Online-Apotheke: Medikamente aus dem Internet

Versandapotheken: Wer darf in Deutschland Medikamente online anbieten?

Deutsche Versandapotheken dürfen nur von Apothekern mit einer öffentlichen Vor-Ort-Apotheke betrieben werden. Die Apotheker müssen für eine Online-Apotheke eine behördliche Erlaubnis zum Versandhandel mit Medikamenten besitzen. Grundlage ist Paragraf 11a im Apothekengesetz. Darüber hinaus sind ausländische Versandapotheken auf dem deutschen Markt aktiv. Sie müssen nach dem jeweiligen nationalen Recht für den Versandhandel berechtigt sein und mit ihrer Apotheke online Standards einhalten, die mit deutschem Recht vergleichbar sind. Ausdrücklich zugelassen ist der Versand von Arzneimitteln derzeit durch Anbieter aus folgenden Ländern:

• Island,
• Niederlande,
• Schweden (nur verschreibungspflichtige Arzneimittel),
• Tschechien (nur NICHT-verschreibungspflichtige Arzneimittel),
• Vereinigtes Königreich.

Niederländische Anbieter müssen eine Präsenzapotheke betreiben, um als Betreiber von Versandapotheken in Deutschland zugelassen zu werden.

Onlineapotheken: Ihr Angebot ist vielseitig

Onlineapotheken dürfen ihren Kunden einerseits dasselbe Sortiment präsentieren, das Drogeriemärkte wie Rossmann online anbieten. Andererseits umfasst ihr Angebot apotheken- und verschreibungspflichtige Arzneimittel. Aber ob es nun um einen Drogerieartikel oder ein Medikament auf Rezept geht: Der Betreiber einer Apotheke mit Online-Angebot sollte stets die aktuelle Rechtslage und Rechtsprechung bei Produkten kennen, um deren Status gestritten wird. Solche Unklarheiten sind gar nicht so selten. Ein Beispiel: Hanföl aus Hanfsamen ist ein legales Produkt. Dagegen lässt sich CBD-Öl als Nahrungsergänzung aufgrund unklarer CBD-Wirkung und möglicher Risiken bei der Nutzung als Lebensmittel aktuell (Stand 10/2022) nicht legal verkaufen. Hanftee aus den Blüten und dem Hanfblatt ist ebenfalls in den meisten Fällen problematisch.

Neben den Onlineapotheken mit einem breiten Sortiment gibt es Spezialisten. Dazu gehört zum Beispiel die eine oder andere als Cannabis-Apotheke geführte Online-Apotheke. In ihr erhalten Kunden speziell auch (oder ausschließlich) Produkte wie Cannabisblüten und Extrakte mit Cannabis auf Rezept. Medizinisches Cannabis ist seit 2017 deutlich mehr Menschen in Deutschland zugänglich als zuvor. Patienten können mit einem passenden Rezept in die Apotheke gehen und dort Cannabis kaufen. Eingesetzt werden kann das Cannabis zum Beispiel in der Therapie gegen Krebs oder gegen chronische Rückenschmerzen und sein Einsatz kann selbst dann sinnvoll sein, wenn der Patient bereits als austherapiert gilt.

Medikamente per Klick: Welche Vorteile bietet die Online-Apotheke?

Patienten können Medikamente per Klick in der Apotheke online zu einer Zeit bestellen, in der die Apotheke vor Ort geschlossen ist. Die in den Apotheken online bestellten Medikamente werden bequem nach Hause geliefert. Vor-Ort-Apotheken bieten das mit ihren Bringdiensten allerdings ebenfalls. Weitere Vorteile: Die von der Versandapotheke verlangten Preise für frei verkäufliche Medikamente und andere Produkte lassen sich im Internet besser vergleichen. Sie sind zudem oft günstiger.

Insbesondere manch eine große Online-Apotheken kann große Mengen bestellen und dadurch preisgünstiger einkaufen. Diese Preisvorteile gibt sie bisweilen an Kunden weiter, die bei ihr Medikamente per Klick bestellen. Kleinere Apotheken vor Ort können sich nur über Zusammenschlüsse wie Einkaufsgemeinschaften solche Rabatte sichern (Beispiel für Cannabis-Apotheken: cannorbis).

Einige Nachteile hat die Online-Apotheke aber auch. Arzneien wie Cannabisblüten kann sie beispielsweise erst dann verschicken, wenn ihr das Originalrezept des Arztes vorliegt. Der Patient muss es der Online-Apotheke zusenden. Das ist relativ umständlich.

