Wie wirkt Cannabis gegen Schmerzen?

Die pharmakologisch aktiven Substanzen im Cannabis nehmen Einfluss auf die für das Schmerzempfinden verantwortlichen Rezeptoren im zentralen Nervensystem. Dadurch wird die Freisetzung von Neurotransmittern gehemmt und Schmerz-Informationen können nicht unter den Nervenzellen weitergegeben werden.

Schmerzen sind die vielleicht wichtigste Indikation für eine Cannabis-Therapie. mediorbis gibt Antworten auf wichtige Fragen:

  • Wie wirkt Cannabis gegen Schmerzen?
  • Welche Cannabisprodukte gegen Schmerzen gibt es?
  • Was ist wirkungsvoller – THC-haltiges medizinisches Cannabis vs. CBD in Reinform?
  • Welche anderen Krankheitsbilder können mit Cannabis behandelt werden?
  • Welche Cannabis-Nebenwirkungen gibt es?
  • Wie ist die Cannabis-Rechtslage in Deutschland?

Cannabis gegen Schmerzen: Wirksame Cannabinoide

Abbildung von männlichem Rücken mit Ansicht der Wirbelsäule: Cannabis gegen Schmerzen wirkt durch Cannabinoide.
Dass Cannabis gegen Schmerzen wirkt, ist vor allem den Cannabinoiden zu verdanken: CBD und THC im Verbund können entzündungshemmend und schmerzlindernd wirken.

Cannabis gegen Schmerzen ist im Idealfall immer eine individuell angepasste Therapie. Das gelingt immer besser, weil nach vielen Jahren mit sehr überschaubarer Studienlage neue Forschungsergebnisse vorliegen, die den Zusammenhang zwischen Hanfpflanze und Schmerz besser verstehen lassen. Fest steht definitiv: Die medizinisch interessantesten Wirkstoffe sind die in den Blüten und blütennahen Blättern enthaltenen Cannabinoide.

Mehr als 100 verschiedene Cannabinoide wurden bisher im Cannabis gefunden. Sie sind entscheidend für die Cannabis-Wirkung. Zu den bekanntesten gehören dabei Cannabidiol (CBD) und Tetrahydrocannabinol (THC). CBD wirkt unter anderem antikonvulsiv (entkrampfend), neuroprotektiv (Nervenzellen schützend) und antioxidativ (gegen Oxidation wirkend). THC werden unter anderem antiemetische (Brechreiz mindernd), appetitstimulierende, schmerzlindernde, entzündungshemmende und muskelentspannende Wirkungen zugeschrieben. Außerdem wirkt es psychotrop (die Psyche beeinflussend) und darf deshalb ab einer Konzentration von über 0,2 Prozent nur in Cannabis-Apotheken gegen Vorlage eines Betäubungsmittelrezepts (BtM-Rezept, Cannabis-Rezept) abgegeben werden. Mögliche Darreichungsformen sind Cannabisblüten (medizinisches Cannabis), aber auch THC-haltige Fertig- und Rezepturarzneimittel (zum Beispiel Dronabinol-Tropfen).

Lehnt die Krankenkasse die Kostenübernahme ab, bleibt als einzige Lösung, ins eigene Portemannaie zu greifen. Das BtM-Rezept wird dafür trotzdem benötigt.

Schmerztherapie mit Cannabis: von Arthrose bis Spannungskopfschmerz

Cannabis gegen Schmerzen: Eine Schmerztherapie mit Cannabis kann helfen.
Kopfschmerzen: Eine von vielen Indikationen für eine Schmerztherapie mit Cannabis.

