Was ist ein Cannabis-Arzt?
Cannabis-Arzt ist natürlich eine etwas irreführende Wortschöpfung. Es gibt genauso wenig Cannabis-Ärzte wie es Marcumar-Ärzte oder Johanniskraut-Ärzte gibt. Grundsätzlich sollte jeder Arzt in seiner Disziplin die Therapiemethoden und Medikamente anwenden, die für die Heilung seiner Patienten am wirksamsten sind.
Da die Hanfpflanze lange Zeit als „Hippie“-Rauschmittel stigmatisiert war, fand ihr medizinischer Nutzen wenig Beachtung. Nun gibt es immer mehr Studien, die diesen überprüfen. Studienergebnisse und Erfahrungsberichte untermauern ihn. Dadurch wenden sich mehr Ärzte unterschiedlicher Disziplinen dem Thema Cannabis zu. Sie lernen die Wirkweise der Cannabinoide kennen und bilden sich sozusagen zu „Cannabis-Ärzten“ weiter, die medizinisches Cannabis (auch mit THC) verschreiben.
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Medizinisches Cannabis – die Cannabinoide kontrolliert dosieren
Aus der Hanfpflanze können viele für die Gesundheit wertvolle Produkte gewonnen werden. Medizinisches Cannabis meint jegliche Verwendung von Cannabis zu medizinischen Zwecken. Das geht über die freiverkäuflichen CBD-Produkte, die einen THC-Gehalt unter 0,2 Prozent aufweisen, hinaus. Ärzte, die Cannabinoide verschreiben, haben sich mit der Cannabis-Wirkung der jeweiligen Cannabinoide beschäftigt. Sie wissen daher auch, wie sie bei bestimmten Krankheitsbildern den psychoaktiven Wirkstoff THC so dosieren können, dass der gesundheitliche Nutzen die eventuelle Rauschwirkung überwiegt.
Viele denken, dass Menschen, die kiffen, dies lediglich aus „Spaß“ am Rausch machen. Dabei weiß die breite Öffentlichkeit nicht, wie vielfältig die Gründe für Cannabiskonsum sind: Menschen konsumieren Marihuana nicht selten, um starke Schmerzen zu lindern. Sie rutschen dabei in die legale Grauzone und wissen oft gar nicht, dass es heute einfachere, legale und sicherere Methoden für sie gibt. Wenn sie sich von einem Cannabis-Arzt Cannabis verschreiben lassen, kann dieser die THC-Wirkung exakt dosieren. So kommt es seltener zu unerwünschten Nebeneffekten, wie beim unkontrollierten Rauchen von Marihuana. Medizinisches Cannabis kann so häufig zur Substitution-Medizin für andere Medikamente wie starke Opioide werden.
Cannabis auf Rezept – das müssen Ärzte und Patienten wissen
Geht man zu einem Hausarzt und fordert Cannabis auf Rezept, stößt man heutzutage sicherlich noch häufig auf Ablehnung. Das ist nicht weiter verwunderlich, denn im Medizinstudium werden Ärzte nicht mit der Wirkweise der Cannabinoide vertraut gemacht. Sie unterliegen oft der gängigen Meinung vom Kiffer-Stigma, das der Hanfpflanze anhaftet. Manche stehen vielleicht auch dem medialen Hype um CBD skeptisch gegenüber. Es ist für Patienten daher nicht immer einfach einen Cannabis-Arzt in der Nähe zu finden. Viele Patienten leiden unter chronischen Krankheiten und haben sich selbst aktiv auf die Suche nach (alternativen) Behandlungsmethoden gemacht. Sie möchten nun ein Cannabis-Rezept, um den Nutzen für sich zu testen.
THC beziehungsweise Dronabinol auf ärztliche Verordnung wird aber natürlich nicht leichtfertig verschrieben [mehr zu „Was ist THC?“]. Solche Cannabis-Rezepte gelten als Betäubungsmittel-Rezept und bedürfen der Beratung und Verschreibung erfahrener Cannabis-Ärzte. Schmerzpatienten mit Fibromyalgie und neuropathischen Schmerzen, Parkinson-, Multiple Sklerose- oder Epilepsie-Patienten, aber auch Menschen mit Migräne und Kopfschmerzen wenden sich an Cannabis-Ärzte. Diese müssen von Patient zu Patient die mögliche Marihuana-Nebenwirkung mit dem Nutzen abwägen und eine individuelle Dosierung finden. Auch über den nützlichen Entourage-Effekt, der durch die Synergie von Cannabinoiden mit Terpenen entsteht, sollte der Arzt sich informieren. So kann er die bestmöglichen Wirkungsmechanismen für seine Patienten erzielen.