Ist die Online-Apotheke im Vergleich immer günstiger?

Nein. Manchmal ist es der Online-Apotheke im Vergleich mit Apotheken vor Ort sogar untersagt, günstiger zu sein. Das gilt aufgrund des Gesetzes zur Stärkung der Vor-Ort-Apotheken bei verschreibungspflichtigen Medikamenten für gesetzlich Krankenversicherte.

Gesetzlich Versicherte sollen ihre vom Arzt verordneten Medikamente in allen Apotheken und schnellstmöglich zum gleichen Preis bekommen.

 (Quelle Bundesregierung) 

Möglich ist ein verbilligter Preis der Online-Apotheke im Vergleich zur Vor-Ort-Apotheke selbst dann nicht, wenn die Online-Apotheke im EU-Ausland sitzt.

Online-Apotheken: Wie erkennt man seriöse Anbieter?

Einige Medikamenten-Anbieter im Internet erfüllen die strengen deutschen Kriterien für Online-Apotheken nicht. Das bedeutet nicht zuletzt für Käufer ein Risiko. Die von solch einer angeblichen Apotheke online erhaltenen Medikamente wirken keineswegs immer so wie die aus einer seriösen Online-Apotheke, bei der die Arzneimittelsicherheit getestet wurde. Möglicherweise enthalten die bei unseriösen Anbietern bestellten Arzneimittel eine geringere Menge oder sogar gar keine der vorgesehenen Wirkstoffe. Eventuell sind sogar Schadstoffe im Arzneimittel enthalten. Das kann im ungünstigsten Fall für Patienten sehr gesundheitsgefährdend sein.

Ein Indiz für Seriosität ist das EU-Sicherheitslogo. Aber Achtung: Einige illegale Anbieter fälschen Logos. Weitere Indizien für unseriöse Online-Apotheken wurden auf der Internetseite des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) zusammengestellt. Zu ihnen gehören unter anderem:

• ein Angebot verschreibungspflichtiger Medikamente, ohne dass der Patient ein Originalrezept einreichen muss,
• eine Online-Apotheke ohne vollständiges Impressum,
• Heilversprechen mit vielen Übertreibungen,
• verschreibungspflichtige Medikamente zu Sonderpreisen,
• keine Beratung in deutscher Sprache,
• die Lieferung von Arzneimitteln ohne Originalverpackung.

Es bleibt die Frage: Lässt sich neben seriösen auch die beste Online-Apotheke ermitteln? Shop Apotheke, medpex, apodiscounter und Apo: Die Vielzahl der Anbieter, bei denen Kunden Medikamente per Click erhalten, macht einen Vergleich wichtig. Die Stiftung Warentest hat deshalb 2022 elf Versandapotheken getestet. Beste Online-Apotheke wurde DocMorris vor medpex.

Apothekendienst zu Sonderzeiten: Sind Online-Apotheken dabei?

Anders als die Apotheke online sind die Präsenzapotheken zu einem regelmäßigen Apothekendienst in der Nacht und an Feiertagen verpflichtet. Für diesen Dienst erhält die jeweilige Notfallapotheke einen Pauschalbetrag aus dem Nacht- und Notdienstfonds, den der Deutsche Apothekerverband verwaltet. Deutsche Versandapotheken sind mit ihren offline geführten Apotheken-Niederlassungen ebenfalls an Nacht- und Notdiensten beteiligt.

Indirekt leistet aber auch jede ausländische Online-Apotheke ihren Beitrag. Apotheken schlagen auf den Preis jedes verkauften Fertigarzneimittels, das verschreibungspflichtig ist und menschlichen Patienten dient, 16 Cent (plus Mehrwertsteuer) auf. Diese Summe kommt in den Fonds, aus dem der Apothekendienst finanziert wird. Diese Regel aus dem Apothekennotdienst-Sicherstellungsgesetz (ANSG) gilt auch für die ausländischen Online-Apotheken.

Die Apotheke in der Nähe: ein Auslaufmodell?

Das Gesetz zur Stärkung der Vor-Ort-Apotheken betont die Bedeutung der Apotheke in der Nähe des Patienten. Es räumt ihr das Recht auf intensivere Beratungs- und Betreuungsleistungen ein. Wichtig sind diese Apotheken darüber hinaus für die schnelle Arzneimittelversorgung zu ungewöhnlichen Zeiten. Eine Online-Apotheke beteiligt sich zwar finanziell am Nacht- und Notdienst. Für die Leistung vor Ort bleibt jedoch die Apotheke in der Nähe des Hilfesuchenden entscheidend.