Von 2007 bis 2016 erhielt ein kleiner Patientenkreis von der Bundesopiumstelle Ausnahmegenehmigungen, um Hanfpflanzen legal zuhause zu ziehen und so eine ärztlich begleitete Selbsttherapie mit Cannabisblüten umzusetzen. Die erteilten Genehmigungen dokumentieren gut das breite Anwendungsspektrum von Cannabis gegen Schmerzen und bei anderen Krankheitsbildern: Die Patienten litten an mehr als 50 verschiedenen Erkrankungen oder Symptomen. Nicht immer wurde das Cannabis gegen Schmerzen eingesetzt – aber häufig. Patienten, die eine Schmerztherapie mit Cannabis erhielten, litten an:

  • Arthritis – Entzündung eines Gelenks
  • Arthrose – Schädigung des Gelenkknorpels
  • Clusterkopfschmerz – starke einseitige Kopfschmerzen an der Schläfe oder um die Augen
  • Colitis ulzerosa – CED, chronisch-entzündliche Darmerkrankung
  • Fibromyalgie – auch Fibromyalgiesyndrom genannt. Chronische Schmerzerkrankung, die sich durch Schmerzen in verschiedenen Körperregionen äußert
  • Hyperalgesie – erhöhte Schmerzempfindlichkeit
  • Menstruationsbeschwerden
  • Migräne – anfallsartiger, in unregelmäßigen Abständen wiederkehrender Kopfschmerz
  • Neuralgien – Nervenschmerzen
  • Parästhesien – Missempfindungen wie Taubheit, Kribbeln, Brennen oder Stechen bei Diabetes mellitus oder Aids
  • Restless-Legs-Syndrom – chronische neurologische Erkrankung mit intensiv-unangenehmem Bewegungsdrang meist in den Beinen
  • Schmerzen bei hypertoner Muskulatur und Spasmen
  • Spannungskopfschmerz
  • Phantomschmerzen

Cannabis wirkt gegen Schmerzen, weil es unter anderem mit dem Endocannabinoid-System – einem Teil des menschlichen Nervensystems – interagiert.

Wirkung von Cannabis gegen Schmerzen

Menschliches Nervensystem zeigt die Wirkung der Cannabispflanze.
CB1-Rezeptoren spielen eine wichtige Rolle bei der Wirkung von Cannabis. Sie befinden sich im Zentralnervensystem, insbesondere im Gehirn und im Rückenmark.

Die Wirkung von Cannabis geht vor allem von den in den Cannabisblüten vorkommenden pharmakologisch aktiven Cannabinoiden aus. CBD werden dabei die meisten Effekte auf den menschlichen Körper zugeschrieben, THC wiederum die stärksten. Viele wahrscheinliche Wirkungen der zahlreichen Cannabinoide sind jedoch noch nicht ausreichend erforscht.

Fest steht, dass Cannabis die beiden körpereigenen endogenen Cannabinoid-Rezeptoren (CB1 und CB2) aktiviert. Die wiederum hemmen die Freisetzung von Neurotransmittern aus den präsynaptischen Nervenzellen und beeinflussen so das zentrale Nervensystem. In Regionen, die für Schmerzempfinden, Motorik aber auch Lernen zuständig sind, findet sich vor allem CB1. Im Immunsystem und den Lymphozyten hingegen hauptsächlich CB2. Das erklärt die Wirkung von Cannabis gegen Schmerzen und Entzündungen.

Medizinisches THC-Cannabis vs. reines CBD

Cannabis gegen Schmerzen: Medizinisches Cannabis und CBD
Die Pro- und Contra-Liste bei der Gegenüberstellung von medizinischem Cannabis vs. CBD muss patientenindividuell aufgestellt werden.

Mit medizinischem Cannabis sind in der Regel die getrockneten Cannabisblüten von Hanfpflanzen gemeint, die streng kontrolliert speziell zu medizinischen Zwecken angebaut werden. Für Patienten, die Cannabis gegen Schmerzen konsumieren, hat das wesentliche Vorteile: Sie erhalten geprüfte Qualität und einen möglichst konstanten Wirkstoffgehalt über den kompletten Behandlungszeitraum.

Die Blüten enthalten eine große Anzahl an Cannabinoiden und weiteren pharmakologisch wirksamen Bestandteilen wie Terpene und Flavonoide. Eines der enthaltenen Cannabinoide ist CBD. Dieser Wirkstoff kann mittels verschiedener Verfahren aus der Cannabispflanze extrahiert werden, um in Reinform vorzuliegen.

CBD-Extrakte dienen unter anderem der Herstellung von reinen CBD-Ölen. Im Gegensatz zu reinen CBD-Ölen enthalten Vollspektrum- oder Breitspektrum-Öle weitere Bestandteile der Cannabispflanze.