Bei Symptomen, die mit freiverkäuflichem CBD therapierbar sind, können Patienten sich eigenständiger an die persönlich beste Wirkdosis herantasten. Bei Cannabis auf Rezept (also mit THC als Wirkstoff) sollte nie auf eigene Faust experimentiert werden.
Betäubungsmittelrezept – eine Hürde für viele Mediziner
Neben der fehlenden Schulung von angehenden Ärzten im Bereich Cannabinoide spielt auch die Betäubungsmittelverschreibungsverordnung eine Rolle, die Mediziner hindert. Grundsätzlich könnte jeder praktizierende Arzt eine Betäubungsmittelrezept ausstellen. Jedoch muss er solche Rezeptvorlagen extra bei der Bundesopiumstelle anfordern und sich eigens dafür einen Tresor zulegen, wo diese verwahrt werden. Im hektischen Praxisalltag ist allein das ein Mehraufwand, den viele Ärzte scheuen.
Viele Ärzte wissen auch nicht, inwiefern Cannabiskonsum legal ist, und haben Sorge, ob sie sich mit der Verschreibung von Cannabis sogar strafbar machen könnten. Die Legalität von Cannabiskonsum ist in Deutschland im Gesetz verankert: Aktuell ist der Konsum und das Aufbewahren von Cannabis im Maße des Eigenbedarfs erlaubt, der Anbau aber verboten [Stand 08-2022]. Trotzdem ist nicht nur der Cannabiskonsum in Deutschland hoch, sondern auch der illegale Anbau zu Hause.
Je mehr Cannabis-Ärzte es gibt, desto eher verhelfen sie dabei auch Schmerzpatienten aus der Illegalität und leiten siegleichzeitig an, Wirkstoffe sicherer zu dosieren. Und wenn das Cannabis-Gesetz in Deutschland angepasst und Cannabis gänzlich legalisiert wird, ist ein Cannabis-Arzt umso wichtiger: Es braucht ihn dann, um Patienten aufzuklären und bei einem kontrollierten, medizinischen Einsatz mit Betäubungsmittelrezept zu unterstützen. Auch vor Missbrauch können sie warnen. Zudem machen Ärzte mit einer Spezialisierung auf Cannabis-Therapie Ihr Leistungsspektrum attraktiver: Immer mehr Patienten suchen im Internet zum Beispiel nach „Cannabisblüten auf Rezept welcher Arzt“. Erscheint man durch gutes Ärzte-SEO und Praxismarketing als Arzt hier oben in der Suche, gewinnt man leichter neue Patienten.
Antrag Cannabiskonsum: AOK, TK, Barma & Co.
Menschen, die sich medizinisches Cannabis verschreiben lassen wollen, fragen sichnatürlich, ob die Krankenkasse die Kosten übernimmt. Viele googlen dann nach „Antrag Cannabiskonsum AOK“, „Kostenübernahme Cannabisblüten AOK“ oder „CBD Knappschaft Kostenübernahme“ und suchen nach Antworten. Laut Kassenärztlicher Bundesvereinigung muss ein Patient, wenn er zum ersten Mal von einem niedergelassenen Cannabis-Arzt ein Rezept zur Cannabis-Therapie erhält, die Genehmigung bei seiner Kasse beantragen. Die Antwort kann bis zu drei Wochen dauern, darf aber nur in begründeten Ausnahmefällen verweigert werden. Es empfiehlt sich, dass der Arzt in seiner Verordnung begründet, warum eine alternative, anerkannte Therapie in dem Fall nicht angewendet werden kann. Außerdem sollte er erklären, inwiefern eine positive Auswirkung auf den Krankheitsverlauf zu erwarten ist.
