alles wieder gut wird.

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Was passiert bei Depressionen im Gehirn?

Mit großer Wahrscheinlichkeit sind mehrere Botenstoffe im Gehirn (Serotonin, Dopamin, Noradrenalin, Acetylcholin, Gamma-Aminobuttersäure) verändert. Diese Neurotransmitter zeigen im Gehirn depressiver Menschen weniger Aktivität als in einem gesunden Gehirn. Auf dieser Erkenntnis wurden Antidepressiva entwickelt, die für eine Erhöhung bestimmter Botenstoffe (hauptsächlich Serotonin) sorgen. Auf diese Weise können sie die Symptome einer Depression reduzieren.

Nachgewiesen wurde auch, dass bei depressiven Menschen das limbische System veränderte Aktivitäten zeigt. Das limbische System oder stressregulierende System ist ein entwicklungsgeschichtlich sehr alter Teil des Gehirns und verantwortlich für die Verarbeitung von Emotionen und die Entstehung von Triebverhalten. Darin sehen Forscher einen möglichen Grund, warum Schicksalsschläge oft einer Erkrankung vorausgehen. Gleichzeitig könnte es erklären, warum Depressive psychisch verletzlicher sind.

@iStock / Christoph Burgstedt

Warum sind Depressionen morgens schlimmer?

Aus schwierigen Lebensphasen kennt vielleicht jeder das Gefühl am Morgen, wenn der gerade beginnende Tag mit seinen anstehenden Aufgaben und Problemen im Bett schon einmal durchgespielt wird. Jürgen von der Lippe hat dieses Gefühl in dem Schlager „Guten Morgen, liebe Sorgen, seid ihr auch schon alle da?“ von der komischen Seite betrachtet.

Dieses Gefühl der Ohnmacht mit Blick auf den Tag ist bei depressiven Menschen besonders ausgeprägt. Der Zustand des Ausgeschlafenseins spielt dabei keine Rolle, eher im Gegenteil. Zu viel Schlaf gilt als depressionsverstärkend. Eine Therapieform bei Depressionen ist deswegen auch bewusster Schlafentzug.


@iStock / elenaleonova


Dieser Artikel beinhaltet lediglich allgemeine Informationen zu einem Gesundheitsthema und dient somit nicht der Selbstdiagnose, -behandlung oder -medikation. Er ersetzt keinesfalls einen Arztbesuch. Individuelle Fragen zu Krankheitsbildern dürfen unsere Redakteure nicht beantworten.

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