Im Kontext medizinisches Cannabis vs. CBD spielt der Entourage-Effekt eine wichtige Rolle. Dieser besagt, dass die verschiedenen Inhaltsstoffe von Hanfpflanzen zusammen eine stärkere Wirkung haben als die Summe der Wirkungen der einzelnen Inhaltsstoffe. Es wird angenommen, dass der Entourage-Effekt die Wirksamkeit von Cannabis gegen Schmerzen erhöht und möglicherweise auch das Risiko von unerwünschten Nebenwirkungen reduziert. Gleichzeitig gilt speziell der Wirkstoff CBD als besonders verträglich und selbst in hohen Dosierungen als nebenwirkungsarm. Das könnte für die Einnahme reiner CBD-Präparate anstatt von medizinischem Cannabis gegen Schmerzen sprechen.

Experten-Meinung vom Cannabis-Arzt

Cannabis gegen Schmerzen: "Cannabis. Verordnungshilfe für Ärzte"

Die Auswahl des richtigen Cannabis-Medikaments richtet sich nach den Zielsymptomen und der individuellen Erfahrung des Patienten. Cannabis-Arzt Dr. Franjo Grotenhermen kennt sich mit dem Potenzial von Cannabis gegen Schmerzen aus. Er erklärt in seiner Publikation „Cannabis. Verordnungshilfe für Ärzte“ zur Auswahl des geeigneten cannabisbasierten Medikaments:

Je nach Zusammensetzung der Cannabinoide und Terpene der Pflanze, die sich in ihrer Gesamtwirkung gegenseitig beeinflussen, ergeben sich unterschiedliche Wirkweisen. Diese Unterschiede können bei einigen Indikationen von Bedeutung sein. So hemmt CBD einige THC-Wirkungen, darunter insbesondere die Appetitsteigerung, sodass bei Anorexie am ehesten CBD-arme bzw. -freie Medikamente eingesetzt werden sollten. Andererseits kann eine CBD-haltige Zubereitung bei chronischen Entzündungen, Angststörungen sowie Übelkeit und Erbrechen sinnvoll sein, da CBD antiinflammatorische [entzündungshemmend], anxiolytsche [angstlösend] und antiemetische [Übelkeit und Erbrechen unterdrückend] Eigenschaften besitzt.

Dr. Franjo Grotenhermen

Diese Überlegungen gelten grundsätzlich im Zusammenhang mit der medizinischen Verwendung von Cannabis und somit natürlich auch, wenn Cannabis gegen Schmerzen zum Einsatz kommt.

Die Cannabis-Rechtslage

Die Cannabis-Rechtslage in Deutschland unterscheidet zwischen medizinischem Cannabis gegen Schmerzen oder andere gesundheitliche Beschwerden auf der einen und Cannabis als Droge auf der anderen Seite. Vor- und Nachteile der Legalisierung von Hanf beleuchtet Dr. Peter Cremer-Schaeffer, Facharzt für Anästhesiologie und Leiter der Bundesopiumstelle in seiner Veröffentlichung „Cannabis. Was man weiß, was man wissen sollte“. Die Bundesopiumstelle ist eine Abteilung des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte.

"Cannabis. Legal und was jetzt?"

Es sind zwei Themen, die heute zu Cannabis diskutiert werden müssen – beide sind strikt voneinander zu trennen. Einerseits geht es um den Einsatz von Cannabis als Medizin, andererseits um Cannabis als Droge oder Genussmittel. Die eine Diskussion betrifft Patienten mit schweren chronischen Erkrankungen. Patienten, die seit Jahren starke Schmerzen haben, unter Multipler Sklerose leiden oder denen aufgrund einer Chemotherapie ständig übel ist. Patienten, denen übliche Arzneimittel nicht mehr helfen. Denen mit Cannabis vielleicht geholfen werden kann. Die andere Diskussion wird von Menschen getragen und betrieben, die in Cannabis ein Genussmittel sehen, das für alle Erwachsenen verfügbar sein sollte. Sie treffen dabei auf Gegner einer Cannabis-Legalisierung, die Cannabis für eine gefährliche Droge halten und das bestehende Verbot verteidigen wollen.