Auch dies ist eine Hürde, die Cannabis-Ärzte auf sich nehmen müssen. Und damit nicht genug: Ärzte, die Cannabis verschreiben, waren bis 2021 verpflichtet, nach einem Jahr anonymisierte Daten über den Behandlungsverlauf an das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) zu übermitteln. Der Patient war über die Datenerhebung aufzuklären. Mit diesem Umstand leisteten Ärzte einen wertvollen Beitrag: Die Daten dienen als Grundlage für die Entscheidung, ob Cannabis-Therapie künftig als Regelleistung in den Katalog der Krankenkassen aufgenommen wird. Nun ist die Erhebung abgelaufen – eine Hürde weniger für Cannabis-Ärzte.
Weil freiverkäufliches CBD Krankenkassen nicht erstatten, hat es für Schmerzpatienten finanziell keinen Mehrwert, sich CBD von einem kassenärztlichen Cannabis-Arzt verschreiben zu lassen. Ähnlich wie pflanzliche Medizinprodukte oder Nahrungsergänzungsmittel, wird auch CBD-Öl bei Krankenkassen eingestuft – nicht erstattungsfähig. Ein Antrag auf Cannabiskonsum bei der AOK mithilfe eines Rezepts vom Cannabis-Arzt ist eine Chance bei THC-haltigen verschreibungspflichtigen Cannabis-Medikamenten sein Geld zurückzubekommen.
Cannabis-Ärzte in Deutschland: Privatärzte als Alternative zum Kassenarzt
Immer mehr Menschen suchen nach Cannabis-Ärzten in Deutschland und fragen sich, wo sie behandelt werden und welche Kosten entstehen. Handelt es sich beim Cannabis-Arzt um einen kassenärztlich niedergelassenen Facharzt, können die Kosten nach einem speziellen Antrag von der Krankenkasse erstattet werden. Doch auch wenn es für niedergelassene Rheumatologen, Neurologen, Psychiater, Orthopäden und andere Fachärzte mit Kassenzulassung durchaus sinnvoll wäre, sich zum Cannabis-Arzt weiterzubilden, tun es nur wenige.
Die Alternative, um eine fundierte, medizinische Cannabis-Beratung und eine schnelle Therapie zu erhalten, sind Privatärzte, die Cannabis verschreiben. Private Cannabis-Ärzte in Deutschland gibt es immer mehr. Ihre Leistungen müssen in der Regel selbst gezahlt werden. Sie sind meist leicht über die Google-Suche zu „Cannabis-Ärzte Deutschland“ zu finden. Inwieweit private Krankenversicherungen Kosten übernehmen, müssen Privatpatienten mit der Privatversicherung abklären.
In der Regel stellen die privaten Cannabis-Ärzte zunächst nach einem persönlichen Gespräch fest, ob man für die Cannabis-Therapie geeignet ist. Sie stellen ein Privat-Rezept pro Monat über maximal 100 g Cannabis und maximal drei Cannabissorten aus. In einem Video-Call oder vor Ort werden dann monatlich Folgetermine abgehalten, um den Therapieerfolg zu besprechen und gegebenenfalls ein weiteres Rezept auszustellen.
Im folgenden Überblick stellen wir fünf private Cannabis-Ärzte in Deutschland vor:
- Canify Clinics
- nowomed
- Enmedify
- Kanna Medics
- Dr. Ansay
Canify clinics – Cannabis-Ärzte in Deutschland tun sich zusammen
Unter Canify Clinics haben sich verschiedene Ärzte und Praxen zusammengetan, welche die Vision haben, Patienten eine Cannabis-Therapie möglichst leicht zugänglich zu machen sowie Ärzten die Tätigkeit als Cannabis-Arzt hürdenfrei zu ermöglichen. Der erste Termin findet dabei immer als Präsenztermin mit einer ausführlichen Untersuchung und Beratung statt und kostet 99–119 Euro [Stand 08-2022].