Wie findet man Apotheken vor Ort am schnellsten? Wer Google seinen Standort verraten hat, gibt zum Beispiel „Apotheke near me“ in die Suchmaschine ein, um Apotheken in der Nähe angezeigt zu bekommen.

Für den Vertrieb von medizinischem Cannabis kommt sowohl die Online-Apotheke wie die Apotheke in der Nähe des Patienten infrage. Hat man ein intensives Vertrauensverhältnis zum Apotheker vor Ort aufgebaut, der sich zudem mit der Cannabis-Wirkung auskennt oder zumindest bereit ist, mehr über Hanf, Terpene und Flavonoide zu erfahren, bleibt man am besten beim Apotheker seines Vertrauens. Allerdings beweisen auch viele Versandapotheken reichlich Beratungskompetenz rund ums Thema. Manch eine Online-Apotheke ist mit medizinischem Cannabis besonders gut vertraut und kann deshalb besser beraten als Apotheker, die sich gerade erst ins Thema einfinden.

Cannabisapotheke: Darf jede Online-Apotheke eine werden?

Wie die Apotheken vor Ort kann jede zugelassene Online-Apotheke eine Cannabisapotheke sein. Apotheker sollten allerdings ein Grundwissen über Cannabis besitzen, das Themen umfasst wie:

• Cannabissorten und arten: Sativa-Wirkung, Indica-Wirkung und der Sativa-Indica-Unterschied,
• den Unterschied zwischen Kushsorten, Skunk- und Haze-Sorten wie Pure Haze beim Cannabis,
• Cannabinoide wie THC, CBD, aber auch unbekanntere Varianten wie CBG,

Darüber hinaus sollte der Apotheker Cannabis-Rezepturarzneimittel wie Dronabinol kennen und zubereiten können und einiges über die Cannabisöl-Wirkung wissen. Als Betreiber einer Cannabisapotheke muss er zudem die für alle Apotheken geltenden Auflagen bei der Lagerung und Abgabe von Cannabisblüten und Extrakten aus der Cannabispflanze beachten. Er ist zum Beispiel zur Prüfung der Angaben auf dem Btm-Rezept verpflichtet. Auf dem Rezeptvordruck der Bundesopiumstelle muss der Cannabis-Arzt exakte Angaben zu den verschriebenen Cannabissorten machen, weil die diversen Sorten unterschiedliche Wirkstoffe besitzen.

Die Prüfung des Rezepts ist für die Apotheke online natürlich etwas schwieriger, als wenn der Kunde vor Ort ist. Wie bereits beschrieben: Der Apotheker benötigt für die Abgabe der Arzneimittel das Originalrezept. Kunden einer Online-Apotheke können ihr Cannabis-Rezept zwar vorab scannen und digital versenden. Bevor das bestellte Cannabis die Apotheke verlässt, muss allerdings das Originalrezept vorliegen. Wichtig ist dabei auch das Ausstellungsdatum, denn ein Betäubungsmittelrezept ist nur bis zu sieben Tage nach Ausstellung gültig. Allzu viel Zeit darf sich der Patient also nicht lassen. Einiges zu beachten hat die versendende Cannabisapotheke aber nicht nur bei der Prüfung von Rezepten, sondern auch bei der Lieferung des Cannabis an Kunden.

Cannabis auf Rezept: Wie wird es geliefert?

Versandapotheken müssen Cannabis auf Rezept so liefern, dass ausschließlich der vorgesehene Empfänger es in Empfang nehmen kann. Möglich ist das zum Beispiel mit dem DHL Ident-Check. Der Identitätscheck ist bei Betäubungsmitteln sehr wichtig, damit ein Missbrauch ausgeschlossen werden kann. Für den Empfänger bietet DHL als Teil des Konzerns Deutsche Post eine Sendungsverfolgung. Der Cannabis auf Rezept bestellende Kunde kann dadurch gut abschätzen, wann ihn die Lieferung der Online-Apotheke erreicht. Bisweilen muss die Lieferzeit besonders kurz sein. Manch eine Online-Apotheke bietet für solche Fälle spezielle Über-Nacht-Lieferungen an, die der Kunde (in der Regel gegen Aufpreis) nutzen kann.

Dieser Artikel beinhaltet lediglich allgemeine Informationen zu einem Gesundheitsthema und dient somit nicht der Selbstdiagnose, -behandlung oder -medikation. Er ersetzt keinesfalls einen Arztbesuch. Individuelle Fragen zu Krankheitsbildern dürfen unsere Redakteure nicht beantworten.

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