Dr. Peter Cremer-Schaeffer

Fakt ist, Cannabis ist in Deutschland offiziell kein Genussmittel. Cannabis wird den Drogen zugeschlagen.

Über die aktuell geltenden Bestimmungen ebenso wie über die rechtlichen Folgen informiert sehr detailliert die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung.

Medizinisches Cannabis: Deutschlands Cannabis-Gesetz

Auszug aus dem Gesetz zur Änderung betäubungsmittelrechtlicher und anderer Vorschriften in Deutschland vom 06.03.2017

Das Cannabis-Gesetz wurde im Januar 2017 verabschiedet. Zwei Monate später trat es in Kraft. Damit sollte Patienten der Zugang zu Cannabis gegen Schmerzen oder andere gesundheitliche Beeinträchtigungen erleichtert werden. Das Cannabis-Gesetz legt fest, dass

  • Ärzte Cannabis (Blüten oder Extrakte) verschreiben dürfen,
  • die gesetzlichen Krankenkassen die Kosten für eine Cannabis-Therapie in vielen Fällen erstatten,
  • eine Cannabisagentur den Anbau von medizinischem Cannabis in Deutschland per Ausschreibung regelt und
  • mittels einer Begleiterhebung Daten zur Wirksamkeit und Sicherheit von Cannabis-Arzneimitteln gesammelt werden [zwischenzeitlich abgeschlossen].

Erste Voraussetzung zur Verschreibung von Cannabis gegen Schmerzen ist, dass eine allgemein anerkannte, dem medizinischen Standard entsprechende Leistung entweder nicht zur Verfügung steht oder beim Patienten nicht (mehr) (ausreichend) wirkt.

Cannabis-Legalisierung: Legalize it – so einfach ist das nicht

Cannabis gegen Schmerzen: Gras als Genussmittel.
Cannabis-Legalisierung als Genussmittel oder doch Droge: Freizeitkiffern ist es im Zweifel egal.

Genussmittel sind in Deutschland als Nahrungsmittel definiert, die nicht primär ihres Nährwerts wegen konsumiert werden. Tabak, Kaffee und Schokolade gehören dazu. Alkohol auch. Cannabis dagegen gilt wie Crystal Meth, Koks und Heroin nicht als Genussmittel, sondern als Droge.

Inzwischen aber ist Bewegung in die Politik gekommen und die Ampelregierung unter Kanzler Olaf Scholz hat angekündigt, auch Cannabis als Genussmittel verfügbar machen zu wollen. Oder, wie es Reggae-Ikone Peter Tosh in einem Song ausdrückt: „Legalize it!“ – Cannabis legalisieren. Der gute Wille ist da, die Umsetzung inklusive Organisation vertrauenswürdiger Verkaufsstellen gestaltet sich allerdings deutlich komplexer als vermutet. Unter anderem auch, weil internationales Recht nur erlaubt, ausschließlich in Deutschland produziertes Gras in den Verkauf für den Freizeit-Chill zu geben. Die in Deutschland produzierte Menge medizinisches Cannabis – weniger als drei Tonnen jährlich – würde noch nicht einmal den geschätzten aktuellen Bedarf in Hamburg, geschweige denn in Berlin decken.

Cannabis ist deutlich weniger toxisch als Alkohol und in der Summe seiner Risiken auch weniger gefährlich als Nikotin. Aber: Schwerer Cannabis-Missbrauch kann eben auch psychisch abhängig machen und bei sehr langem Missbrauch zu Persönlichkeitsveränderungen führen. Starker Konsum beeinträchtigt langfristig sogar die Fortpflanzungsfähigkeit von Männern. Dänische Forscher haben 2015 veröffentlicht: Regelmäßiger Cannabis-Konsum führte bei 1.215 untersuchten Männern zu einer 29 Prozent niedrigeren Spermienzahl und einer 28 Prozent geringeren Spermienkonzentration.