Folgeberatungen können wunschweise dann auch per Video-Call stattfinden und kosten 89–99 Euro [Stand 08-2022]. Einfache Rezeptverlängerungen von Patienten, die gut auf das Cannabis eingestellt sind, kosten 59–69 Euro [Stand 08-2022]. Ein eigenes Canify Clinics Konto sowie grafische Online-Auswertungen gehören zum kostenlosen Service.
nowomed – Telemedizin durch Cannabis-Ärzte in Deutschland
nowomed ist an neun verschiedenen Standorten in Deutschland vertreten: In Berlin, Köln, München, Hamburg, Braunschweig, Nürnberg, Rostock, Stuttgart und Frankfurt [Stand 03-2023]. Auch hier handelt es sich um Zusammenschlüsse von Kooperationsärzten, die als Cannabis-Ärzte tätig sind.
nowomed versteht sich als Telemedizin-Plattform, die nach der ausführlichen, persönlichen Erstuntersuchung dem Patienten alle Folgebesprechungen und Rund-um-Service online zu Hause anbietet. Erstgespräche kosten hier 79–109 Euro, Folgetermine 79 Euro und die Ausstellung von Folgerezepten 17 Euro [Stand 03-2023].
Enmedify – bald zehn Standorte von Cannabis-Ärzten in Deutschland?
Auch bei Enmedify bewegen sich die Preise im gleichen Rahmen: 90–120 Euro für den Ersttermin vor Ort und 60–90 Euro für die (Online-)Folgetermine [Stand 08-2022]. Vor dem Ersttermin ist ein kostenloser, ärztlicher Screeningfragebogen auszufüllen.
Enmedify kommuniziert wie die meisten Cannabis-Arzt-Plattformen nach außen wenig darüber, wer konkret die kooperierenden Cannabis-Ärzte sind. Standorte gibt es in München, Köln, Berlin, Hamburg und Frankfurt am Main. In weiteren fünf deutschen Städten sind Standorte in Planung.
Kanna Medics – Cannabis-Ärzte online finden
Auch Kanna Medics verfolgt das Vorgehen wie Enmedify, dass man zunächst einen Fragebogen hochlädt. Nachdem dieser durch einen Cannabis-Arzt gecheckt wurde, wird man zum medizinischen Erstgespräch vor Ort (ca. 90 Euro) eingeladen und untersucht. Folgetermine können wieder online alle 4–8 Wochen stattfinden (ca. 60-90 Euro) [beides Stand 08-2022].
Auch Kanna Medics ist an zehn Standorten in Deutschland vertreten, als einziger auch im äußersten Südwesten in Freiburg, was es für Patienten, die Cannabis-Ärzte im Schwarzwald suchen, sicher attraktiv macht.
Dr. Ansay – gewagtes Modell
Dr. Ansay ist nicht nur als Cannabis-Arzt bekannt. Die Plattform hat sich bereits einen Namen gemacht als Anbieter für hürdenfreie Online-Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen sowie als Aussteller von 2G- und 3G-Attesten. Das Vorgehen hier anders: Der Patient lädt zunächst einen Diagnose-Nachweis hoch, dass er unter Symptomen leidet, die mit Cannabis therapiert werden können.
Anschließend entscheidet ein Arzt per Telemedizin, ob eine Rezeptausstellung sinnvoll ist. Gleichzeitig kann man auf Dr. Ansay auch im Cannabis-Shop direkt Marihuana online auf Rezept kaufen. Somit ist Dr. Ansay wahrscheinlich die Cannabis-Rezept-Plattform mit der geringsten Hürde, allerdings auch ohne persönliche Vor-Ort-Untersuchung. Wie umfangreich die ärztliche Auseinandersetzung mit dem Patienten und die Abwägung, ob Cannabis für ihn geeignet ist, wird auf der Website nicht deutlich. Kosten für das Rezept: 59 Euro, und 1 g Cannabis gibt es für 9 Euro gleich dazu [Stand 08-2022].
Wichtiger Hinweis: Dieser Anbieter hat seinen Unternehmenssitz in Malta. Die von Dr. Ansay vorgenommene Verflechtung von Arzt und Apothekenservice verstößt vermutlich gegen das Zuweisungsverbot nach deutschem Recht. Achten Sie bitte darauf, dass ein eventueller Rechtsverstoß des Unternehmens zu einer Unwirksamkeit der Rezepte führen könnte. In der Folge würde man Cannabis von einem illegalen Anbieter beziehen und somit selbst gegen geltendes deutsches Strafrecht verstoßen.