Bis Cannabis offiziell als Genussmittel eingestuft oder legalisiert wird, gilt:

  • Jeglicher Besitz von Cannabis und Cannabisprodukten (Haschisch, Marihuana) ist illegal und strafbar. Es droht eine Freiheitsstrafe von bis zu fünf Jahren oder eine Geldstrafe.
  • Bei Besitz einer geringen Menge Cannabis zum Eigengebrauch kann die Staatsanwaltschaft von Strafverfolgung absehen. Aber sie muss es nicht.
  • Die Bundesländer definieren „geringe Menge“ unterschiedlich. Der Toleranzbereich variiert zwischen 6 Gramm und 15 Gramm. Wobei immer zwischen Brutto- und Netto-Gewicht unterschieden werden muss. Zehn Gramm Cannabis mit einem THC-Gehalt von 20 Prozent enthalten zwei Gramm reines THC. Oft ist die THC-Menge der für die Strafverfolgung relevante Wert.
  • In einigen Bundesländern soll das Verfahren bis zu diesem Grenzwert eingestellt werden, in anderen kann es eingestellt werden. Liegt die Menge oberhalb des Grenzwerts, darf das Verfahren meist nicht eingestellt werden.
  • Bei Fremdgefährdung kommt es eigentlich immer zu einer Verurteilung. Eine Fremdgefährdung wird zum Beispiel angenommen, wenn der Konsum in einer Schule stattfindet.
  • Geben Erwachsene über 21 Jahren Cannabis an Minderjährige unter 18 Jahren Cannabis ab, droht eine Freiheitsstrafe von mindestens einem Jahr.

Ausnahmen davon gelten für medizinisches Cannabis gegen Schmerzen und bei anderen Fällen, in denen eine ärztliche Verordnung vorliegt.

Medizinische Indikationen für Cannabis

Univerisität Wien, an der zu medizinischen Indikationen von Cannabis geforscht wird
An der Universität Wien ebenso wie an etlichen Hochschulen weltweit wird rund um medizinische Indikationen von Cannabis geforscht.

Cannabis gegen Schmerzen ist eine Einsatzmöglichkeit in der Medizin. Daneben gibt es weitere medizinische Indikationen für eine Cannabistherapie. Etablierte Indikationen für Cannabismedizin sind:

  • Appetitlosigkeit und Kachexie bei Krebs– oder HIV / Aids-Patienten
  • Dravet-Syndrom
  • Lennox-Gastaut-Syndrom
  • neuropathische und chronische Schmerzen
  • tuberöse Sklerose
  • Übelkeit und Erbrechen für cannabisbasierte Medikamente

Weitere mögliche Indikationen, zu denen aber erst eine geringe Anzahl kontrollierter Studien vorliegt, sind:

  • ADHS
  • Angststörungen
  • COPD (chronisch-obstruktive Lungenerkrankung)
  • Depressionen
  • Dystonie / Dyskinesie (Bewegungsstörungen)
  • Entzündungen
  • Glaukom
  • Harnblasendysfunktion bei multipler Sklerose (MS)
  • Morbus Crohn
  • Morbus Parkinson
  • Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS)
  • Querschnittslähmung
  • Reizdarm
  • schizophrene Psychosen
  • Schlafstörungen
  • Tourette-Syndrom
  • Tremor

Laut einer Erhebung vom Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) wird Cannabismedizin gegen Schmerzen am häufigsten und erfolgreichsten eingesetzt. Von den teilnehmenden Ärzten, die Cannabinoide verschrieben hatten, haben 56 Prozent die Zusatzqualifikation „spezielle Schmerztherapie“.

Auffallend ist, dass sich je nach Fachrichtung Schwerpunkte bei der Arzneiwahl herauskristallisiert haben: Anästhesisten haben vor allem Dronabinol (reines THC) verschrieben. Allgemeinmediziner (Hausärzte) haben besonders häufig ein Cannabis-Rezept für medizinische Cannabisblüten ausgestellt und Neurologen für das Cannabis-Mundspray Sativex.

Auch die Forschungsergebnisse einer Gruppe um den Neurobiologen Tibor Harkany von der Medizinischen Universität Wien gehen in diese Richtung. Harkany hält Cannabinoid-basierte Medikamente gerade für die Schmerztherapie und bei Epilepsie nicht nur wie üblich als Begleittherapie, sondern als primäre Therapieform für sinnvoll und viele weitere medizinische Indikationen für denkbar.

Cannabisprodukte gegen Schmerzen: mit und ohne Rezept

Verschiedene Hanfprodukte gegen Schmerzen auf einem Holzbrett und einem Cannabisblatt.
Je nach THC- und CBD-Gehalt sind Cannabisprodukte gegen Schmerzen verschreibungspflichtig.

Es gibt viele Cannabisprodukte gegen Schmerzen. Je nach Inhaltsstoffen ist zwischen rezeptfrei erhältlichen und rezeptpflichtigen Cannabisprodukten gegen Schmerzen zu unterscheiden. Bei den verschreibungspflichtigen Produkten gibt es Präparate, für die ein herkömmliches Arzt-Rezept ausreicht, und solche, für die ein spezielles Cannabis-Rezept (Betäubungsmittelrezept) erforderlich ist. Des Weiteren ist bei den nicht verschreibungspflichtigen Cannabisprodukten zwischen apothekenpflichtigen und nicht apothekenpflichtigen Produkten zu unterscheiden.

Rezeptpflichtige Cannabisprodukte gegen Schmerzen

Alle Produkte, die mehr als 0,2 Prozent THC und / oder Teile der Cannabispflanze enthalten (ausgenommen Hanfsamen), sind apotheken- und verschreibungspflichtig.

Ein Beispiel für ein solches verschreibungspflichtiges Cannabis-Medikament, für das ein BtM-Rezept nötig ist, ist Dronabinol (THC). Dronabinol wird in Apotheken in Form von Kapseln und Ölen (Tropfen oder Spray) zur Verfügung gestellt. Gleiches gilt für Canemes-Kapseln, die das synthetische THC-Derivat Nabilon enthalten. Canemes ist offiziell zwar zur Behandlung von Übelkeit und Erbrechen bei Chemotherapie-Patienten sowie zur Verbesserung des Appetits bei AIDS-Patienten zugelassen, aber Studien weisen auf die Wirksamkeit gegen Schmerzen hin. Denn Nabilon hat eine analgetische, also schmerzlindernde Wirkung.

Ein weiteres Beispiel ist der Cannabisextrakt Sativex. Das Spray enthält THC und CBD und erzielt nachweislich klinisch relevante Verbesserungen bei der Schmerzintensität und der Schlafqualität bei Patienten mit peripheren neuropathischen Schmerzen.

Produktverpackung Sativex

Auch wenn Blüten von Cannabis gegen Schmerzen verschrieben werden, ist ein BtM-Rezept erforderlich. Welche Cannabissorte der Arzt Schmerzpatienten verschreibt, hängt unter anderem von der Art und Schwere der Schmerzen sowie der individuellen Reaktion des Patienten auf das Medikament ab. Cannabis auf Rezept wird jedoch nicht immer von den Krankenkassen gezahlt. Dann besteht die Option, die Cannabisblüten als Selbstzahler in einer Apotheke zu beziehen.

  • CBD-reiches Cannabis ist bei chronischen Schmerzen und entzündlichen Erkrankungen üblich. Cannabis Flos 1/17 IMC ist eine medizinische Cannabissorte, die 17 Prozent CBD bei nur 1 Prozent THC enthält.
  • THC-reiches Cannabis gilt als besonders wirksam bei der Behandlung von neuropathischen Schmerzen. Peace Naturals 26/1 ist eine medizinische Cannabissorte, die 26 Prozent THC bei 1 Prozent CBD enthält.
  • Es gibt aber auch Studien, welche die Kombination von THC und CBD und ihre synergetische Wirkung bei der Schmerzbehandlung untersuchen. Die medizinische Cannabissorte CannabiStada 7/7 bietet mit je 7 Prozent ein ausgewogenes Verhältnis an THC und CBD.

Ein herkömmliches Arzt-Rezept reicht übrigens bei dem rein CBD-basierten Arzneimittel Epidiolex aus.

Rezeptfreie Cannabisprodukte gegen Schmerzen

Produktverpackung RubaXX Cannabis CBD Gel

Rezeptfrei in manchen Apotheken, Drogeriemärkten und anderen Shops sind CBD-Öle, CBD-Salben und CBD-Cremes erhältlich. Das RubaXX Cannabis CBD-Gel wird offiziell als Kosmetikum vertrieben.