Cannabis gegen Schmerzen – so hilft medizinisches Cannabis
Vor allem im Bereich der Schmerztherapie hat sich medizinisches Cannabis einen Namen gemacht. Der Einsatz von Cannabis gegen Schmerzen ist dabei sehr vielfältig: Relativ gesichert ist, dass THC bei neuropathischen Schmerzen wirkt, also bei Schmerzen, die direkt in den Nerven entstehen und nicht etwa nur durch diese übertragen werden. Doch auch bei Kopfschmerzen und Migräne deuten Studien auf eine positive Wirkung hin, wobei hier weniger TCS als Ursache vermutet wird, sondern das Zusammenspiel diverser Cannabinoide aus medizinischen Cannabisblüten.
Rheumatologen sind häufig eher skeptisch, Hanftropfen gegen Schmerzen einzusetzen, da die Studienlage gering ist. Für sonst austherapierte Patienten könnte der Einsatz von Cannabinoiden aufgrund seiner nachweislich entzündungshemmenden Wirkung aber durchaus auch hier ein lohnenswerter Versuch sein. Ein bekannter Cannabis-Arzt in der Rheumatologie ist Prof. Dr. Xenofon Baraliakos im Rheumazentrum Ruhrgebiet.
Gerade im Bereich der Fibromyalgie probieren Patienten oft jahrelange diverse Therapieansätze erfolglos aus – verständlich, dass hier die Hoffnung auf eine Wirkung von Cannabinoiden hoch war, als 102 Patienten an einer Studie teilnahmen. Das Ergebnis gibt vorsichtigen Grund zur Hoffnung: Bei etwa der Hälfte konnten Schmerzmedikamente abgesetzt werden und bei über 30% verbesserten sich Depression und Angst. Das Fatigue-Syndrom nahm dabei allerdings leider eher zu.*
Dass Cannabis Schmerztherapie positiv beeinflussen kann, kann man also so behaupten. Es kommt allerdings darauf an, woher die Schmerzen rühren, mit welcher Krankheit sie einhergehen und auch welche medizinische Cannabissorten verwendet werden (also welche Cannabinoide in welcher Konzentration eingesetzt werden). Cannabis-Ärzte setzen sich genau mit diesen Fragen zum Thema Cannabis gegen Schmerzen auseinander.
*Giorgi V et al. Adding medical cannabis to standard analgesic treatment for fibromyalgia: a prospective observational study. Clin Exp Rheumatol. Jan-Feb 2020;38 Suppl 123(1):53-59.
Cannabis-Ärzte: Medizinisches Marihuana – Darreichungsformen
Wie die Wirkung von Hanf als Arzneimittel ist, hängt auch von der Darreichungsform und Dosierung des medizinischen Marihuanas zusammen. Cannabis als Medizin wird sehr häufig oral in Form von öligen Tropfen (hochkonzentriertes Cannabis-Vollspektrum-Öl) verabreicht oder als Kapseln.
Wenn man THC gegen Schmerzen einsetzt, ist natürlich die möglichst genaue Dosierbarkeit des THC wichtig. Dies ist bei Tropfen gegeben. Bei Kopfschmerzen ist das Verdampfen / Inhalieren mit einem Cannabis-Vaporizer häufig das Mittel der Wahl: Die Wirkung tritt hier besonders schnell ein.
Auch auf welche Hanfsorte der Cannabis-Arzt zurückgreift ist selbstverständlich ausschlaggebend für die Wirkweise: Der Sativa-Indica-Unterschied ist hier wichtig, mit dem sich der Arzt befasst haben sollte. Hierbei handelt es sich um zwei unterschiedliche Hanfsorten, die eine eher klein und buschig wachsend (Indica), die andere wiederum kann mehrere Meter hoch wachsen (Sativa). In ihrer Reinform würde das Rauchen der Cannabisblüten der beiden Hanfsorten folgende Wirkungen haben:
- enthält vergleichsweise mehr THC als die Indica-Pflanze
- wirkt energetisierend, erzeugt „kreative Ideen“ oder auch Lachanfälle
- erhöht Wachsamkeit und Konzentration, fördert das Wohlbefinden
- reduziert Übelkeit und fördert Appetit
- enthält vergleichweise weniger THC als die Sativa-Pflanze und entsprechend mehr CBD
- wirkt sedierend und beruhigend, eher körperbetont als bewusstseinserweiternd
- fördert den Schlaf
- Einsatzerfahrungen bei Schmerzen, Muskelspasmen, Tremor, Gelenksteifigkeit
Es gibt viele Hybridzüchtungen von Cannabis Sativa und Cannabis Indica, mit denen sich ein Arzt befasst haben sollte, um die Wirkweise des medizinischen Marihuanas, das er verschreibt, besser zu verstehen und auch die möglichen Nebenwirkungen des Cannabis abschätzen zu können.