CBD ist ein Wirkstoff, der sich als analgetisch (schmerzlindernd) und entzündungshemmend erwiesen hat. Neben vielen Einzelberichten gibt es auch Studien, die darauf hinweisen, dass CBD bei der Behandlung von chronischen Schmerzen, insbesondere bei Schmerzen, die durch Entzündungen verursacht werden, wirksam sein kann. Die Studienlage ist allerdings noch begrenzt. Wichtig zu wissen: Nicht alle CBD-Öle sind gleich. Es gibt Unterschiede hinsichtlich der CBD-Konzentration, der Qualität etc. und diese Faktoren beeinflussen die Cannabisöl-Wirkung.

Die Schwelle des Seriösen wird spätestens überschritten, wenn ein Produkt als Hanföl gegen Rückenschmerzen oder ganz allgemein als Hanföl gegen Schmerzen deklariert ist, anstatt als CBD-Öl. Hanföl ist schlicht ein Speiseöl, das aus Hanfsamen gepresst wird. Hanfsamenöl enthält von Natur keine Cannabinoide.

Cannabis-Nebenwirkungen

Cannabis gegen Schmerzen: Blutdruck wegen einer möglichen Cannabis-Nebenwirkung.
Kreislaufprobleme: Eine der möglichen Nebenwirkungen von Cannabis.

Cannabis hat viele medizinisch wertvolle Eigenschaften und damit einhergehend auch Nebenwirkungen. In der Veröffentlichung „Cannabis. Verordnungshilfe für Ärzte“ schreiben die Autoren dazu:

Cannabis wirkt nicht spezifisch. Die in dem einen Fall erwünschte Wirkung kann in dem anderen Fall unerwünscht sein, wie beispielsweise Sedierung, Steigerung des Appetits und Relaxierung der Muskulatur. Vor allem in Fällen, in denen nur durch vergleichsweise hohe Dosen der gewünschte Effekt erzielt werden kann, muss erst durch Ausprobieren ein individuell annehmbarer Kompromiss zwischen unerwünschten und erwünschten Wirkungen gesucht werden. […] Akute Nabenwirkungen betreffen vor allem die Psyche und Psychomotorik (Euphorie, Angst, Müdigkeit, reduzierte psychomotorische Leistungsfähigkeit) sowie Herz und Kreislauf (Tachykardie, Blutdruckabfall, Schwindel, Synkope). Cannabis wird langfristig im Allgemeinen gut vertragen.

Dr. Klaus Häußermann und Dr. Franjo Grotenhermen

Zu beachten ist auch, dass nur bei Konsum von medizinischem Cannabis ein standardisierter THC- und CBD-Gehalt gewährleistet ist. Wer beispielsweise Cannabis-Samen einer bestimmten Sorte selbst anbaut, muss sich darüber im Klaren sein, dass sich die Konzentration der Inhaltsstoffe in seiner Pflanze aufgrund der individuellen Anbaubedingungen ggf. deutlich von den Werten unterscheidet, die gemeinhein für das Kultivar kommuniziert werden.


Dieser Artikel beinhaltet lediglich allgemeine Informationen zu einem Gesundheitsthema und dient somit nicht der Selbstdiagnose, -behandlung oder -medikation. Er ersetzt keinesfalls einen Arztbesuch. Individuelle Fragen zu Krankheitsbildern dürfen unsere Redakteure nicht beantworten.

Bildquellen zum Ratgeber: „Cannabis gegen Schmerzen“

Beitragsbild: iStock.com/Esther Kelleter, Foto 1: iStock.com/Yuri_Arcurs, Foto 2: iStock.com/eternalcreative, Foto 3: iStock.com/magicmine, Foto 4: iStock.com/LightFieldStudios, Foto 5: ©Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, Foto 6: ©S. Hirzel Verlag GmbH, Foto 7: ©Bundesanzeiger Verlag GmbH, Foto 8: iStock.com/skynesher, Foto 9: iStock.com/pressdigital, Foto 10: iStock.com/narong niamfoi, Foto 11: ©Almirall, Foto 12: ©PharmaSGP GmbH, Foto 13: iStock.com/mixetto

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