CBD bei ADHS – Wirksamkeit möglich, aber nicht erwiesen
Dass THC beziehungsweise Dronabinol Schmerztherapie oftmals gut unterstützen kann, ist bekannt (gerade wenn es um neuropathische Schmerzen geht). Bei welchen Krankheitsbildern eine Cannabistherapie noch Wirkung zeigen könnte, ist häufig mehr aus Erfahrungsberichten als aus Studien ablesbar. So liest man in vielen Foren von der erfreulichen Wirkung von CBD bei ADHS. Eine Studie mit 30 Teilnehmern, welche die Wirkung des Medikaments „Sativex“ mit einer Placebogruppe verglich, konnte keinen signifikanten Unterschied zwischen den beiden Gruppen hinsichtlich kognitiver Leistung und Aktivitätslevel finden. Im Bereich Impulsivität und Hyperaktivität schnitt die Sativex-Gruppe aber tatsächlich besser ab.
Es gibt also Hinweise, dass bei ADHS Cannabis beziehungsweise Cannabis-Produkte helfen können. Inwiefern dabei eher Dronabinol Wirkung zeigt oder CBD, ist nicht hinlänglich erforscht. Die positiven Erfahrungsberichte in Foren beziehen sich meist auf Patienten, die eigenständig eine Cannabistherapie gestartet haben. Sie nutzten also freiverkäufliche CBD-Produkte (weniger als 0,2 % THC), wie man sie in jedem CBD-Shop oder einer Cannabis-Apotheke erhält. Dies deutet darauf hin, dass CBD bei ADHS das eher wirksame Cannabinoid sein könnte.
Cannabis-Ärzte wissen, wie Cannabisöl Krebs-Patienten hilft
Fragt man ob medizinisches Cannabisöl Krebs heilen kann, ist die Antwort Nein. Es geht hier vielmehr um die Linderung von Symptomen der Erkrankung oder der Chemo- / Strahlentherapie. Es gibt zwar tatsächlich erste erfolgreiche Studien, die eine Hemmung des Wachstums von bestimmten Krebszellen mittels Cannabidiol zeigen. Allerdings waren diese Versuche bisher nur einzelne Zellexperimente. Studien an Krebspatienten gibt es bislang keine und so stellt Cannabis aktuell definitiv keine Alternative zu herkömmlichen Krebs-Therapie-Methoden dar.
Da Cannabisprodukte gegen Schmerzen jedoch hinlänglich erforscht sind, nutzt die Schmerztherapie Cannabinoide auch bei Krebspatienten. Das kann als Palliativmaßnahme erfolgen, oder um die Schmerzen, die durch eine erfolgreiche Therapie entstehen, zu reduzieren. Das können Rückenschmerzen vom Liegen ebenso sein wie Nervenschmerzen, Kopfschmerzen oder Übelkeit. Die Cannabispflanze hat die Fähigkeit, viele dieser Symptome zu lindern. Ob Cannabisöl Krebs tatsächlich auch heilen könnte, muss weiter erforscht werden.
Cannabis-Apotheke: BtM-Rezepte vom Cannabis-Arzt einlösen
Brauchen Patienten einen „Dealer ihres Vertrauens“, um an der nächsten Ecke das Cannabis-Rezept einzulösen? Nein, natürlich nicht. Jede Apotheke oder Online-Apotheke muss ein Rezept für Cannabis annehmen und das verschriebene Medikament bestellen und ausliefern. Bestimmte Cannabis-Apotheken, also Apotheken, die sich auf den Verkauf von medizinischem Cannabis spezialisiert haben, bevorraten auch diverse Cannabis-Medikamente.
Der Vorteil an spezialisierten Apotheken ist auch, dass sie oft eine breite Auswahl an Cannabisblüten liefern können. Möchte ein Cannabis-Arzt einem Patienten also die Cannabisblüte in Reinform verschreiben und nicht etwa als konzentrierte Öl-Tropfen oder Kapseln, kann sich der Patient an eine solche Apotheke wenden. Am besten ist es dafür, einfach „Cannabis Apotheke“ zu googeln. Welche Cannabissorten Apotheken verkaufen, listen sie manchmal auch auf ihrer Website auf. Patienten können hier Cannabisblüten kaufen, die garantiert von hoher Qualität sind.
CBD-Apotheke: Freiverkäufliches CBD kaufen
Immer mehr Apotheken werden auch zu „CBD-Apotheken“, ohne sich direkt auf Cannabis zu spezialisieren. Sie bevorraten dann zwar nicht unbedingt THC-Tropfen, haben aber Hanf-Tropfen mit CBD in ihrem freiverkäuflichen Sortiment. Dass auch bei solchen Hanftropfen Apotheken gute Ansprechpartner sind, liegt an der Qualität der Produkte. CBD-Apotheken stellen sicher, dass Kunden nur Cannabisöl kaufen, das als medizinisches Cannabis geeignet ist und hohe Qualität hat.
Was gegen den Kauf von freiverkäuflichen Cannabisöl-Kapseln oder CBD-Cannabisöl in der Apotheke spricht, ist, dass viele Apotheker sich noch wenig mit dem Thema beschäftigt haben. Eine ausgiebige Beratung in einer Filialapotheke wird man oft vermissen. Selbst bei einer CBD-Apotheke, die das Produkt vertreibt, fehlt manchmal die Erfahrung. In Online-Shops erhält man häufig ausführlichere Informationen zu CBD-Wirkung und Cannabisöl-Anwendung. Außerdem vertreiben Online-CBD-Shops meist ein besonders vielfältiges Sortiment – von Cannabisöl-Kapseln über Hanf-Tropfen mit Melatonin zum Einschlafen bis hin zu CBD-Gummibärchen.
Vorsicht ist jedoch geboten: Patienten sollten die mögliche Werbe-Intention eines CBD-Shops mit freiverkäuflichen Produkten immer hinterfragen. Die Qualität und die Erfahrungen mit den Produkten sollten auf unabhängigen Seiten evaluiert werden. Ein guter Cannabis-Arzt sollte sich auch mit freiverkäuflichen Produkten beschäftigen und so seinen Patienten gezielt bestimmte Hersteller empfehlen oder davon abraten können.
Cannabisöl-Wirkung: Cannabis-Ärzte beraten in puncto Dosierung
Dass Cannabisöl Wirkung auf unseren Körper hat, liegt an unserem Endocannabinoid-System. Die Cannabinoid-Rezeptoren CB1 und CB2 werden beim Einnehmen von Cannabis-Tropfen aktiviert, wodurch – je nachdem welche Rezeptoren wie stark aktiviert werden – bestimmte Effekte entstehen. Den Mechanismus unseres Endocannabinoid-Systems lernen Ärzte im Medizinstudium nicht. Ein Cannabis-Arzt muss sich dieses Wissen selbst aneignen. Hat man die Wirkweise einmal verstanden und weiß, welche Cannabinoide welche Rezeptoren aktivieren, dann kann man auch die Wirkung von Cannabis gezielter steuern.
So können Cannabis-Ärzte gezielt THC-Tropfen verabreichen und durch die richtige Dosis und das Verhältnis von THC, CBD und anderen Cannabinoiden aber die psychoaktiven Dronabinol-Nebenwirkungen möglichst gering halten.
Ob Sie für CBD-Produkte Apotheke, Online-Shop oder Drogeriemarkt aufsuchen, ist Ihnen überlassen. Der Vorteil von Apotheken ist mit Sicherheit, dass Sie sich dort auf eine kontrollierte Qualität verlassen können. Allerdings haben noch nicht alle Apotheker heute mit CBD-Produkten Erfahrungen und können nicht immer umfassend beraten. In Online-Shops finden sich häufig praktische Infotexte zur CBD-Wirkung und Sie können nicht selten aus einem vielfältigeren Produktsortiment wählen, ob Sie nun CBD-Fruchtgummi oder CBD-Kapseln kaufen möchten.
Dieser Artikel beinhaltet lediglich allgemeine Informationen zu einem Gesundheitsthema und dient somit nicht der Selbstdiagnose, -behandlung oder -medikation. Er ersetzt keinesfalls einen Arztbesuch. Individuelle Fragen zu Krankheitsbildern dürfen unsere Redakteure nicht beantworten.
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